Ich hatte ja das Review zur Auftaktfolge von „Bodyguard“ sowie das Review zur kompletten Staffel geschrieben – die Serie der BBC ist seit 2028 im Netflix-Portfolio und wird seit kurzem als Dreiteiler im ZDF ausgestrahlt. Was auffällt: Das ZDF hat aus den sechs Folgen nicht nur einen Dreiteiler gemacht, sondern auch die Synchronstimme des Hauptdarstellers Richard Madden neu besetzt. Ziemlich viel Aufwand für eine Free-TV-Premiere eines BBC-Thrillers, der schon zwei Jahre auf dem Markt ist – selbst wenn man weiß, dass das ZDF noch ein DVD-Release nachschieben wird. Was ist also passiert?
Ursprünglich hatte Netflix die Serie von der BBC lizensiert und als Sechsteiler bei sich veröffentlicht. Durch die Lizensierung wurde auch eine Synchronisation notwendig, und man hat sich da für Jacob Weigert entschieden, der hautsächlich James Norton spricht. Als Schauspieler kennt man ihn (vielleicht) aus der Telenovela „Anna und die Liebe“. Das Buch stammt von Claudia Heuer, Regie von Marion von Stengel, Aufnahmeleitung von Lena Gehring.
Jetzt ist ja Netflix berüchtigt für die eher lieblosen Synchronisierungen – Leonie hat das hier auch schonmal thematisiert, ich hatte ebenfalls schonmal den Wunsch ausgesprochen, dass es einfach mehr Variationen bei Synchronisierungen geben sollte – siehe Kommentar hier. Netflix hatte vor allem in seinen Anfängen in Deutschland das Problem, dass man Serien oft mit dem gleichen Grundstamm an Synchronsprechern bestückte, so dass man relativ häufig auf die gleichen Stimmen stieß.
Auch Jacob Weigert scheint hier kein Glücksgriff gewesen zu sein. Tatsächlich ist die Stimme recht matt und auch sehr oberflächlich eingesetzt. Er ist auch nicht der reguläre Synchronsprecher für Richard Madden – der wird in der Regel von Stefan Günther gesprochen. Auch dem ZDF scheint diese Arbeit nicht gefallen zu haben, denn beim Recut für den Dreiteiler hat man jetzt tatsächlich Jacob Weigert durch Stefan Günther ersetzt. Alle anderen Stimmen und damit mutmaßlich auch das Buch bleiben unangetastet. Fragt man sich auf der einen Seite, ob es dieser Aufwand wirklich wert ist. Auf der anderen Seite muss man sagen, wenn man beide Synchronversionen vergleicht – ja, die Neuaufnahme hat sich definitiv gelohnt. Im ZDF kommt David Budd deutlich souveräner daher, die Stimme hat mehr Charakter, wirkt dichter an der Figur. Ich bin nach der ersten Doppelfolge im ZDF für die weiteren Folgen zu Netflix gewechselt, weil ich nicht immer eine Woche warten wollte bis zur nächsten Veröffentlichung. Und ich muss sagen, ich war zunächst verwundert und später dann wirklich erschrocken an einigen Stellen, wie lieblos die Figur umgesetzt wurde. Und ich bin froh, den Einstieg in die Serie tatsächlich mit der ZDF-Synchro gesehen zu haben. Die Situation im Zug mit der anderen Stimme – no way.
Also, Glückwunsch ans ZDF und danke für die zusätzliche Arbeit. Hier wurde endlich einmal Wert auf die Synchro-Arbeit gelegt, und die Serie hat durch die Umstellung wirklich nochmal gewonnen.
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