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Findet Johanne einen Freund?

Review: Netflix‘ Weihnachten zu Hause – Staffel 1

Mini-Spoiler
28. November 2020, 20:15 Uhr
Mini-Spoiler
Michael
28.11.20

Ich weiß, wir haben dieses Jahr an Weihnachten ganz andere Probleme, aber: Wie ist das eigentlich, Teil einer Großfamilie zu sein, derweil man selbst noch als Single unterwegs ist? Das thematisiert die Netflix-Weihnachtsserie „Weihnachten zu Hause“, im norwegischen Original „Hjem til jul“. Die erste Staffel wurde zu Weihnachten 2019 veröffentlicht, und bevor jetzt in einigen Tagen Staffel 2 startet, habe ich mir die ersten Folgen einmal vorgenommen. Schonmal vorab: Einerseits passt die Serie natürlich hervorragend in die Vorweihnachtszeit, andererseits führt zu uns auch noch einmal vor Augen, wie sehr sich die Welt seit dem letzten Weihnachtsfest verändert hat.

Im Mittelpunkt steht die Krankenschwester Johanne, die am Tisch ihrer großen Familie sitzt und den 1. Advent begeht. Sie sitzt zwischen den kleinen Zwillingen ihres Bruders und überrascht in ihrer Verzweiflung die Familie mit der Ankündigung, jetzt einen Freund zu haben, den sie dann zum Weihnachtsessen mitbringen soll. Den gibt es natürlich noch gar nicht, und so begibt sie sich auf Partnersuche – davon handeln die sechs 25-minütigen Folgen der 1. Staffel.

Natürlich klappt das nicht auf Anhieb, im Gegenteil – es geht sogar relativ viel schief. Johannes Problem ist, dass sie in dem kleinen Dörfchen Røros lebt, wo praktisch jeder jeden kennt und man sich ständig über den Weg läuft. Und so trifft sie auch immer wieder mal einige Kandidaten, mit denen es zuvor nicht geklappt hat. Diese Partnersuche ist ganz amüsant erzählt – zum Beispiel über den Zusammenschnitt mehrerer Dates im Restaurant eines guten Freundes (bei dem ich vermutet hätte, dass sich genau mit ihm am Ende mehr entwickeln würde) oder auch über die eher missglückten Ausflüge mit einigen Kandidaten. Auch eine kurze Episode mit ihrer Arbeitskollegin ist dabei, aber alles ist irgendwie nicht das Richtige, bis sie den rund 11 Jahre jüngeren Jonas trifft, mit dem es ernst zu werden scheint. Die Momente dieser Beziehung sind im Prinzip die einzigen Momente, in denen sich Serienschöpfer Per-Olav Sørensen einmal ein bisschen mehr Zeit nimmt. Diese Momente leben von der langsameren Geschwindigkeit, sie sind praktisch eine Auszeit zum sonst so trubeligen Leben von Johanne.

Ich mochte auch die Momente von Johanne mit den Patienten sehr. Sie nimmt sich für jeden Patienten als Individuum Zeit, ist die gute Seele der Station. Und es sind einfach tolle Momente, wenn sie zum Beispiel mit dem Gesundheitspolitiker draußen vor der Tür steht und den Schneefall beobachtet. Oder mit der an chronischer Bronchitis leidenden Patientin, die trotz allem immer noch für eine Zigarette vor die Tür flüchtet.

Ansonsten bleibt die Serie für meinen Geschmack leider ein bisschen zu sehr an der Oberfläche. Das Netflix Original hätte durchaus mehr Tiefe und sicher 2 bis 4 Folgen mehr vertragen können. Ich denke da zum Beispiel an das Familienleben der Geschwister von Johanne, auf die man noch tiefer hätte eingehen können. Oder die so strenge Oberschwester hätte mehr Charakterdarstellung verdient gehabt. Warum ist sie, wie sie ist? Das hätte man gut zeigen können.

Letztlich spitzt sich natürlich alles auf den 24. Dezember zu und auf die Frage, wen Johanne denn nun mitbringt. Letztlich ist das dann allerdings wieder hervorragend gelöst, indem Per-Olav Sørensen zeigt, dass es nicht immer ein fester Partner sein muss, sondern dass es darauf ankommt, besondere Menschen in seinem Umfeld zu haben, von denen man lernen kann und bei denen man sich geborgen fühlt. Die Schlussrunde wäre heute natürlich überhaupt gar nicht denkbar, mit der Corona-Pandemie im Hinterkopf. Allein dadurch wirkt dieser Moment geradezu unwirklich – was auch für die vielen Feiern und privaten Treffen gilt, die dort gezeigt werden. Sie generieren bei uns Zuschauern nochmal eine ganz andere Sehnsucht, als Johanne sie zwischendurch fühlt, wenn sie die ganzen Paare und Familien um sich herum sieht.

Sehr geschickt fand ich das Finale mit dem offenen Ende. Wer klingt da an der Tür? Es muss jemand sein, den Johanne nicht wirklich erwartet hat, aber über dessen Besuch sie sich sehr freut. Das lässt natürlich wunderbar Raum für Spekulationen, was sich bei Staffel- oder Serienfinals ja immer besonders mag. Insofern freut man sich über sechs solide produzierte Dramedy-Folgen, die einen noch etwas Nachdenken lassen, ehe es dann bald mit Staffel 2 weitergeht.

Ein Wort noch zur Besetzung: Da es sich um ein norwegisches Original handelt, tauchen fast zwangsläufig für uns eher unbekannte Gesichter auf. Davon profitiert „Weihnachten zu Hause“ meines Erwachtens sehr. Einzig Hauptdarstellerin Ida Elise Broch dürfte man schon kennen, von „Lilyhammer“ zum Beispiel. Sie ist aber auch nochmal ein extrem großer Sympathieträger in dieser Serie. Sie spielt die Rolle extrem gut, und kann dank eines extrem breiten Spektrums an Gefühlslagen der Figur Johanne ihre schauspielerischen Fähigkeiten extrem gut ausspielen. Sie macht das sehr überzeugend, so dass man sich auch deswegen auf Staffel 2 von „Weihnachten zu Hause“ freut (hier geht’s zum Review von Staffel 2 und hier finden sich Vorschläge für ähnliche Serien).

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