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10 neue Folgen

Review: Atlanta – Staffel 3

Mini-Spoiler
24. Juli 2022, 18:51 Uhr
Mini-Spoiler
Michael
24.07.22

Ich hatte ja schon im Review der Auftaktfolge von Staffel 3 von „Atlanta“ geschrieben, dass die 3. Runde der Donald Glover-Serie anders startet als erwartet. Wobei, ‚erwartet‘ ist jetzt nichts, was man wirklich mit der Serie „Atlanta“ insgesamt in Verbindung bringen kann. Wie auch immer – auch im Laufe der 3. Staffel insgesamt gibt’s so einige Überraschungen. Die lineare Story mit Paper Boi & Co. wechselt sich ab mit einzelnen Folgen mit ganz eigenen Geschichten, eigenen Charaktere und eigenen Settings. Die Staffel wechselt zwischen linearer und Anthologie-Serie – ich habe lange überlegt, wie ich das finden soll.

Und ich glaube, ich hätte lieber nur eines der beiden Konzepte gehabt. Vorweg kann man sagen, dass trotzdem im Prinzip alle Folgen für sich gesehen ziemlich gut sind. Die letzten beiden Folgen fallen etwas ab, aber der Rest ist wirklich bemerkenswert. Über allem schwebt das Thema Rassismus, das mal weniger, oft aber deutlich stärker in den Vordergrund gestellt wird. Das passiert aber fast nie platt, sondern durchaus kreativ und mal ganz anders gedacht, als man es so kennt. Insofern alles sicher sehenswert, man muss nur an seinen Erwartungen schrauben, bevor man in Staffel 3 einsteigt.

Der Einstieg wie gesagt zeigt die Erlebnisse des Jungen Loquareeous, der in die Obhut zweier Frauen kommt, die schon mehrere Kinder aufgenommen haben. Dass die sehr merkwürdige Ansichten haben, wird schnell klar, und im Laufe der Folge fühlt man sich beim Zusehen immer unwohler, ehe die Episode mit dem Aufwachen von Earn endet. Damit steigen wir dann in die eigentliche lineare Handlung der Staffel ein, auf die wir gewartet haben: Neue Geschichten von Earn, Paper Boi und Darius, dieses Mal nicht in Atlanta, sondern in Europa. Donald Glover als Erfinder, Autor und Darsteller der Serie meint dazu, dass man Atlanta nicht nur geographisch verorten könne, sondern dass das ein besonderes Gefühl oder eine besondere Einstellung sei, die man überall finden könne. Insofern folgt der Schritt nach Europa keinem größeren Sinn, schadet jetzt aber auch nicht wirklich.

Um nochmal auf das mulmige Gefühl zu kommen, von dem ich bereits gesprochen habe – das beschleicht einen auch in den kommenden Folgen. Und das ist eine der großen Leistungen der Staffel, wie auch der Serie insgesamt, dass sie es vermag, auch solche Gefühle beim Zuschauen zu erzeugen. In Folge 2 ist es eine ungewöhnliche Trauer-Zeremonie für einen Mann, der im Sterben liegt. Van und Darius finden eine Adresse in einem Second-Hand-Laden und beschließen, zu dieser Adresse zu gehen – wo eben diese Trauerfeier stattfindet. In Folge 3 ist es eine Party bei einem Milliardär, der auf besondere Weise einen Baum zu schützen versucht, um den er sein Haus gebaut hat. Der Milliärdär Fernando und Paper Boi geraten im Laufe der Party aneinander, so dass das erst ruhige Setting vollkommen eskaliert.

Weiter geht’s mit der ersten Anthologie-Folge, bei der wir einem Mann namens Marshall Johnson folgen. Im Laufe der Folge werden die Weißen für Verbrechen an Schwarze verantwortlich gemacht, und das Bild von Schwarz und Weiß ändert sich im Laufe der Folge vollkommen. Marshall verliert sein eigentlich sicheres Leben und ist am Ende als Bedienung in einem Restaurant gelandet, wo fast nur reiche Schwarze als Gäste zu sehen sind.

Dann geht’s zurück zu Paper Boi – nach seinem Konzert ist sein Handy weg – was auch für mich eine eher unangenehme Vorstellung ist. Aber es kommt noch schlimmer: Das Team um Paper Boi haben einen Jungen namens Wiley in Verdacht, der sich den Jungs auch stellt, dabei sich aber immer rausreden kann. Das Gespräch mit ihm finde ich sehr unangenehm, weil er immer Ausflüchte kennt, immer einen Ausweg hat, nie auf den Punkt kommt. Mit solchen Menschen zu reden, finde ich immer extrem unangenehm, und auch Paper Boi merkt man an, dass ihm das Gespräch zu schaffen macht. Schließlich überwindet er sich, sich Wiley zu öffnen, der aber auch das einfach nur ausnutzt und abweisend bleibt. Auch wenn ich mich beim Schauen der Folge sehr unwohl fühle, gehört die Folge für mich mit zu dem besten der aktuellen Staffel. Das ist einfach ganz großartig geschrieben und inszeniert.

Die nächste Folge dreht sich um das Thema Mode und ist eher unspektakulär, zudem extrem fokussiert auf das Kernthema Rassismus. Das gilt auch für die nächste Folge, die wieder außerhalb des Paper Boi-Kontextes liegt. Gehen wir als schnell weiter zur Folge „New Jazz“, für mich die beste Folge der Staffel. Paper Boi zieht durch Amsterdam und gerät in einen Strudel absurder Situationen. Er stolpert zusammen mit Lorraine durch verschiedene Clubs und Lokale des Rotlichtviertels, landet schließlich in einem Laden namens „Cancer Club“, wo Paper Boi den Namen New Jazz verpasst bekommt. Er trifft dort Liam Neeson, der sich selbst spielt und auch eine wahre Story zum Rassismus aus seinem Privatleben in die Handlung mit einbringt. Neeson verweist auf einen realen Skandal im Jahr 2019: Als er seinen Film „Cold Pursuit“ bewarb, sagte er, dass er die Wut seiner Figur erzeugte, indem er an ein Erlebnis dachte, das er vor 40 Jahren hatte, als eine Freundin von ihm von einem Fremden vergewaltigt worden war. Nachdem Neeson erfahren hatte, dass der Angreifer ein Schwarzer gewesen sein soll, habe er die Zeit damit verbracht, durch diverse Gegenden zu gehen, in der Hoffnung, dass ein „schwarzer Bastard“ aus einer Kneipe kommen und es versuchen würde, damit Neeson ihn töten könne, so wie er sich ausdrückte. In dem Interview sagte er auch, dass er sich für die Erfahrung schäme und dass die Dinge, die er getan und gesagt habe, „schrecklich“ seien.

Zurück zur Folge: Am Ende landet Paper Boi zusammengebrochen am Straßenrand und liegt dort so, wie er am Anfang der Folge jemand dort hatte liegen sehen; er scheint sich selbst zu treffen – extrem schräger Moment, wie ich finde. Auch hier steigt wieder das Unwohlsein mit dieser Folge in einem hoch – für mich extrem erstaunlich, wie Donald Glover es immer wieder schafft, mit den Stories dieses Gefühl zu erzeugen. Ich erinnere nur nochmal an die Folge „Teddy Perkins“ aus Staffel 2.

Die letzten beiden Folgen fallen für mich dann nochmal etwas ab, weil sie einfach zu überdreht sind. Trotzdem ist auch Staffel 3 wieder extrem gut erzählt und inszeniert. Auf den Wechsel der Stories muss man sich wie gesagt einstellen, und man muss sich bewusst sein, dass das Thema Rassismus laufend serviert wird. Dann kann man sich auf eine tolle Stafel freuen, bei der man viel zum Nachdenken präsentiert bekommt und die einen auch im Nachgang noch das eine oder andere Mal beschäftigt.

Atlanta – kommt eine 4. Staffel?

Uns kurz zu machen: Ja. Eine abschließende 4. Staffel war direkt bestellt und zusammen mit Staffel 3 auch schon abgedreht. Nachdem wir vier Jahre auf Staffel 3 warten mussten, dürfte jetzt deutlich weniger Zeit zwischen den Staffeln liegen. Staffel 4 wird dann aber das Ende sein.

Bilder: FX

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