Endlich Staffelfinale! Nein, nicht etwa, weil ich schon seit Wochen ob der herrschenden Dramatik auf den großem Scjlussakkord hinfiebere, sondern weil ich froh bin, dass es endlich vorbei ist. Zumindest vorerst und für eine Weile. Denn auch zum Abschluss der Staffel wissen die Macher nicht wirklich auf ein hohes Niveau zu gelangen, auch wenn es zumindest minimal besser als das Debakel vergangene Woche war. Dennoch bleibt die Serie einem Logik und sinnvoll bis konsequent handelnde Figuren weiterhin schuldig.
Dwight hat es leider nicht weit genug vom Elend weg geschafft. Dummerweise hat ihm niemand die Autoschlüssel mitgegeben. Dafür hört er zunächst seine seit Ewigkeiten verschollene Frau Sherry und dann laufen ihm auch noch einige reiterlose Paarhufer zu. Das Pferderflüster-Naturtalent lotst die alle zurück zur Stadt. Denn es braucht ja einen Grund, die Rettungsaktion Virginias zu hinterfragen. Dafür reicht es (neben den offensichtlichen Gründen bis zur letzten Episode) nicht aus, dass die Westernstadt offenkundig mal eine Kolonie war, deren neuerliche Räumung nicht von der Verwaltung unterstützt wird und eben die Ansage, dass man die Gruppe aufsplitten würde. Da strebt Morgan Jahre über immer danach, das „Richtige“ zu tun und dieses eine Mal kämpft er gegen alle Vor- und Anzeichen, um das Falsche zu machen. Aber ein paar Pferde, von denen man nicht mal mit Gewissheit weiß, wie lange sie bereits umherstreunen, geben den Ausschlag, es doch selbst zu versuchen…
„First we gotta take care of the dead, then we deal with Virginia.“ (Daniel)
Als Zuschauer denkt man in diesem Moment. „Puh, haben die doch noch die Kurve bekommen“. Und so beginnt unsere Gruppe, sich den Walkern zu widmen und einen perfiden Plan auszuhecken. Die Herde wird aus der Stadt gelockt, um sie als Überraschungs-Angriff gegen Virginia zu nutzen (wie das auch immer hätte aussehen sollen). Ganz nebenbei gibt das noch einen total romantischen Pärchen-Ausflug für Morgan und Grace – toll!
Eigentlich läuft alles nach Plan, doch weil Luciana vor Ort ist, wird die komplette Aktion abgeblasen. Während ich mir noch die Frage stelle, ob Virginia den mächtigen Panzer-Truck nicht schon längst nach dem Brückenfiasko hätte abholen können, verliert Dwight nicht nur die Kontrolle über, sondern auch sein Pferd. Und die Folge geht analog den Walkern den Bach runter. Die visuelle Anlehnung des Pferd-Sprunges an Comic-Vorlage und ich meine auch eine Szene aus der Mutterserie „The Walking Dead“ war ganz nett. Aber warum nehmen sie ihn nicht einfach mit auf eines der anderen Pferde? Es scheint sich doch um Zweisitzer-Modelle zu handeln. Stattdessen gibt es viel heiße Luft und eine komplett unnötige „harte Entscheidung“, die dazu führt, dass wichtige Munition verballert und Zeit verschenkt wird.
Aber kein Problem, denn Virginia braucht x-fach so lang, um zur Stadt zu gelangen, obwohl sie motorisiert ist. Okay, vielleicht muss sie einen Umweg fahren, aber die zeitliche Darstellung wird spätestens dann abstrus, wenn die Gruppe sich entscheidet, einfach mal drauf loszuleben für die Minuten, die ihnen bleiben. Also wird munter gemalt und eine Hochzeit vollzogen, bei der John zu Frodo Beutlin wird. Hach, was romantisch und toll und gefühlsduselig…
„Adios yesterday, hello tomorrow!“ (Virginia)
Fühlt man sich gerade emotional sowas von unterdramatisiert, erscheint Virginia. Das letzte bisschen Spannung wird durch Morgans Rede-Versuch aufgebaut, verpufft aber recht schnell. Das direkte Aufteilen auf Autos scheint auch den Standorten zu gelten und wirkt extrem bescheuert. Zumal selbst das frisch vermählte Paar sowie Daniel und Skidmark getrennt werden. Selbst wenn Virginia alle Beziehungen kennen würde und bewusst Einheiten auseinander zieht, müsste sie doch so gescheit sein zu wissen, dass gerade das eher zu Problemen führen dürfte. Und so kündigt Strand bereits an, das System „von innen“ zerstören zu wollen. Und die Ausrichtung für die nächste Staffel dürfte damit auch klar sein: Alle sind (mal wieder…) aufgesplittet, wollen wieder zusammen kommen und Virginia stürzen.
„I just resent your face so much!“ (Virginia)
Aber ganz vorbei ist es dann doch nicht, denn einen Kampf von Virginia gegen Morgan gibt es überraschender Weise doch noch. Jedoch einen sehr kurzen. Aber selbst in der Zeit schafft man es, mit Klischees und offenkundig inszenierten Momenten zu „glänzen“. Da liegt natürlich noch ein Walker mit einer geladenen Waffe in unmittelbarer Umgebung, die dann selbstredend im entscheidenden Moment streikt (oder nur eine Platzpatrone beinhält?). Zum Glück kommen aber noch ein paar Walker in die eigentlich gereinigte und befreite Stadt, um sich dem angeschossenen Morgan zu widmen, der sich an die schwangere Grace widmet. Was als Entfachung etlicher Twists und Emotionen gedacht war, lässt mich dann aber doch recht kalt. Alleine die Tatsache, dass man Morgan nicht sterben sieht, lässt einen faden Beigeschmack. Denn als ich seine auf Herz-Position liegende klaffende Wunde sah, war ich für einen kurzen Moment auch irgendwie erleichtert, hatte ich doch bereits eine FTWD-Zukunft ohne Morgan gesehen. Aber ich befürchte, wir bleiben beim „Yesterday“, das haben alleine seine letzten Worte „just live“ bereits indiziert…
Sorry, Morgan, aber ich habe es nicht gefühlt, das solltest du wissen. Minimal besser war das zwar schon als vergangene Woche, aber erneut baut die ganze Geschichte auf hanebüchenen Entscheidungen und Argumenten auf. Wirkliche Spannung kam auch kaum auf, weil die brenzligen Szenen zum einen nicht gut genug inszeniert wurden, zum anderen sich eigentlich alle dramatischen Momente sich bereits teils mehrfach vorab angekündigt hatten (alleine Dwight und sein ständiges Pferd-Zurechtzucken). Positiv empfand ich, dass erneut ein paar angenehme Kameraeinstellungen zu sehen waren, die auch an Panel-Perspektiven aus der großen Comic-Vorlage der Mutterserie erinnert haben. Auch hat man versucht, die ein oder andere Referenz auf Momente der Staffel zu bringen, aber ein gottgeschenkter Sonnenstrahl ist jetzt nichts, was mich die Folge feiern lässt. Und wenn einem Hauptcharaktere mittlerweile so egal sind, dass man im scheinbaren Todesfall eher Glück denn Trauer empfindet, kann es nicht wirklich gut um die Entwicklung einer Serie stehen.
Fear The Walking Dead Staffel 5 Review
„Fear The Walking Dead“ hatte bereits einige sehr schwache Staffeln, aber diese hat spätestens ab der zweiten Hälfte mal wieder neue Tiefen erreicht. Dass der eigentlich als schwach empfundene Staffelstart in der Nachbetrachtung noch als solide Phase erscheint, wirkt beinahe ironisch, dürfte aber auch der Tatsache geschuldet sein, dass selbst treue Fans des Franchises mittlerweile nur noch mit dem Kopf schütteln können. Darüber, dass die gleichen Fehler immer und immer wieder gemacht werden. Und auch wenn die Benotungs-Übersicht hier aus Einzelreviews von Michael und mir bestehen und somit nicht immer gleichen Maßstäben entsprechen, passt die Grundaussage denke ich für uns beide. Das war nichts.
Neben der Tatsache, dass man weiterhin dem Endlos-Richtigtuer Morgan und seiner wenig nachvollziehbaren Logik folgt, nervt mich, dass man die wenigen noch wirklich interessanten Charaktere in komplett seltsame Richtungen lenkt (Alicia) oder gar komplett auf die Auswechselbank verfrachtet (Strand). Dass neue Figuren hinzu kommen, konnte ich gutheißen, auch gefallen mir einige der Neuzugänge sehr, da gibt es Potenzial. Aber man hat das Gefühl, dass es bislang eh total egal ist, weil alles Morgan und seine Vision war. Da hat sich selbst der zu „The Walking Dead“-Zeiten noch konsequent handelnde Dwight als einstige Figur mit Charakter sehr schnell dem neuen Niveau angepasst.
Ja, okay, die kleine Liaison zwischen Morgan und Grace war an sich eine gute Idee, ich mag sie als Charakter sehr (meine Güte kann die gut singen!) und es war an der Zeit, Morgan aufzutauen. Aber oftmals wurden solch kleinen Nebengeschichten die eigentlich großen Dinge der Handlung untergeordnet. Dass man dieses Einkaufszentrum einfach links liegen hat lassen, will mir immer noch nicht ganz einleuchten. Und auch die Gegenspieler wirkten eher harmlos und vor allem nicht gradlinig genug in das Setting gesetzt.
Letztlich konnte man so aber mal wieder erfolgreich die Erwartungen an die kommende Woche startende Staffel „The Walking Dead“ senken, bzw. die Mutterserie in Relation zum Tochterformat in Glanz erstrahlen lassen. Wobei so gesunkene Erwartungen ja nicht zwangsläufig heißen, dass sie auch erfüllt oder übertroffen werden. Aber ich bin guten Mutes, dass dort die ganz große Durchhänger-Periode vorbei ist.
Ausblick auf Staffel 6 von „Fear The Walking Dead“
So leid es mir tut, aber ja – es wird weiter gehen. Ich frage mich jedoch, wie lange noch. Denn die Ratings sind auch diese Staffel wieder gen Keller gerast. Nach den noch 2,2 Millionen US-Zuschauern pro Folge der vierten Staffel, haben in der zweiten Staffelhälfte nur noch zwischen einer und anderthalb Millionen Leute eingeschaltet. Irgendwann muss amc einfach einsehen, dass es so keinen Sinn mehr macht. Aber solange man noch mehr Geld damit macht, als man reinsteckt (und so teuer dürfte diese Art der Produktion nun wirklich nicht sein), wird halt weiter gemacht.
Rein storytechnisch dürfte es die alte Leier werden. Die zerstreuten Figuren wollen und werden wieder zusammenfinden. Durchaus interessant könnte das Setting dabei eigentlich werden, dürften wir die angedeuteten unterschiedlichen Schausplätze (Bowlingbahn, Country Club, Rollerskate-Disco und Co.) zu sehen bekommen. Abwechslung vom ständigen Auf-der-Straße-Sein kann eigentlich nicht schaden und gerade die (natürlich bewusst) wild zusammengewürfelten Personen-Grüppchen könnten frischen Wind rein bringen. Wobei halt fraglich sein wird, ob zuletzt komplett untergetauchte Personen, wie die Kinder, überhaupt noch groß in Erscheinung treten werden. Aber Potenzial ist ja eh das eine, das gab es auch diese Staffel an etlichen Orten und in vielen Momenten, konnte aber nur selten auch nur annähernd ausgeschöpft werden. Umsetzung ist das andere. An eine gute Umsetzung glaube ich mittlerweile einfach nicht mehr. Und ich wette mit euch, dass Morgan und sein Stock noch auftauchen werden. Und dann werde ich „Adios Gestern, Hallo Morgan!“ schreiben. Schon einmal Entschuldigung vorab dafür.
Bilder: amc
Entschuldigung vorab angenommen. ;-)
Und danke, dass Du die Reviews übernommen hast; ich bin nach deinem Urlaub aus der Serie ausgestiegen – es ging einfach nicht mehr.
Hehe, danke. :) Und ich kann es dir absolut nicht verübeln. Wobei es so langsam in ein Stadium abdriftet, in dem man wenigstens viel zu Bemeckern hat, besser, als wenn der Notizzettel komplett leer bleibt ob Belanglosigkeit und Langeweile.
Das gesamte Thema „Wir helfen Menschen“ der fünften Staffel war völlig daneben. Die Dokumentarfilme waren lächerlich schlecht, die Art und Weise wie Morgan getötet wurde war beschämend.
Ehrlich gesagt finde ich es schockierend dass die gleichen Showrunner für die sechste Staffel verantwortlich sind. Dies war eine 5.Staffel ohne eine Geschichte. Es hat nie einen echten Bösewicht oder einen realistischen Konflikt gegeben. I Ich möchte dass sie diese Show beenden und Staffeln 4 und 5 aus meinem Gedächtnis streichen. Die Zuschauer von Walking Dead haben eine Petition gestartet : Eine von „BRINGBACKFEAR TWD“ auf Change.org eingeleitete Petition fordert dass Chambliss und Goldberg entfernt und durch den ursprünglichen Showrunner Dave Erickson ersetzt werden der die Serie gemeinsam mit dem Schöpfer von The Walking Dead, Robert Kirkman, kreierte. Hoffentlich hat die Petition Erfolg!
Ich fürchte, mittlerweile wird sich niemand mehr den Gefallen tun, das tote Pferd wieder reiten zu wollen. Aber ja, es muss sich drastisch was ändern, sonst kann man es gleich bleiben lassen.
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