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Die (Nicht-)Karriere eines Clowns

Review: Zach Galifianakis‘ „Baskets“ – Staffel 4 (Serienfinale)

Mini-Spoiler
7. Juni 2021, 13:03 Uhr
Mini-Spoiler
Michael
07.06.21

Vor rund zwei Monaten wurde der Erwachsenen-Bereich bei Disney+ geöffnet – und damit auch der Zugang zu vielen spannenden Serientiteln, die meine Watchlist erheblich verlängert haben. Zuerst bin ich bei Zach Galifianakis‘ „Baskets“ hängengeblieben – eine Serie über einen Mann namens Chip Baskets, dessen Lebenstraum daraus besteht, als Clown aktiv zu sein. Seine Realität sieht allerdings ganz anders aus. Die ersten drei Staffeln hatte Disney+ auf STAR direkt zum Start veröffentlicht und jetzt die finale Staffel 4 als Deutschlandpremiere nachgeschoben. Empfohlen hatte ich die Serie ja schon in meinem Serientipp (hier zu finden), jetzt möchte ich noch ein paar Worte zum Finale und zur Serie an sich verlieren.

Zuerst muss man festhalten, dass man als Fan der etwas anderen Comedy mit der Serie wirklich glücklich wird – mit Staffel 1 sowieso, denn die ist ziemlich herausragend, aber auch Staffeln 2 bis 4 halten ein gutes Niveau. Auf der Strecke bis zum Serienfinale geht das ganz Abgedrehte, Schwarzhumorige etwas verloren – wobei ich nicht genau weiß, ob das tatsächlich an der Serie selber liegt oder ob man sich einfach schon zu sehr an die merkwürdigen Charaktere wie Chip und Dale (beide gespielt von Zach Galifianakis), deren Mutter Christine (großartig und preisgekrönt in Szene gesetzt von Louie Anderson) oder die etwas verstörte Martha Brooks (gespielt von Martha Kelly) gewöhnt hat.

Mögen muss man sie irgendwie alle:

– Zuallererst natürlich Chip, mit dem großen Herz und dem noch größeren Traum ein professioneller Clown zu werden. Er gibt seinen Traum nicht auf, und selbst, als er sich sein Leben als CEO das Baskets Familien-Rodeo irgendwie eingerichtet hat, kommt das Verlangen danach, Clown zu sein, immer wieder zurück. Dabei hat er tatsächlich auch ein komisches Talent, es wird nur von niemandem so richtig gewürdigt. Zum Schluss muss er sich von einem wirklich schlechten Krankenhaus-Clown aufklären lassen, was heutzutage bei den Kindern tatsächlich angesagt ist. Clowns tauchen nur noch als Bösewichte auf – sehen wollen die Kinder und Jugendlichen Superhelden. Für traditionelle Clowns ist einfach kein Platz mehr. Und damit auch nicht für Chip. Er ist irgendwie ein notorischer Verlierer, gibt aber auch nie auf. Ich mag in Staffel 4 vor allem die Szenen, wenn er alleine in seiner von seiner Mutter finanzierten Eigentumswohnung sitzt, spärlich bis gar nicht möbliert, und ganz verloren da hockt. Die Leere der Wohnung spiegelt sozusagen die Leere in ihm wider, und das Einzige, was ihm einfällt, ist ein Foto aufzuhängen, das er aus dem Gemeinschaftsbereich der Wohnanlage hat mitgehen lassen und ein simples Stock-Foto eines normalen jungen Mannes zeigt.

– Dann ist da natürlich Christine, die in Staffel 2 den Teppich-König aus Denver kennenlernt – ironischerweise auf einer Polizeistation, auf der Kens Tochter und Chip festsitzen. Daraus entwickelt sich eine echte Beziehung, die zum Schluss sogar dazu führt, dass Christine Bakersfield verlässt. Christine ist einfach ein wunderbarer Charakter – darin steckt soviel Kreativität. Sie sagt immer, was sie denkt, das darf auch mal politisch unkorrekt sein, was sie immer wieder wett macht mit einem kurzen Lachen oder einem entschuldigenden Spruch. Und wenn doch etwas schief geht – ihr geliebtes Costco Warenhaus hat immer eine Lösung. Offensichtlich ist Geld auch kein Problem für sie, und derweil sie mit Ken in ein exklusives Haus zieht, haust Chip im Familien-Rodeo und Dale in einem Wohnmobil im Trailerpark.

– Dale ist tatsächlich extrem abgedreht und hat eine sehr starke Wandlung im Laufe der vier Staffeln durchgemacht. Erst war er der erfolgreiche Sohn mit eigener Firma, am Ende sitzt er ohne Familie in einem Trailerpark, hat extreme bis extremistische Ansichten im Kreise seiner ebenfalls mutmaßlich gescheiterten Nachbarn. Obwohl er so unsympathisch daher kommt, mag ich den Charakter irgendwie, weil er ein Abziehbild vieler unzufriedener Menschen ist. Sobald etwas nicht so läuft, wie er es gerne hätte, wittert er große Ungerechtigkeiten, prangert das System an und schlägt verbal wild um sich. Seiner Tochter verbietet er Instagram, am Ende der Staffel fühlt er sich aber selbst als Social Media Star und versucht, über Facebook Aufmerksamkeit zu generieren. Dass er 0 Zuschauer hat, stört ihn nicht, er inszeniert sich einfach weiter.

– Dann ist da noch Martha, die Chip seit Staffel 1 bei jeder Gelegenheit hilft, immer im Wechsel zwischen dem Anbieten von Hilfe und dem ausgenutzt werden durch die Baskets. Dass ist schon oft frech, was sich die Baskets gegenüber Martha rausnehmen, sie macht aber treudoof alles mit. Ganz witzig finde ich, dass sie über alle Staffeln hindurch einen Gips am Arm trägt, der am Ende aber tatsächlich noch eine tragende Rolle bekommt.

Auch sonst sind in der Serie so viele wunderbare Absurditäten enthalten, die uns Zuschauern einfach großen Spaß machen. Ken zum Beispiel, der Teppich-König aus Denver, immer mit Bluetooth-Headset im Ohr, der alles in Ruhe erträgt und immer eine gute Lösung weiß. Oder Chips Freund Jode, der in Staffel 1 als Clown von Adam Zastrow gespielt wird und in den drei Folgestaffeln von Tommy Snider – der ist um etliche Pfunde schwerer als sein Vorgänger, das passt aber wunderbar, weil Jode am Ende der ersten Staffel von der Clownerie in ein Fast-Food-Restaurant wechselt und sich so eine schöne Analogie ergibt. Auch die weiteren Nebenfiguren wie Chips Onkel Jim oder Reverend Daniel von nebenan sind einfach so großartig angelegt, dass sich einfach ein tolles Gesamtbild ergibt.

Auch mit dem Ende der Staffel und damit der Serie kann ich sehr gut leben. Es endet auf den ersten Blick recht unspektakulär mit dem Auszug von Christine, aber für Chip beginnt damit ein neues Leben, unabhängig von seiner Mutter. Er hat die Chance, selbstbestimmt den eigenen Weg zu finden, oder wie Dale es am Ende formuliert: „Sind wir sie endlich losgeworden!“ Jetzt geht’s also endlich los für Chip, nur für uns Zuschauer ist es leider das Ende der Baskets.

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