Um es gleich vorweg zu nehmen: Ja, „The Walking Dead“ bleibt auch in Folge 3 von Staffel 9 auf gutem Niveau. Unlogische Manöver, Logiklücken oder missglückte Dialoge gehören offensichtlich der Vergangenheit an. Dass die Staffel so einen guten Eindruck hinterlässt, liegt offensichtlich vor allem an den Akteuren hinter der Kamera. Beim Blick auf die Einschaltquoten in den USA kann man nur sagen: hoffentlich nicht zu spät.
Denn es ist viele Jahre her, dass eine Staffel von TWD so schlecht startete wie in dieser Season. Kein 5 Millionen Zuschauer schalteten letzte Woche ein – dabei hatte die Folge sicher mehr verdient, wie Maik in seinem Review darstellte. das gilt auch für Folge 3.
Denn Corey Reed, den wir von vielen Folgen von „Da Vinci’s Demons“ und „Medium“ kennen, erzählt die Geschichte behutsam und gefühlvoll weiter. Etwa, wenn sich Rick und Michonne für das Leben entscheiden, wenn sie einfach einmal einen Tag genießen, wie man es früher gemacht hat, wenn sie wie Dorothee in Oz einfach mal der heutigen grauen Welt entfliehen. Passend dazu liest Rick aus Lyman Frank Baums Klassiker vor, ehe sie die bunte Welt wieder verlassen müssen, um sich der grauen Realität zu stellen.
Hier haben Rick & Co. Mühe, die gespaltenen Lager auseinander zu halten. Zu groß ist das Misstrauen, das zusätzlich durch die geheimnisvollen Tode einzelner Saviors wächst. Der Konflikt wird zu einer Grundsatzentscheidung hochstilisiert, zwischen einer Entscheidung für das gemeinsame Leben oder für eine Trennung zwischen den einen und den anderen. Die Entscheidung fällt ganz zum Schluss, und sie dürfte weitreichende Folgen für die weitere Geschichte haben. Mir hat am Ende sehr gut gefallen, wie Dan Liu das inszeniert: Wie sich Maggie und Daryl abwenden, nachdem klar ist, warum die Saviors ihrer Meinung nach den Tod verdient haben. Sowohl die Perspektiven bei der Diskussion um Leben und Tod als auch der Abschluss, bei dem wir im Hintergrund die Hinrichtung sehen, der Fokus aber auf unseren beiden Hauptakteuren bleibt. Klar ist auch, wie es dann weitergehen muss: Maggie und Daryl sehen wir jetzt von hinten, wie sie sich auf machen nach Alexandria. Negan bekommt Besuch.
Anders als sonst sind auch die Nebenschauplätze gut angelegt. Es bleibt unklar, zu wem Anne Kontakt aufnimmt, was es mit dem Helikopter auf sich hat, und was eine Person für die Gruppe A oder B qualifiziert. Ist das eine erste Verbindung zu den Whisperers, die in den Comics eine wichtige Rolle spielen, hier aber noch gar nicht auftauchen? Ich hatte ja schon vermutet, dass wir bei der einzigen Walker-Action in der Folge einen ersten Whisperer zu sehen kommen, denn derweil Maggie die Walker weglockt, bleibt einer am haus stehen. War dann aber doch ein Fehlalarm – vorerst, vermutlich.
Auf jeden Fall haben die TWD-Akteure es geschafft, aus dem qualitativen Tal herauszukommen. Der schlechte Einfluss hat sich offensichtlich Richtung FTWD verabschiedet, so dass wir bei TWD doch wieder solide Serienunterhaltung geboten bekommen. Hoffentlich hält’s noch eine Weile an.
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