Überraschung auf dem Streamingmarkt: Heimlich, still und leise hat Amazon den Kostenlos-Dienst Freevee in Deutschland freigeschaltet – als Channel in Amazon Prime Video. Überraschung Nr. 2: Das Spin-Off „Bosch: Legacy“ gibt’s ab sofort dort zu sehen, kostenlos, mit Werbung. Der Einblick in den Kostenlos-Dienst demonstriert auch, wie werbefinanziertes Streamen in Zukunft aussehen kann. Mehr zu freevee in Deutschland hatten wir hier bereits berichtet.
Das Vorgehen von Amazon ist dabei schon einigermaßen bemerkenswert: Ohne große Ankündigung ist Freevee in Deutschland online gegangen. Allerdings noch nicht als eigenes Streamingangebot, sondern als kostenloser Channel innerhalb von Amazon Prime Video. Doch auch als Channel kann freevee nicht direkt gefunden werden: Man muss schon auf eine Serie stoßen, die in freevee enthalten ist, um über diesen Umweg einen Blick auf alle verfügbaren Serien werfen zu können. Aktuelles Highlight ist dabei sicherlich „Bosch: Legacy“, das Spin-Off zum erfolgreichen Amazon Original „Bosch“. Außerdem unter anderem dabei: „Person of Interest“, „Justified“, „Penny Dreadful“, „The Night Manager“ oder auch „Royal Pains“ – durchaus hochwertige Titel, keine reine Zählware. Der Channel fügt sich damit auch in die neue Benutzeroberfläche ein, über die wir hier berichtet haben.
Kostenloses Streaming-Angebot Amazon freevee in Deutschland verfügbar
Spannend finde ich den Start von freevee deswegen, weil man sehen kann, wie sich werbefinanziertes Streamen in Zukunft darstellen könnte. Netflix plant ja so eine Umsetzung zusammen mit Microsoft (siehe Beitrag hier), Disney plant ein ebensolches Modell. Bei freevee wird das so umgesetzt: Vor der Folge sehen wir eine fünfsekündige Werbung, aktuell zu freevee selbst. Nach der Folge wird eine 60-sekündige Werbepause eingefügt, ehe, die nächste Folge weiter geht. Überspringen kann man die Werbung nicht. Wenn’s so kommt, finde ich das durchaus hinnehmbar – in der guten Minute kann man sich mal eben was zu trinken holen oder mal kurz die Mails checken.
Amazon wäre nicht Amazon, wenn man für dieses Angebot nicht doch mit etwas zahlen müsste. Und zwar mit personenbezogenen Daten.
Anonymität ist nicht vorgesehen. Über die angebotenen Apps und die Nutzung von „freevee“ mit einem Smart-TV wird vom Zuschauer alles gesammelt und analysiert, was gewinnbringend weiter verwertet werden kann.
Aber das Recht auf informationelle Selbstbestimmung wird ohnehin überbewertet…nicht wahr?!
Zur informationellen Selbstbestimmung:
Niemand wird dazu gezwungen, bestimmte Dienste zu nutzen.
Die grassierende „Geiz ist geil“- Mentalität vieler Menschen sorgt aber dafür, dass es massenhaft genutzt wird und jeder Menge Nutzern auch egal bzw. schlicht nicht bewußt ist, was da im Hintergrund vom Anbieter so alles abgerufen werden kann.
Zum neuen Streamingdienst „Freevee“:
Als zahlender Prime-Kunde, der diesen Dienst vor allem wegen des Bewegtbildangebots abonniert hat bin ich verärgert und zwar darüber, dass Amazon zunächst mein Abo um etwa 30% im Preis anhebt (von 69€ auf 89€ jährlich) und anschließend reichlich bislang in Prime enthaltene Inhalte abzieht um sie mir im Gegenzug „kostenlos“, aber mit Werbung erneut anzubieten.
Man kann natürlich auf dem Standpunkt stehen, was soll’s, kostet ja nichts extra, ausser dem bisschen Zeit, wo ich Werbung gucke(n soll).
Mein persönliches Problem ist aber, dass es eben doch zusätzliche Kosten verursacht, nämlich bei meinem Mobil-Prepaid-Anbieter, da ich das Angebot überwiegend für „unterwegs“ abonniert habe, mir für die Inhalte von „Freevee“ aber nicht die Möglichkeit des temporären kostenlosen Downloads angeboten wird.
Das bedeutet z.B. für eine Serie wie „River“, die ich vergangene Woche noch innerhalb von „Prime“ zuhause im WLAN herunterladen und dann datensparend unterwegs in der Bahn schauen konnte, dass ich dafür nun bei sechs Folgen in akzeptabler Bildqualität auf dem Tablet etwa 1,5 GB Datenvolumen verballern müsste.
Ich empfehle Amazon, sich einmal Gedanken darüber zu machen, die Freevee-Inhalte auch als Prime-Inhalte werbefrei und mit Downloadmöglichkeit anzubieten, ansonsten komme ich mit etwas Überlegung auf die Idee mir die Kosten für Prime zu sparen und den so zur Verfügung stehenden Betrag lieber einem anderen Streaminganbieter zu überweisen…
Hat auch schon funktioniert, als vor etwa zwei Jahren das „maxdome“-Monatspaket eingestampft wurde und „joyn“ (kostenlos) bzw. „joyn+“ (gegen monatliche Gebühr) mir die gleichen Inhalte, aber mit geringerer Leistung (keine Downloadmöglichkeit und bei vielen Inhalten keine Originalsprache mehr verfügbar) anboten.
Seitdem habe ich stattdessen „Netflix“ abonniert…
„Niemand wird dazu gezwungen“.
Ist dem wirklich so?
Wer seine informationelle Selbstbestimmung nicht aufgeben möchte, ist von der Nutzung der aller meisten, zeitgenössischen „Angebote“ der global agierenden Internetkonzerne ausgeschlossen. Da dort allerdings mittlerweile der größte Teil dessen stattfindet, was als „die Kultur, die den Zeitgeist prägt“ bezeichnet werden kann, muss man, um Teil einer gesellschaftlichen Kultur sein zu können, auf ein Grundrecht (Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung leitet sich von dem Recht auf eine freie Entfaltung der Persönlichkeit ab/ Art. 2 Abs. 1 GG) verzichten. So dass man provokant formuliert sogar behaupten könnte, dass die Menschen, die darauf bestehen, dass ihr Recht auf informationelle Selbstbestimmung geachtet wird, durch die, daraus resultierende „Ausgrenzung“ sogar in der freien Entfaltung ihrer Persönlichkeit eingeschränkt werden.
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