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"There is no mafia."

Rewatch-Review: „The Sopranos“ S01E01 – Pilot

ACHTUNG: SPOILER !!
22. Januar 2023, 15:25 Uhr
SPOILER !!
Nils
22.01.23

So ein Rewatch-Review ist immer wieder eine tolle Gelegenheit, in alte Serien reinzuschauen, längst vergessen geglaubte Serien-Momente wieder zu erleben und teilweise einen neuen Blick auf die Lieblingscharaktere von damals zu erhalten. Als großer Fan von „The Sopranos“ musste ich nicht zweimal überlegen, in welche Serienwelt ich mich nochmal entführen lasse, denn gleich nach einem der besten Serien-Intros war ich wieder vom Kopf bis zu den Betonschuhen vom Mafia-Kosmos rund um Tony Soprano eingenommen.

Auf einen Kaffee mit dem Birdman

Dabei beginnt „The Sopranos“ ganz typisch für eine Serie vor dem digitalen Zeitalter, in dem Second Screening und kurze Internet-Videos die Aufmerksamkeitsspanne auf ein Minimum reduzieren, ganz gemächlich ‒ was ebenso aussagekräftig für die Pilot-Folge der Mafiaserie ist. Aber von Beginn: In der Praxis der Psychiaterin Dr. Jennifer Melfi wartet Gangsterboss Tony Soprano aus New Jersey hinter den Beinen einer nackten Skulptur auf seinen Termin, denn er hatte bei einem Familiengrillen eine Panikattacke. Dr. Melfi öffnet die Tür und bittet Tony ins Zimmer. Wir lernen in fast 30 Minuten mit Rückblenden den Protagonisten der Serie kennen und was er so über die Welt sowie die Generation Y denkt.

Tony erzählt ihr, dass er ein „Berater für Abfallmanagement“ und wie er einen „Freund zum Kaffee“ getroffen hat ‒ was natürlich nicht stimmt und beide sich darüber auch im Klaren sind. Denn in einer Rückblende fahren Tony und sein Neffe Christopher Moltisanti zu einem Meeting mit Alex Mahaffey, um Geld einzutreiben. Tony sieht in Christopher den Inbegriff der faulen und gleichzeitig nach Glück strebenden Generation von heute (damals). Beide jagen Mahaffey zu Fuß und im Auto bis Tony schließlich den Mann anfährt. Tony erzählt Melfi außerdem, dass er in letzter Zeit Albträume hat und das Gefühl hat, dass seine besten Tage hinter ihm liegen. Diese Aussage bekommen wir als Zuschauende noch häufiger zu sehen und hören ‒ nicht nur von Tony.

„It’s good to be in something from the ground floor. And I came too late for that, I know. But lately, I’m getting the feeling that I came in at the end. The best is over.“

Auch wenn die Szene in der Praxis fast die Hälfte der Folge einnimmt, wirkt sie zu keinem Zeitpunkt langweilig. Denn man erkennt immer wieder interessante Zusammenhänge zwischen der ersten Folge und dem Ende von „The Sopranos“. Während in einer weiteren Rückblende Tony eines Morgens eine Entenfamilie im Swimmingpool entdeckt, füttert er diese überglücklich. So scheinen die Enten im Pool emotional für seine eigene (Mafia-)Familie symbolisch zu stehen, während er gleichzeitig Angst hat, diese zu verlieren.

Ganz andere Probleme gibt es bei Tonys Zweitfamilie, der Mafiafamilie. Denn Tonys Onkel Corrado „Junior“ Soprano, der Bruder seines verstorbenen Vaters, bereitet immer wieder Ärger. Er sieht in Tony den Beleg, was bei der undankbaren Generation falsch läuft ‒ wieder so ein „früher war alles besser“. Auf der anderen Seite möchte Onkel Junior ein Attentat im Vesuvio ausüben, dem Restaurant seines Freundes Artie Bucco, woraufhin sich Tony wieder einmischt. Die Beziehung zwischen Tony und seinem Onkel wird erst richtig spannend, wenn man Tonys Mutter Livia einbezieht. Denn auch sie schwelgt in der Vergangenheit und schwärmt von Tonys Vater als „Heiliger“ ‒ was immer wieder als Running-Gag aufgegriffen wird. In Wirklichkeit wusste sie, ihren Mann kleinzuhalten. Auch auf Tony ist sie nicht immer gut zu sprechen. Insgesamt spielt sie einen der spannendsten Personen der Serie.

Livia: „All I know is daughters are better at taking care of their mothers than sons.“

Tony: „Yeah, and I bought CDs for a broken record.“

Das Junior-Problem

Nachdem die erste Sitzung abrupt geendet hatte, sind wir nun ohne Rückblenden mitten in der Gegenwart und Welt von Tony Soprano. Während seine Mutter Livia sich weigert in die Green Grove Retirement Community (Pflegeheim) zu gehen, muss Tony das Junior-Problem klären. Hier wird klar, wie brutal und skrupellos die ganze Mafiafamilie mit Problemen umgeht. Obwohl der Besitzer Artie ein alter Freund Tonys ist, scheut er sich nicht davor, das Restaurant zum Lösen des Konflikts in die Luft zu jagen. Bezeichnend ist außerdem, dass nachdem Tony bei Dr. Melfi in Tränen ausbricht, er Artie die Schulter zum Ausheulen anbietet ‒ und gleichzeitig der Grund für den „Unfall“ in seinem Restaurant ist.

Den wohl besten Schnitt der Pilotfolge gibt es gegen Ende zu sehen, als Tony seinen Neffen Chris mit den Worten tröstet:

„It’s a beautiful day. What could be bad?“

Schnitt auf Livia und Onkel Junior, die auf dem Weg zum Geburtstag von Tonys Sohn (Anthony Soprano Jr.) über Tony lästern. Als Junior sich darüber beschwert, dass die Situation sich verschlimmert hat und möglicherweise etwas gegen Tony unternommen werden muss, starrt sie nur aus dem Fenster. Diese Szene ist bezeichnend für den Konflikt innerhalb der Familie und welchen Einfluss Tonys Mutter Livia auf die Probleme ihres Sohnes hat.

Fazit

Am Anfang hatte ich ein bisschen die Befürchtung, dass die Serie aufgrund des zeitlichen Unterschieds heutzutage ein wenig an Spannung und Unterhaltung verloren hat. Anders als bei vielen anderen Serien um die Jahrtausendwende bleibt Sopranos immer noch eine der besten Serien mit starken Charakteren und einer authentischen Welt. Ob es immer noch die beste Serie aller Zeiten ist, möchte ich nicht abschließend beantworten. Dafür hat sich in der Serienwelt bis heute viel getan („Breaking Bad“ / „Better Call Saul“). Aber die Motivation jedes einzelnen Charakters ist absolut nachzuvollziehen und ist vielleicht auch der Grund, warum wir so sehr mit dem Tony Soprano, dem Mafia-Boss aus Newark, sympathisieren. Ich jedenfalls schaue mir die Tage noch ein paar weitere Folgen an.

Findet Ihr, dass „The Sopranos“ ein bisschen an Unterhaltungswert über die Zeit verloren hat? Und habt ihr den Film zur Vorgeschichte von Tony Soprano gesehen?

Bilder: HBO

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2 Kommentare

  • Sehr schön, dieses Review hier zu lesen. Wir haben zwischen Weihnachten und Neujahr zu viert ein Rewatch der ersten drei Staffeln gesehen. Es ist teils erschreckend wie viele Details und oft auch komplette Handlungsbögen man einfach nicht mehr auf dem Schirm hatte. Geschätz ist es auch schon ca. 15 Jahre her, dass wir die Sopranos zum ersten man gesehen haben. Dadurch war es häufig ein wie zum ersten mal sehen. Daher kann ich jedem, der die Serie damals gesehen hat, ein Rewatch zu wagen.
    Für uns bestätigte sich, dass es sich um die beste Serie aller Zeiten handelt.

    • Sopranos zwischen den Feiertagen zu Weihnachten ist auch eine spannende Sache ‒ könnte ja fast zur Tradition werden;) Ich finde es auch unglaublich, dass die Serie nach so vielen Jahren immer noch so präsent ist und ein Rewatch nie langweilig wird.


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