Hilfe, ich gehe in einer Serienflut unter!“, „Zu wenige Wochentage für zu viele Serien“, „Wie viel Serienkonsum ist zu viel?“ – so lauten nur drei von vielen Beiträgen hier im Blog und andernorts im Internet, die von einer neuen Form der seriellen Unzufriedenheit klagen. Hatten wir früher zu wenig wirklich tolle Serien, sind es jetzt zu viele. „Zu viel des Guten“ – wieso das denn? Nun ja, neben der Qual der Wahl (und entsprechend viel Zeit, die dafür bereits drauf geht), hat man auch das Gefühl, gar nicht hinterher kommen zu können. Das fühlt sich mitunter an, als müsse man in der Freizeit auch noch (Watch-)Listen abarbeiten – vor allem, wenn man dann selbst auch noch einen Serienblog betreibt. Letztlich verlieren Serien so ihren Wert. Kein Wunder, dass einige mittlerweile bevorzugt Miniserien schauen, da die Handlung abgeschlossen ist. Da passt es gut ins Konzept, dass neuerlich enorm viele Filmstoffe zu Serienkonstrukten aufgebläht werden. Aber wisst ihr, was noch besser ist? Filme.
Ihr wisst schon, diese Ein-Folgen-Miniserien, die früher nach 90 und heutzutage nach 120 Minuten vorbei sind. Da kommt vielleicht noch ein zweiter (oder dritter, oder x-ter…) Teil bzw. Ableger, aber für den Moment war es das. Man kann das auch wunderbar an einem Abend durchbingen. Krass!
Tatsächlich habe ich mit dem Aufkommen meiner Serienliebe sowie der größer werdenden Auswahl qualitativ hochwertiger oder zumindest origineller Serienproduktionen mehr und mehr das Medium Film beiseite gelegt. Wenn mich Freunde fragten, was der letzte Film gewesen sei, den ich sah, musste ich lange nachdenken – nicht selten, ohne eine wirkliche Antwort zu haben („Gelten auch Miniserien?“…).
Mittlerweile ist das aber anders. Die überwältigende Serienflut hat bei mir zu einer gewissen Neuentdeckung des Filmes geführt. Vor allem aber zu dessen Vorzügen. Oftmals wird mehr Einsatz, Kreativität und letztlich auch Budget pro produzierter Minute Laufzeit investiert. Man kann viele Filme im Kino anschauen, was Bildgröße, Soundqualität, Gemeinschaftsgefühl und bequeme Sitze mit sich bringt (Event-Feeling halt). Und vor allem sind Filme halt abgeschlossen. Total innovativ, ich weiß. Natürlich haben Filme auch Nachteile. Vor allem bietet sich selten die Möglichkeit, mehreren Figuren richtiger Charakterentwicklung zu bieten. Oder mehr Zeit für Pausen, zum Durchatmen, zum Zeigen toller cineastischer Aufnahmen. Wobei, „Der Herr der Ringe“ hat es ja auch geschafft (also, die Film-Trilogie damals)…
Mir ist bewusst, dass ich hier nichts Neues schreibe. Aber für mich selbst fühlt sich das in gewisser Weise wie ein Schritt zurück an. Aber ein guter. Das heißt jetzt nicht, dass ich keine Serien mehr schauen möchte, oh nein, ganz bestimmt nicht. Aber ich werde nun sicherlich häufiger als früher auch mal schauen, was sich bei den Filmneuheiten so vorfindet. Und bei der nächsten Frage nach dem zuletzt gesehenen Film kann ich dann auch konkret antworten. Nebst ein paar aktuellen Serienempfehlungen, versteht sich.
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