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M. Night Shyamalan-Serie bei Apple TV+

Review: Servant – Staffel 1

Mini-Spoiler
17. Januar 2020, 09:53 Uhr
Mini-Spoiler
Maik
17.01.20

Eigentlich reicht der Name M. Night Shyamalan ja bereits aus, um Interesse für ein Bewegtbildprodukt zu schüren. Der unter anderem für „Signs“, „Sixth Sense“ oder auch „Wayward Pines“ zuständige Filmemacher hat „Servant“ nicht nur koproduziert und einige der Episoden inszeniert, er war auch in zwischenzeitlich als Lieferant in der Serie selbst zu sehen. Nach den ersten Teasern und Trailern war ich mir sicher, dass „Servant“ die erste für mich richtig interessante Serie beim neuen Angebot von Apple TV+ sein würde. Die Atmosphäre, das Geheimnisvolle, das Unbehagliche. Heute wurde die letzte der insgesamt zehn Folgen der ersten Staffel veröffentlicht und ich möchte euch eine recht spoilerfreie Einschätzung geben, weshalb und für wen es sich lohnt, „Servant“ zu schauen.

Darum geht es

Einleitend kurz die offizielle Plot-Angabe:

„A Philadelphia couple in mourning after an unspeakable tragedy creates a rift in their marriage and opens the door for a mysterious force to enter their home.“

Okay, das gibt sich in etwa so mysteriös wie die Serie selbst. Um zumindest etwas mehr Ausgangslage zu schaffen: Fernseh-Journalistin Dorothy Turner und ihr Mann und Koch Sean haben vor kurzem eine Familie gegründet. Um alles besser handeln zu können, wird eine Nanny engagiert. Doch die schüchternde Leanne bringt mehr Veränderung in den Haushalt, als man hätte ahnen können. Sind da übernatürliche Kräfte am Werk oder handelt es sich nur um ein perfides Psycho-Thriller-Drama? Fest steht, dass sich alles um Jericho dreht – das biblisch benamte Kind.

Und worum geht es jetzt genau?

Ehrlich gesagt: Keine Ahnung. Also klar, schon, aber die Serie spielt bis zum Ende der Staffel mit den Gedanken von nicht nur uns Zuschauern sondern auch den Protagonisten selbst. Welche Kräfte sind hier in Gange? Was führt Leanne im Schilde? Will sie überhaupt etwas Böses? Eigentlich vom Ende der ersten Folge an bekommen wir ein spannendes Mysterium erzählt, das jedes Mal, wenn wir uns nach dem kleinsten, abstrakten Fetzen Erklärung klammern mit einer neuen Fragestellung um die Ecke kommt. Früh meint man, sich bereits mögliche Logiken gebildet zu haben, aber vor allem, was die Motivation bestimmter Figuren angeht, wird immer wieder an Stellschrauben gedreht, so dass man sich nie wirklich sicher sein kann. Allgemein herrscht das Spiel mit dem Subtilen.

Das betrifft aber nicht nur das Hier und Jetzt. Im Laufe der Staffel bekommen wir vermehrt offenbart, dass auch die Vorgeschichte der Turners so ihre mysteriösen Details besitzt. Was mit kleinen Andeutungen beginnt wird immer weiter ausgemalt, ohne je wirklich konkret zu werden. Lediglich in den letzten Folgen wird uns mit einigen Vision-haften Rückblendungs-Einschnitten und etwas deutlicheren, aber noch immer indirekt und nebenbei erwähnten, Äußerungen ein Puzzle zusammengesetzt, das wir Zuschauer trotz fehlender Einzelteile bereits ganz gut überblicken können. Aber nicht nur hier bleibt die Serie meist sehr subtil und überlässt vieles der Fantasie der Zuschauer, was nervenaufreibend ist, es als einfach direkt zu sagen oder gar zeigen.

Gänsehaut-Inszenierung

Ein großer Pluspunkt von „Servant“ ist die Atmosphäre. Eigentlich spielt das Geschehen zu 95 Prozent in einem klassischen Kleinfamilien-Großstadt-Appartment in den USA. Dass das nicht automatisch Sitcom-Stimmung verbreiten muss, zeigt der geruhsame Umgang in der bildlichen Inszenierung. Gedimmte Beleuchtung, abwechslungsreiche Perspektiven, langsame Kamerafahrten und bewusst gewählte Location-Wechsel innerhalb des Gebäudes sorgen dafür, dass uns nie wirklich langweilig ob des Überdrusses an „Haus“ wird. In gewisser Weise wird die Kulisse mit der Zeit so quasi selbst zur Nebenfigur der Handlung und wir fühlen uns selbst ein bisschen dort zuhause.

Ebenso stark gemacht und vor allem starken Anteil an der Stimmung hat die akustische Untermalung. Nicht umsonst haben die Macher eine Nominierung für den „Motion Picture Sound Editors“-Award 2020 in der Kategorie „Outstanding Achievement in Sound Editing – Sound Effects, Foley, Music, Dialogue and ADR for Live Action Broadcast Media Under 35 Minutes“ (was ein Name…) erhalten. Die Untermalung mit aufschreienden Streichern im Haupt-Score der Serie schafft immer wieder Spannung bis hin zur Gänsehaut. Auch die kleinen Sound-Effekte vor allem im Zusammenspiel mit ästhetischen Nahaufnahmen wissen zu gefallen.

Insgesamt ist „Servant“ trotz seiner überschaubaren Kulisse und eigentlichen Handlung überraschend abwechslungsreich und auf hohem Detaillevel inszeniert.

Authentischer Cast

Ein interessantes Script und eine gelungene Post-Production sind schön und gut, bringen aber nichts, wenn die Schauspieler nichts taugen. In „Servant“ bekommen wir aber gezeigt, dass gute Darsteller dank passend subtilem Spiel aus wenig konkreter Handlung ein großes Unsicherheits-Gebilde bauen können. Allen voran Nell Tiger Free, die Myrcella Baratheon in „Game of Thrones“ verkörpert hat (und zudem noch als Janey in „Too Old to Die Young“ zu sehen war), und die Nanny Leanne spielt. In wenigen Szenen kommt ihr Charakter so richtig aus sich raus oder spricht mehr als lediglich ein paar Worte. Und dennoch oder gerade deshalb schafft sie es, eine gewaltige Aura um sich herum zu erzeugen. Ein unsicheres Wackeln mit den Augen, ein verschämtes Zurückstreichen der Haare, die allgemein devote Art und Weise in der Interaktion mit anderen – alles wird überzeugend gespielt und doch sind wir uns nie sicher, ob das freundliche Sitte oder kalkulierte Masche ist.

Imponiert hat mir auch das Spiel von Toby Kebbell als „Chef Sean“. Ich weiß nicht warum, aber ich mag seine Art einfach. Sehr abgeklärt, direkt und doch authentisch. Lauren Ambrose als überdreht-überemotionale und psychisch labile Mutter-Schrägstrich-Fernsehreporterin hat die vermutlich schwerste Rolle erwischt. Zunächst war mir die etwas widerwillig, da ich das aufgesetzte Heititei-Gehabe, das manchmal in den USA an den Tag gelegt wird, nicht mag. Aber es passt eben zu ihr als aufgeregte Mutter und extrovertierte Journalistin. Letztlich weiß Ambrose aber gut die Verletzlichkeit und vor allem Verletztheit des Charakters zu übermitteln.

Rupert Grint, der den meisten eher ein Gesicht und Name gewesen sein dürfte („Harry Potter“, „Snatch – Die Serie“, „Sicknote“) wirkte auf mich zunächst etwas fehl am Platz, das konnte sich aber mit der Zeit und über die erläuterten Umstände etwas relativieren. Ansonsten ist in einer Nebenrolle zum Beispiel noch Todd Waring zu sehen, den man aus „House of Cards“ kennen könnte. Jericho wurde übrigens von (ich schätze mal) Zwillingen gespielt. Mason und Julius Belford haben ihn verkörpert. Solche Wechselspiele sind nicht erst seit „Full House“ und den Olsen-Zwillingen üblich. Alleine schon, um die Kinder nicht zu viel Stress auszusetzen wird hier auch gesetzlich vorgeschrieben in Schichten gearbeitet.

Insgesamt hat der Cast es meiner Meinung nach sehr gut geschafft, die Aufgabe umzusetzen, eine mysteriös angelegte Handlung so zu verkörpern, dass wir sie wahrhaft mitfühlen können.

Insgesamt hat mir die erste Staffel „Servant“ gut gefallen. Ein bisschen hat mir die Komik gefehlt, die im Vorfeld der Ausstrahlung angekündigt worden war. Recht schnell hat sich die Serie sehr schwer angefühlt, was sich durch die emotionalen Offenbarungen im Laufe nur noch intensiviert hat. Dennoch gab es durchaus Momente zum Schmunzeln, keine Frage. Es überwiegt dann aber doch das Interesse an den Hintergründen, die Spannung, die Empathie den Figuren und ihren Schicksalen gegenüber. Und das, obwohl es deutlich unblutiger und horrorhafter zuging, als man bei der Promo teilweise hätte meinen können. Halt typisch Shyamalan spielte sich vieles im Kopf ab.

Angenehm fand ich beim Anschauen der Staffel nicht nur, dass die Episoden mit meist knapp über einer halben Stunde Laufzeit angenehm kurz , sondern vor allem auch, dass sie über einen längeren Zeitraum verteilt waren. Wie ihr ja mittlerweile alle wisst, finde ich Komplett-Veröffentlichungen nicht so toll und gerade bei einem Format wie „Servant“ es ist, bietet sich die wöchentliche Ausstrahlung einfach perfekt an. So können die Zuschauer darüber sinnieren, in welche Richtung es weiter gehen könnte, wer nun was im Schilde führt. Auch wenn die richtig epischen Offenbarungen und „Wow!“-Twists, die man bei Shyamalan ja durchaus erwartet, meiner Meinung nach leider ausgeblieben sind.

Ein bisschen enttäuscht war ich noch darüber, dass das Ende nun doch nicht alles aufklärt. Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn die Handlung komplett abgeschlossen würde. Eine zweite Staffel „Servant“ war bereits vor Anlauf der ersten von Apple in Auftrag gegeben worden. Noch bin ich unsicher, ob sich die Handlung – so sie im gleichen Setting fortgeführt wird – noch richtig lange trägt. Vermutlich wird man sich aber von der Haus-Kulisse lösen, denke ich. Es bleibt also zumindest eines: spannend.

Bilder: Apple TV+

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