Wie meine Kollegen vor mir habe ich mir jetzt auch mal eine Serie genommen, die ich reviewtechnisch begleiten möchte. Es wurde „Agents of S.H.I.E.L.D“, was bei meinem Background als bester Comicblogger Deutschlands (wer tief stapelt, kann nicht gewiwnnen) eigentlich überhaupt nicht verwunderlich ist. Weil ich allerdings nicht so super gerne trockene Reviews zu Episoden einer Serie schreibe, wird das hier mehr ein Monolog über die Serie, in dem ich mir selbst Fragen stelle und sie beantworte. Das führt dazu, dass ihr ab dem ersten Satz bereits mit Spoilern rechnen müsst, aber das könnt ihr euch ja sicher schon denken.
Worum geht es da eigentlich grob?
Natürlich kennt ihr S.H.I.E.L.D, wenn ihr die letzten Jahre nicht völlig blind durch die Kinowelt gewandert seid. Das ist nämlich diese staatliche Organisation, die hinter den Helden aufräumt, sie begleitet und eher im Verborgenen dafür sorgt, dass die Welt nicht vor die Hunde geht. In den Comics wird S.H.I.E.L.D von Nick Fury angeführt, der hier im Piloten aber noch keine Erwähnung findet. Dafür ist aber Agent Paul Coulson zurück, der seinen Tod in „The Avengers“ nur fakte, um das Team enger zusammen zu schweißen. Außerdem haben wir auch einen Gastauftritt von Colbie Smulders als Agent Maria Hill, die wir aus dem selben Film kennen. Hier bleibt echt zu hoffen, ob sie eine beständigere Rolle bekommt, aber tatsächlich kommt es hier eher auf die eigentlichen Mitglieder des Teams an, das Coulson betreut.
Und welche sind das und sind sie cool?
Agent Coulson kennen wir ja alle schon aus den Filmen, den Snippets und überhaupt ist er eigentlich der bekannteste Charakter des Teams. In der Serie aber merkt man, dass er ein ziemlich guter Anführer zu sein scheint, einerseits ein bisschen nerdy und tollpatschig, trotzdem aber stark und bestimmt und ganz sicher auch unkonventionell.
Zum anderen haben wir da Melinda May, gespielt von Ming-Na Wen. Damit haben wir schon mal eine äußerst erfahrene und sehr gute Seriendarstellerin, die ich immer total gerne sehe. Sie spielt eine super Pilotin (bei S.H.I.E.L.D ist alles super), ist Waffenexpertin und kann auch ziemlich gut Marial Arts, hat im ersten Moment aber keine Lust auf einen neuen Kampfeinsatz und ist recht zufrieden mit ihrem Schreibtischjob. Natürlich kann Coulson sie überzeugen, dem Team beizutreten.
Dann gibt es da noch Brett Dalton, der zum Anfang der Folge für das Team rekrutiert wird, eigentlich ein Einzelgänger ist und mit Menschen nicht so richtig gut klar kommt, trotzdem aber verpflichtet wird. Aus seiner Perspektive lernen wir das Team und die Organisation kennen und können uns ein bisschen mit ihm identifizieren, aber das geht schnell vorbei.
Außerdem gibt es da noch das Wissenschaftlerduo Fitz und Simmons. Sie ist Expertin für Lebensformen jeglicher Art, er bastelt gerne an Technikkrams herum und beide sind vermutlich eigentlich die selbe Person.
Während der Folge kommt auch noch Skye hinzu, die von ihrem Van aus bloggt und manchmal S.H.I.E.L.D hackt, ein Superheldenfangirl ist und der Organisation anfangs noch skeptisch gegenübersteht, aber eigentlich keinen Grund findet da nicht mitzumachen.
Und was geschieht nun im Piloten?
In der ersten Folge werden gleich alle Verhältnisse zwischen den Personen geklärt, das man direkt weiß, wo man sich befindet und wer bereits wen kennt und was hier eigentlich los ist. Das ist sicher typisch für einen Piloten, aber eben auch total wichtig. Außerdem, und das ist ein bisschen interessant, bekommen wir offenbar auch gleich den Superschurken, der allerdings weder benannt, noch gezeigt wird. Wir wissen lediglich, dass es eine Organisation zu sein scheint, die Geräte (Centipedes genannt) an die Unterarme von Leuten bastelt, die Supersoldatenserum, Gammastrahlung und Extremis verabreichen. Eben alles, was Superhelden machen kann.
Die erste Folge verfolgt dabei einen Typen, der eben jenes Gerät bekam und einen leichten Heldenkomplex entwickelt, ziemlich schnell wahnsinnig wird und, typsich für Extremis, zu explodieren droht. Die Gang muss nun versuchen ihn zu retten, ohne ihn zu töten, und dabei schnell sein, dass nicht noch Unschuldige in Mitleidenschaft gezogen werden.
Och, schon wieder Extremis?
Das ist auch, für mich, schon der erste Kritikpunkt. Extremis. Ich las so viele Comics, in denen es eine Rolle spielte, „Iron Man 3“ handelte davon und sowieso finde ich das ein bisschen einfach. Sicherlich macht es Sinn, weil es das Marvel-Film-Universum nochmal weiter ausbaut, aber es fühlt sich ein bisschen uninspiriert an (zur Erinnerung: Extremis ist eine künstliche Substanz, welche die DNA umbaut und dem Patienten neue Fähigkeiten verleiht. Sei es Superstärke oder eben auch Anschlüsse für den Iron-Man-Suit auf dem Körper, wenn man Tony Stark ist (siehe den Comic „Iron Man: Extremis“ – ziemlich cool!). Blöd ist nur, dass es höchst instabil ist und Leute gerne mal explodieren lässt). Aber das ist schon okay, damit lässt sich arbeiten.
Und ist es Joss? Ja?
Es fühlt sich so hart nach Joss Whedon an, es ist einfach herrlich. Die Charaktere kommen vielleicht ein bisschen aus der jeweiligen Schublade, aber sie sind detailliert gezeichnet, haben Persönlichkeit, Ecken und Kanten und sind eben einfach Originale, wie man es von Joss Whedon schon kennt. Das ist seine, und auch die der Serie, große Stärke. Hier machen die eigentlichen Geschichten genauso viel Spaß, wie das Betrachten der Charaktere beim Sie-selbst-sein. Sie sind witzig, reissen Sprüche, die vermutlich zu bekannten Zitaten werden, mit denen sich Fans untereinander verständigen können, und ganz wichtig: Die Serie nimmt sich selbst nicht so richtig ernst. Wenn man solch eine Serie nämlich macht, ist es immer schwierig, wenn alles bierernst ist. Über sich selbst lachen können, das kann Joss Whedon wunderbar.
Die schönsten Momente?
„With great power comes a ton of weird crap you are not prepared to deal with“, als Skye den Extremis-Typen versucht zu überzeugen, an die Öffentlichkeit zu treten. Ein fliegendes Auto, ein Gastauftritt von Ron Glass, der mich einfach „SHEPHERD!“ schreien liess. Cosplayer vor den Stark-Building, die Sache mit dem Wahrheitsserum. Vermutlich grinsen hier nur Leute, die das tatsächlich sahen, aber allein der Pilot hat schon so viele schöne Momente. Ich bin begeistert.
Dran bleiben oder liegen lassen?
Vermutlich ist es nicht schwer zu erraten, dass ich hellauf begeistert bin. Das wird vermutlich eine sehr gute Serie, die mir sehr viel Spaß bereiten wird und die hoffentlich nicht bereits nach einer Staffel abgesetzt werden wird. Hoffentlich. Bitte. Bittebitte.
Jonas Meinung
Ich bin sehr skeptisch an die Serie herangegangen, der Hype erschien mir einfach zu groß. Aber schlecht ist die Serie – bzw. die erste Folge – schon Mal nicht, das steht fest. Zugegeben, man sollte Superhelden Filme mögen, lehnt man diese kategorisch als Unsinn ab, braucht man auch SHIELD nicht zu schauen. Alle anderen, die bei Iron Man schmunzeln und sich auch nicht für den letzten Hulk Film zu schade waren, kommen auf ihre Kosten.
Mir gefällt es richtig gut, dass die Serie direkt an die Avengers anknüpft. Der Kampf um New York und der (fast-)Tod von Agent Phil werden aufgegriffen. Dagegen ist die Story der ersten Folge jetzt nicht sooo spannend, aber sie dient dazu die Charaktere kennen zu lernen. Das gelingt auch, wobei die Dialoge mir teilweise etwas zu komödiantisch sind und – zumindest in dieser Folge – die Charaktere arg eindimensional gezeichnet werden; aber darauf kann man sich mit dem Wissen, dass es ja weiter geht, einlassen.
Was gebe ich dem SHIELD-Einstand? Die Begeisterung von Marco kann ich nicht teilen, dafür besteht meiner Meinung nach noch zu viel Verbesserungspotenzial, aber eine 3+ von mir ist drin.
Ich finde der Pilot lässt sehr viel Luft nach oben offen. Was sehr gut ist, weil dann wird es alles besser als es eh schon ist. Gut ist, dass der harte Einzelgängeragent zwischen den ganzen Nerds (auch Coulson) ein bisschen beknackt rüberkommt. :)
Ich hoffe ein bisschen sehr, dass sie da noch mehr Marvel einbauen egal in welcher Form. und wenn nur irgendwo ein rotblauer Typ im Hintergrund vorbei schwingt.
Marco, ich stimme dir da voll und ganz zu. Fand die erste Folge auch super und bin gespannt, was sie da noch draus machen. Tolle Charaktere und Dialoge, wie man sie von Joss kennt. :)
Grrr… Argh…
Ich denke auch, dass noch Luft nach oben ist. Die typische Whedhon-Schreibe war zwar erkennbar, die Charaktere haben auch Potential, doch der Fall an sich war irgendwie lahm. Aber das wird noch. Da bin ich mir fast sicher.
Fand es für eine Pilotfolge auch sehr gut – es waren coole Momente bei (Spiderman-Ansatzzitat, Cosplayer, Serum) in der Tat. *ABER*
— und ab hier SPOILER —
Was ich mich die ganze Episode lang gefragt habe: Wieso um Alles in der Welt haben die Jungs von SHIELD nicht ein einziges mal mit der einzigen Überlebenden des Anschlags gesprochen?! Hallo?! Statt dessen macht man die Hackerin ausfindig, die den Typen gefilmt hat, rekonstruiert aufwändig die Explosion – bei einem einzigen Gespräch mit der Überlebenden hätte man diese Fragen stellen können, gar müssen. Aber die Dame hat man einfach komplett links liegen lassen!
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