Staffel 1 von der Neuauflage des Klassikers „Lost in Space“ lief bereits 2018 an. Ob die zweite Staffel mit der ersten mithalten kann, konnte ab dem 24.12.2019 überprüft werden.
Family first
Dieses Motto läuft wie eine dicke rote Blutader (weil Blut ja dicker ist als Wasser) durch die gesamte Serie. Kennen wir schon aus anderen Serien. Wir haben ja alle Anfang 2019 „Game of Thrones“ gesehen. Doch im Gegensatz zu den skrupellosen Lanisters, läuft Familie Robinson auf Schmusekurs. Differenzen, über die Familie Conner müde lächeln würde, gibt es zwar, aber letztendlich weiß jeder, worauf es hinausläuft: Familiengruppenkuscheln!
Das ist aber gerade bei diesem Staffelstart sehr vorteilhaft. Wer befürchten muss, dass die eigenen familiären Feiertage vielleicht nicht ganz so idyllisch werden könnten, kann diesmal einfach Netflix anwerfen und die konfliktgebeutelte Verwandtschaft auf dem Sofa parken. Dann wartet man zwei bis drei Folgen ab und sieht sich den gerührten „Wir-gehören-doch-zusammen“-Blob an, der sich auf der Polstergarnitur in den Armen liegt.
Die Serie ist an vielen Stellen vorhersehbar und manchmal zu „safe“. Man könnte sagen, dass es sich um Science Fiction für junge Einsteiger handelt. Was sich jetzt alles fies anhört, ist tatsächlich gar nicht so abwertend gemeint. Es ist halt alles etwas weicher gespült, was „Lost in Space“ durchaus zum gelungenen Familienspaß macht oder auch einfach zur „Feel good“-Serie.
Spannung
Es mangelt nicht an Spannung. Im Gegenteil! Dramatik wird erfolgreich aufgebaut und am Ende zufriedenstellend aufgelöst. Die Robinsons treffen auf ein Hindernis. Dieses Hindernis bedroht oft auch das traute familiäre Beisammensein. Hindernis wird überwunden. Puh… Alles geht mit Teamarbeit. Glück gehabt. Ehrlicherweise muss man dazu sagen, dass viele Lösungen zu weiterführenden Problemen beitragen. Aber ich schweife ab… Also, puh, Glück gehabt. Und dann ist die Folge zu Ende. Man muss also nie befürchten, dass man am Ende einer Folge Fingernägel-kauend vor der Mattscheibe sitzt und sich fragt, wie man die fünf Sekunden bis zur nächsten Folge aushalten soll. Liebe Kinder, bei uns lagen früher oft Wochen dazwischen! In denen wir jeden Morgen zehn Kilometer durch den Schnee vor dem Sonnenaufgang zur Schule marschieren mussten. Ohne Schuhe. Ja ja, so war das. Ach so, Spannung… Also, Spannung gibt es und vor allem die Grafiken und CGI sind hervorragend. Bei den Visual Effects Society Awards hat „Lost in Space“ abgesahnt. Big time! Wer auf ein bisschen familientaugliche Space Opera steht, für den sollte diese Serie ein Schmankerl sein.
Roboter
Robot
Die Staffel beginnt mit der Suche nach dem heißgeliebten Roboter (gespielt vom riesigen Brian Steele – 2,01m). Zumal sie ihn auch für technische Dinge brauchen. Und natürlich, zum Wohle aller Nerven, finden sie ihn dann auch. Nicht sofort, aber bald. Oder doch nicht?
Robot hat sich weiterentwickelt. Seine Gefühlswelt ist komplexer geworden und Will ist nicht mehr seine Hauptpriorität. Er hat das Konzept „Freund“ verstanden. Und auch, dass man mehr als einen haben kann. Das macht ihn für Will nicht mehr lenkbar und so können sie sich als ebenbürtig begegnen. Will kann ihm keine Befehle mehr geben. Umso mehr wert ist die Hilfe des Roboters, da er ihnen freiwillig den Weg nach Alpha Centauri, der menschlichen Siedlung, eröffnen will.
Scarecrow
Scarecrow, ein Roboter der schon vor Jahren an einer Absturzstelle von den Menschen gefunden wurde, ist der zweite Roboter, der als Individuum in der Serie auftaucht. Allerdings beschädigt, aggressiv und kaum zu händeln. Er kann nur mit radikalen Mitteln davon abgehalten werden, anzugreifen. Oder zumindest gehen seine Wärter davon aus. Das macht ihn zum Gefangenen und bald zu einer leidenden Kreatur. Doch je mehr er später mit Will, Robot und auch Ben Adler zu tun hat, desto mehr ändert er sich. Es ist nicht sofort absehbar, aber später erkennt selbst Penny, dass da etwas vor sich geht.
Penny zu Will: „All right ….. Scarecrow came back, and as far as I’m concerned, one might be an exception, but two? Maybe that’s the start of something big“
Robotarmy
Das Auftreten der Robotarmy, die auf der „Resolute“ auftaucht, ist eher stereotyp. Böse, rote Gesichter und sogar einen fiesen Metall-Irokesen darf der Chef sein Eigen nennen. Mit schweren Schritten und großen Körpern fallen sie ein. Ein paar nette Überraschungen gibt es im Kampf gegen die Roboterarmee dann doch. Ich sage nur sloooow mooootioooon. Da stehen schon mal ein paar Nackenhaare hoch. Mehr verrate ich nicht. Die Motivation des Angriffes ist, obwohl vermeintlich offensichtlich, irgendwie doch fragwürdig. Ja, an Bord der „Resolute“ befindet sich etwas, das sie haben wollen. Eine Energiequelle, die Robot helfen wird, alle nach Alpha Centauri zu bringen. Aber gibt es denn tatsächlich nur eine davon? Warum ist gerade diese hier so wichtig? Klarer Fall, eine dritte Staffel muss her.
Darsteller
Es gibt da etwas, dass dem geneigten Zuschauer sofort ins Auge springt: Will Robinson (Maxwell Jenkins)! Der kleine, niedliche Bursche, der sich in Staffel Eins jedermanns Kindheitstraum erfüllt und sich einen eindrucksvollen Roboter als Beschützer angeschafft hat, ist nun nicht mehr ganz so klein. Eher sehr groß. Aber scheinbar sind alle mit mitwachsender Kleidung ausgestattet. Denn ich sehe keine Hochwasser-Raumanzüge. Wir dürfen allerdings gespannt sein, ob in Staffel 3 seine Stimme den Wachstumsschub einholt.
Ansonsten kann man zu den Darstellern einfach nur sagen, dass die Dynamik stimmt. Man nimmt Molly Parker die Rolle der distanzierten Mutter Maureen ab. Toby Stephens (Papa Robinson) passt als tougher, aber gefühlvoller Dad auch. Er ist derjenige, der sowohl Frau als auch Kinder zusammenhält. Ein Zeichen für die Entwicklung der Charaktere, denn das war in Staffel 1 noch nicht so. Die Kinder haben auch jeder ihre Individualität, spezielle Fähigkeiten und Vorlieben. Und alle werden liebenswert dargestellt. Auch eventuelle Abweichungen vom erwarteten Verhalten der einzelnen sind meistens schlüssig und nachvollziehbar.
In dieser Staffel, so viel sei verraten, gibt es zwei „Bösewichte“. Obwohl man Dr. Smith („Queen of Indie“ Parker Posey) eigentlich nicht so richtig dazuzählen mag. Sie macht das, was ihren Hintern vom Eis holt. Auch die Rückblicke auf ihr vergangenes Familienleben zeigen, dass das schon lange ihr Weg ist. Nur manchmal ist sie von den Emotionen irritiert, die sie den Robinsons (allen voran Penny) gegenüber hat. Dr. Zoe Smith heißt eigentlich June Harris, doch die Trickbetrügerin hat sich schon ihren Platz auf der „Resolute“ ergaunert und nimmt die Identität von Dr. Zachary Smith (im Original von 1965 der ursprüngliche Bösewicht) an. Allerdings geht sie dabei tatsächlich über Leichen. Und das fällt ihr auch gar nicht so leicht. In der aktuellen Staffel nun, kann sie ihre Identität festigen und alle eventuellen Beweise verschwinden lassen. Man kann Dr. Smith hassen wie man möchte, aber die Erleichterung, als sie tatsächlich nun voll und ganz Dr. Zoe Smith (Therapeut) ist, war bis hierhin zu spüren. Großartig dargestellt. Fest steht, dass Dr. Smith immer auf die Füße fällt und ein zweites, drittes, viertes und fünftes Ass im Ärmel hat. Man kann ja nie wissen.
Nummer Zwei ist Mr. Hastings. Hastings, ein ranghöheres Besatzungsmitglied drängt sich in den Vordergrund. Man erfährt schnell, dass er mitverantwortlich ist für Scarecrows missliche Lage. Trotzdem kann man nicht einfach sagen, dass er böse ist. Nein, er will zum Wohle der Rettung der Spezies Mensch die Ziele erreichen, koste es, was es wolle. Er ist dabei skrupelloser als andere und schreckt auch nicht vor Intrigen zurück. Das macht vor allem Maureen Kopfschmerzen. Doch es wäre nicht „Lost in Space“, wenn sich nicht auch hier der Einfluss der Familie Robinson bemerkbar machen würde. Denn letztendlich wird sogar Mr. Bad Guy zur Rettung beitragen. Natürlich.
Ein Charakter begleitet vor allem Will in dieser Staffel. Ben Adler war mit einem wissenschaftlichen Team bei der Absturzstelle des Roboters Scarecrow auf der Erde. Er pendelt seitdem zwischen der Erde und Alpha Centauri, wo seine Familie lebt, hin und her. Was sein Familienleben erheblich stört. Er ist fasziniert von den Robotern. Und er beschäftigt sich schon länger mit Scarecrow, ohne eine Verbindung mit ihm zu erschaffen, wie Will sie mit Robot hat. Man merkt ihm aber an, dass er alles für so eine Beziehung tun würde. Allerdings fällt es ihm schwer sich von seinem Bild der Roboter als Maschinen abzuwenden und ihnen eine Gefühlswelt zuzugestehen. Wills Roboter hilft ihm dabei. Letztendlich rettet Ben Scarecrow vor dem Tod. Was mit ihm geschieht bleibt offen.
Und dann ist da noch Don West. Hach ja. Don und sein Huhn Debbie (der Name Debbie ist übrigens eine Anlehnung an die schimpansenähnlichen Figur aus der Originalserie) haben es geschafft und sind inoffizieller Teil der Familie Robinson geworden. Zu Recht, denn so oft, wie er die heroischen Hauptfiguren schon vor dem sicheren Tod gerettet hat, hat er sich einen Platz in der Gruppenkuschelei verdient! Wenn man sich beim Gucken der Serie auf das eigene Bauchgefühl verlässt, könnte man annehmen, dass er mit einer der beiden Robinson-Töchter lieber kuschelt, als mit den anderen Angehörigen. Wir werden sehen…
Aussichten
Netflix hat eine dritte Staffel von „Lost in Space“ noch nicht angekündigt. Damit rechnen die Fans schon Mitte Februar. Aber dann wird es bestimmt noch eine Weile dauern bis die Serie spruchreif ist, denn alleine für die herausragenden Visual Effects benötigen die Macher lange. Daher wird vor Mitte 2021 nicht mit einem Releasedate gerechnet. Der Cliffhanger in der letzten Folge macht eine weitere Staffel für Netflix zur Pflicht.
Abschluss
Das Ende ist vielversprechend, sowohl, was die Storyline, als auch die Familiendynamik angeht. Wenn die Macher der Serie (Irwin Allen, Matt Sazama und Burk Sharpless) weiter auf dieser Spur fahren, können sie mit einer festen Zuschauergemeinde rechnen. Vor allem unter den Oreo-Liebhabern.
Ich bin extra an vielen Stellen nicht zu sehr ins Detail gegangen, um nicht die Spoiler-Ampel auf Rot stellen zu müssen. Abschließend kann ich sagen, dass es sich sehr wohl lohnt, sich ein eigenes Bild zu machen.
Habe die 2. Staffel mittlerweile auch gesehn aber frage mich die ganze Zeit ob ich nicht mitbekommen habe das gesagt wurde warum eigentlich die Resolute ebenfalls in dem System ist wie die Robinsons. Schließlich wurde sie zumindest am Ende der ersten Staffel nicht dort hinein gezogen. Hast du da ne Erklärung für?
Moin Spacer83,
da sachste wat. Ich bin auf meiner Suche auf keine befriedigende Antwort gestoßen.
Fakt ist, dass Viktor mit der Resolute darauf gewartet hat, dass die Robinsons sich zu ihnen retten können. Die Robot-Energiequelle übernimmt aber die Jupiter und stürzt sie durch ein „Wurmloch“. Die Crewmitglieder der Resolute sehen sie verschwinden. Die Familie kommt bei dem Doppel-Gestirn an, vor dem Robot gewarnt hat.
In Folge 2 der zweiten Staffel haben die Robinsons es von ihrem neuen Planeten ins Weltall geschafft und denken erst, dass ein Meteor da ist. John fragt noch sarkastisch, ob er nicht zufällig auf Kollisionskurs mit ihnen ist. Maureen checkt das Signal und sie entdecken, dass es die Resolute ist. Es hüpfen alle vor Freude. Die Resolute ist zwar nicht nah dran, aber erreichbar. Und als sie sie dann betreten, sehen sie das (fast) alle evakuiert wurden. Die kleine Samantha erzählt aber auch von dem zweibeinigen Roboter, der versucht hat, die Leute zu beschützen. Eventuell hat Robot was mit der eingeschlagenen Richtung zu tun? Aber dann wüßten die Kolonisten doch davon, dass sie durch ein „Wurmloch“ gerauscht sind. Laut Victor und dem eigentlichen Plan müsste sich die Resolute weiter auf dem Weg nach Alpha Centauri machen. Bis es dann zu den Roboter-Turbulenzen an Schiff gekommen ist.
Es wird irgendwie mit keinem Wort erwähnt, warum die Resolute so relativ in der selben Gegend war. Weder bei dem ersten Treffen mit Adler, noch beim Wiedersehen mit Viktor.
Du siehst mich ein bisschen ratlos?
Vielleicht wissen ja die anderen mehr? Gibt’s irgendwelche Clues?
seriesly
Susanne
Ja schade das du auch keine Antwort hast. Habe auch noch in keinem Forum was dazu gefunden. Frage mich manchmal obs kaum einer bemerkt hat.^^ War schließlich eine der wichtigsten Fragen der 2. Staffel zumindest noch am Anfang. Warum ist die Resolute da und warum leer. Das war so schön mysteriös. Ok das mit dem leer hat sich geklärt aber warum ist sie überhaupt da? Man hätte es zwar nicht unbedingt in der 2. Staffel klären müssen aber auch nicht unter den Teppich kehren. Wenigstens nochmal hinterfragen oder so. So bleibt n bitterer Nachgeschmack.
Vielleicht hab ich einen Clue für euch.
Ich kann mich leider nicht mehr genau dran erinnern wie der Sprung am Ende der 1. Staffel ablief. Müsste ich glatt nochmal schauen. Aber ich glaube mich zu erinnern das es da ziemlich drunter und drüber ging und der Spalt (das Wurmloch) noch relativ nah an der Resolute geöffnet wurde.
Daher vermute ich das sie dadurch einfach mit durch den Spalt im Raum-Zeit-Gefüge gezogen wurde.
Am Ende der 2. Staffel als Judy mit den Kids von der Resolute startet kommt auch ne Funkmeldung (ich glaube nachdem das Triebwerk der Jupiter getroffen wurde) wo ihr gesagt wird das sie erst weiter weg von der Resolute den Spalt öffnen soll um genau dieses zu verhindern.
Das macht für mich zumindest Sinn und entspricht auch den gängigen Wurmloch-Theorien einer jeder guten Sience-Fiction Serie.
Hallo Enno86,
in der letzten Folge kommt das Wurmloch und die Resolut sieht Robinsons Wurmloch drin verschwinden und auch wie es sich wieder schließt. Und aus der Serie geht hervor, dass die Roboter-Energie auf der Jupiter das Wurmloch öffnet. Hmmm….den Funkspruch habe ich tatsächlich nicht auf dem Schirm. Den werde ich mir aber noch einmal raussuchen.
Danke Dir!
Ich bin gespannt, was Spacer83 dazu sagt. ;)
Ich meine natürlich Robinsons Jupiter….
Ich glaube es war zu deutlich am Ende der Ersten Staffel zu sehen das das Loch komplett dicht war sollten Sie noch nachgezogen wurden sein müssen sie das unbedingt mal logisch nachreichen und erklären sonst fühlt sich das etwas unrund an. Immerhin war das für mich eine der prägendsten Fragen die sich mir innerhalb der 2. Staffel stellte. Warum ist die Resolute da wo sie nicht sein sollte? Sowas kann man doch nicht einfach untergehn lassen. Das mit dem Funkspruch ist natürlich ein guter Einwand der auch noch mehr Sinn machen würde wenn sie schon mal sowas erlebt hätten mit dem zu nah dran sein.
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