Seit Wochen streiken sowohl die amerikanische Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA als auch der Drehbuchautoren-Gewerkschaft WGA – was erst zur Folge hatte, dass manche Produktionen sich verzögerten. Inzwischen sind die Auftraggeber dazu übergegangen, erste Serien zu streichen. Das eine oder andere Canceln dürfte Serien-Fans richtig weh tun. Fun Fact: Vom Autor:innen-Streik profitieren könnten ausgerechnet deutsche Serien.
Zwei prominente Opfer kommen von Amazon Prime Video: Der Streamingdienst hat die ursprünglich schon bestellten 2. Staffeln von „Peripherie“ und „Eine Klasse für sich“ gestrichen, heißt es bei Deadline. beide Serien hatten ja ganz gute Besprechungen bekommen, und beide stehen auf meiner Watchlist, wobei sich die Vorfreude mit dem Wissen um die Absetzung jetzt doch etwas gedämpft anfühlt.
„Peripherie“ hatte Maik hier besprochen, und die Serie sollte eigentlich 2024 fortgesetzt werden. Die zweite Staffel der Serie mit Chloë Grace Moretz in der Hauptrolle befand sich laut wunschliste.de in der Phase der frühen Vorproduktion, als der WGA-Streik am 2. Mai begann. Eine Begründung: Es sei generell problematisch, die Zuschauer:innen nach einer langen Pause, die dann rund drei Jahre dauern würde, wieder für Serien zurückzugewinnen, die noch nicht etabliert sind.
Produktion vorüber eingestellt: „1923“, „Stranger Things“, „American Dad“, „Yellowjackets“ u.v.m.
Außerdem in Gefahr: Serien-Dauerbrenner wie „9-1-1: Lone Star“ und „The Cleaning Lady“. Die doppelten Streiks bei WGA und SAG-SAFTRA müssen bis Ende dieses Monats beigelegt werden, wenn geskriptete Hauptsendezeitsendungen wie „ 9-1-1: Lone Star“ und „The Cleaning Lady“ mit neuen Folgen in der TV-Staffel 2023–24 zurückkehren sollen, sagt zum Beispiel Fox-Entertainment-Präsident Michael Thorn gegenüber TVLine.
Probleme gibt es außerdem aktuell laut Deadline beim „Yellowstone“-Spin-Off „1923“, bei „Daredevil: Born Again“, „Billions“, „FBI: Most Wanted“, „Family Guy“, „American Dad“, bei der Apple TV+ Adaption „Metropolis“, bei der Netflix-Comdey „Little Sky“ und bei der Spin-Off-Serie „The Batman“ – die Produktionen sind jeweils aktuell eingestellt, wie auch bei der finalen Staffel von „Stranger Things“, bei „Yellowjackets“ und „Cobra Kai“. Hier wird’s mindestens Verzögerungen geben.
Ich kann die Beweggründe der beiden Gewerkschaften verstehen, ich kann jedoch nicht verstehen, warum sich nicht beide Seiten endlich einigen können. Gefühlt läuft der Streik, ohne das irgendwie Bewegung in die Sache kommt. Ganz witzig übrigens, bei aller Ernsthaftigkeit der Lage von Autor:innen und Schauspieler:innen: Deutsche Serien scheinen von der aktuellen Problematik zu profitieren. So läuft doch tatsächlich beim amerikanischen Sender TheCW seit dem 12. September 2023 „The Swarm“, bei uns im ZDF als „Der Schwarm“ gelaufen und mehr schlecht als recht bewertet. Und die ZDF-Serie „Gestern waren wir noch Kinder“ – bei uns sehr erfolgreich im ZDF und in der ZDFmediathek gelaufen (und mit Perspektive auf eine 2. Staffel), bekommt wohl eine US-Adaption: Showrunnerin Natalie Scharf hat die rechte für die US-Adaption bei einer US-Verkaufstour veräußert – an Produzenten-Legende Jerry Bruckheimer. Sachen gibt’s.
Was den Protest der Schauspieler:innen und Autor:innen gegen den vermehrten Einsatz von künstlicher Intelligenz angeht, so machen sich leider viele, die diese Streiks nur als vermeintlich Unbeteiligte beobachten, nicht bewusst, dass dies nur der erste von endlos vielen Streiks sein wird.
Laut „The Future of Jobs Report 2023“ wird der zunehmende Einsatz von künstlicher Intelligenz zwar zahllose neue Jobs schaffen, aber auch Millionen bestehender Jobs gefährden. Es werden in naher Zukunft auch in Deutschland ganze Berufszweige wegfallen und so viele Menschen auf andere Berufe umgeschult werden müssen, dass die Arbeitsagenturen und Jobcenter das in ihrer jetzigen Form nicht werden bewältigen können.
Und wer unsere Politiker kennt, wird sich denken können, dass sie dieser absehbaren Krise nicht vorbeugen werden, sondern erst dann reagieren, wenn die Lage und der Unmut der Bürger zu eskalieren droht.
Wer dann davon politisch am meisten profitiert, ist ebenfalls jetzt schon absehbar…
Ich beobachte daher den Verlauf dieser Protest in den USA sehr aufmerksam. Die Lösung für diesen Konflikt könnte zu einem positiven oder aber auch negativen Vorbild werden, für den Verlauf aller Proteste, die da in Zukunft noch kommen werden.
Das mit „Peripherie“ stimmt mich traurig, sollte es nun wirklich das finale Ende der Serie sein. Sehe da auch kein wirkliches Problem bei mehreren Jahren Pause (zumindest aus Publikumssicht, sollte da vertraglich / produktionstechnisch irgendwas am Timing haken, ist das natürlich etwas anderes). Mit Recaps und Rewatches gibt es genug Möglichkeit, wieder aufzuholen und ggf. hat man so sogar eine größere Interessierten-Basis als bei kurzer Pause. Klar, kürzer wäre schöner, aber bezahlt die Leute halt anständig!
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