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Krönender Abschluss-Exkurs

Review: The Walking Dead S10E22 – Here‘s Negan

ACHTUNG: SPOILER !!
6. April 2021, 20:04 Uhr
SPOILER !!
Maik
06.04.21

Ich hatte im Zuge der vergangenen Wochen und den ausgestrahlten Bonus-Folgen zur zehnten Staffel „The Walking Dead“ bereits von der relativen Besonderheits-losigkeit geschrieben, die sich einzustellen droht, wenn sich mehrere gleichsam besondere Dinge aneinanderreiht. In diesem konkreten Beispiel geht es um Exkurs-Episoden. Die sind super frisch und bieten Abwechslung, wenn sie – wie sonst zumeist üblich – inmitten lauter normaler Folgen positioniert werden. Das nimmt etwas Tempo raus und weiß einzelnen Figuren/Handlungen einen außerordentlichen Fokus zu verpassen, der schon auch irgendwie wichtig ist, sich aber wie ein kleiner Bonus anfühlt. Nun hatten wir davon in den letzten Wochen bereits fünf und zuletzt hat es sich leider wirklich etwas wie Füll-Material angefühlt. Aber für die (nun aber auch wirklich!) staffelabschließende Folge hatte ich mir aufgrund des Titels und meiner Comic-Vorkenntnisse bereits so einiges erwartet – und ich sollte nicht enttäuscht werden. Und das, obwohl es doch etwas anders ablief, als gedacht.

„I know, it‘s not what I promised, but given our less recent history – it‘s better than you deserve.“ (Carol)

Beinahe plump werden wir zunächst daran erinnert, dass Maggie Negan noch immer nicht sonderlich mag. Selbst ein locker besungener Spaziergang mit Hershell Junior und ein fleißig hämmernder Negan wissen sie und ihn nicht davor abzuschrecken, bohrende Blicke auszutauschen. Jaja, wir haben es ja verstanden… Selbst bei Carol ist der Groschen gefallen, so dass sie Negan ins Exil schickt, genauer gesagt in die Holzhütte im Wald, die kürzlich erst Daryls Geschichte gestützt hatte. Dort setzt ziemlich schnell ein interessantes Selbstgespräch zwischen dem heutigen, geläuterten, und dem früheren, Sprüche wie Schläger schwingenden Negan, was auch visuell in zumindest einer Einstellung ganz gut inszeniert worden ist, wie ich finde.

„Hey, little piggy…“ (Negan)

Augenscheinlich um sein altes Ich zu reaktivieren, kehrt Negan zurück zum alten „Rick-Baum“, wo er nach Lucille sucht. Dass er jetzt derart zielstrebig unterwegs ist, nachdem er ja bereits zuvor nach „ihr“ gesucht hatte, wirkt etwas seltsam, aber gut, nennen wir es mal Eingebung.

Zeitsprung. 12 Jahre zuvor bekommen wir eine Biker-Jacke der „Valaks Vipers Ohio“ zu sehen. Interessant fand ich, dass zumindest bei mir direkt die Frage aufkam, ob das nun vor oder nach dem Ausbruch der Apokalypse spielt. Schnell stellt sich heraus, dass danach. Und wir springen direkt nochmal „zwei, drei Tage“ weiter zurück. Denn dann hatte Negan ein Medizin-Duo überfallen, wobei er von seiner späteren Handlangerin überwältigt worden war. Mit einem Baseballschläger…

Und es geht noch eine Zeitebene zurück. Zunächst nur kurz, indem Negan davon berichtet, dass er die Chemotherapie seiner Frau (die wahre Lucille) bestmöglich eigenständig weitergeführt hat, nachdem die Welt zusammengebrochen war. Neben dem Gesicht bekommen wir nachfolgende vor allem die Art der wahren Lucille zu sehen – tough, kess und charmant.

„Turn the generator back on. I wanna watch a movie.“ (Lucille)

Nach und nach bekommen wir zu sehen, wie das uns bekannte, postapokalyptische Negan-Bild zusammengesetzt wird. Allem voran natürlich durch die coole Lederjacke für den sonst eher Hoodie tragenden Sportlehrer.

„Happy anniversary!“ – „Happy anniv… wait – you actually know, what day it is?!“ (Lucille & Negan)

Wobei, streng genommen war er ja gar kein Sportlehrer mehr. Denn nachdem einige Anspielungen gemacht worden waren, wird es im letzten rückwärtigen Zeitsprung konkret. Nochmals sieben Monate zuvor bekommen wir „Zocker-Negan“ zu Gesicht, was ein wahrlich skurriler Anblick ist. Allgemein gab es ja in letzter Zeit recht wenige Szenen aus der Vor-Welt zu sehen, aber er mit Videospiel-Controller in der Hand und Headset am Kopf? Knaller!

Es türmen sich jedenfalls die negativen Ereignisse für Lucille. Negan hat seinen Job verloren, weil er jemanden ins Krankenhaus geschlagen hat und lügt sie offenkundig an, hängt lieber bei seiner Affäre ab, als ihren wichtigen Arzt-Termin zu begleiten, an dem sie ihre Krebs-Diagnose erhält. Die Szene im Auto war einfach nur verdammt stark. Toll gespielt von Hilarie Burton (die man übrigens aus „One Tree Hill“ kennen könnte) und vor allem sehr nah inszeniert, so dass man ohne große visuelle oder akustische Effekte die Eindringlichkeit und Anspannung der Situation spüren kann, die sich in einer explosiven Wegfahrt entlädt.

„…they are eating the flesh of the people they kill…“ – „Shut up and play some god-damn music!“ (Radiosprecher & Lucille)

Angenehm finde ich, dass nicht wild immer wieder zwischen den Zeitebenen gewechselt wird. Grob betrachtet haben wir uns bis hierher stets rückwärtig bewegt, ab jetzt geht es wieder gen Gegenwart – Schicht für Schicht.

Aus Hilflosigkeit verpfeift Negan die Ärzte und lässt diese hilflos zurück. Dass die Bande den Van mitgenommen und erst vor Ort genau dann unter lauten Schreien ausgeräumt hat, als er da gerade unsicher aufstieg können wir in der Klischee-Zufalls-Kiste einordnen, aber gut, Zufälle geschehen, es muss nicht immer alles Sinn ergeben.

Die ganz große Dramatik folgt aber erst. Negan kommt mit den notwendigen Präparaten zurück und findet Lucille nur noch untot vor. Sie wollte nicht dahin vegetieren und hat Selbstmord begannen, mit einer letzten Bitte an ihn, sie nicht „so“ zu lassen. Jeffrey Dean Morgan spielt die über ihn hereinbrechende Verzweiflung exemplarisch gut! Auch die wechselwirkenden Gedanken, die zwischen „Ich will sie noch einmal für mich haben“, „Ich will im Tode mit ihr vereint sein!“ und „Jetzt erst recht!“ wandeln, werden glaubhaft übermittelt. Ein absoluter Wendepunkt für die Figur des Negan, die bis dahin bereits eine gewisse Wandlung durchgenommen hatte, die jetzt in gewisser Weise umschlägt.

Denn neben einer Lederjacke und einem Baseballschläger hat er so einige andere Dinge aus den uns gezeigten Passagen mitgenommen. Rhetorisch scheint Negan sich einiges vom Baker-Gang-Boss abgeguckt zu haben, zumindest, was Bösewicht-Smalltalk im 1:1-Monolog anbelangt. Vor allem aber hat er die Handbremse gelöst und zu seinem wahren Ich zurück gefunden. Das, was durch Gesetze und Gesellschaft zunächst zurückgehalten worden war, als böse galt. Auch in der Folge hatte er erst Scheu davor, einen Walker zu töten, nachdem er aber die untote Lucille verbrannt hatte, hat er gleich mal ein Reihe noch lebender Menschen umgehauen. Mit der neuen Lucille.

„I was a bad man. Then…“ (Negan)

Bei der Befreiungsaktion mit dem Arzt könnte man mal wieder den Zufall mit der Seil-Anbringung an exakt der einen Strebe nennen, an der eine entsprechende Mutter angebracht und von Negan bereits angelöst worden war, aber geschenkt. Spätestens hier ist eh jeder Fan bereits hellauf dem Negan-Fieber verfallen! Okay, vielleicht alle bis auf Maggie. Die hat nämlich nur einen ihrer Blicke für Negan über, nachdem der wieder von seinem Hütten-Exkurs zurückkehrt…

Was für eine Folge. Emotional, erklärend, einfach gut! Einige Punkte waren mir durch den Comicband „Here’s Negan“ (Partnerlink) bereits bekannt und doch hat sich alles neu und aufregend angefühlt. Meinen Hut ziehe ich vor der zeitlichen Inszenierung, die Verschachtelung der Ebenen hat wirklich ziemlich elegant funktioniert. Auch der Rahmen mit den ausgetauschten Blicken, die doch eine völlig andere Charakter-Konstellation mit sich bringen, empfand ich als sehr gelungen. Negan ist wieder da. In gewisser Weise. Und doch hat er mit seinem alten, brachialen Negan-Dasein abgeschlossen. Mit dem gebrochenen Schläger ist auch im übertragenen Sinne ein Kapitel zu Bruch gegangen. Negan hat Abschied genommen. Von seiner echten Lucille und einem Abschnitt seines Lebens. Und doch wirkt er selbstsicherer denn je, aber ich denke, in positiver Manier.

Jedenfalls war diese Folge dann doch besonders. Sehr sogar. Nicht nur als beste dieses Bonus-Exkurses mit lauter Exkurs-Episoden, sondern auch eine der besten Folgen der Serie überhaupt, vor allem in der jüngeren Vergangenheit. Hier hat man es geschafft, eine Figur nochmal deutlich zu vertiefen, Emotionen zu überliefern, aber eben auch wichtige Erkenntnisse zu liefern. Und all das unter dem großartigen Schauspiel und vor allem mit deutlich weniger toughen One-Linern, als ich zunächst gedacht oder auch erhofft hatte. Aber auch so hatte „Here’s Negan“ so einiges zu bieten, das deutlich tiefer gegangen ist. Und die echte Lucille war vermutlich krasser, als Negan es je sein wird. Hut ab!

„The Walking Dead“ – Staffel 11?

Ja, die zehnte Staffel hat sich aus bekannten Gründen etwas gezogen, aber dafür müssen wir uns nicht mehr solange bis zur elften und finalen Staffel der Serie gedulden. Bereits ab 22. August geht es weiter!

Bilder: amc

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