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Alien-Invasion in Berlin

Review: Spides S01E01 – Blis

Mini-Spoiler
11. Februar 2020, 12:31 Uhr
Mini-Spoiler
Maik
11.02.20

Ende letzten Jahres hatten wir euch den ersten Teaser zur neuen deutschen Serienproduktion „Spides“ präsentiert. Gestern stieg die Weltpremiere des ersten in Deutschland produzierten SYFY Originals in Berlin. Ich war dabei und durfte die erste von insgesamt acht Episoden der am 5. März im TV startenden Staffel sowie einen kleinen, exklusiven Teaser-Ausblick vorab sehen. Im Spoilerarmen Review möchte ich euch meinen Ersteindruck zur neuen Sci-Fi-Serie geben. So viel vorab: Die Sitze im Luxe UCI Kino sind klasse!

„Spides“ Trailer

Spides folgt Nora (Rosabell Laurenti Sellers), einer jungen Frau aus Berlin, die nach Einnahme der Partydroge ‚Blis‘ ohne Erinnerung an ihr früheres Leben aus dem Koma erwacht. Die Ermittler David Leonhart (Falk Hentschel) und Nique Navar (Florence Kasumba) gehen der Spur der geheimnisvollen Droge nach und finden eine Verbindung zu zahlreichen vermissten Teenagern. Nach und nach wird Nora bewusst, was mit ihr passiert, und sie beginnt eine unglaubliche Verschwörung aufzudecken: Aliens versuchen mit der synthetischen Droge, Menschen zu infiltrieren und deren Körper als Wirt zu benutzen. Je näher Nora der Wahrheit kommt, desto mehr gerät ihr eigenes, dunkles Geheimnis ans Licht. Denn sie ist der Schlüssel zur Invasion, die sie zu bekämpfen versucht.“

Englisches Original

Eine vom Medienboard Berlin-Brandenburg unterstützte deutsche Produktion, die in Berlin spielt und dort Premiere feiert – und wir haben die Folge im englischen Originalton angeschaut. Das liegt nicht nur daran, dass vereinzelte SchauspielerInnen nicht der deutschen Sprache mächtig sind, sondern vor allem, weil die Serie international ausgerichtet ist. Der Mutterkonzertn NBCUniversal möchte aus „Spides“ möglichst nicht nur einen Erfolg in Deutschland verzeichnen, sondern setzt auf Internationalität. Das beginnt bei der Sprache und der Besetzung, soll aber auch in der Produktion so rüberkommen. Das gelingt leider nicht immer.

Beginnen wir beim Intro. Hier meint man, eine visuelle Hommage an eine Mischung aus „Orphan Black“ und „DARK“ zu erhalten. Chemisch-synthetische Muster und diverse Körperteile in Nahaufnahme werden in sich selbst gespiegelt, dazu ein Science-Fiction-behafteter Soundtrack. Nett, aber schon mal dagewesen und nichts, was ich nicht skippen würde. Gerne geskippt hätte ich dann jedoch einige Szenen der ersten Viertelstunde der Folge. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass in der Familie Berger rund um die Hauptfigur Nora ausschließlich deutsche Darstellende zu sehen sind, die Englisch sprechen „müssen“, aber die Dialoge wirken hölzern und bisweilen – vor allem beim Sohn – beinahe zum Fremdschämen schlecht. Das ist alles, nur nicht authentisch. Da stimmt teilweise auch schlicht das Timing nicht. Sei es bei gesprochenen Gags, wie z.B. eine Szene, in der der Vater erst meint, etwas wäre eigentlich nicht lustig, um dann darauf total unecht wirkend und überzogen „hehe, doch, eigentlich schon!“ zu sagen, oder auch visuell, wie bei einem der wenigen im Kinosaal gezündeten Gags mit einer hochgehobenen Tasse. Das ging gerade noch gut, war aber eigentlich viel zu hektisch gespielt und geschnitten. Ganz gegenteilig zu langsam und unauthentisch wirkend wurde dagegen u.a. eine Zusammenstoß-Szene zweier Figuren inszeniert. Da konnte man richtig sehen, dass die beiden im Vorfeld von der eigentlich überraschenden Situation wissen. Es geschieht in Sekundenbruchteilen und doch wirkt es wie in Zeitlupe. Vielleicht wird an solchen Szenen ja nochmal im Feinschnitt bis zur Veröffentlichung angesetzt, um diese typischen Mängel deutscher Fernsehproduktionen in Dialog und Schnitt noch ausmerzen zu können. Denn leider macht das ziemlich viel kaputt. Kann aber auch am englischen Ton gelegen haben, ich überlege, mir die Folge bei Ausstrahlung nochmal auf Deutsch anzuschauen, damit ich keine Sätze wie „(hier in möglichst englischem Akzent gesprochenen) I’m restationed from (ab hier komplett deutsch klingend) Wiesbaden (ab hier wieder extrem auf Englisch gemacht) to work with…“ hören muss.

Internationaler Cast

Zum Glück sind die ganz schlimmen Momente hauptsächlich bei den Darstellern zu beobachten, die bislang vermutlich vorrangig im deutschen Fernsehen zu sehen waren. Deutlich besser wird es bei den eigentlichen Hauptdarstellern, die entweder eh Native Speaker im Englischen sind, oder aber zumindest Hollywood-Erfahrung mitbringen. Allen voran natürlich Rosabell Laurenti Sellers als zentrale Hauptfigur Nora Berger, die man als Tyene Sand in einigen Folgen „Game of Thrones“ sehen konnte. Einen durchaus positiven Eindruck konnten zudem Falk Hentschel („Legends of Tomorrow“, „Reckless“, „Marvels Agent of S.H.I.E.L.D.“) und Florence Kasumba („Avengers“, „Black Panther“, „Tatort“) hinterlassen. Ersterer, weil er – trotz sehr plakativ gespielter „Der Bulle“-Coolness – sprachlich überzeugen und am ehesten ein kantiges Profil verkörpern konnte, Letztere, weil sie einfach eine unfassbare Ausstrahlung und Präsenz auf der Leinwand hat. Die beiden geben eines dieser typischen „wollen erst eigentlich gar nicht zusammen arbeiten, müssen es durch äußere Umstände dann aber doch und lernen sich (bestimmt) später zu schätzen“-Polizei-Duos ab.

Auch ansonsten ist der Cast eigentlich durchaus Produktions-erfahren und schaut auch gut aus. Die Kostüme sitzen, die Charaktere sehen visuell größtenteils recht passend gecastet aus, nur hier und da hakt es eben im Schauspiel und der Inszenierung. Was sehr schade ist, da es so vieles kaputt macht.

Story mit Potenzial

Im kleinen Q&A ohne viel „Q“ und dafür mit umso mehr „A“ haben wir ein bisschen Einblick in die Vorgeschichte der Produktion erhalten. Anscheinend waren nicht viele Studios bereit, „Spides“ zu unterstützen, bei allen, die letztlich mit an Bord gekommen sind, soll die Überzeugungsarbeit jedoch binnen 15-60 Minuten gelungen sein. Die Story einer untergründigen Alien-Invasion in Berlin mit internationalem Anspruch hat überzeugt. Und grundsätzlich sehe ich darin auch durchaus Potenzial. Denn nach der Folge möchte ich schon wissen, wie es weiter geht. Auch im etwas weiter ausholenden Teaser waren Momente dabei, die richtigen Sci-Fi-Charme und Reiz ausgestrahlt haben, so dass man sie im Kontext erleben möchte. Jedoch auch dort immer wieder unterbrochen von Situationen, die wie „Plumpe Fehler im Schauspiel und Regiehandwerk“-Lehrbuch stehen könnten. Argh…

Positiv zu nennen ist noch die Arbeit von Baby Giant Hollyberg, die für die visuellen Effekte zuständig sind. Die sind wirklich auf modernem Standard gehalten, zumindest, was man in der ersten Folge so sehen konnte. Das war noch nicht so viel und das eigentliche Haupt-Alien war bislang lediglich im Hintergrund angedeutet, aber das sah schon schick aus. Eine Szene, in der das Mutter-Alien durch zwei menschliche Körper spricht, war die intensivste und beste der Folge und ist mir stark in Erinnerung geblieben.

Ihr merkt, ich bin hin und her gerissen. Insgesamt überwiegt leider das Gefühl, da eine deutsche Produktion gesehen zu haben, die versucht, Hollywood zu spielen. Wir sind mittlerweile einen solchen Qualitäts-Standard in Sachen Serien gewohnt, dass manch plump dargebotene Momente eben extrem negativ auffallen und viel drumherum mit herunter ziehen. Seien es viel zu laut ins Ohr gesprochene statt geflüsterte Andeutungen, die Figuren uninspiriert direkt tags drauf „gar nicht so gemeint hätten und nicht hätten sagen dürfen“ oder schlicht die Vorhersehbarkeit so einiger Entwicklungen. Aufmerksame ZuschauerInnen dürften ob nahender Twists nicht wirklich überrascht sein und vieles von den Ebenen der Hauptstory bereits nach der Pilotfolge erahnen können.

So bleibt „Spides“ vom Ersteindruck nach zu urteilen ein ambitioniertes Serienprojekt, das eine vielversprechende Story an den Tisch bringt, die aber noch nicht ganz ausgereizt umgesetzt werden konnte. An manchen Stellen hat es mich ob der Ausrichtung und der teilweise offenkundigen Mängel in der Inszenierung an „Helix“ erinnert. Ihr wisst schon, diese eigentlich auch vielversprechende und interessant besetzte Virus-Serie, die vom amerikanischen SyFy produziert worden war. Vielleicht orientiert man sich in dieser Hinsicht etwas zu stark an diesem nach zwei Staffeln abgesetzten US-Beispiel.

Regulär läuft „Spides“ im deutschen Fernsehen ab 5. März wöchentlich immer donnerstags ab 20.15 Uhr auf SYFY. Ihr könnt den deutschen Ableger des international ausgerichteten Senders hierzulande u.a. über Sky, Kabel Deutschland, Unitymedia, Telekom oder Vodafone empfangen.

Bilder: SYFY / NBCUniversal International Networks

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