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Warum Handschellen keine Abführmittel sind

Review: „Brooklyn Nine-Nine“ – Staffel 6

Mini-Spoiler
18. Januar 2021, 10:02 Uhr
Mini-Spoiler
Chris
18.01.21

B99 Seas6

„Brooklyn Nine-Nine“ – ganz sicher keine neue Serie, auch keine wirklich neue Staffel. Ich weiß, es gibt bereits sieben davon, aber: Wir hier in Deutschland, zumindest die deutsch-synchro-verwöhnten Zuschauer, dürfen bisher nur die sechste Staffel sehen. Das auch erst seit dem 10. Januar diesen Jahres auf Netflix. Ich nahm die Gelegenheit zum Anlass, mich wieder an die Serie heranzuwagen. Ich hatte tatsächlich nur die erste Staffel gesehen und die Brooklyn99-Mannschaft jahrelang aus den Augen verloren. Fast reumütig kehre ich zurück an den Bildschirm und stelle euch nun kurz vor, warum ihr bei dieser sechsten Staffel wieder einschalten solltet. Als kleine Hilfe stelle ich nochmals die wichtigsten Charaktere der Serie vor. Allen voran Jake und Amy Peralta, unsere Helden.

B99 S06

Mittlerweile ein frischgebackenes Ehepaar, tun beide das, was man in der Praxis besser nicht tun sollte: Sie verbringen Freizeit und Dienstzeit miteinander. Amy als Sergeant, Jake als Detective im selben Revier: dem 99. in Brooklyn. Aufmerksame Beobachter erinnern sich nun an frühkindliche Erfahrungen: man hat einmal gelernt, dass es selten eine gute Idee ist, wenn Mann und Frau zu wenig Abstand voneinander haben, sprich neben Bett und Freizeit auch noch den Büro-/Dienstalltag teilen. Entsprechend gibt es auch immer mal wieder Reibereien, die sich nur deshalb ergeben, weil beide eben am selben Fall arbeiten dürfen/müssen. Jake (unter)stützt und verteidigt seine Amy aber wo es nur geht, wie folgender Spruch beweisen mag:

„Amy ist einfach sauer, weil das historisch gewachsene Patriarchat grundsätzlich die Opfer beschuldigt und jede Machtverschiebung in unserer phallisch gesteuerten Gesellschaft unterläuft.“

Klar ist aber auch: Brooklyn 99 wäre nicht Brooklyn 99, wenn es eben nicht immer ausreichend Grund zum Lachen gäbe. Entsprechend sind nicht nur die Ehekonflikte zwischen Amy und Jake auch eher (im positiven Sinne) Lachnummern. Oft werden diese von ihrem Chef, Captain Holt geschlichtet.

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Captain Raymond Holt selbst ist eine Kory.. Koryphä -ach ein mit allen Wassern gewaschener Fachmann auf vielen polizeilichen Gebieten, sonst wäre er schließlich nicht zum Captain befördert worden. Aber, halt.. es fehlt ihm doch auch einiges, denn zum Commissioner hat es nie gereicht, was immer wieder einmal zum Thema in so mancher Episode wird. Ray ist trinkfester als man ihm zutraut, witziger als er aussieht und sicherlich auch mehr Kumpel als ihm selbst die jahrelang Untergebenen zutrauen würden. All das beweist er in ausgewählten Erlebnissen und dann, wenn er auch einmal Einblicke in sein Privatleben gewährt. Ray scheint zwar auf die Uniform abonniert, aber: die Uniform trägt stolz Ray(mond), nicht er die Uniform. Trotz dieser Steifheit ist er sich auch nicht zu schade für etwas „viel legere“ Kleidung wie z.B. Sprücheshirts mit ganz klar unterirdischen Schriftzügen drauf. Solcherlei Kapriolen machen ihn aber nur umso menschlicher, was aber auch für einen wirklich guten Chef nötig ist. Unterstützt wird er von weiteren Führungskräften wie seinem Teamleiter Terry Jeffords.

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Terry ist ein Bild von einem Mann, so wie man sich einen erfolgreichen Ermittler vorstellt. Groß, breitschultrig, durchtrainiert mit dicken Armen, eine wirklich eindrucksvolle Erscheinung. Er strahlt einfach Autorität aus und hat immer, meist ungefragt, einen guten Tipp parat. Wir lernen viel von und über ihm, z.B. dass er die für seinen Prachtkörper überlebenswichtigen Proteine stets nur aus „echten Lebensmitteln“ bezieht und dafür 22 Mahlzeiten am Tag isst, alle 40 Minuten eine! Terry spricht auch meist in der dritten Person von sich, ist Vater dreier Kinder, glücklich verheiratet und selbstverständlich, ganz wie es die Rolle verlangt, eine wahre „Sexmachine“ (sagt er über sich selbst). Terry kompensiert nicht, er praktiziert, ein wahrer Macho aus dem Bilderbuch mit dem weichen Kern des fünfjährigen Nachbarsjungen. Wenn Terry wettet und verliert, löst er die Wettschulden auch ein, erst recht wenn es nur um 10.000 Push Ups geht, das macht er ja im Schlaf!

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Wen gibt es noch: genau Rosa Diaz. Sie macht keinen Hehl aus ihrer Sexualität, ist da sehr wandelbar, was ihre Partner*innen anbelangt. Hinter ihren rauen, coolen und gefühlskalten Schale, die sie mit knallharten Sprüchen wie folgendem untermauert,

„ROSA:“And when this is over, I’m gonna find you and I’m gonna break those little fingers.“
ATTORNEY: „Ms. Diaz! Please stop threatening the stenographer!““

steckt dann doch ein weicher Kern, der darunter leidet, dass sie seit ihrem Coming-Out nicht mehr mit ihrer Mutter gesprochen hat oder dass ihre ebenso taffe Kollegin Gina ihren Job an den Nagel hängt und das Revier verlässt. Allerdings sind diese Gefühlsausbrüche nach kürzester Zeit auch wieder vorbei.

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Vergessen wir nicht Detective Charles Boyle, der eine anfangs ungesunde Vorliebe für Rosa entwickelt hat, welches sich aber von Staffel zu Staffel mehr legt. Charles könnte wohl der nerdige Teil der Truppe sein, falls es einen solchen Typen geben sollte, wäre er es. Er will mit jedem gut auskommen, stets Jakes bester Freund sein, hat ein sonniges Gemüt und wird niemals laut (okay, fast niemals nie). Leider ist er ein wenig tollpatschig und wohl auch kein direkter Nachfolger von Sherlock Holmes, was seine Fallaufklärungsquote anbelangt. Liebenswert ist er, allein durch seinen Eigenheiten. Wenn er zum Beispiel das von Amy begonnene „Großreine-Machen“ im Großraumbüro zum Anlass dafür nimmt, eine liebgewonnene „HaPee-Birthday“-Karte seines Urologen wiederzufinden, die er partout nicht wegwerfen kann, leidet man fast ein bisschen mit ihm. Charles lebt in einer Patchworkfamilie samt zugehörigem Adoptivsohn Nikolaj.

B99 S06

Und.. last but not least das Chaotenduo Hitchcock und Scully. Beide waren wohl, vor Urzeiten (30+ Jahren?) mal schneidige Ermittler mit größeren Erfolgen. Irgendwann hat aber ihre Vorliebe für Chicken Wings samt extrem kalorienreicher Soßen sowohl die einstigen Traumbodys zerstört als scheinbar auch die Gehirne irgendwie in Mitleidenschaft gezogen. Sie sind eben einfach noch da, mitten im 99. und stellen witzige Randfiguren da, die immer wieder abwechselnd einen gut platzierten Spruch ablassen dürfen. Natürlich gibt’s auch etliche Späße zu ihren Lasten, die beide jedoch mit viel Humor nehmen und sich eben mit Essen oder sonstigem Irrsinn (Büroschlaf) schnell davon ablenken können. Als Teilnehmer des Projekts „Mumpitz-Mord“ (Großreinemachen) wirft Scully gleich hellauf begeistert kurzerhand seine ungelösten Fälle in den Papierkorb.

„Scully darüber, wie er seine Haare stylt: „Wie immer. Haarschaum rein solange es noch feucht ist, dann nen Horrorfilm gucken.““

Jede Episode bringt frischen Wahnsinn, flotte Sprüche, Kalauer, teils hart an der Schmerzgrenze, aber auch wie üblich viel Sympathie innerhalb der Crew mit sich, die über die Mattscheibe auch uns Zuschauer erreicht. Das reicht von der selbstmörderischen Aufgabe für Jake darauf zu achten, dass Hitchcock mit sauberem Hemd vor Gericht erscheinen soll über Terrys Augenbrauenrasur aus Angst vor Milben bis hin zu Flitterwochen, die durch den desillusionierten Holt in Spruch-T-Shirts wie „What’s up beaches?“ (statt bi***es) „aufgepeppt“ werden. Ich vergebe für die sechste Staffel

In jeder Folge harmoniert der Cast und die Bälle werden nur so zugespielt, dass es eine wahre Freude ist. Es ist eben gerade nicht zu witzig, zu blöde, zu laut oder zu nervig. Alles, was gezeigt wird erscheint gerade noch ausgewogen zusammengestellt. Jede Folge hat einen oder zwei, ab und an gar drei oder vier kleine Brüller zu verzeichnen, was „Brooklyn 99“ zum idealen Begleiter auf der Couch nach dem anstrengenden Arbeitsalltag macht. Die Folgen sind knackig kurze 21 Minuten lang, jede Episode ist in sich abgeschlossen, sprich man muss nicht stringent alle Folgen von der ersten Staffel an gesehen haben um zu verstehen, worum es denn hier geht. Gezeigt wird kurzweilige, witzige Unterhaltung, Popcorn-Kino-tauglich, Hirn-aus, Glotze an. Die Wortgefechte sind wahrlich nicht von schlechten Eltern und es ist wirklich schön, mal wieder richtig gute Situationskomik à la „Scrubs“ zu sehen, bei der man Tränen lachen kann.

„Menschen ändern sich nie? Das können sie Bruce Banners Klamotten erklären!“ (Jake)

Bilder: Netflix

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3 Kommentare

  • Ich bin momentan in der Mitte der Staffel und muss sagen, irgendetwas fühlt sich nicht richtig an. Okay, keine Gina mehr, ist auf jeden Fall eine Verbesserung (Gott, wie ich diese Person hasse! [Gina, nicht Chelsea Peretti]), aber irgendwie scheinen die Gags schon ziemlich Formelhaft geworden zu sein.

    Zwei Personen streiten sich und Jake sitzt in der Mitte, jeden Satz mit etwas Marke „Oh, daswarnichtgutwarumhaterdasgesagt?“ oder „Dasistsopeinlichichsolltebessergehen“ kommentierend, Boyle sagt immer etwas, dass die jeweilge Aktivität wie einen Schwulenporno klingen lässt, Jake erwähnt etwas eigentlich langweiliges und Amy wird für einen Moment sehr erregt, etc. Kennt man alles schon. Sogar wenn Holt plötzlich menschliche Begeisterung für etwas zeigt und coole Actionfilmsprüche ablässt, ist das nur noch „Das schon wieder?“ und nicht mehr so ein Knüller wie noch zuvor.

    Leider muss ich auch sagen, dass die „very special episode“ dieser Staffel schon irgendwie ärgerlich ist. Das Thema „sexuelle Belästigung“ ist ja gut gewählt und die Szene, in der wir sehen, wie Amy ständig diskriminiert wird, ohne dass es Jake bemerkt, ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man einen ernsten Standpunkt mit Humor vertreten kann, aber der Täter in dieser Folge ist so ein alberner Cartoonbösewicht, dass die Aussage schon etwas an Gewicht verliert. Wenn ich da an die letzten beiden ernsten Episoden denke (Terry wird von einem rassistischen Cop angehalten und Rosa wird zu einem extrem gefährlichen Einsatz gerufen), kann diese nicht mithalten.

    Aber vor allem wäre es ein guter Zeitpunkt gewesen, endlich mal darüber zu reden, dass Gina jahrelang Terry sexuell belästigt hat, dies aber halt nur als harmloser Gag dargestellt wurde. Sehr schade, auch weil kurz vor der US Ausstrahlung Terry Crews mit seiner eigenen Geschichte als Opfer von Belästigung an die Öffentlichkeit ging. Aber ich schätze mal, dieser Selbstkritik wollten sich die Autoren dann doch nicht stellen.

    Ich meine, im Großen und Ganzen sehe ich mir die Serie immer noch gerne an und es gibt auch noch viel zu lachen, aber in dieser Staffel irgendwie nicht mehr so viel und so laut wie früher. Mal sehen, was die nächsten paar Folgen bringen.

    • Kurzes Update: Nach der Folge, in der Jake regelrecht dazu GEZWUNGEN wird, gegen seinen Wunsch Kinder mit Amy zu haben, musste ich erstmal pausieren. Keine Ahnung, was in dieser Staffel los ist. Wurde keiner der alten Autoren von NBC übernommen?

      • ich gebe dir natürlich Recht. Es mag etwas seltsam sein, scheinbar darf man die Dialoge nicht wörtlich nehmen. Ich hab da auch keine bessere Erklärung dafür. Was sagt die englische Synchro? Auch nix Besseres? ,)
        Ich hörte die siebte Staffel soll wieder sinniger angelegt sein. Lassen wir uns doch überraschen :)


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