Ein bisschen seltsam ist es schon, wieder im „echten“ Walking Dead zu sein. Das „Vorprogramm“ durch Fear The Walking Dead hat zu einer Differenz in Zeit und Art und Stimmung gesorgt, die man erst einmal verdauen muss. Binnen einer Wochen springen wir von Furcht und Hilflosigkeit in actionreiche Entschlussfreudigkeit und das pure Überleben. Und nach lediglich einem kurzem Anschlussmoment bezogen auf das Finale der letzten Staffel mitten hinein in eines der größten Unterfangen der Geschichte von Rick und den seinen.
„You’re wrong.“ (Deanna)
Und hinein in Schwarz-Weiß! Nach dem Schuss folgt Steinbruch. Farbige Action mit Luftballon-Farbsignalen, Fahrrouten, Signalfeuern, mit Fahrzeugen flankierten Wegen und verdammt vielen involvierten Menschen. Die Frage, wie es dazu gekommen ist, wird im Cross Cut erzählt. Die Vergangenheit holt nach und nach in größeren Schritten das farbige Hier und Jetzt ein. Und ganz nebenbei erinnert das neue Stilmittel auch wunderbar an die Comic-Vorlage (wobei Rick im Bild oben auch Assoziationen an Sin City weckt…). In den Bindegliedern zwischen den Staffeln finden wir den Weg von Trauer über Bestimmung bis hin zur Planung. Viele Charaktere werden positioniert, einige neue stoßen hinzu. Unter anderem Heath, den ich in den Comics sehr mag!
Carol reicht Arbeitern polizistisch Wasser, Morgan und Rick reden über das Dasein als „Killer“ und fast nebenbei finden sie eben den Steinbruch. Ich dachte erst, die ganze Horden-Aktion wäre eine Art Angriff auf einen Gegner, aber scheinbar ist es (vorerst) nur eine Selbstschutz-Aktion. Es ist also weniger Horden-Erstellung denn -Leitung.
„Gotta get to know each other again.“ (Morgan)
Eine Frage, die sich mir stellte, wurde teilweise beantwortet: Die angeblich seit Monaten dort stehenden LKW sollten nicht verstärkt werden, weil es auf lange Sicht nichts bringt. Ja, als Endlösung sicherlich, aber etwas Verstärkung hätte nicht geschadet, damit man das „irgendwann passiert was“ hinauszögern kann?! Dazu das Wichtigere: Wieso kriechen die Walker nicht unter den Trucks hindurch? Machen sie doch sonst auch? Okay, viel Lärm „innerhalb“ der Gruppe, kein Anreiz nach Draußen, aber seltsam erscheint es schon…
Gelungener fand ich da den 1-2-3-Türmoment um Glenns kleine Gruppe. Die Aktion danach war allerdings mal wieder „etwas“ dumm durchgeführt, gerade im Beisein des überlebenserfahrenen Glenn. Aber wurscht, der Plan steht, wird spontan durchgeführt und kleinere und größere Probleme aus dem Weg geräumt. Die Spannungs-Inszenierung bei der Schwachstelle in der Spitzkehre war durchaus gelungen, ebenso die Darstellung des immer irrer werdenden Abrahams. Gerade die Frage an Sasha hat gesessen.
„Hu-heh, look at me!“ (Abraham)
Bliebe da noch der vermeintliche Schock-Moment, der für die Zuschauer eigentlich keiner war.
„I wanted to kill him…“ (Rick)
Rick war doch knapp hinter Carter als sie los sind…? Eine wirklich andere Wahl gab es nicht und uns allen dürfte klar gewesen sein, was hier gerade das Beste für die Gruppe ist, war er doch eh hoffnungslos verloren. Man darf aber gespannt sein, ob und wie die Thematik noch einmal auftaucht und gegebenenfalls gegen Rick verwendet wird.
„I know this sounds insane. But this is an insane world. We have to come for them before they come to us. It’s that simple.“ (Rick)
Aktuell gibt es aber Wichtigeres, um das es sich Sorgen zu machen gilt: Hup!
Ein starker Auftakt! Kann man nicht anders sagen. Die Strukturierung der Folge hat mir sehr gefallen. Das war kein plumper „Show-Effekt“, das war durchdacht. Stets haben sich neue Puzzle-Teile ergeben, die die anderen ergänzt oder zu ihnen hingebaut haben. Und das in beiden Erzählsträngen. So konnten wir Zuschauer problemlos über eine Stunde Netto-Ausstrahlungsdauer bei der Stange gehalten werden.
Zusätzlich gab es jede Menge visuell ungemein starker Shots. Auch im Schwarz-Weiß-Bereich haben einige sehr schön an die Comicvorlage erinnert und allgemein waren eben nicht nur die Inhalte anders, sondern auch Stimmung, Spiel und Soundtrack. Erneut hat The Walking Dead gezeigt, dass es aktuell ganz Vorne dabei ist, wenn es darum geht, Emotionen und Drama mit Action zu verbinden. Wenn es derart kunst- und bedeutungsvoll weiter geht, dürfte das eine tolle Staffel werden!
Bilder: AMC
Ich fand die Folge auch sehr gut gemacht, Greg Nicotero hat seine Walker sehr schön in Szene gesetzt. :-) Leider hat mich das Ende etwas geärgert, weil zu befürchten ist, dass das Hupkonzert Absicht gewesen sein soll. Wenn’s so wäre – voher sollte derjenige, der es veranstaltet hat, wohl wissen, dass jetzt gerade eine gute Gelegenheit wäre, loszuhupen? Die Gesamtaktion war ja nicht für genau den Moment geplant, sondern ging spontan los, wie man am Anfang mitbekommen hat. Naja, mal sehen, wie sich das aufklärt.
Theoretisch könnte eine Gruppe sie schon länger beobachten und es eben nach Anbeginn der Aktion eingefädelt haben (war ja etwas Zeit). Aber ich sehe wenig Vorteile darin, die komplette Anlage fluten zu lassen, da sie selbst viel zu kostbar ist. Daher tippe ich auch auf Zufall. :)
Das wirkt so inszeniert, als sei Ron derjenige, der die Hupe betätigt hat, um sich für den Tod seines Vaters zu rächen. Wenn’s so wäre, dann wäre das mit dem Timing schon merkwürdig. Naja. Mal sehen. Nächste Woche.
Mir hat die Folge auch ganz gut gefallen, vor allem die Cross Cuts waren schön. Für mich hätten die Rückblicke allerdings nicht unbedingt schwarz-weiß sein müssen. Eigentlich mag ich das, aber irgendwie hat es mich hier gestört, weil es so einfach war, alles zusammenzusetzen. Ich denke auch ohne die visuelle Differenzierung hätte man schnell gewusst, ob es sich um „Gegenwart“ oder Rückblick handelt. Ich hätte mich gerne der Herausforderung gestellt :)
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