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Tim Roth inmitten von Mord und Totschlag in den Canadian Rockies

Review: Tin Star – Staffel 1

Mini-Spoiler
17. April 2020, 08:01 Uhr
Mini-Spoiler
Chris
17.04.20

Tin Star

Du hast ein Faible für Underdogs, magst diesen Typ des „Lone Rangers“, den einsamen Helden, der trotz allerhand Steinen oder eher Gebirgen, die man ihm in den Weg wirft, trotzdem unbeirrt seinen Weg geht? Du stehst auf diesen speziellen Typ Antiheld, der eher durch Verschrobenheit, fast ausnahmslos negative Charakterzüge, Alkoholmissbrauch und Flüche als durch familientaugliche Hollywood-Optik, gutes Aussehen und ebensolche Taten auffällt? So einer ist genau dein Fall? Dann empfehle ich dir „Tin Star“. Diese Neo-Western-Serie bietet neben sehr gut gecasteten Darstellern und dem angesprochenen Antihelden auch eine interessante Story, eingebettet in die herrliche Landschaft der kanadischen Rocky Mountains.

Der erwähnte einsame Held wird dargestellt von Tim Roth alias Jim Worth, frisch gebackener Sheriff oder besser „Polizeichef“ einer Kleinstadt inmitten dieser idyllischen Bergregion. Jim ist dort gerade mit seiner Familie eingetroffen und versucht noch sich einzuleben, als ihn unvermittelt ein schlimmer Schicksalsschlag, ausgeführt durch die Hand eines waschechten Nachwuchspsychopathen, eiskalt erwischt.

„Jim, Alkoholiker. Ich bin heute seit zwei Jahren trocken, keine Ahnung wie ich es geschafft hab.“ (Jim Worth)

Jim ist wahrlich nicht kleinlich in der Wahl seiner Ermittlungsmethoden und lässt die dabei unnötige Bürokratie einfach beiseite. Er hangelt sich nicht an den Gesetzesparagraphen entlang sondern lässt den Papierkram Papierkram sein, schnallt seine Knarre um, springt in den Dienstwagen und braust los um den Verdächtigen festzunehmen. Der lästige Formularmist wird schon irgendwann noch erledigt. Jim fasst einen Gedanken und agiert auch sofort, ohne eben alle möglichen Vorgesetzten/Autoritäten zu informieren. Der Dienstweg ist bei ihm stets (sehr) kurz, seine Arbeit aber effektiv. Das wirkt authentisch und gefällt mir. Ein solches Handeln ist vorstellbar in einer Kleinstadt inmitten der Rocky Mountains. In der romantisch verklärten Serienwelt kann man dort wohl noch so ermitteln. Sicher baut Jim auch jede Menge Mist, den er dann aber auch selbst mit allen Konsequenzen ausbaden darf. Aber das macht seinen Serien-Charakter für mich nur umso glaubhafter.

Jims Kleinstadt-Idyll wird allerdings jäh durch die Ansiedlung des Großkonzerns North Stream Oil, der versucht Ölsand in fossilen Brennstoff aufzubereiten, ins Wanken gebracht. Mit dem Bau der Raffinerie-Anlagen hält mit den Arbeitern auch die Kriminalität Einzug in Little Big Bear. Auch der Sicherheitschef des Großkonzerns, Louis Gagnon (Christopher Heyerdahl), erwächst zum Gegner von Jim und sorgt allein durch seine Optik für Gänsehaut. Diesem ist jedes Mittel recht, um die weiße Weste seines Arbeitgebers stets unbefleckt und makellos sauber zu halten. Der Hüne wirkt wie frisch aus einem Serienkiller-Movie-Cast entschlüpft, um in Jims Kleinstadt durch gezielte Gewaltakte für reichlich Unruhe zu sorgen.

Tin Star

„Mein Job bedeutet alles für mich. Und… durch meine ständigen Bemühungen höchste Standards einzuhalten, kommt es auch schon mal vor, dass ich Grenzen übertrete.“ (Louis)

Aber Jims Gegner müssen nicht unbedingt über körperliche Attribute wie eindrucksvolle Größe und entsprechende Gangster-Visage verfügen, um nachhaltigen Eindruck in seinem Leben zu hinterlassen. Auch kleine, eher unscheinbare Männer sollten nicht unterschätzt werden. Einer dieser Unscheinbaren ist der erwähnte Nachwuchspsychopath, hier einfach „Whitey“ genannt. Aufgrund minderer Körpergröße und schmalen Schultern oftmals nicht wirklich ernst genommen, weiß Whitey doch, seine Gegner in ihre Schranken zu weisen. Kaltblütig, ohne Mitleid und Gewissensbisse geht er seinen Weg. Aus welchem Antrieb er agiert, wird nicht verraten, jedoch schafft er alle möglichen Hindernisse kompromisslos aus der Welt. Dabei nutzt er sämtliche zur Verfügung stehenden Hilfsmittel zu seinem Vorteil und wird dabei von einer kleinen, handverlesenen Crew von Kriminellen unterstützt.

Whitey

Natürlich gibt es nicht nur Psychopathen und harte Jungs zu sehen, auch die weiblichen Darsteller wurden gut gecastet, wie Christina Hendricks für die Rolle der Elizabeth Bradshaw. Diese dürfte vielen noch bestens aus „Mad Men“ bekannt sein. Dort wirkte sie sieben Staffeln in ihrer Rolle als Joan Holloway als Junior Partner in der Werbeagentur. Für „Tin Star“ schlüpfte Christina stets hochgeschlossen in die Haut der kühl agierenden PR-Fachfrau des Ölkonzerns. Auch diese Rolle meistert sie mit dem ihr gegebenen, natürlichen Charisma. Im Verlauf der Serie wird Elizabeth noch größeren Einfluss auf Jims Leben und die Geschehnisse in Little Big Bear nehmen. Ihr dürft also gespannt bleiben.

Tin City

Tim Roth verschwand zumindest für mich recht lange in der Versenkung. Bestens bekannt dürfte er den Älteren unter uns noch aus dem Kultfilm „Pulp Fiction“ sein, wo er Pumpkin verkörpern durfte. Quentin Tarantino jedenfalls ist wohl begeistert von Tims Können und besetzte ihn entsprechend oft. Serienfans hingegen könnten ihn noch aus „Lie to me“ kennen. Dort spielte er von 2009 bis 2011 die Hauptrolle, einen renommierten Experten für Körpersprache, der dabei hilft Verbrechen aufzuklären. Nun sehen wir ihn als Polizeichef einer Kleinstadt, der versucht auf seine ureigene Art ganz und gar kleinstadtuntypische Verbrechen wie eiskalt durchgeführte Morde aufzuklären, wobei er nach und nach von seiner eigenen, tiefschwarzen Vergangenheit eingeholt wird.

Sicherlich hat „Tin Star“ weder das Genre neu erfunden noch sonstige bahnbrechende Neuerungen aufzuweisen. Ich wurde aber sehr gut unterhalten, es gab keine Längen, keine Versuchung nebenbei zu chatten oder mich anderweitig abzulenken. Mit Spannung verfolgte ich jede Folge und auch der Cliffhanger am Ende von Staffel eins führte mich dazu, gleich noch Staffel zwei hintendran zu hängen. Jims Vorgehen und die durch ihn gezeigte Polizeiarbeit ist nicht jedermanns Fall, soviel steht fest. Wer sich aber darauf einlassen möchte, der erlebt „auf eigene Faust“ durchgeführte, unorthodoxe Ermittlungsmethoden und dadurch auch handfeste Action, teils auch kompromisslose, harte Gewalt. Mein Geschmack wurde getroffen und Antiheld Jim ist genau mein Fall.

Scheinbar kamen und kommen nur amerikanische Amazon Prime Video Kunden in den Genuss dieser Serie, hierzulande habe ich nur SKY als den Streamingdienst ausfindig gemacht, der auch tatsächlich beide Staffeln zeigt. Nutzt die jetzige Zeit, in der sich die Streaminganbieter eine Preisschlacht um neue Kunden liefern, um günstig einen Blick auf „Tin Star“ zu riskieren. Ihr werdet es nicht bereuen!

Bilder: Sky Deutschland, Amazon

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