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Elena und Lila entwickeln sich in verschiedene Richtungen

Review: My Brilliant Friend (Meine geniale Freundin) – Staffel 2

Mini-Spoiler
19. Juni 2020, 16:59 Uhr
Mini-Spoiler
Michael
19.06.20

Staffel 2 von „My Brilliant Friend“ ist da, oder „Meine geniale freundin“, wie es bei uns heißt. Magenta TV hat die Serie, die von HBO lizensiert und von RAI produziert wurde, ins Programm genommen. Vor kurzem hatte ich ja schon ein Review zu Staffel 1 geschrieben – hier finden sich weitere Hintergründe zur Serie, die auf den „Neapolitan Novels“ von Elena Ferrante basieren. Die vorliegende 2. Staffel umfasst Teil 2 der vierbändigen Buchreihe, „The Story of a new Name“. Da der eigentlich zu Band 1 gehörende Titel „My Brilliant Friend“ zum Titel der Serie wurde, taucht „The Story of a new Name“ jetzt als Untertitel auf.

My Brilliant Friend – Staffel 2 – Kurzinhalt

Staffel 2 setzt an der Hochzeit von Lila und Stefano an. Sie ist tief getroffen davon, dass ihr Mann Geschäfte mit den Solaras macht und sie zur Hochzeit eingeladen hat. Sie zeigt Stefano die kalte Schulter, und er führt die Ehe mit großer Brutalität und sexuellen Übergriffen. Die Solaras übernehmen nach und nach das zunehmend lukrative Schuhprojekt und Lila ist gezwungen, ihnen beim Schuhgeschäft zu helfen. Die Freundinnen Elena und Lila entfernen sich immer weiter voneinander – Lila steigert sich in ihren teuren Lebensstil hinein, Elena fokussiert sich auf das Lernen. Ein Zwischenspiel gibt es wie in Staffel 1 auf Ischia, wo Lila Nino für sich entdeckt und mit ihm fortan eine Affäre hat – und sogar mit ihm zusammenzieht. Recht unerwartet zieht sich Nino allerdings zurück, weil er mit Lilas Dominanz nicht zurecht kommt. Lila kehrt zu Stefano zurück, bis sie herausbekommt, dass er sie mit Ada betrügt und sie ein Kind erwarten. Sie zieht mit Schulfreund Enzo in ein Armenviertel und arbeitet in einer Wurstfabrik.

Elena macht hingegen mit ihrem Wissen Karriere. Ihre Begabung und ihr Fleiß führen sie nach Pisa an die Hochschule, wo sie Pietro Airota trifft, mit dem sie eine Beziehung beginnt. Sie schenkt ihm das Manuskript ihres ersten Romans, was dieser an seine Mutter weitergibt – und diese an einen Verleger, der das Manuskript als Roman veröffentlicht. Am Ende wird das Buch der Öffentlichkeit vorgestellt, und aus dem Publikum ergreift überraschend Nino das Wort und lobt den Roman gegenüber den Kritikern.

My Brilliant Friend – Spoilerarmes Review zu Staffel 2

Ich habe beim Schreiben des Kurzinhaltes oben überlegt, was eigentlich so passiert ist in der Staffel – und kam auf unglaublich viele kleine Einzelgeschichten, die man hätte erwähnen können. Das hatte mich ziemlich gewundert, weil Staffel 2 dem Stil von Staffel 1 treu bleibt und die Story unheimlich langsam vorantreibt. Saverio Costanzo und das Autorenteam nehmen sich viel Zeit, um Kleinigkeiten zu erzählen, Anekdoten einzubauen, auch einmal Stille zuzulassen. Darunter leidet die Staffel nicht, im Gegenteil: Sie macht sogar einen Großteil der Faszination der Staffel aus. Da ist der Abschnitt direkt nach der Hochzeit, das Intermezzo auf Ischia, die Zeit in Pisa, die Rückkehr in den Vorort – Stoff für viel mehr als acht einstündige Folgen, würde man meinen.

Von den vielen Spielorten lebt die Staffel allerdings auch in besonderer Weise. Waren es in der ersten Staffel vor allem die zeitlichen Etappen, in denen man den beiden Hauptfiguren bei der Entwicklung zusehen konnte, spielt jetzt auch der Raum eine Dimension. Er verändert sich sozusagen parallel zur Handlung: Die teure Einkaufsstraße in Neapel, das gutbürgerliche Pflaster in Pisa, die heruntergekommenen Ecken des Viertels rund um die Wurstfabrik – die Autoren verbinden hier geschickt die Entwicklung der Figuren mit dem räumlichen Umfeld. Beides scheint sich jeweils zu bedingen. Überhaupt gelingt es den Autoren sehr gut, aufzuzeigen, wie sich zwei ähnlich talentierte Menschen nur aufgrund von Status, Förderung und Lebensbedingungen unterschiedlich entwickeln können. Lila erlebt viele Höhen und Tiefen, Elena geht stringent ihren Weg, Lila leidet extrem und ist extrem glücklich, Elena hat eine deutliche ruhigere Gefühlswelt, in der sie sich bewegt.

Dazwischen hat Saverio Costanzo einige ganz besondere Momente geschaffen, die stark inszeniert sind (optisch wie durch die Musik von Max Richter) und in Erinnerung bleiben. Da wäre das Rennen durch die Straßen zu nennen, das beide Mädchen unabhängig voneinander mit ihren jeweiligen Freunden zelebrieren und die auch im Vorspann gut kombiniert werden. Ein starker Moment ist auch der Besuch einer Party bei Elenas Lehrerin, bei der Lila erkennt, was sie trotz ihrer gehobenen Lebenssituation gerade nicht hat – was sie Elena auf der Rückfahrt bösartig spüren lässt. Das ist von Margherita Mazzucco als Elena und Gaia Girace als Lila in dem Moment sehr gut gespielt: Man spürt die Verbitterung bei Lila und das innerliche Zerbrechen bei Elena, was sich auch in den nächsten Serienminuten zunächst einmal nicht kitten lässt. Auch sonst schlagen sich die beiden wacker, und auch der restliche Cast spielt solide mit, bis auf ein paar Ausnahmen abgesehen. Weitere tolle Momente sind die gespräche der Maestra Oliviero mit ihren beiden ehemaligen Schülerinnen, die auch noch einmal die unterschiedliche Entwicklung aufzeigt. Und ich mochte die Inszenierung der Eltern von Elena: Ihre Mutter, die eigentlich immer gegen das Lernen ist, Elena dann aber doch immer unterstützt. Selbst in Pisa, wo sie aber auch nur hinfährt, um Elena zu pflegen, und dann gleich wieder abreist. Oder auch Elenas Vater, der ganz stolz seine kluge Tochter im Viertel präsentiert und der Elena das Asphaltieren der Hauptstraße am Rande des Viertels als echten Fortschritt anpreist. Herauszuheben ist dann auch noch der finale Moment der Staffel, wenn Elena wieder auf Nino trifft und sich der Kreis in gewisser Weise schließt.

Ich hatte insgesamt ein gutes Gefühl bei der Staffel, die sich etwas weniger stark anfühlte als Staffel 1, die im Nachhinein betrachtet aber auch jede Menge Inhalte mitbrachte. Die Serie bleibt auf jeden Fall weiterhin ein guter Tipp, wenn an sich mit der Zeit der 50er und 60er Jahre beschäftigen möchte, mit den Rollenverteilungen in der Gesellschaft und der Bedeutung der Herstellung von Chancengleichheit, was den Zugang zu Bildung angeht.

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