Krankenhausserien sind ja so gar nicht mein Bereich, in dem ich serientechnsisch heimisch werden könnte – außer „Scrubs“ natürlich. Jetzt unternehme ich aber einen neuen Anlauf, und das liegt am Hauptdarsteller der neuen Serie „The Good Doctor“, die aktuell in den USA bei ABC läuft und jetzt auch bei Sky verfügbar ist. Im Mittelpunkt steht Dr. Shaun Murphy, gespielt vom großartigen Freddie Highmore, den man aus „Bates Motel“ kennen dürfte. Die Rolle des Norman Bates passte bei ihm natürlich einfach perfekt, doch auch die neue Rolle als Arzt passt zu ihm – und das liegt an den besonderen Charaktereigenschaften des Mediziners.
Er ist nämlich Autist und verfügt gleichzeitig über eine Inselbegabung. Er ist ein äußert talentierter Chirurg, was sein Mentor Dr. Aaron Glassman (gespielt vom ebenfalls tollen Richard Schiff) früh erkannt hat und ihn dazu bewogen hat, Shaun frühzeitig zu fördern. Jetzt soll Murphy ans San José St. Bonaventure Hospital wechseln, doch dort regt sich von Seiten der etablierten Ärzte Widerstand. In dieses Setting steigen wir mit der Pilotfolge ein.
Der erste Eindruck: Mit der Figur des Dr. Murphy hat Freddie Highmore wieder eine perfekte Rolle für sich gefunden. Er ist übrigens auch einer der Produzenten der Serie – mal sehen, ob es auch noch zu Drehbüchern oder Regiearbeiten von ihm kommt (man denke nochmal an „Bates Motel“). Zunächst einmal steht er als Hauptdarsteller im Mittelpunkt, und es gelingt ihm direkt, die ungewöhnliche Kombination aus Erkrankung und Begabung einzufangen. Wir sehen einen manchmal verstörten, manchmal unbekümmerten jungen Mann, der seine Umwelt genau beobachtet und ein geschultes Auge für die menschliche Physis hat. Natürluch wird er gleich zu Beginn in einen Notfall involviert, der ihm die Tür zum Hospital öffnet. Parallel bekommen wir in verschiedenen Flashbacks die Geschichte des jungen Medinziners präsentiert.
Ich muss sagen, so richtig hat mich die Serie mit dem Piloten noch nicht gepackt. Klar, Freddie Highmore ist über jeden Zweifel erhaben, doch dann fällt der Cast aktuell auch schon schnell ab. Dazu sind die Figuren doch arg stereotypisch angelegt, und man kann sich jetzt schon ausmalen, welche Konflikte, welche Beziehungen und welche Probleme thematisiert werden. Bis jetzt wird auch noch alles ziemlich oberflächlich erzählt – der Moment, in dem Shaun Murphy vor dem Gremium sind und seine Bewerbungs-‚Rede‘ hält, bildet da eine Ausnahme.
Sehr störend finde ich die abgehackte Zusammenstellung der Folge. Da die Serie bei ABC gelandet ist, wird jede Folge von mehreren Werbeeinblendungen unterbrochen, was sich in abrupten Abblenden ausdrückt. Das stört den Erzählfluss, weil man’s wohl auch dank Netflix, HBO & Co. nicht mehr so wirklich gewöhnt ist. Showrunner ist übrigens David Shore, der für FOX seinerzeit „Dr. House“ erfolgreich entwickelt hatte. An sich basiert die Serie auf dem südkoreanischen Drama „Good Doctor“. Deren Erfinder Daniel Dae Kim fungiert auch bei diesem „Remake“ als Executive Producer.
Insgesamt ein durchwachsener Auftakt. Mir gefällt wie gesagt der Hauptdarsteller, dazu die sehr chic gemachte Optik der anatomischen Analyse, wenn Dr. Murphy Patienten untersucht. Cast und Erzählung haben noch Luft nach oben, aber eine Chance kann man der Serie definitiv geben.
Ich finde Murphys trockene Art sehr gut. Zum Beispiel als sie in Folge 3 oder 4 ein Organ transplantieren müssen und sich am Ende noch mal alles ändert.
Murphy dazu „It was a good day. We saved a life. Just not Chuck’s.“
Ich warte jetzt auf nächste Woche um mir den Nach-der-Winterpause-Doppelteil am Stück anzugucken.
Hast Du Sky Entertainment? Da kannst Du bis Folge 11 schon alles durchgucken, ab Folge 5 allerdings in der OV.
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