Fangen mit mir dem Positiven an: Z Nation es ist eine Zombieserie. Mit Zombies. Und Apokalypse und so. Das sollte uns freuen. Immerhin waren wir ebenso happy bei The Walking Dead, als wir endlich eine Zombie-Serie bekommen haben. Egal, welche Längen die Serie zu Beginn manchmal hatte, es war unsere einzige, also haben wir das ein oder andere Auge zugedrückt. Jetzt gibt es also zwei, denn auch SyFy möchte was vom Zombie-Kuchen abhaben. Und schon haben wir das zweite Positive zu Z Nation: dadurch erscheint The Walking Dead viel ausgereifter, erwachsener und besser. Danke schon einmal!
Z Nation versucht natürlich möglichst viel anders zu machen als der große TV-Bruder. Das fängt bereits bei der Grundfrage an: langsame oder schnelle Zombies? Z Nation entscheidet sich für die moderne, hippe, schnelle Variante, geht sogar so weit, dass erste intelligente Handlungen, wie bei Romeros „Land of the Dead“, für die Zombies möglich zu sein scheinen, zumindest können sie klopfen.
Dazu verzichtet ZN komplett auf die (meiner Meinung nach immer sehr interessante und unterhaltsame) Ausbruchphase. Es geht direkt in die Action. Schnelle Schnitte, eine Aneinanderreihung von Katastrophenbildern und Nachrichtensprecherstimmen, die dazu aufrufen, nicht in Panik zu verfallen. Z-Nation macht bereits zu Beginn derart viel klischeehaft, dass es weh tut. Ist The Walking Dead der gesetzte und auf Atmosphäre und moralische Dilemmas konzentrierende große Bruder, der bereits ausgezogen ist, ist Z Nation das kleine Teeny-Blag, das machen möchte, worauf es gerade Lust hat und vor allem, was die Eltern nicht mögen. Z-Nation wirkt wie ein Teenie-Film, stumpfer Humor, überdrehtes Tempo, Hollywood-Charaktere mit Haar-Tönung und GoPro, American Pie-Soundtrack. Dazu wird ungemein viel stumpf herum geballert, wirklich durchdacht wirkt das nicht.
Zur Story
Ab hier werde ich etwas spoilerig. Wir befinden uns bereits 3 Jahre nach der ersten Infektion (scheinbar auch mit der neuen Zeitrechnung A.Z, also „After Zombies“), die Präsidentin ist tot und es gibt (offiziell) keine Heilungsmittel.
„You can’t kill a Zombie with aspirin.“ – „You can’t kill a fever with a bullet!“
Aus einer medizinischen Test-Anlage wurde ein letzter Versuch unternommen, ein Mittel gegen die Zombifizierung zu finden, bevor die Untotenhorde eindringt. Murphy hat es verabreicht bekommen, wurde jedoch von einer Menge überrannt. Das kann er nicht überlebt haben, selbst wenn das Mittel gewirkt haben sollte. Die Zombies haben ihn ja regelrecht auseinander genommen. Und doch: er taucht auf und scheint somit die große Antwort auf das Problem zu sein. Natürlich kann er nicht zum Hausarzt um die Ecke, sondern muss einmal quer durch die USA gebracht werden, damit man sich ihn in Kalifornien anschaut um aus den Antikörpern die Rettung zu erzeugen. So der Grundgedanke. Allerdings verliert Murphy bereits einzelne Zähne, vermutlich wird da noch etwas anderes im Busch sein.
Aus mehr oder weniger gut erklärten Gründen findet sich eine kleine Gruppe, die diese Mission nun anzugehen scheint. Dabei sind etliche Konstellationen bereits im Vorfeld klar und bewusst darauf geachtet worden, dass jeder Stereotyp auch vertreten ist in der heterogen zusammen konzipierten Gruppe. Dass Mack (der Typ, der mit der Alukeule-Dame unterwegs war) noch mit Cassandra (die Gefangen) herummachen wird, dürfte so sicher sein, wie die Tatsache, dass eigentlich jeder aus der Gruppe sterben dürfte. Zumindest, wenn man sich das teils ungemein dumme Verhalten anschaut. Hat man bei TWD teils das Bedürfnis, die Charaktere anschreien zu müssen, ist man bei ZN bereits nach der ersten Folge heiser. Unfassbar, wie selten dämlich diese Leute, die angeblich drei Jahre in dieser apokalyptischen Welt überlebt haben, sich verhalten. Da werden Türen einfach blindlings aufgemacht, obwohl dahinter Geräusche sind, es wird Munition verschwendet, wo man hinschaut, man ist laut und es ist scheinbar wichtiger, cool rüber zu kommen, als möglichst ohne Zombie-Kontakt von A nach B zu kommen.
„I stopped planning two minutes ahead years ago…“ (Garnett)
Das Intro ist absolut nicht der Rede wert und dieses Z-Baby das absolute Grauen – aber eben aus serientechnischer Sicht. Es sollte wohl darstellen, dass überall Gefahr lauert und selbst erfahrene Militärleute vom Kleinsten vermeintlichen Unheil überrascht werden können und ZN keine Angst davor hat, Kinder umzubringen. „Was TWD kann, können wir auch, nur noch krasser!“. Nein, könnt ihr nicht. Das war derart unecht inszeniert und einfach in jeglicher Art und Weise unnötig, unrealistisch und schlicht lächerlich. Aber, die Serie hat auch ein paar positive Seiten. Ganz kurz werden auch Dinge wie soziales Dilemma und Wertewandel angesprochen, als eine Großmutter mit post-apokalyptische Sterbehilfe behandelt wird. Wer Action mag und das bei TWD vermisst hat, kommt hier auf seine Kosten. Ebenso gibt es den ein oder anderen ganz netten One-liner (wie das in stumpfen Action-Umsetzungen nun einmal so ist, Bruce und Arnie lassen grüßen).
„A month ago?! That’s like two years of apocalypse time…“ (Warren)
Was bleibt, ist die Tatsache, dass es eine zweite Zombie-Serie gibt (Hooray!). Aktuell wage ich zu bezweifeln, dass es sie lange geben wird, wenn nicht ordentlich an der Mixtur gearbeitet wird. Wem TWD aber zu lahm und gehaltvoll ist, der kann sich hier ein bisschen schnelle Kost im World War Z-Style abholen. Und danach umso glücklicher sein, dass es TWD gibt und nicht erst diese Serie den Markt bespielt und vermutlich für kommende Zombie-Umsetzungen verdorben hätte.
Die erste Staffel soll 13 Folgen umfassen, die jeweils Freitags auf SyFy laufen.
Also ich muss sagen, dass ich ZN nicht sooo schlecht finde wie sie hier dargestellt wird. Klar kann sie nicht mit Walking Dead mithalten, aber das können viele gute Zombiefilme auch nicht. Als alter Zombiefilm-Fan muss ich sagen, dass ich azN unterhaltsam finde. Nicht gut, aber auch nicht scheiße…
Wäre es auch nur der lockere Humor und die allgemeine Inszenierung, wäre hier auch sicherlich eine deutlich bessere Bewertung bei rumgekommen. Mich nerven halt ungemein die Inkonsequenzen. Hätten sie von vornerein gesagt „Zombies sind schnell, das sind die Orte, die sind so und so weit auseinander“, etc. und es dann einfach konsequent durchgezogen, wäre es ja okay. So ist es mir zu viel hin und her, wie man es gerade braucht.
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