Wem die ersten fünf Folgen von Fear the Walking Dead zu langsam, zu actionarm und zu walkerleer waren, der wird mit „The Good Man“ entschädigt. Und auch bei dem Prinzip, den Hauptcast gerne mal zu reduzieren, bleiben die Macher der Originalserie treu.
Zunächst hatte ja letzte Woche schon alles darauf hingedeutet, dass es in dieser Folge zum Abschluss der ersten (Mini-)Staffel einen großen Showdown zwischen den Familien, dem Militär und den Walkern geben wird. Und so kommt es auch. Die Familien Manawa, Clark und Salazar machen sich gemeinsam auf den Weg zum Lazarett, um die vermissten Familienmitglieder zu finden. Auch der ‚brave Soldat‘ soll mit – doch Travis lässt ihn frei – der Lehrer scheint einfach zu gut für diese apokalyptische Welt (Der Folgentitel bezieht sich natürlich auf Travis) zu sein. Daniel sagt, dass Travis das noch Leid tun wird – kleiner Hinweis an die Zuschauer, dass der Soldat nochmal auftauchen wird.
Im Lazarett finden sich die Familien wieder, rein zufällig. Das war mir allerdings schon zuviel Zufall, vor allem, dass Liza mit ihrer Türkarte kommt und in letzter Sekunde Nick retten kann. Travis‘ gutes Herz schlägt noch einmal kräftig, als er die übrigen Menschen aus den Zellen freilässt, obwohl man schon ahnt, dass diese draußen nichts Besseres erwarten können. Da steht nämlich eine Horde Walker vor der Tür, die wohl offensichtlich von Daniel freigelassen wurde. Das wird leider nicht gezeigt und wirkt deswegen auch etwas merkwürdig, als der frühere Foltermeister aus El Salvador plötzlich mit einer großen Schar an Walkern um die Ecke kommt. Die überrennen natürlich früher oder später die Barrikaden – das Chaos ist perfekt, die Rettung aus der Luft dreht ab und überlässt den Standort seinem Schicksal. Die Ärztin des verlassenen Standortes nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand – in der letzten Einstellung, an der sie beteiligt ist, sehen wir sie mit dem Bolzenschussgerät allein zurückbleiben. Warum sie nicht mit der Gruppe flieht – unklar und unverständlich.
Ach ja, da war ja noch der gefolterte Soldat: Der taucht nochmal auf, leider ausgerechnet bei der Familienzusammenführung in der Tiefgarage des Lazaretts. Und mit einer Waffe ausgestattet… Zufälle gibt’s. Naja. Nachdem er – warum auch immer – seine (wohl Ex-)Freundin Ofelia anschießt, wird er von Travis überwältigt und ausführlich zusammengeschlagen – der schleichende Abschied des guten Menschen Travis beginnt, er nimmt vielmehr die ersten Rick-esken Züge an. Klasse inszeniert, wie er von dem wehrlosen Soldaten ablässt, an seinem Truck steht, mit blutigen, zitternden Händen.
Dem Familientross gelingt es, gemeinsam, vollständig und offensichtlich unverletzt mit Strand – der Mann im Anzug hatte Nick das Leben gerettet – vor die Tore Los Angeles‘ zu fliehen, wo die erste Staffel auch ihr Ende findet. Liza findet ihr persönliches Ende am Strand des Pazifiks. Sie hat bemerkt, dass sie doch gebissen worden ist, und bittet Madison, sie zu erlösen. Doch das übernimmt Travis, der anschließend gedankenverloren auf die Knie sinkt und die ganze Verzweiflung der Situation spürt – er ist in der Apokalypse angekommen, spätestens jetzt.
Die letzte Folge der Staffel versöhnt noch einmal für den absolut schwachen Mittelteil der sechs Folgen. Actionreich, schnell erzählt und mit massig Walkern ausgestattet – so wie diese Folge hätte ich mir die gesamte Staffel gewünscht; und so geht es dann hoffentlich in der zweiten Staffel weiter. Vor allem auf die Entwicklung von Travis bin ich gespannt. Außerdem soll ja der Hauptcast noch einmal erweitert werden – durch einen Überlebenden eines Flugzeugabsturzes, der in der kommenden Webserie thematisiert wird. Ich bin gespannt.
Ich bin ganz Deiner Meinung. Endlich passiert mal was. Das darf gerne so weiter gehen. Ich war von den ersten Folgen doch sehr enttäuscht.
Anmerkung zum Artikel: „Liza findet ihr persönliches Ende am Strand des Indischen Ozean“ Das glaube ich nicht. LA ist dann doch woanders, oder?
Stimmt, ist der Pazifik, ändere ich gleich mal. ;-)
Das war dann doch noch ein einigermaßen zufrieden stellendes Ende einer nicht wirklich berauschenden aber eben auch nicht enttäuschenden Staffel. Wie du aber schon schreibst, sind die Zufälle (hier allem voran die Tür-Szene) unsagbar dumm. Und dass Daniel erst das Tür für die Autos aufmacht (mit der tollen Kombi „jeden Schalter ein Mal drehen“!) und dann plötzlich binnen gefühlter Sekunden diese Horde anlockt – never. Das war ein totales Plothole und zu unmittelbar hintereinander. Von der Tatsache, dass es bereits „Rick-esque“ Züge und eine Ermordung fast direkt nach Biss gibt mal abgesehen. Eigentlich müssten die noch in einem Stadium sein, wo man die andere Person noch einige Stunden leben lässt, ehe es den Gnadenschuss gibt…
Aber naja, insgesamt okay und hey – es ist jemand auf die Wasser-Idee gekommen! ;)
Trackbacks
Autor:innen gesucht!
Neueste Beiträge
Galya Gubchenko malt Digital Paintings von Serienfiguren
Kolumne: Lohnt sich ein Besuch der „Game of Thrones“-Studios in Nordirland?
Lasst den Raab doch einfach machen
Zufalls-Serientipp
Serientipp: Uncle
Aufreger der Woche
TV-Aufreger der Woche: Amazon wird bei Prime Video noch mehr Werbung zeigen
Partner
WERBUNG