Überall lässt man sich heute nur berieseln, und nein, ich meine keinen Schnee (auch wenn es zur Jahreszeit passen würde). Mir geht es um akustische Berieselung, mit Schall, gesprochenen Worten. Bevor man die Gebrauchsanweisung/Bedienungsanleitung des neuen, frisch aus Asien importierten technischen Gadgets, die tatsächlich sogar auf Deutsch vorliegen könnte, überhaupt öffnet, wird schon Google bemüht. Es muss doch ein YouTube-Erklärbär-Video geben, das das ganz genau zeigt, wie man am besten die Verpackung öffnet, die Schrauben und Bauteile sortiert und das Ganze dann zusammensetzt. Nur nicht selber lesen – Gott bewahre! Ja, heute rege ich mich darüber auf, dass viel zu wenig gelesen wird. Ganz gleich, ob es sich hier um Bedienungsanleitungen, AGBs, richtige, „echte“ Bücher oder um unsere Blogeinträge hier handelt.
Jeder kennt Menschen, die keine Bücher lesen, keine Bücher besitzen und das auch noch unumwunden zugeben. Damit kann ich leben, das schlimme aber daran ist: Im ausklingenden Jahre 2022 ist derjenige der Nerd, der, wie ich, Hunderte Bücher (ja, richtig gedruckte, Hardcoverausgaben) besitzt und dessen Sammlung sogar stets leicht anwächst. Ich werde, so ich denn hin und wieder Besuch durch unsere Behausung führe, mit großen Augen angeschaut, wenn es denn ins „Lesezimmer“ geht und dort gefülltes Regal neben Regal steht. Natürlich gibts auch noch ein Sammlerzimmer mit den alten Comics, zurückreichend bis in die frühen 1980er Jahre. Wer braucht denn sowas, wer sammelt Bücher oder Comics? Klar, ich! Aber zurück zur Ausgangsfrage: Wer liest überhaupt noch?
Ich bemerke es auch hier im Blog, nämlich dann wenn einige Beiträge, ganz einfach weil es der Kontext hergibt, etwas länger geraten. Man kann sich fast sicher sein, dass sich niemand die Mühe macht, den kompletten Beitrag zu lesen. Leider haben es aus dem Kontext gerissene Aussagen so an sich, dass sie eben zum Großteil keinen Sinn machen – wenn man sie eben gerade nicht im zugehörigen Kontext zitiert. Nun könnte man natürlich technisch relativ einfach geschriebenes Wort in gesprochenes übersetzen lassen oder durch KI wiedergeben, aber, will man das? Es gibt ja schon genug dieser Erklär-Bären auf diversen Internetplattformen, allen voran dürfte wohl YouTube stehen. Diese erklären uns die Welt und sparen uns dadurch vermeintlich wertvolle Lebens-(Lese-)Zeit. Wenn in zehn Minuten erklärt werden kann, was da in dem komischen Geheft steht, warum sollte man sich selbst bemühen? Klar, vermutlich gehöre ich längst zum alten Eisen und bin auf keinen Fall repräsentativ. Wenn ich aber auch im eigenen Verwandtschaftskreis mitbekomme, dass die Kids zwar z.B. alle Harry Potter Filme kennen, aber in den letzten 25 Jahren nicht einmal eines der sieben Bücher gelesen haben, bin ich schon ein wenig enttäuscht.
Wie scherzte einst Michael Mittermeier so treffend vor fast zwei Jahrzehnten:
„Hast du eigentlich die Bibel gelesen? Die Bibel gelesen? Ich hab die Bibel als Farbfilm im Fernsehen GESEHEN! Und der Charlton Heston war als Moses noch besser als in Ben Hur.“
Falls übrigens jemand Interesse an einer etwas ausführlicheren Darstellung zum Thema „Keiner liest mehr“ haben sollte, dann schaut doch mal hier vorbei. Aber Achtung, es muss selbst gelesen werden!
Ein sehr lesenswerter Beitrag, auch die Verlinkung war sehr interessant. Ich gehöre übrigens auch zu den Menschen die mehrere hundert Hardcover Versionen Zuhause stehen haben deren Anzahl stetig wächst. Für mich ist jedes Buch ein kleiner Schatz und zumindest meine Kinder sind davon ebenso begeistert. Ich hoffe einfach mal, dass der Trend sich nicht vorsetzt und Bücher nie gänzlich ihren Zauber verlieren.
Hallo Doreen, danke für deinen Beitrag. Diese Hoffnung teile ich. Es wäre zu schade, denn was regt denn besser die Fantasie an, als sich beim Lesen von Büchern die eigenen Welten im Kopf selbst zu erschaffen?! Hoffen wir einfach das Beste für die Zukunft :)
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