Heute zeigt Sat.1 noch einmal eine Folge von „Stalker“: Es ist die letzte Folge der ersten Staffel – und gleichzeitig das Ende der Serie, wie wir vor kurzem erfahren haben. Schade eigentlich: Ich hatte ja vor einiger Zeit hier schonmal einen Serien-Tipp zu Stalker abgegeben, weil sich die Ermittlerserie wohltuend vom Einheitsbrei der CSI- oder sonstigen XY-PD-Serien abhebt. Wer die zeit hat, sollte heute nochmal reinschauen.
Das Ende der Serie ist für mich auch noch einmal eine gute Gelegenheit, die Serie Revue passieren zu lassen. Noch eine Ermittler-Serie – muss das denn sein? Das war vor einigen Monaten mein erster Gedanke, als bei mir die US-Serie Stalker zum ersten Mal auf den Bildschirm flackerte. Da ich weder mit den CSI-Serien noch mit Geschichten wie Bones oder Criminal Minds etwas anfangen kann, war ich eher skeptisch, ob sich Stalker lohnen würde.
Im Mittelpunkt steht ein Ermittlerteam der „Threat Assessment Unit“ des Los Angeles Police Departments, das sich mit Fällen von Stalking beschäftigt. Geleitet wird die Abteilung von Beth Davis, gespielt von Maggie Q. Zu ihrem Team gehören Janice Lawrence (Mariana Klaveno) und Ben Caldwell (Victor Rasuk). Als Letzter stieß Jack Larsen zum Team (Dylan McDermott): Er wurde von der Mordkommission in New York nach Los Angeles versetzt. In jeder Folge ermittelte das Team des LAPD in einem Stalker-Fall – und löste ihn in der Regel am Ende jeder Episode. Was Stalker jetzt aber für mich so interessant machte, waren die persönlichen Betroffenheiten der einzelnen Mitglieder des Ermittler-Teams und das Entfalten eines Beziehungsgeflechts unter ihnen im Laufe der Staffel. Denn wie sich herausstellt, hat Beth Davis selbst eine Stalking-Geschichte zu verarbeiten. Diese hat in der Serie auch immer mehr Raum eingenommen, bis es in der drittletzten Folge der Staffel zum Höhepunkt kommt: zur Konfrontation mit ihrem früheren Stalker.
Von der Kombination „Fall lösen“ und „eigene Betroffenheit“ verarbeiten war ich sehr angetan. Im ersten Drittel der Staffel wurde sehr schön gezeigt, wie vor allem Beth und Jack aus eigenen persönlichen Betroffenheiten und Erfahrungen immer wieder einen Nutzen beim Lösen der Fälle ziehen konnten. Die Stalker-Fälle selbst haben im Laufe der Staffel an Wert verloren, sie waren nicht mehr so einfallsreiche und raffiniert wie zu Beginn. Von daher nicht schlimm, dass sie in den Hintergrund rückten und Beth‘ Geschichte in den Vordergrund drang. Diese Geschichte wurde meiner Meinung nach toll entwickelt: Sie half einem gestalkten Studenten, woraufhin sich der dadurch abgewiesene Stalker auf Beth fokussierte. Dieser – Perry (sehr gut gespielt von Erik Stocklin) – recherchierte ihre bittere Vergangenheit, nahm Kontakt mit dem früheren Stalker auf und schoss sich gemeinsam mit ihm auf Beth ein. Nach und nach verlor er allerdings die Kontrolle über seinen neuen Partner Ray – ebenfalls sehr gut dargestellt und auch gut gespielt von Eion Bailey.
Dramaturgisch auch schön erarbeitet wurde, wie Jack sich den Respekt im PD erarbeitete. Er half den Kollegen, war vor allem für Beth da und erarbeitete sich durch seine klare, analytische Vorgehensweise bei den einzelnen Fällen Respekt bei den Kollegen. Seine eigene Geschichte – sein Stress mit der Staatsanwältin, mit der er früher eine Beziehung und heute einen Sohn hat – tritt in den Hintergrund der Serie; nicht schlimm, der Plot war meiner Meinung nach eh nicht notwendig.
Dass die Serie auch dramaturgisch eines zu bieten hat, lag sicher auch an Serienschöpfer Kevin Williamson, der in Sachen Popcorn-Horror mit der Scream-Reihe und den „Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast“-Filmen Maßstäbe gesetzt hat. Entsprechend setzt auch Stalker mitunter auf verschiedene Horror- und Schock-Effekte, wenn’s bei den Stalking-Fällen ans Eingemachte geht – ich finde, das stand der Serie gut. Kritiker bemängelten oft die zu drastische und teilweise gewalttätige Darstellung der einzelnen Stalker-Fälle – ich finde aber, dass gerade die Horror- und Schockelemente nochmal ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal für eine Crime-Serie wie Stalker war. Ähnlich sah es auch Kevin Williamson:
I wouldn’t agree about the stylized violence. I’m looking for my Dawson’s Creek montage at the end of every episode. I’m writing for the moment after the scary.
Man muss dazu sagen, dass er auch „Dawson’s Creek“ erfunden hat… ;-)
Tja, vor einigen Tagen wurde dann bekannt, dass Stalker nicht verlängert wird. Ich war mir nicht sicher, ob ich das gut oder schlecht finden sollte. Immerhin war der Beth-Plot abgehandelt, und in den Folgen nach dem Showdown deutete sie schon an, das Department verlassen zu wollen. Und die Fälle waren zum Schluss recht schwach, wenn auch immer noch auf gutem Niveau. Ihre potenzielle Nachfolgerin scheint auch wieder eine persönliche Betroffenheit zu haben – tendenziell aber wohl eher aus dramaturgischen Gründen, um so eine zweite Staffel zu rechtfertigen.
So gesehen finde ich es gut, dass die Serie nach einer insgesamt guten Staffel zu Ende geht. Man schließt den Fall „Stalker“ mit einem guten Gefühl: mit einer abgeschlossener Rahmenhandlung, mit überwiegend einfallsreichen Fällen, guten schauspielerischen Leistungen und wenigen inhaltlichen Hängern. Die Staffel als Serie betrachtet ist in sich schlüssig abgeschlossen und macht sicher mehr Sinn als mit einer drangehängten zweiten Staffel, wo der Rahmenplot nur durch eine andere Hauptperson nacherzählt wird und die Fälle womöglich eher schwächer als besser werden.
wieso hört eigentlich die Serie auf?
Die Quoten in Amerika waren zum Schluss leider nicht mehr top. :-(
Super serie. Habt wohl alle keinen Geschmack
Wen du wohl mit „alle“ meinst dürfte ein moderner Mythos sein…
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