Manchmal sind es genau diese Wochen, in denen man merkt, wie breit das Spektrum des Serienlebens eigentlich sein kann. Zwischen Retro-Charme, Fantasy-Epos und düsterer Neuverfilmung war diesmal alles dabei – und zwar in einer seltsam stimmigen Mischung. Vielleicht liegt’s an der Jahreszeit: Draußen wird’s früher dunkel, und drinnen will man Geschichten, die entweder vertraut sind oder richtig schön abtauchen lassen. So oder so, meine TV-Woche war eine Reise durch alte Erinnerungen, neue Gesichter und ziemlich viele düstere Seelen.
„Der letzte Bulle“
Los ging’s mit „Der letzte Bulle„. Anlass war der Start der neuen Staffel, die ja gerade bei RTL anläuft – und irgendwie hat mich das gepackt. Also zurück zum Anfang: Staffel eins, Mick Brisgau noch ganz in seinem Element, Lederjacke, dicke Sprüche, sein cooler Opel Diplomat als Dienstfahrzeug und natürlich Mick selbst. Als unnachahmliche Mischung aus Macho und verletztem Relikt. Es ist schon interessant, wie gut die Serie noch funktioniert. Sicher, vieles wirkt heute bewusst aus der Zeit gefallen, aber genau das ist ihr Reiz. Diese 80er-Jahre-Polizeiromantik trifft auf moderne Ermittlungsarbeit, und zwischendrin gibt’s Dialoge, die so nur Mick bringen kann. Man merkt, warum Der letzte Bulle damals Kultstatus bekam – weil er eben nicht glatt war, sondern kantig, laut und manchmal unfreiwillig ehrlich. Und das Buddy-Team aus Mick und Andy funktioniert einfach unnachahmlich gut – seit vielen Jahren (Staffeln).
„The Witcher“
Danach ging’s für mich in eine ganz andere Richtung: „The Witcher“ – die aktuelle Staffel auf Netflix. Ich hatte ja schon vorher gemischte Gefühle, was den Staffelwechsel und die neue Ausrichtung angeht, aber bisher bin ich tatsächlich wieder gut reingekommen. Es ist noch immer dieses raue, dreckige Fantasy-Universum, das ich mag: Monster, Magie, politische Intrigen – und zwischendurch ein bisschen trockener Humor. Klar, die Serie hat ihre Schwächen – teilweise zu viel Tempo, dann wieder Leerlauf –, aber die Atmosphäre stimmt. Gerade visuell ist „The Witcher“ wieder auf Top-Niveau: kalte Landschaften, schimmernde Schwerter, starke Kampfszenen und auch das eine oder andere Monster. Und auch wenn Henry Cavill nicht mehr dabei ist, der neue Geralt schlägt sich überraschend solide. Nicht mit dem gleichen Charisma, aber dafür mit einer gewissen Bodenhaftung, die der Serie guttut. Viielleicht wächst Herr Hemsworth ja noch hinein in seine Rolle!
„Frankenstein“
Zum Schluss kam noch etwas Wissenschaft gekoppelt mit viel abgedrehter Genialität ins Spiel: „Frankenstein“ – Netflix hat sich ja an einer neuen Verfilmung des Stoffes versucht, und die hat mich sofort neugierig gemacht. Ich bin allerdings erst zur Hälfte durch, was bei einer Laufzeit von über zweieinhalb Stunden auch kein Wunder ist.
Aber schon der Anfang zeigt, dass hier nicht einfach eine weitere Horror-Version recycelt wurde. Der Film wirkt ruhig, fast melancholisch. Weniger Schock, mehr Tragödie. Man spürt die Einsamkeit des Monsters, die moralische Zerrissenheit seines Schöpfers – und das Ganze ist visuell stark umgesetzt. Klassisches Kostümdrama trifft auf modern inszenierte Schuldfrage. Ich bin gespannt, ob die zweite Hälfte dieses Niveau hält.
Unterm Strich also eine abwechslungsreiche Woche: ein bisschen Nostalgie mit Mick Brisgau, ein wenig düstere Fantasy mit Geralt von Riva und ein literarischer Albtraum mit Frankenstein. Drei Welten, drei völlig verschiedene Ansätze – aber irgendwie verbindet sie alle eines: Männer, die mit ihren ganz eigenen Dämonen kämpfen.
Bilder: Amazon Prime Video, Netflix







































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