Legen wir mal die Karten auf den Tisch, Freunde. Als wir intern über den neuen Sonntagsspaß gesprochen haben, hatte ich sofort eine Serie im Auge. Eine Animationsserie. Über einen verrückten Opa und seinen Enkel. Dessen Namen man nicht überhören kann da ihn sein Opa hinter jedem verdammten Satz anhängen muss. Wie weiland Berti Vogs und sein „irgendwas über Fußball, ja!“ . Aber dann fiel mir „Supernatural“ ein und dass mir diese Serie megamäßig auf den Sack geht. Richtig gelesen, megamäßig.
Natürlich habe ich nicht jede Episode dieser serientechnischen Vollkatastrophe gesehen, aber ausreichend viele um mir meine Meinung zu bilden.
Das offensichtlichste, was einem sofort ins Auge fällt oder eher in den Ohren hängt, ist die Namenswahl der beiden Protagonisten. Dem Bruderpaar Sam und Dean. Dargestellt von Jared Padalecki und Jensen Ackles. Beides nicht gerade der A Klasse der Hollywoodschauspielriege zugehörig aber dazu später mehr. Dieser Jared Padalecki also den wir alle aus den „Gilmore Girls“ kennen und einige vielleicht auch lieben, spielt Sam Winchester.
Winchester, welche kreativ Namenswahl für die beiden Jäger übernatürlicher Wesen. Hey Leute, die heißen Winchester, verstehste, WINCHESTER. Das ist der Flip-Flop Schuh unter den Repetiergewehren in den USA. Wenn du mal richtig ballern willst, dann nimm eine Winchester. Und so wie du ballern willst, ballern die beiden Brothers nach übernatürlichen Wesen. Also eigentlich bist du Sam Winchester. Oder Dean Winchester. You name it.
Aber das ist nicht das SCHLIMMSTE. Denn in diesem Brotherduo spielt Jared Padalecki Sam Winchester. Nicht Dean. Warum überhaupt Dean? Hallo? Warum diese Verwirrung der Zuschauerschaft? Da bekommt es theCW hin aus Jared Padalecki einen einigermaßen bekannten Charakterdarsteller („hüstel“) zu machen und einen Namen im Serienuniversum zu etablieren. Was auch der einzige Grund gewesen sein dürfte die Rolle mit Padalecki zu besetzen. Und dann nennt ihr seinen Bruder Dean? Welch Hohn für die Macher von den „Gilmore Girls“. Welch Hohn für die Fans der Serie. Also entweder nennt man ihn auch in „Supernatural“ augenzwinkernd Dean (als Spitzname) oder man nimmt neben Sam einen ganz anderen Namen. Diese Namenswahl habe ich nie verstanden.
Kann natürlich auch sein das sich theCW im eigenem Katalog nicht auskennt.
Das Grundgenre der ersten Staffeln, dem „Monster-of-the-week“ Gedöns, mal hintenangestellt. Denn dieses Serienmodell hat mich nie angetörnt. Aber was mich sogar noch mehr gestört hat war die Prämisse, wie krass die Macher den Zuschauer im Laufe der Staffeln für naiv verkaufen. Da werden überhöhte Gegenspieler aufgebaut, unsinnige Storylines gelegt und am Ende schaffen es die beiden dann doch – eigentlich problemlos – das Staffelfinale zu überleben. Oder eben nicht. Macht aber nichts, denn in der darauffolgenden Staffel werden die Toten wieder zum Leben erweckt. Für die Quote.
Apropos Quote. „Supernatural“ ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass man eine Serie länger am Leben erhält als ursprünglich geplant. Weil die Quote stimmt und man keine neuen Ideen hat. Seit der 6. Staffel sind die Storylines noch unsinniger als eh schon, dafür umso lamer und man wundert sich schon lange nicht mehr darüber wie oft die Hauptfiguren das Zeitliche segnen, wiederbelebt werden oder die Seiten wechseln. Ist eigentlich schon sowas wie eine eigene Kunstform die die Macher der Serie da entwickelt haben.
Was sich in meinen Augen so gar nicht entwickelt hat, sind die schauspielerischen Fähigkeiten der beiden Protagonisten. Auch wenn das viele Fans der Serie anders sehen dürften, und anführen, dass sich beide Schauspieler enorm im Laufe der Staffeln entwickelt haben. Für mich hört sich das nach einer mäßig verpackten Bestätigung an, dass man das eigentlich weiß aber nicht sehen mag. Und man versucht das Negativum mit einem positiven Anstrich zu versehen. Aber hey, dass macht man nur wenn man staksige Schauspieler hat, die man lieben will aber weiß, dass sie da jetzt nicht die beste schauspielerische Leistung abliefern. Ich habe zum Beispiel nie gelesen dass sich ein James Spader im Laufe von „Boston Legal“ entwickelt hat. Der war immer schon grandios. Padalecki und Ackles werden es nie.
Insbesondere Padalecki spielt in meinen Augen mit denselben eingeschränkten Mitteln wie bei den „Gilmore Girls“. Durch die Veränderung seiner Gesichtszüge und Gesichtsausdrücke. Sonst nichts. Ich glaube er verwechselt da Schauspielerei mit Gesichtsakrobatik. Auch so eine Kunstform die Padalecki aber mit vielen Schauspielern seiner Generation teilt. Dafür hat Ackles eigentlich nur einen Gesichtsausdruck. Und seinen Bizeps – for the girls.
Und diese Sonderfolgen pro Staffel, dieser augenzwinkernde Fanservice. Echt cringeworthy. Fans der Serie würden jetzt sagen, schau doch, wie kreativ die Macher sind. Ich würde sagen, wenn man keinen Plan von seiner eigenen Story hat macht man solche Folgen. Reine Füller. Woher sonst kommt die „Idee“ das man auch mal eine reine Gesangsepisode einlegt. In einer Serie die so weit weg von einem Musical ist wie „Supernatural“ von „Akte X“. Woher? Weil die Macher keinen echten Plan vom eigenem roten Faden haben. Und die Fans feiern das auch noch als besondere Kreativität.
Und die Macher von „Supernatural“ gehören auch in diese Schublade. Offensichtlich. Und ja, der Gilmore Girls Verweis war total super. Daumenhoch! Man beachte wieder den urst krassen Gesichtsausdruck von Padalecki. Grandios wie er das immer hin bekommt.
Es gibt viele Fans der Serie die ich näher kenne, aber dennoch nicht verstehen kann warum man sich Woche für Woche auf diese Serie freuen kann. Für mich hat die Serie nichts was sie zu etwas Besonderen macht. Was mich anfixen könnte. Nichts. Das man von einer derartigen Serie nichts wirklich tiefgründiges erwarten darf, ist mir klar. Und das mache ich auch gar nicht. Aber einen gewissen Tiefgang light, Charakterentwicklung und eine stringente Storyline darf man dann schon erwarten. Vor allem die spätere Handlungsentwicklung ist für mich eine drehbuchtechnische Bankrotterklärung. Aber da ist „Supernatural“ nicht die einzige Serie, der das passiert.
„Supernatural“ hat nicht mal Potenzial für einen „guilty pleasure“, dafür finde ich die beteiligten Schauspieler zu uninteressant und deren Figuren zu unspannend, teilweise nicht mal ansatzweise sympathisch. Die Serie gehört beendet und entsorgt.
Aber ich bin ja neugierig, was treibt dich, du Serienfan, der das hier liest und nur den Kopf schüttelt, was bringt dich dazu diesen Serienmist seit unglaublichen 264+ Episoden zu verfolgen? Es gibt da draußen so viele gute Serien, warum diese?
Bilder: theCW
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