Serientipp Archiv - seriesly AWESOME https://www.serieslyawesome.tv/tag/serientipp/ sAWE.tv - Das Blog-Zuhause der besten Serien! Sat, 20 Apr 2024 04:05:19 +0000 de-DE hourly 1 https://www.serieslyawesome.tv/wp-content/uploads/2017/10/cropped-Unbenannt-1-1-45x45.jpg Serientipp Archiv - seriesly AWESOME https://www.serieslyawesome.tv/tag/serientipp/ 32 32 49589509 Serientipp: „House of Ninjas“ (Netflix) https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-house-of-ninjas-netflix/ https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-house-of-ninjas-netflix/#respond Sat, 20 Apr 2024 05:37:29 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=205143 "House of Ninjas" basiert auf einer Geschichte von Kento Kaku, Yoshiaki Murao und Takafumi Imai, und Dave Boyle hat sie für Netflix als Serie umgesetzt. Er ist Amerikaner, hat aber Japanisch studiert und hat mit seinem bisherigen Schaffen entsprechende Duftmarken gesetzt: "Big Dreams Little Tokyo" zum Beispiel, das in Japantown in Sydney spielt, oder "White on Rice", der den Jury-Preis des Los Angeles Asian Pacific Film Festivals bekommen hat. Oder "Man from Reno" auf dem Los Angeles Film Festival ausgezeichnet. "House of Ninjas" ist seine erste Serienproduktion. Und er ist dabei nicht nur der Autor, sondern auch der Regisseur, und wer Boyles Stil mag, wird auch hier schnell reinfinden und sich wohlfühlen. Boyle mag die ungewöhnliche Perspektive aufs Geschehen, den besonderen Blick auf Augenhöhe der Protagonist:innen, die beobachtende Vogelperspektive, oder auch den hautnahen Kontakt zum Geschehen, insbesondere bei den Actionszenen. Davon gibt es in "House of Ninjas" einige - aber nicht so viele, wie man vermuten würde. Die acht Folgen vermitteln auch viel Ruhe, lassen Ereignisse wirken, lassen Raum für Beobachtungen durch uns Zuschauer:innen aufs Geschehen. Dave Boyle lässt es sich trotzdem nicht nehmen, ein paar für japanisches Kino typische Elemente einzubinden - schnelles Einzoomen in eine Szenerie zum Beispiel, mitunter schräges Overacting einzelner Figuren, oder auch ein mitunter absurder Soundtrack, bei dem man vermuten würde, dass er einzig dazu da ist, den visuellen Eindruck zu zerstören oder zumindest zu beschädigen. Zu Beginn der Folgen erzählt Boyle auch gerne eine kurze Vorgeschichte, die durchaus auch einmal in einem anderen Stil daherkommt - ein schönes Detail. Wer über all das hinweg schauen kann - oder sogar Gefallen daran findet, wird mit "House of Ninjas" sicher glücklich. Wie ich letztlich übrigens auch. Was hat es jetzt auf sich mit den Ninjas? Zunächst nicht viel, möchte man meinen, denn wir sind zu Gast bei einer normalen Familie irgendwo in Japan. Die Serie dreht sich um die Tawaras, die, wie wir dann herausfinden, eine Shinobi-Familie ist, die im heutigen Japan vordergründig normalen Tätigkeiten nachgeht - aber in einem traditionellen „Haus der Ninjas“ lebt und eine Ninja-Vergangenheit hat. Vor sechs Jahren starb der älteste Sohn während einer Mission zur Rettung einer entführten Politikerin, und die Tawaras zogen sich zurück in ein normales Leben. Das zeigt die Serie zunächst in aller Ausführlichkeit - und auch, wie fast jedes Familienmitglied im Stillen doch weiter die alten Kräfte und Traditionen lebt. Das ist mitunter ganz schön erzählt - fast schon nach traditionellem Schema und stereotypischer Rollenverteilung, so dass man ganz gut in das Serien-Setting reinkommt. Yoko Tawara möchte aus ihrer Rolle als Hausfrau ausbrechen und nimmt heimlich Aufträge einer Art Ninja-Behörde an, die für sich auch wieder hier und da recht merkwürdig und zum Teil sehr stereotypisch zusammengesetzt ist. Haru Tawara hadert mit seiner Geschichte und fühlt sich mitverantwortlich für den Tod seines Bruders. Die jüngere Schwester Nagi Tawara versucht die Tradition am Leben zu erhalten, indem sie nachts Dinge aus Museen und Einrichtungen stiehlt, nur um sie Tage später wieder unbemerkt wieder am gleichen Ort zu platzieren. Bei Großmutter Taki Tawara merkt man gleich, dass sie im Laufe der Serie noch eine besondere Rolle spielen wird. Sie erklärt dem jüngsten Sohn Riku Tawara, der nichts von der Familientradition weiß, dass die Tawars aus der Linie des großen Samurai und Ninja Hattori Hanzō stammen. Überhaupt legt die Serie viel Wert auf die Einordnung der Traditionen der Ninjas - oder Shinobis - in den aktuellen Kontext. Ist das Setting für uns soweit gesetzt, kann's losgehen: Durch die Verbindung zwischen dem schicksalhaften Geschehen vor sechs Jahren und dem Nachhängen der Familie nach alten Traditionen kommt Bewegung in die Handlung von heute. Die Serie teilt sich dann praktisch in zwei Teile - den eben beschriebenen, vorbereitenden Teil, und dann die Bewältigung des Schicksals aus den Ereignissen der Vergangenheit im zweiten Teil, getrennt durch eine recht aufwändige Kampfszene zum Ende der 4. Folge. Dave Boyle umwickelt die vielen Geschichten und Anekdoten zur Geschichte der Ninjas in der Jetzt-Zeit noch mit ein paar klassischen Erzählelementen. Es geht wie schon beschrieben natürlich auch um Rollenbilder und Familien-Identitäten, aber es gibt auch eine klassische Liebesgeschichte, den Konflikt mit einer Art Endgegner, und eine Geschichte mit einer Journalistin, die alles für uns ein wenig ordnet und dokumentiert - bis Karen Ito selbst in die Handlung mit hineingezogen wird. Man kann also viel Spaß haben mit "House of Ninjas" - wenn man auf die Entdeckungsreise zu den Shinobis geht und sich darauf einlässt, sich einmal vorzustellen, was Ninjas eigentlich in der heutigen Zeit machen (würden). Belohnt wird man wie gesagt mit einer guten Inszenierung mit vielen klassischen Elementen aus ganz unterschiedlichen Einstellungen, mit einer tollen Cinematography-Arbeit von Shoji Ehara und mit vielen verwirrenden, aber amüsanten Ereignissen, die "House of Ninjas" insgesamt sehenswert machen.

Bilder: Netflix

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"House of Ninjas" basiert auf einer Geschichte von Kento Kaku, Yoshiaki Murao und Takafumi Imai, und Dave Boyle hat sie für Netflix als Serie umgesetzt. Er ist Amerikaner, hat aber Japanisch studiert und hat mit seinem bisherigen Schaffen entsprechende Duftmarken gesetzt: "Big Dreams Little Tokyo" zum Beispiel, das in Japantown in Sydney spielt, oder "White on Rice", der den Jury-Preis des Los Angeles Asian Pacific Film Festivals bekommen hat. Oder "Man from Reno" auf dem Los Angeles Film Festival ausgezeichnet. "House of Ninjas" ist seine erste Serienproduktion. Und er ist dabei nicht nur der Autor, sondern auch der Regisseur, und wer Boyles Stil mag, wird auch hier schnell reinfinden und sich wohlfühlen. Boyle mag die ungewöhnliche Perspektive aufs Geschehen, den besonderen Blick auf Augenhöhe der Protagonist:innen, die beobachtende Vogelperspektive, oder auch den hautnahen Kontakt zum Geschehen, insbesondere bei den Actionszenen. Davon gibt es in "House of Ninjas" einige - aber nicht so viele, wie man vermuten würde. Die acht Folgen vermitteln auch viel Ruhe, lassen Ereignisse wirken, lassen Raum für Beobachtungen durch uns Zuschauer:innen aufs Geschehen. Dave Boyle lässt es sich trotzdem nicht nehmen, ein paar für japanisches Kino typische Elemente einzubinden - schnelles Einzoomen in eine Szenerie zum Beispiel, mitunter schräges Overacting einzelner Figuren, oder auch ein mitunter absurder Soundtrack, bei dem man vermuten würde, dass er einzig dazu da ist, den visuellen Eindruck zu zerstören oder zumindest zu beschädigen. Zu Beginn der Folgen erzählt Boyle auch gerne eine kurze Vorgeschichte, die durchaus auch einmal in einem anderen Stil daherkommt - ein schönes Detail. Wer über all das hinweg schauen kann - oder sogar Gefallen daran findet, wird mit "House of Ninjas" sicher glücklich. Wie ich letztlich übrigens auch. Was hat es jetzt auf sich mit den Ninjas? Zunächst nicht viel, möchte man meinen, denn wir sind zu Gast bei einer normalen Familie irgendwo in Japan. Die Serie dreht sich um die Tawaras, die, wie wir dann herausfinden, eine Shinobi-Familie ist, die im heutigen Japan vordergründig normalen Tätigkeiten nachgeht - aber in einem traditionellen „Haus der Ninjas“ lebt und eine Ninja-Vergangenheit hat. Vor sechs Jahren starb der älteste Sohn während einer Mission zur Rettung einer entführten Politikerin, und die Tawaras zogen sich zurück in ein normales Leben. Das zeigt die Serie zunächst in aller Ausführlichkeit - und auch, wie fast jedes Familienmitglied im Stillen doch weiter die alten Kräfte und Traditionen lebt. Das ist mitunter ganz schön erzählt - fast schon nach traditionellem Schema und stereotypischer Rollenverteilung, so dass man ganz gut in das Serien-Setting reinkommt. Yoko Tawara möchte aus ihrer Rolle als Hausfrau ausbrechen und nimmt heimlich Aufträge einer Art Ninja-Behörde an, die für sich auch wieder hier und da recht merkwürdig und zum Teil sehr stereotypisch zusammengesetzt ist. Haru Tawara hadert mit seiner Geschichte und fühlt sich mitverantwortlich für den Tod seines Bruders. Die jüngere Schwester Nagi Tawara versucht die Tradition am Leben zu erhalten, indem sie nachts Dinge aus Museen und Einrichtungen stiehlt, nur um sie Tage später wieder unbemerkt wieder am gleichen Ort zu platzieren. Bei Großmutter Taki Tawara merkt man gleich, dass sie im Laufe der Serie noch eine besondere Rolle spielen wird. Sie erklärt dem jüngsten Sohn Riku Tawara, der nichts von der Familientradition weiß, dass die Tawars aus der Linie des großen Samurai und Ninja Hattori Hanzō stammen. Überhaupt legt die Serie viel Wert auf die Einordnung der Traditionen der Ninjas - oder Shinobis - in den aktuellen Kontext. Ist das Setting für uns soweit gesetzt, kann's losgehen: Durch die Verbindung zwischen dem schicksalhaften Geschehen vor sechs Jahren und dem Nachhängen der Familie nach alten Traditionen kommt Bewegung in die Handlung von heute. Die Serie teilt sich dann praktisch in zwei Teile - den eben beschriebenen, vorbereitenden Teil, und dann die Bewältigung des Schicksals aus den Ereignissen der Vergangenheit im zweiten Teil, getrennt durch eine recht aufwändige Kampfszene zum Ende der 4. Folge. Dave Boyle umwickelt die vielen Geschichten und Anekdoten zur Geschichte der Ninjas in der Jetzt-Zeit noch mit ein paar klassischen Erzählelementen. Es geht wie schon beschrieben natürlich auch um Rollenbilder und Familien-Identitäten, aber es gibt auch eine klassische Liebesgeschichte, den Konflikt mit einer Art Endgegner, und eine Geschichte mit einer Journalistin, die alles für uns ein wenig ordnet und dokumentiert - bis Karen Ito selbst in die Handlung mit hineingezogen wird. Man kann also viel Spaß haben mit "House of Ninjas" - wenn man auf die Entdeckungsreise zu den Shinobis geht und sich darauf einlässt, sich einmal vorzustellen, was Ninjas eigentlich in der heutigen Zeit machen (würden). Belohnt wird man wie gesagt mit einer guten Inszenierung mit vielen klassischen Elementen aus ganz unterschiedlichen Einstellungen, mit einer tollen Cinematography-Arbeit von Shoji Ehara und mit vielen verwirrenden, aber amüsanten Ereignissen, die "House of Ninjas" insgesamt sehenswert machen.

Bilder: Netflix

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Serientipp: „Loudermilk“ https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-loudermilk/ https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-loudermilk/#comments Sat, 06 Apr 2024 17:29:14 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=203267 Tatsächlich verschießen die Autoren der Serie gleich in den ersten Folgen relativ viel von ihrem humoristischen Pulver, doch auch später noch gibt es immer wieder witzige Einfälle und Momente, die „Loudermilk“ sehenswert machen. Dazu kommen verschiedene Handlungsstränge, die über die Situationskomik in den einzelnen Folgen hinausgehen und dafür sorgen, dass man als Zuschauer:in ein Interesse dafür entwickelt, erfahren zu wollen, wie es mit den Figuren weitergeht. Der Aufbau der einzelnen Handlungsstränge ist dabei recht klug gewählt: Jede Nebengeschichte steht für etwa eine halbe Staffel im Fokus, ehe man wieder auf die normale Handlungsebene zurückkehrt. Das ist die Geschichte mit Claire Wilkes ganz am Anfang, die abgelöst wird von Tom Blitts Story. In Staffel 2 geht es erst um Loudermilks Vater, später um Loudermilks Bruder. Man denkt dann, dass es auch in Staffel 3 so weiter geht - was es am Anfang auch tut - aber am Ende holen die Autoren die meisten Handlungsebenen zurück und verknüpfen es zu einem klugen Ende am Schluss von Staffel 3. Dazu glänzt die Serie mit einem tollen Cast: Die Figuren sind klasse besetzt, und die Charaktere werden im Laufe der Staffeln prima entwickelt. Das Gute an der recht großen Selbsthilfegruppe ist, dass sich die Autoren für die Weiterentwicklung der Stories immer Figuren aus der Runde nehmen und in den Vordergrund stellen können. Und die Gruppe ist schon extrem unterschiedlich besetzt, so dass sich daraus ganz unterschiedliche Geschichten ergeben können. Wird darüber hinaus noch jemand gebraucht, ist dieser einfach plötzlich in der Runde dabei - und genauso schnell wieder verschwunden. Die Hauptcharaktere wachsen einem natürlich schnell ans Herz, und man leidet mit, wenn plötzlich jemand vor einem Rückfall steht oder ihn ein anderer Schicksalsschlag droht. Die Selbsthilfegruppe ist wie eine große Familie, die sich unterstützt und da ist, wenn man sie mal braucht. Aber es ist auch ein Ort, an dem man sich guten streiten kann - und nachher trotzdem wieder zusammenfindet. Einen roten Faden gibt es über die drei Staffeln hinweg auch: Klar, da ist natürlich die Selbsthilfegruppe und Loudermilk selbst, aber auch ein weiteres Thema: die Musik. Immer wieder nehmen sich die Autoren Zeit, Loudermilk über Musik sprechen zu lassen, der mitunter dabei etwas nerdig wirkt, aber was schon ganz gut zum Gesamtbild passt. Dazu wählen die Showrunner Peter Farrelly ("Dumm und Dümmer") und Bobby Mort auch behutsam die passenden Songs zur Serie aus, und ab der Mitte der 2. Staffel wird die Musik auch ein handlungsrelevantes Element - wenn es zum Beispiel um die Ben Rogers Band geht, die es auch in Wirklichkeit gibt, oder um die Sängerin Lizzie Poole, die es als Lissie ebenfalls im echten Leben gibt (hier gibt's einen ganz guten Artikel von House of Solo zu Lissies Auftauchen in der Serie). Und natürlich hat auch die Schlusspointe der Serie (oder zumindest der bisherigen drei Staffeln) etwas mit Musik zu tun.

"Loudermilk": Gibt es eine 4. Staffel?

„Loudermilk“ kann man also jedem ans Herz legen, der etwas übrig hat für kaputte Typen, schwarzen Humor und gute Musik. Und wer die 30 Folgen schon gesehen hat, wird hoffen, dass es doch noch weitergeht mit Loudermilk - auch wenn die Serie aktuell schon ein passendes, solides Ende gefunden hätte. Fertig geschrieben sind weitere Staffeln allerdings offensichtlich schon - nur produziert und abgedreht noch nicht. Das hängt damit zusammen, dass die Showrunner noch einen passenden Sender suchen. Die Staffeln 1 und 2 liefen auf AT&T, doch mit dem Ende des Senders war auch für "Loudermilk" erstmal Schluss, obwohl die 3. Staffel bereits abgedreht war. Die übernahm dann Amazon Prime Video. Aktuell hat Sony die 3 Staffeln an Amazon und Netflix lizensiert - bleibt zu hoffen, dass sich jemand des weiteren Materials noch annimmt.

Bilder: Sony / Netflix

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Tatsächlich verschießen die Autoren der Serie gleich in den ersten Folgen relativ viel von ihrem humoristischen Pulver, doch auch später noch gibt es immer wieder witzige Einfälle und Momente, die „Loudermilk“ sehenswert machen. Dazu kommen verschiedene Handlungsstränge, die über die Situationskomik in den einzelnen Folgen hinausgehen und dafür sorgen, dass man als Zuschauer:in ein Interesse dafür entwickelt, erfahren zu wollen, wie es mit den Figuren weitergeht.
Der Aufbau der einzelnen Handlungsstränge ist dabei recht klug gewählt: Jede Nebengeschichte steht für etwa eine halbe Staffel im Fokus, ehe man wieder auf die normale Handlungsebene zurückkehrt. Das ist die Geschichte mit Claire Wilkes ganz am Anfang, die abgelöst wird von Tom Blitts Story. In Staffel 2 geht es erst um Loudermilks Vater, später um Loudermilks Bruder. Man denkt dann, dass es auch in Staffel 3 so weiter geht - was es am Anfang auch tut - aber am Ende holen die Autoren die meisten Handlungsebenen zurück und verknüpfen es zu einem klugen Ende am Schluss von Staffel 3. Dazu glänzt die Serie mit einem tollen Cast: Die Figuren sind klasse besetzt, und die Charaktere werden im Laufe der Staffeln prima entwickelt. Das Gute an der recht großen Selbsthilfegruppe ist, dass sich die Autoren für die Weiterentwicklung der Stories immer Figuren aus der Runde nehmen und in den Vordergrund stellen können. Und die Gruppe ist schon extrem unterschiedlich besetzt, so dass sich daraus ganz unterschiedliche Geschichten ergeben können. Wird darüber hinaus noch jemand gebraucht, ist dieser einfach plötzlich in der Runde dabei - und genauso schnell wieder verschwunden. Die Hauptcharaktere wachsen einem natürlich schnell ans Herz, und man leidet mit, wenn plötzlich jemand vor einem Rückfall steht oder ihn ein anderer Schicksalsschlag droht. Die Selbsthilfegruppe ist wie eine große Familie, die sich unterstützt und da ist, wenn man sie mal braucht. Aber es ist auch ein Ort, an dem man sich guten streiten kann - und nachher trotzdem wieder zusammenfindet. Einen roten Faden gibt es über die drei Staffeln hinweg auch: Klar, da ist natürlich die Selbsthilfegruppe und Loudermilk selbst, aber auch ein weiteres Thema: die Musik. Immer wieder nehmen sich die Autoren Zeit, Loudermilk über Musik sprechen zu lassen, der mitunter dabei etwas nerdig wirkt, aber was schon ganz gut zum Gesamtbild passt. Dazu wählen die Showrunner Peter Farrelly ("Dumm und Dümmer") und Bobby Mort auch behutsam die passenden Songs zur Serie aus, und ab der Mitte der 2. Staffel wird die Musik auch ein handlungsrelevantes Element - wenn es zum Beispiel um die Ben Rogers Band geht, die es auch in Wirklichkeit gibt, oder um die Sängerin Lizzie Poole, die es als Lissie ebenfalls im echten Leben gibt (hier gibt's einen ganz guten Artikel von House of Solo zu Lissies Auftauchen in der Serie). Und natürlich hat auch die Schlusspointe der Serie (oder zumindest der bisherigen drei Staffeln) etwas mit Musik zu tun.

"Loudermilk": Gibt es eine 4. Staffel?

„Loudermilk“ kann man also jedem ans Herz legen, der etwas übrig hat für kaputte Typen, schwarzen Humor und gute Musik. Und wer die 30 Folgen schon gesehen hat, wird hoffen, dass es doch noch weitergeht mit Loudermilk - auch wenn die Serie aktuell schon ein passendes, solides Ende gefunden hätte. Fertig geschrieben sind weitere Staffeln allerdings offensichtlich schon - nur produziert und abgedreht noch nicht. Das hängt damit zusammen, dass die Showrunner noch einen passenden Sender suchen. Die Staffeln 1 und 2 liefen auf AT&T, doch mit dem Ende des Senders war auch für "Loudermilk" erstmal Schluss, obwohl die 3. Staffel bereits abgedreht war. Die übernahm dann Amazon Prime Video. Aktuell hat Sony die 3 Staffeln an Amazon und Netflix lizensiert - bleibt zu hoffen, dass sich jemand des weiteren Materials noch annimmt.

Bilder: Sony / Netflix

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Review: „Bloodhounds“ – Staffel 1 https://www.serieslyawesome.tv/review-bloodhounds-staffel-1/ https://www.serieslyawesome.tv/review-bloodhounds-staffel-1/#respond Wed, 03 Apr 2024 08:52:44 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=203187 Netflix ist schuld - schuld daran, dass ich überhaupt auf diese koreanische Serie gekommen bin. "Bloodhounds" war unter meinen Vorschlägen, weil mir wohl ähnliche Serien gefallen hatten. Ich mag Kampfsport und entsprechend natürlich auch Serien wie "Kingdom", „Warrior“ oder Filme wie seinerzeit die "Karate-Tiger"-Reihe und "Bloodsport". Es muss nun nicht immer "Blood" im Titel stehen, aber ab und zu hilft es. Aber, bleiben wir bei "Bloodhounds", diese Serie war bereits im Juni des letzten Jahres veröffentlicht worden, ich hatte aber aus unerklärlichen Gründen gar keine Notiz davon genommen. Spät (aber nicht zu spät) möchte ich trotzdem hier über die Abenteuer von Kim und Hong berichten. Die Handlung erstreckt sich auf acht Folgen, die mit einer Laufzeit zwischen 54 und 74 Minuten erfreulich ausführlich gerieten. Doch beginnen wir einmal mit der Vorstellung der Hauptdarsteller. Als da wäre Kim Gun-Woo (Woo Do-Hwan). Kim ist Anfang Zwanzig, sehr sportlich und leidenschaftlicher Boxer, der sein Hobby auch gerne zum Beruf machen würde. Er lebt noch brav bei seiner Mutter und unterstützt diese so gut er kann. Er hat weder selber Kinder noch Partnerin und ist grundsätzlich eher ein stiller, ernsthafter Typ. Eine der ersten Szenen zeigt uns Kim, wie er höflich, aber sehr bestimmt eingreift, als ein betrunkener, randalierender Masken-Verweigerer in einen Bus einsteigen möchte. Wir befinden uns allgemein mitten in der Zeit der Corona-Pandemie, entsprechend oft werden FFP-2-Masken getragen. Kim zählt fraglos zu den Guten, das wird schnell klar. Wie er selbst sagt, ist das "Herz eines Boxers" für ihn das Wichtigste an seinem Sport, nicht Ruhm oder Reichtum. Bald lernt er Hong Woo-jin kennen. Hong Woo-jin (Lee Sang-Yi) war sein Gegner bei einem kleinen Titelkampf. Hong erscheint bereits zu Anfang wie der perfekte "Gegenentwurf" zu Gun-Woo, annähernd gleichaltrig und von ähnlich sportlicher Statur, aber damit enden die Gemeinsamkeiten. Hong steht auf Luxus, gibt viel auf Marken (wenn auch nur Kopien), hat zu oft seine Klappe zu weit offen, ist impulsiv, aber auch ein ziemlicher Spaßvogel mit stets guter Laune.
"Mein Charme ist unwiderstehlich, wie Glutamat"
Lernt man ihn besser kennen, merkt man, es steckt viel mehr als nur heiße Luft in diesem jungen Mann. Er hat sein Herz auch am rechten Fleck und bald entsteht ein (im wahrsten Sinne des Wortes) schlagkräftiges Team aus den beiden Boxern. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Der große Gegner ist der schwerkriminelle Geldverleiher, besser "Kredithai" Kim Myeong-gil (Park Sung-woong). Er erscheint stets im feinsten Zwirn und mit einem sehr arroganten Grinsen im attraktiven Gesicht. Standesgemäß rollt er natürlich im Bentley vor. Verschlagen, fies, skrupellos, gerissen, raffiniert, mit allen Wassern gewaschen, aber auch wirklich schlau - all diese Eigenschaften treffen auf ihn zu. Er ist ein alter Hase im Business und weiß genau, womit man illegal schnell zu Geld kommt. Alleine trifft man ihn selten, zumeist ist er in Begleitung seiner Leibwächter und Schergen, wovon einer ziemlich heraus"ragt": Kang In-beom - von diesem Hünen und seinen Taten werden wir noch einiges im Lauf der Serie erleben. Beide teilen sich eine gemeinsame Vergangenheit mit einem weiteren "Big-Player": President Choi. Früher war (President) Choi Tae-ho (Huh Joon-ho) ebenfalls ein recht skrupelloser Geschäftsmann, der mit allen Mitteln auf illegalen Wegen zu viel Geld kam. Mittlerweile ist er geläutert und verleiht sein Geld ohne Zinsen und verzichtet auch auf üble Schlägertrupps, die bei verspäteter Bezahlung säumige Zahler verstümmeln. Er lässt Menschlichkeit walten und hat Verständnis für die Nöte seiner "Kunden". Er spielt damit eine Art "moderner Robin Hood" und ist unter anderem auch Besitzer eines Waisenhauses. Was es damit auf sich hat, wie er dazu kam, "auszusteigen", warum er im Rollstuhl sitzt, wie seine Verbindung zu Kim Myeong-gil ist und warum seine "Enkeltochter" keine Blutsverwandte ist, erfahren wir auch bald. Choi hat nicht vergessen, wie die Unterwelt funktioniert und weiht auch den unbedarften Kim gerne ein:
"Gun-Woo. Das hier ist ein Krieg, es gibt kein Fairplay oder Regeln wie beim Boxen. Der Kampf ist erst vorbei, wenn einer der Kontrahenten tot ist."
Seine "Enkeltochter" Cha Hyeon-ju (Kim Sae-ron) sehen wir anfangs auf ihrem Motorrad durch die nächtlichen Straßen düsen und mit ihrem Elektroschocker den einen oder anderen Ganoven etwas "kitzeln", der wohl Ärger mit ihrem Opa hat. Sie wirkt sehr selbstbewusst und tough, eine echte Powerfrau. Sie hat diese Rolle des "Geldeintreibers" oder "Problemlösers" auf eigenen Wunsch angenommen und möchte damit ihrem "Opa" etwas zurückgeben, weil dieser sie aus einer Notlage gerettet und aufgezogen hat. Choi hat natürlich bei all ihren Unternehmungen stets große Angst um seine Enkelin, weswegen er ziemlich bald Kim und Hong als ihre Leibwächter engagiert, die Cha etwas bewachen sollten. Das Cha sich das natürlich nicht gefallen lässt und nur äußert widerwillig akzeptiert ist klar, sie braucht keine Babysitter! Ich habe mich wirklich gut unterhalten und vergebe daher:
[Rating:4/5]
Was genau hat mir denn gefallen? Als das wäre: Das Buddyteam aus Kim Gun-Woo und Hong funktionierte auf Anhieb so gut, dass es richtig Spaß machte, mitzufiebern, ob es die beiden schaffen werden, viele der brenzligen und gefährlichen Situationen gemeinsam zu überwinden. Man litt und freute sich mit den beiden, ich zumindest konnte mich wirklich gut "drauf einlassen" und versuchte, die Handlung aus dem Blickwinkel von Kim Gun-Woo mitzuerleben. Selten klappt es inzwischen bei Serien, sich in realistisch wirkende und agierende Hauptcharaktere hineinzuversetzen, da diese schlichtweg nicht existieren. In "Bloodhounds" funktioniert dies aber wider Erwarten sehr gut, dank des sehr gut besetzten Casts. So erinnerte mich der Ober-Schläger Kang In-beom an den legendären Bolo Yeung der in den Achtzigerjahren (1988) Jean Claude van Damme in "Bloodsport" verdreschen durfte. Bolo gab damals den nicht nur optisch furchterregenden Chong Li, der nicht nur Jean Claude alias Frank Dux, sondern auch mir als Zuschauer das Fürchten lehrte. Kang In-beom (Tae Won-suk) kommt in einigen Szenen durchaus an diese spürbare, durch die Mattscheibe dringende Zurschaustellung von echter Aggression und Wildheit heran, wie einst Bolo. Weiter war die Choreographie der vielen gezeigten Zweikämpfe zumindest meiner Ansicht nach wirklich gut umgesetzt. Keine meilenweiten Luftsprünge der Protagonisten, keine Unzerstörbarkeit derselben, nein, sie machen Fehler, bluten, landen im Krankenhaus, sind eben Menschen wie Du und ich. Das mag ich, nachvollziehbare Handlungen in dargestellten Situationen auch. Hilfsbereite Menschen greifen eben ein, auch wenn es eben mal dafür "eines auf die Mütze" gibt. Kim ist eben ein solcher hilfsbereiter Mensch, sein Gegner Kim Myung-gil steht für das genaue Gegenteil. Er geht immer aufs Ganze und schickt schon mal 30 Leute los, um unser Buddy-Team in ihre Schranken zu weisen. Seine Ideen, illegal Geld zu generieren sind fast grenzenlos. Beispielsweise hat er ein kleines Team, dass sich geschminkt unter Obdachlose mischt, um deren Ausweise zur Schaffung von Scheinfirmen zu ergaunern oder/und Kredite auf deren Personalien abzuschließen. Muckt der Bestohlene, wird er schon einmal auf brutalste Weise von mehreren Tätern mit Tritten auch gegen den Kopf malträtiert, bis er sich nicht mehr rührt. Bleiben wir kurz beim Thema Brutalität. Diese wird hier nicht zum Selbstzweck, was aber nicht bedeutet, dass wir hier Weichspülerkram erleben. Nein, wie ich kurz erwähnte gibt es schon Verletzungen zu sehen, Blut, Wunden und eben auch einmal Tote zu beklagen. Alles auf vernünftigem Level und sehr realitätsnah. Um eine Aussage nachhaltig zu verhindern, wird schon einmal eine Zunge abgebissen oder ein Gegner gefoltert, mit verbundenen Augen und einer Mini-Flex plus Salz, das großzügig in diese frischen Wunden gerieben wird. Menschen entsorgen klappt auch gut, wenn man diese tagelang zu Brühe kocht und dann im Meer beseitigt. Auch sehen wir wie beispielsweise wie begabte Messerkämpfer ihre Kontrahenten niederstechen, während sie auf einem Motorrad vorbeihetzen. Folgt man Gerüchten im Internet, so wurde erst Ende Februar 2024 darüber ernsthafter spekuliert, ob nicht doch vielleicht eine zweite Staffel von "Bloodhounds" gedreht werden könnte. Ich würde mich darüber freuen, denn auf Kim und Hong wartet noch viel Arbeit, als erklärte Gegner der Unterwelt-Kriminalität. Beschließen möchte ich diese Review mit einem weiteren Zitat von (President) Choi:
"Wenn man eine mächtige Organisation zerschlagen will, braucht man zwei Gifte. Das sind Zwietracht und Spaltung. Menschen bilden Gemeinschaften, sie misstrauen fremden und vertrauen Dingen, die sie kennen. Von außen sind die Gifte wirkungslos -eine Gemeinschaft vergiftet man von innen."

Bilder: Netflix

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Netflix ist schuld - schuld daran, dass ich überhaupt auf diese koreanische Serie gekommen bin. "Bloodhounds" war unter meinen Vorschlägen, weil mir wohl ähnliche Serien gefallen hatten. Ich mag Kampfsport und entsprechend natürlich auch Serien wie "Kingdom", „Warrior“ oder Filme wie seinerzeit die "Karate-Tiger"-Reihe und "Bloodsport". Es muss nun nicht immer "Blood" im Titel stehen, aber ab und zu hilft es. Aber, bleiben wir bei "Bloodhounds", diese Serie war bereits im Juni des letzten Jahres veröffentlicht worden, ich hatte aber aus unerklärlichen Gründen gar keine Notiz davon genommen. Spät (aber nicht zu spät) möchte ich trotzdem hier über die Abenteuer von Kim und Hong berichten. Die Handlung erstreckt sich auf acht Folgen, die mit einer Laufzeit zwischen 54 und 74 Minuten erfreulich ausführlich gerieten. Doch beginnen wir einmal mit der Vorstellung der Hauptdarsteller. Als da wäre Kim Gun-Woo (Woo Do-Hwan). Kim ist Anfang Zwanzig, sehr sportlich und leidenschaftlicher Boxer, der sein Hobby auch gerne zum Beruf machen würde. Er lebt noch brav bei seiner Mutter und unterstützt diese so gut er kann. Er hat weder selber Kinder noch Partnerin und ist grundsätzlich eher ein stiller, ernsthafter Typ. Eine der ersten Szenen zeigt uns Kim, wie er höflich, aber sehr bestimmt eingreift, als ein betrunkener, randalierender Masken-Verweigerer in einen Bus einsteigen möchte. Wir befinden uns allgemein mitten in der Zeit der Corona-Pandemie, entsprechend oft werden FFP-2-Masken getragen. Kim zählt fraglos zu den Guten, das wird schnell klar. Wie er selbst sagt, ist das "Herz eines Boxers" für ihn das Wichtigste an seinem Sport, nicht Ruhm oder Reichtum. Bald lernt er Hong Woo-jin kennen. Hong Woo-jin (Lee Sang-Yi) war sein Gegner bei einem kleinen Titelkampf. Hong erscheint bereits zu Anfang wie der perfekte "Gegenentwurf" zu Gun-Woo, annähernd gleichaltrig und von ähnlich sportlicher Statur, aber damit enden die Gemeinsamkeiten. Hong steht auf Luxus, gibt viel auf Marken (wenn auch nur Kopien), hat zu oft seine Klappe zu weit offen, ist impulsiv, aber auch ein ziemlicher Spaßvogel mit stets guter Laune.
"Mein Charme ist unwiderstehlich, wie Glutamat"
Lernt man ihn besser kennen, merkt man, es steckt viel mehr als nur heiße Luft in diesem jungen Mann. Er hat sein Herz auch am rechten Fleck und bald entsteht ein (im wahrsten Sinne des Wortes) schlagkräftiges Team aus den beiden Boxern. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Der große Gegner ist der schwerkriminelle Geldverleiher, besser "Kredithai" Kim Myeong-gil (Park Sung-woong). Er erscheint stets im feinsten Zwirn und mit einem sehr arroganten Grinsen im attraktiven Gesicht. Standesgemäß rollt er natürlich im Bentley vor. Verschlagen, fies, skrupellos, gerissen, raffiniert, mit allen Wassern gewaschen, aber auch wirklich schlau - all diese Eigenschaften treffen auf ihn zu. Er ist ein alter Hase im Business und weiß genau, womit man illegal schnell zu Geld kommt. Alleine trifft man ihn selten, zumeist ist er in Begleitung seiner Leibwächter und Schergen, wovon einer ziemlich heraus"ragt": Kang In-beom - von diesem Hünen und seinen Taten werden wir noch einiges im Lauf der Serie erleben. Beide teilen sich eine gemeinsame Vergangenheit mit einem weiteren "Big-Player": President Choi. Früher war (President) Choi Tae-ho (Huh Joon-ho) ebenfalls ein recht skrupelloser Geschäftsmann, der mit allen Mitteln auf illegalen Wegen zu viel Geld kam. Mittlerweile ist er geläutert und verleiht sein Geld ohne Zinsen und verzichtet auch auf üble Schlägertrupps, die bei verspäteter Bezahlung säumige Zahler verstümmeln. Er lässt Menschlichkeit walten und hat Verständnis für die Nöte seiner "Kunden". Er spielt damit eine Art "moderner Robin Hood" und ist unter anderem auch Besitzer eines Waisenhauses. Was es damit auf sich hat, wie er dazu kam, "auszusteigen", warum er im Rollstuhl sitzt, wie seine Verbindung zu Kim Myeong-gil ist und warum seine "Enkeltochter" keine Blutsverwandte ist, erfahren wir auch bald. Choi hat nicht vergessen, wie die Unterwelt funktioniert und weiht auch den unbedarften Kim gerne ein:
"Gun-Woo. Das hier ist ein Krieg, es gibt kein Fairplay oder Regeln wie beim Boxen. Der Kampf ist erst vorbei, wenn einer der Kontrahenten tot ist."
Seine "Enkeltochter" Cha Hyeon-ju (Kim Sae-ron) sehen wir anfangs auf ihrem Motorrad durch die nächtlichen Straßen düsen und mit ihrem Elektroschocker den einen oder anderen Ganoven etwas "kitzeln", der wohl Ärger mit ihrem Opa hat. Sie wirkt sehr selbstbewusst und tough, eine echte Powerfrau. Sie hat diese Rolle des "Geldeintreibers" oder "Problemlösers" auf eigenen Wunsch angenommen und möchte damit ihrem "Opa" etwas zurückgeben, weil dieser sie aus einer Notlage gerettet und aufgezogen hat. Choi hat natürlich bei all ihren Unternehmungen stets große Angst um seine Enkelin, weswegen er ziemlich bald Kim und Hong als ihre Leibwächter engagiert, die Cha etwas bewachen sollten. Das Cha sich das natürlich nicht gefallen lässt und nur äußert widerwillig akzeptiert ist klar, sie braucht keine Babysitter! Ich habe mich wirklich gut unterhalten und vergebe daher:
[Rating:4/5]
Was genau hat mir denn gefallen? Als das wäre: Das Buddyteam aus Kim Gun-Woo und Hong funktionierte auf Anhieb so gut, dass es richtig Spaß machte, mitzufiebern, ob es die beiden schaffen werden, viele der brenzligen und gefährlichen Situationen gemeinsam zu überwinden. Man litt und freute sich mit den beiden, ich zumindest konnte mich wirklich gut "drauf einlassen" und versuchte, die Handlung aus dem Blickwinkel von Kim Gun-Woo mitzuerleben. Selten klappt es inzwischen bei Serien, sich in realistisch wirkende und agierende Hauptcharaktere hineinzuversetzen, da diese schlichtweg nicht existieren. In "Bloodhounds" funktioniert dies aber wider Erwarten sehr gut, dank des sehr gut besetzten Casts. So erinnerte mich der Ober-Schläger Kang In-beom an den legendären Bolo Yeung der in den Achtzigerjahren (1988) Jean Claude van Damme in "Bloodsport" verdreschen durfte. Bolo gab damals den nicht nur optisch furchterregenden Chong Li, der nicht nur Jean Claude alias Frank Dux, sondern auch mir als Zuschauer das Fürchten lehrte. Kang In-beom (Tae Won-suk) kommt in einigen Szenen durchaus an diese spürbare, durch die Mattscheibe dringende Zurschaustellung von echter Aggression und Wildheit heran, wie einst Bolo. Weiter war die Choreographie der vielen gezeigten Zweikämpfe zumindest meiner Ansicht nach wirklich gut umgesetzt. Keine meilenweiten Luftsprünge der Protagonisten, keine Unzerstörbarkeit derselben, nein, sie machen Fehler, bluten, landen im Krankenhaus, sind eben Menschen wie Du und ich. Das mag ich, nachvollziehbare Handlungen in dargestellten Situationen auch. Hilfsbereite Menschen greifen eben ein, auch wenn es eben mal dafür "eines auf die Mütze" gibt. Kim ist eben ein solcher hilfsbereiter Mensch, sein Gegner Kim Myung-gil steht für das genaue Gegenteil. Er geht immer aufs Ganze und schickt schon mal 30 Leute los, um unser Buddy-Team in ihre Schranken zu weisen. Seine Ideen, illegal Geld zu generieren sind fast grenzenlos. Beispielsweise hat er ein kleines Team, dass sich geschminkt unter Obdachlose mischt, um deren Ausweise zur Schaffung von Scheinfirmen zu ergaunern oder/und Kredite auf deren Personalien abzuschließen. Muckt der Bestohlene, wird er schon einmal auf brutalste Weise von mehreren Tätern mit Tritten auch gegen den Kopf malträtiert, bis er sich nicht mehr rührt. Bleiben wir kurz beim Thema Brutalität. Diese wird hier nicht zum Selbstzweck, was aber nicht bedeutet, dass wir hier Weichspülerkram erleben. Nein, wie ich kurz erwähnte gibt es schon Verletzungen zu sehen, Blut, Wunden und eben auch einmal Tote zu beklagen. Alles auf vernünftigem Level und sehr realitätsnah. Um eine Aussage nachhaltig zu verhindern, wird schon einmal eine Zunge abgebissen oder ein Gegner gefoltert, mit verbundenen Augen und einer Mini-Flex plus Salz, das großzügig in diese frischen Wunden gerieben wird. Menschen entsorgen klappt auch gut, wenn man diese tagelang zu Brühe kocht und dann im Meer beseitigt. Auch sehen wir wie beispielsweise wie begabte Messerkämpfer ihre Kontrahenten niederstechen, während sie auf einem Motorrad vorbeihetzen. Folgt man Gerüchten im Internet, so wurde erst Ende Februar 2024 darüber ernsthafter spekuliert, ob nicht doch vielleicht eine zweite Staffel von "Bloodhounds" gedreht werden könnte. Ich würde mich darüber freuen, denn auf Kim und Hong wartet noch viel Arbeit, als erklärte Gegner der Unterwelt-Kriminalität. Beschließen möchte ich diese Review mit einem weiteren Zitat von (President) Choi:
"Wenn man eine mächtige Organisation zerschlagen will, braucht man zwei Gifte. Das sind Zwietracht und Spaltung. Menschen bilden Gemeinschaften, sie misstrauen fremden und vertrauen Dingen, die sie kennen. Von außen sind die Gifte wirkungslos -eine Gemeinschaft vergiftet man von innen."

Bilder: Netflix

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https://www.serieslyawesome.tv/review-bloodhounds-staffel-1/feed/ 0 203187
Serientipp: „Sexuell verfügbar“ (Miniserie) https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-sexuell-verfuegbar-mini-serie/ https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-sexuell-verfuegbar-mini-serie/#respond Mon, 18 Mar 2024 16:57:27 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=202754 Als ich hörte, dass „Die Discounter“-Darsteller Merlin Sandmeyer in einer neuen Serie mitspielt, war ich gespannt, welchen schrulligen Charakter der talentierte Schauspieler diesmal verkörpern wird. Glücklicherweise ist die fünfteilige Comedyserie „Sexuell Verfügbar“ nicht nur wegen seiner Mitwirkung sehenswert, denn die feministische Buchverfilmung bietet kurzweilige Unterhaltung mit cleveren Einfällen und hält unserer Gesellschaft gekonnt den Spiegel vor.

Darum geht’s

Miki (Laura Tonke) ist eine geschiedene Frau, die versucht, ihr Leben zwischen der Erziehung ihrer beiden Kinder, ihrem Job als Filmemacherin und ihrer offenen Beziehung zu Heini (Merlin Sandmeyer) in den Griff zu bekommen. Als sie sich auf einen One-Night-Stand mit dem schmierigen August (Hanno Koffler) einlässt, wird sie überraschend der Vergewaltigung beschuldigt. August behauptet, Miki habe ihn mit einem Strap-On gegen seinen Willen penetriert. Das bringt Mikis ohnehin chaotischen Alltag gehörig durcheinander und spielt ihrem Ex-Mann, der das alleinige Sorgerecht für die Kinder will, in die Hände. Da wendet sich Miki an ihre alte Jugendliebe Ben, der inzwischen ein erfolgreicher Anwalt ist.

Das ist so toll daran

Schon von Kindesbeinen an wird Mädchen eingetrichtert, dass sie lächeln, gehorsam, lieb und am besten immer für den Mann (sexuell) verfügbar sein sollen. Durch die patriarchalische und sexistisch geprägte Gesellschaft verlieren viele Frauen auch im Erwachsenenalter ihre eigenen Bedürfnisse aus den Augen. „Sexuell Verfügbar“ zeichnet diesen Weg mit Miki, einer Frau in den Vierzigern, nach und zeigt, wie sehr sie in diesen Strukturen gefangen ist. Mittels Archivmaterial werden immer wieder auch visuell starke Bilder eingestreut, die die bestehenden Machtverhältnisse gut veranschaulichen. Dazu kommen alte Super-8-Aufnahmen von Miki und Ben sowie moderne Handyvideos. Überhaupt überrascht die kleine Serie mit einigen visuellen Einfällen und Überraschungen. So manifestieren sich Mikis Gedanken immer wieder durch feministische Stars wie Lady Bitch Ray, Ines Anioli oder die ehemalige „Wa(h)re Liebe“-Moderatorin Lilo Wanders, die plötzlich in ihrer Wohnung auftauchen und ihr gute Ratschläge geben. Und wenn eine Polizistin bei der Anzeigenaufnahme das vermeintliche Opfer August fragt, was er denn beim Date mit Miki anhatte, werden strukturelle Probleme geistreich und humorvoll aufgedeckt. Oder als Miki sich am Set einen Umschnalldildo überstreift und der Crew selbstbewusst und mit einer gehörigen Portion Machismo die Leviten liest. Das Schauspiel wirkt bei aller Überzeichnung stets glaubwürdig und ist bis in die Nebenrollen gut besetzt. Neben Comedian Oliver Polak, der mit norddeutschem Akzent einen Filmproduzenten mimt, überzeugt auch der eingangs erwähnte Merlin Sandmeyer, der hier den skurrilen, aber liebenswerten Österreicher Heini spielt. Bei all den gesellschaftlich brisanten Themen bleibt auch Mikis persönliche Geschichte spannend. Wird sie das Sorgerecht für ihre Kinder behalten? Bahnt sich eine neue Romanze mit Ben an? Und wie wird es in Zukunft um ihre Freiheit bestellt sein? All das und noch viel mehr wird in fünf knapp 30-minütigen Episoden von Regisseurin Ulrike Kofler und Drehbuchautorin Caroline Rosales beantwortet. Letztere ist auch die Autorin des gleichnamigen Sachbuchs (Partnerlink) und hat nun gemeinsam mit Timon Karl Kaleyta den Stoff fürs Fernsehen adaptiert. Das Ganze ist sehr berührend und ehrlich ausgefallen und dürfte vor allem auch für ein männliches Publikum interessant sein, das einen Perspektivwechsel braucht. „Sexuell verfügbar“ ist in der ARD-Mediathek abrufbar.

Bilder: ARD

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Als ich hörte, dass „Die Discounter“-Darsteller Merlin Sandmeyer in einer neuen Serie mitspielt, war ich gespannt, welchen schrulligen Charakter der talentierte Schauspieler diesmal verkörpern wird. Glücklicherweise ist die fünfteilige Comedyserie „Sexuell Verfügbar“ nicht nur wegen seiner Mitwirkung sehenswert, denn die feministische Buchverfilmung bietet kurzweilige Unterhaltung mit cleveren Einfällen und hält unserer Gesellschaft gekonnt den Spiegel vor.

Darum geht’s

Miki (Laura Tonke) ist eine geschiedene Frau, die versucht, ihr Leben zwischen der Erziehung ihrer beiden Kinder, ihrem Job als Filmemacherin und ihrer offenen Beziehung zu Heini (Merlin Sandmeyer) in den Griff zu bekommen. Als sie sich auf einen One-Night-Stand mit dem schmierigen August (Hanno Koffler) einlässt, wird sie überraschend der Vergewaltigung beschuldigt. August behauptet, Miki habe ihn mit einem Strap-On gegen seinen Willen penetriert. Das bringt Mikis ohnehin chaotischen Alltag gehörig durcheinander und spielt ihrem Ex-Mann, der das alleinige Sorgerecht für die Kinder will, in die Hände. Da wendet sich Miki an ihre alte Jugendliebe Ben, der inzwischen ein erfolgreicher Anwalt ist.

Das ist so toll daran

Schon von Kindesbeinen an wird Mädchen eingetrichtert, dass sie lächeln, gehorsam, lieb und am besten immer für den Mann (sexuell) verfügbar sein sollen. Durch die patriarchalische und sexistisch geprägte Gesellschaft verlieren viele Frauen auch im Erwachsenenalter ihre eigenen Bedürfnisse aus den Augen. „Sexuell Verfügbar“ zeichnet diesen Weg mit Miki, einer Frau in den Vierzigern, nach und zeigt, wie sehr sie in diesen Strukturen gefangen ist. Mittels Archivmaterial werden immer wieder auch visuell starke Bilder eingestreut, die die bestehenden Machtverhältnisse gut veranschaulichen. Dazu kommen alte Super-8-Aufnahmen von Miki und Ben sowie moderne Handyvideos. Überhaupt überrascht die kleine Serie mit einigen visuellen Einfällen und Überraschungen. So manifestieren sich Mikis Gedanken immer wieder durch feministische Stars wie Lady Bitch Ray, Ines Anioli oder die ehemalige „Wa(h)re Liebe“-Moderatorin Lilo Wanders, die plötzlich in ihrer Wohnung auftauchen und ihr gute Ratschläge geben. Und wenn eine Polizistin bei der Anzeigenaufnahme das vermeintliche Opfer August fragt, was er denn beim Date mit Miki anhatte, werden strukturelle Probleme geistreich und humorvoll aufgedeckt. Oder als Miki sich am Set einen Umschnalldildo überstreift und der Crew selbstbewusst und mit einer gehörigen Portion Machismo die Leviten liest. Das Schauspiel wirkt bei aller Überzeichnung stets glaubwürdig und ist bis in die Nebenrollen gut besetzt. Neben Comedian Oliver Polak, der mit norddeutschem Akzent einen Filmproduzenten mimt, überzeugt auch der eingangs erwähnte Merlin Sandmeyer, der hier den skurrilen, aber liebenswerten Österreicher Heini spielt. Bei all den gesellschaftlich brisanten Themen bleibt auch Mikis persönliche Geschichte spannend. Wird sie das Sorgerecht für ihre Kinder behalten? Bahnt sich eine neue Romanze mit Ben an? Und wie wird es in Zukunft um ihre Freiheit bestellt sein? All das und noch viel mehr wird in fünf knapp 30-minütigen Episoden von Regisseurin Ulrike Kofler und Drehbuchautorin Caroline Rosales beantwortet. Letztere ist auch die Autorin des gleichnamigen Sachbuchs (Partnerlink) und hat nun gemeinsam mit Timon Karl Kaleyta den Stoff fürs Fernsehen adaptiert. Das Ganze ist sehr berührend und ehrlich ausgefallen und dürfte vor allem auch für ein männliches Publikum interessant sein, das einen Perspektivwechsel braucht. „Sexuell verfügbar“ ist in der ARD-Mediathek abrufbar.

Bilder: ARD

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Serientipp: „Boy Swallows Universe“ (Netflix Mini-Serie) https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-boy-swallows-universe-netflix-mini-serie/ https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-boy-swallows-universe-netflix-mini-serie/#respond Fri, 08 Mar 2024 20:43:52 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=202436 "Boy swallows Universe" lässt einen mit einigen markanten und mysteriösen Bildern in der Erinnerung nach sieben Folgen zurück. Nicht alle Bilder funktionieren in der Verfilmung des halbautobiografischen Romans von Trent Dalton richtig gut, aber trotzdem ist die Serie sehenswert. Es ist eine etwas andere Coming-of-Age-Geschichte mit einem tollen Cast und jeder Menge Details in der Erzählung, die es alleine schon wert sind, sich mit "Boy swallows Universe" zu befassen. Dazu kommen ein paar Mystery-Elemente und ein eher unglücklichen Bruch nach der Hälfte der Serie (ungefähr so wie beim Serienposter) - der am Ende auch nicht mehr zu heilen ist. Warum sich die Netflix-Serie trotzdem lohnt, verrate ich in diesem Serientipp. Der Titel "Boy Swallows Universe" geht auf einen Moment zwischen der Hauptfigur Eli Bell und dessen Bruder Gus zurück. Die beiden Jungs leben in den 1980-er Jahren in Brisbane (mehr zu den Drehorten gibt es hier) bei ihrer Mutter Frances und ihrem Stiefvater Lyle, der in Drogengeschäfte verwickelt zu sein scheint. Wir wissen auch ziemlich schnell, dass Frances im Gefängnis landet und ein starkes Drogenproblem hat - keine einfache Kindheit für die beiden Teenager, möchte man meinen, doch die beiden leben relativ unbeschwert in den Alltag hinein. Dabei lernen sie viel von ihrem "Babysitter" Slim Halliday, ein ehemaliger Knacki, der Eli schonmal das Autofahren beibringt und auch sonst ein sorgfältiges Auge auf die beiden wirft. Eli pflegt außerdem noch eine Brieffreundschaft mit Alex Bermuda - der im Gefängnis sitzt. Gus spricht seit einiger Zeit nicht mehr, er kommuniziert nur noch über Gesten oder schreibt Eli Nachrichten in die Luft. Und er erschafft irgendwann beim Anblick von Eli den Satz "Boy swallows Universe"...

Ein rotes Telefon...

Recht schnell setzen so ein paar Mystery-Elemente in "Boy swallows Universe" ein: Es scheint so, als könne Gus Dinge aus der nahen Zukunft sehen. Er schreibt sie entweder verklausuliert in die Luft oder er zeichnet Bilder, die etwas andeuten. Und dann ist da noch ein rotes Telefon, im unterkellerten Bereich des Anbaus, das gelegentlich klingelt, wenn Eli oder Gus in der Nähe sind. Wer da anruft, wird nicht aufgelöst, auch der Sinn an sich wird nicht klar. Ist es Elis Unterbewusstsein? Ist es ein Fluchtpunkt? Einmal wird demonstrativ gezeigt, dass das Telefon gar nicht angeschlossen ist; für mich funktioniert das mit dem Telefon irgendwie nicht, da wurde gefühlt eine Chance vertan, obwohl es ganz clever eingefädelt ist, auf einer Metaebene: Die Stimme am anderen Ende der Leitung ist nämlich die von Trent Dalton, dem Autor der Romanvorlage, und damit so etwas wie das Vorbild für Eli. Regisseur Bharat Nalluri sagt, dass man die Bedeutung des Telefons bewusst offen lassen wollte, um dem Publikum eine Chance zu geben, selbst zu entscheiden, welche Bedeutung es hat. Das ist mir insgesamt zu wenig. Gus glaubt irgendwann, dass er selbst am anderen Ende der Leitung sei, und aus der Zukunft mit ihnen spreche. Tatsächlich fängt er irgendwann wieder an zu sprechen, und zwar in einem Moment, als die ganze Familie in Schwierigkeiten gerät.

... ein abgeschnittener Finger...

Die Situation endet mit dem abgeschnittenen Finger von Eli, was sich auch nicht mehr heilen lässt. Es sorgt aber dafür, dass der Handabdruck mit dem fehlenden Finger später noch eine wichtige Rolle spielt. Und wie gesagt, Gus kann ab da wieder sprechen, was der Rolle allerdings auch so ein bisschen den Zauber nimmt. Das ist aber nur eine Kleinigkeit: Tatsächlich sind alle Rollen ziemlich gut besetzt, allen voran natürlich der 13-jährige Eli Bell mit Felix Cameron und Lyle mit Travis Fimmel, den wir aus "Raised by Wolves" oder "Vikings" kennen. Der Cast funktioniert gut zusammen, die Story wird von Autor John Collee richtig gut entwickelt, so dass man sich schnell in die Serie hineinfühlen kann, mitfiebert und mitleidet. Vor allem in den ersten vier Folgen entfaltet John Collee die Geschichte der Familie toll. Dazu kommen die Nebenhandlungen mit der Drogenhändlerin Bich Dang, die Geschichte um den mysteriösen Ivan Kroll und die verworrene Story um Elis leiblichen Vater Robert. Nebenschauplätze gibt es noch bei der korrupten Polizei und der investigativen, gefragten Reporterin Caitlyn Spies, mit der sich Elis Wege mehrfach kreuzen. Kaum zu glauben, was John Collee alles in den ersten Folgen unterbringt.

... ein Holden TE Gemini

Dann kommt's aber zum Bruch in der Serie. Sie macht einen Zeitsprung von rund vier Jahren, Eli wird jetzt gespielt von Zac Burgess, was der Figur nicht wirklich gut tut. Überhaupt ist der Sprung eine ziemliche Umstellung für uns Zuschauer:innen. Wir erfahren, dass Lyles ehemaliger bester Freund Teddy Callis, der mit dem unfassbar gut aussehenden Holden TE Gemini unterwegs ist (mehr zu den Autos aus der Serie gibt's übrigens hier nachzulesen), die Familie wohl verraten hat, um sich an Frances heran zu machen. Und wir ermitteln gemeinsam mit Eli und Caitlyn Spies weiter, was es mit dem Verschwinden Lyles auf sich hat, und was dessen Boss Tytus Broz damit zu tun hat. Hier verschenkt die Serie für meinen Geschmack mehrere gute Gelegenheiten, etwas besonderes zu erzählen. Gerade von der Figur Tytus Broz hatte ich wesentlich mehr erwartet. Sie wirklich einigermaßen befremdlich und geheimnisvoll. Es bleibt aber oft bei Andeutungen, mehr kommt dabei nicht herum. Die Vorliebe für Prothesen wird zum Beispiel gar nicht weiter thematisiert. Immerhin gelingt der Serie eine schöne Wendung der Perspektive - und das hat mit der Bedeutung und dem Ansehen des Journalismus in der damaligen Zeit zu tun.

Die altehrwürdige Zeitung und der Traumberuf Journalist

Die Zeitung ist da noch eine Instanz, die eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Diskurs spielt, ein Ansehen hat und ein Gewicht, wenn es um die öffentliche Meinung geht. Und sie hat Potenzial, investigativ Dingen auf den Grund zu gehen und Missstände aufzudecken. Elis einziger Ausweg im ersten Teil der Serie, Lyles Verschwinden öffentlich zu machen, sieht er darin, sich an die Zeitung zu wenden. Er agiert hier als Zeuge, als Informant. Im zweiten Teil der Serie wechselt er die Seiten: Er möchte selbst aktiv werden, recherchieren, den Dingen auf den Grund gehen. Er fängt an, für die Zeitung zu arbeiten, mit einfachen Meldungen, die zeitlos sind und irgendwann mal abgedruckt werden könnten (ich habe mich stark an meine Anfänge bei der Zeitung erinnert gefühlt...). Mehr zur Wandlung von Eli zum Journalisten hat Amelia Lester für die New York Times geschrieben. In der Serie bildet Eli mit Caitlyn Spies ein Duo, weil beide die Neugier eint, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Die Serie nimmt sich hier viel Zeit, die Rolle der Zeitung und der Journalisten darzustellen und mit Leben zu füllen. Das liegt sicher auch an der eigenen Lebensgeschichte des Autors der Romanvorlage: Trent Dalton ist selbst Journalist. Der Zeitungstitel in der Serie, The Courier Mail, ist tatsächlich auch jenes Medium, für das Dalton selbst mehrere Jahre als Journalist arbeitete. Sein Bezug zum Medium Zeitung beschreibt er bei HarperCollins: "Ich bin ein Journalist, der Tausende von Wörtern über die erschütterndsten Geschichten über das australische Leben in den Vororten geschrieben hat: Tragödie, Gewalt, Trauma, Umbruch, Verrat, Tod, Zerstörung, Familien, Drogen, Kriminalität, Hoffnung und Heilung - nein Hoffnung, keine Heilung. Und ich werde oft durch meinen Bauch daran erinnert, dass die Lebensgeschichte meiner eigenen Mutter die erschütterndste Geschichte bleibt, in der ich je die seltsame und oft beunruhigende Ehre hatte, ein bedeutender Teil davon zu sein." Und noch mehr zur Rolle eines Journalisten sagt er wenig später: "Alles, was ich als Journalist in den 17 Jahren meiner Meinung nach getan habe, wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, ist, den ganzen Ballast meines Lebens durch die Geschichten Tausender Australier zu verarbeiten, die mir in den heiligen Räumen ihre tiefsten, dunkelsten Geheimnisse erzählen, und ich nehme diese Geheimnisse und verwandle sie so respektvoll wie möglich in Zeitungsgeschichten, und diese Geschichten helfen mir zu lernen, und zu wissen - und manchmal sogar zu heilen." Was ist dann "Boy swallows Universe"? Seine Gelegenheit, dieses Mal alle eigenen Geheimnisse zu nehmen und sie als solche in einen Roman umzuwandeln. Übrigens: Drei Tage die Woche arbeitet Trent immer noch als Zeitungsjournalist. Am Ende klärt sich vieles auf - allerdings auch nur das Offensichtliche, das Erwartbare, mit einem soliden Happy-End. Alle angedeuteten Nebenschauplätze, mysteriösen Andeutungen und Stories verblassen im Laufe der Serie, werden unwichtig und gar nicht mehr beachtet. Das ist etwas, was man der Serie wirklich ankreiden muss, weil es hier so viele tolle Ansätze gibt, die fast gänzlich verschenkt werden. Es fühlt sich so an, als hätte man sich nicht ganz entscheiden können, entweder eine klassische Coming-of-Age-Geschichte zu erzählen oder eine Mystery-Story. Die Mischung funktioniert für mich auf jeden Fall nicht. Offensichtlich gab's die Diskussion um das "Wie" der Serie und den Bruch der Story auch im Vorfeld der Produktion. "Wir wussten aus dem Buch, dass die Veränderung des Tons, die nötig ist, um dieses Finale zu erreichen, ziemlich knifflig sein würde", sagt zum Beispiel Produzent Andrew Mason. "Die ganze Serie ist ein Mischmasch aus Genres – Fantasy, Drama, Krimi, Horror – die eigentlich nicht zusammenpassen sollten. Das tut sie aber, weil im Kern dieser Junge und seine Familie stehen, die einem am Herzen liegen. Man lässt das fantastische Element fast beiseite, weil man Eli glaubt und ein Happy End für ihn sehen will. Wegen dieses zentralen Herzstücks können wir jedes Genre einbringen und trotzdem die Geschichte im Mittelpunkt behalten", sagt Regisseur Bharat Nalluri bei Netflixwoche, und "jedes andere Studio hätte uns gesagt, wir sollten es als Drama belassen oder die Fantasie weglassen." Das hätte ich auch gesagt... Trotzdem gibt's von mir hier den Serientipp zu "Boy swallows Universe" - weil die Serie auch so viele gute Ansätze hat, mit einem tollen Cast daher kommt und es sich zwischendrin gut anfühlt, einfach bei den Bells mit am Tisch zu sitzen, die kleinen Abenteuer des Alltags zu erleben, Kyle und Eli auf dessen nächtlichen Touren zu verfolgen - oder einfach eine Runde im Holden TE Gemini mit zu drehen.

Bilder: Netflix

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"Boy swallows Universe" lässt einen mit einigen markanten und mysteriösen Bildern in der Erinnerung nach sieben Folgen zurück. Nicht alle Bilder funktionieren in der Verfilmung des halbautobiografischen Romans von Trent Dalton richtig gut, aber trotzdem ist die Serie sehenswert. Es ist eine etwas andere Coming-of-Age-Geschichte mit einem tollen Cast und jeder Menge Details in der Erzählung, die es alleine schon wert sind, sich mit "Boy swallows Universe" zu befassen. Dazu kommen ein paar Mystery-Elemente und ein eher unglücklichen Bruch nach der Hälfte der Serie (ungefähr so wie beim Serienposter) - der am Ende auch nicht mehr zu heilen ist. Warum sich die Netflix-Serie trotzdem lohnt, verrate ich in diesem Serientipp. Der Titel "Boy Swallows Universe" geht auf einen Moment zwischen der Hauptfigur Eli Bell und dessen Bruder Gus zurück. Die beiden Jungs leben in den 1980-er Jahren in Brisbane (mehr zu den Drehorten gibt es hier) bei ihrer Mutter Frances und ihrem Stiefvater Lyle, der in Drogengeschäfte verwickelt zu sein scheint. Wir wissen auch ziemlich schnell, dass Frances im Gefängnis landet und ein starkes Drogenproblem hat - keine einfache Kindheit für die beiden Teenager, möchte man meinen, doch die beiden leben relativ unbeschwert in den Alltag hinein. Dabei lernen sie viel von ihrem "Babysitter" Slim Halliday, ein ehemaliger Knacki, der Eli schonmal das Autofahren beibringt und auch sonst ein sorgfältiges Auge auf die beiden wirft. Eli pflegt außerdem noch eine Brieffreundschaft mit Alex Bermuda - der im Gefängnis sitzt. Gus spricht seit einiger Zeit nicht mehr, er kommuniziert nur noch über Gesten oder schreibt Eli Nachrichten in die Luft. Und er erschafft irgendwann beim Anblick von Eli den Satz "Boy swallows Universe"...

Ein rotes Telefon...

Recht schnell setzen so ein paar Mystery-Elemente in "Boy swallows Universe" ein: Es scheint so, als könne Gus Dinge aus der nahen Zukunft sehen. Er schreibt sie entweder verklausuliert in die Luft oder er zeichnet Bilder, die etwas andeuten. Und dann ist da noch ein rotes Telefon, im unterkellerten Bereich des Anbaus, das gelegentlich klingelt, wenn Eli oder Gus in der Nähe sind. Wer da anruft, wird nicht aufgelöst, auch der Sinn an sich wird nicht klar. Ist es Elis Unterbewusstsein? Ist es ein Fluchtpunkt? Einmal wird demonstrativ gezeigt, dass das Telefon gar nicht angeschlossen ist; für mich funktioniert das mit dem Telefon irgendwie nicht, da wurde gefühlt eine Chance vertan, obwohl es ganz clever eingefädelt ist, auf einer Metaebene: Die Stimme am anderen Ende der Leitung ist nämlich die von Trent Dalton, dem Autor der Romanvorlage, und damit so etwas wie das Vorbild für Eli. Regisseur Bharat Nalluri sagt, dass man die Bedeutung des Telefons bewusst offen lassen wollte, um dem Publikum eine Chance zu geben, selbst zu entscheiden, welche Bedeutung es hat. Das ist mir insgesamt zu wenig. Gus glaubt irgendwann, dass er selbst am anderen Ende der Leitung sei, und aus der Zukunft mit ihnen spreche. Tatsächlich fängt er irgendwann wieder an zu sprechen, und zwar in einem Moment, als die ganze Familie in Schwierigkeiten gerät.

... ein abgeschnittener Finger...

Die Situation endet mit dem abgeschnittenen Finger von Eli, was sich auch nicht mehr heilen lässt. Es sorgt aber dafür, dass der Handabdruck mit dem fehlenden Finger später noch eine wichtige Rolle spielt. Und wie gesagt, Gus kann ab da wieder sprechen, was der Rolle allerdings auch so ein bisschen den Zauber nimmt. Das ist aber nur eine Kleinigkeit: Tatsächlich sind alle Rollen ziemlich gut besetzt, allen voran natürlich der 13-jährige Eli Bell mit Felix Cameron und Lyle mit Travis Fimmel, den wir aus "Raised by Wolves" oder "Vikings" kennen. Der Cast funktioniert gut zusammen, die Story wird von Autor John Collee richtig gut entwickelt, so dass man sich schnell in die Serie hineinfühlen kann, mitfiebert und mitleidet. Vor allem in den ersten vier Folgen entfaltet John Collee die Geschichte der Familie toll. Dazu kommen die Nebenhandlungen mit der Drogenhändlerin Bich Dang, die Geschichte um den mysteriösen Ivan Kroll und die verworrene Story um Elis leiblichen Vater Robert. Nebenschauplätze gibt es noch bei der korrupten Polizei und der investigativen, gefragten Reporterin Caitlyn Spies, mit der sich Elis Wege mehrfach kreuzen. Kaum zu glauben, was John Collee alles in den ersten Folgen unterbringt.

... ein Holden TE Gemini

Dann kommt's aber zum Bruch in der Serie. Sie macht einen Zeitsprung von rund vier Jahren, Eli wird jetzt gespielt von Zac Burgess, was der Figur nicht wirklich gut tut. Überhaupt ist der Sprung eine ziemliche Umstellung für uns Zuschauer:innen. Wir erfahren, dass Lyles ehemaliger bester Freund Teddy Callis, der mit dem unfassbar gut aussehenden Holden TE Gemini unterwegs ist (mehr zu den Autos aus der Serie gibt's übrigens hier nachzulesen), die Familie wohl verraten hat, um sich an Frances heran zu machen. Und wir ermitteln gemeinsam mit Eli und Caitlyn Spies weiter, was es mit dem Verschwinden Lyles auf sich hat, und was dessen Boss Tytus Broz damit zu tun hat. Hier verschenkt die Serie für meinen Geschmack mehrere gute Gelegenheiten, etwas besonderes zu erzählen. Gerade von der Figur Tytus Broz hatte ich wesentlich mehr erwartet. Sie wirklich einigermaßen befremdlich und geheimnisvoll. Es bleibt aber oft bei Andeutungen, mehr kommt dabei nicht herum. Die Vorliebe für Prothesen wird zum Beispiel gar nicht weiter thematisiert. Immerhin gelingt der Serie eine schöne Wendung der Perspektive - und das hat mit der Bedeutung und dem Ansehen des Journalismus in der damaligen Zeit zu tun.

Die altehrwürdige Zeitung und der Traumberuf Journalist

Die Zeitung ist da noch eine Instanz, die eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Diskurs spielt, ein Ansehen hat und ein Gewicht, wenn es um die öffentliche Meinung geht. Und sie hat Potenzial, investigativ Dingen auf den Grund zu gehen und Missstände aufzudecken. Elis einziger Ausweg im ersten Teil der Serie, Lyles Verschwinden öffentlich zu machen, sieht er darin, sich an die Zeitung zu wenden. Er agiert hier als Zeuge, als Informant. Im zweiten Teil der Serie wechselt er die Seiten: Er möchte selbst aktiv werden, recherchieren, den Dingen auf den Grund gehen. Er fängt an, für die Zeitung zu arbeiten, mit einfachen Meldungen, die zeitlos sind und irgendwann mal abgedruckt werden könnten (ich habe mich stark an meine Anfänge bei der Zeitung erinnert gefühlt...). Mehr zur Wandlung von Eli zum Journalisten hat Amelia Lester für die New York Times geschrieben. In der Serie bildet Eli mit Caitlyn Spies ein Duo, weil beide die Neugier eint, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Die Serie nimmt sich hier viel Zeit, die Rolle der Zeitung und der Journalisten darzustellen und mit Leben zu füllen. Das liegt sicher auch an der eigenen Lebensgeschichte des Autors der Romanvorlage: Trent Dalton ist selbst Journalist. Der Zeitungstitel in der Serie, The Courier Mail, ist tatsächlich auch jenes Medium, für das Dalton selbst mehrere Jahre als Journalist arbeitete. Sein Bezug zum Medium Zeitung beschreibt er bei HarperCollins: "Ich bin ein Journalist, der Tausende von Wörtern über die erschütterndsten Geschichten über das australische Leben in den Vororten geschrieben hat: Tragödie, Gewalt, Trauma, Umbruch, Verrat, Tod, Zerstörung, Familien, Drogen, Kriminalität, Hoffnung und Heilung - nein Hoffnung, keine Heilung. Und ich werde oft durch meinen Bauch daran erinnert, dass die Lebensgeschichte meiner eigenen Mutter die erschütterndste Geschichte bleibt, in der ich je die seltsame und oft beunruhigende Ehre hatte, ein bedeutender Teil davon zu sein." Und noch mehr zur Rolle eines Journalisten sagt er wenig später: "Alles, was ich als Journalist in den 17 Jahren meiner Meinung nach getan habe, wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, ist, den ganzen Ballast meines Lebens durch die Geschichten Tausender Australier zu verarbeiten, die mir in den heiligen Räumen ihre tiefsten, dunkelsten Geheimnisse erzählen, und ich nehme diese Geheimnisse und verwandle sie so respektvoll wie möglich in Zeitungsgeschichten, und diese Geschichten helfen mir zu lernen, und zu wissen - und manchmal sogar zu heilen." Was ist dann "Boy swallows Universe"? Seine Gelegenheit, dieses Mal alle eigenen Geheimnisse zu nehmen und sie als solche in einen Roman umzuwandeln. Übrigens: Drei Tage die Woche arbeitet Trent immer noch als Zeitungsjournalist. Am Ende klärt sich vieles auf - allerdings auch nur das Offensichtliche, das Erwartbare, mit einem soliden Happy-End. Alle angedeuteten Nebenschauplätze, mysteriösen Andeutungen und Stories verblassen im Laufe der Serie, werden unwichtig und gar nicht mehr beachtet. Das ist etwas, was man der Serie wirklich ankreiden muss, weil es hier so viele tolle Ansätze gibt, die fast gänzlich verschenkt werden. Es fühlt sich so an, als hätte man sich nicht ganz entscheiden können, entweder eine klassische Coming-of-Age-Geschichte zu erzählen oder eine Mystery-Story. Die Mischung funktioniert für mich auf jeden Fall nicht. Offensichtlich gab's die Diskussion um das "Wie" der Serie und den Bruch der Story auch im Vorfeld der Produktion. "Wir wussten aus dem Buch, dass die Veränderung des Tons, die nötig ist, um dieses Finale zu erreichen, ziemlich knifflig sein würde", sagt zum Beispiel Produzent Andrew Mason. "Die ganze Serie ist ein Mischmasch aus Genres – Fantasy, Drama, Krimi, Horror – die eigentlich nicht zusammenpassen sollten. Das tut sie aber, weil im Kern dieser Junge und seine Familie stehen, die einem am Herzen liegen. Man lässt das fantastische Element fast beiseite, weil man Eli glaubt und ein Happy End für ihn sehen will. Wegen dieses zentralen Herzstücks können wir jedes Genre einbringen und trotzdem die Geschichte im Mittelpunkt behalten", sagt Regisseur Bharat Nalluri bei Netflixwoche, und "jedes andere Studio hätte uns gesagt, wir sollten es als Drama belassen oder die Fantasie weglassen." Das hätte ich auch gesagt... Trotzdem gibt's von mir hier den Serientipp zu "Boy swallows Universe" - weil die Serie auch so viele gute Ansätze hat, mit einem tollen Cast daher kommt und es sich zwischendrin gut anfühlt, einfach bei den Bells mit am Tisch zu sitzen, die kleinen Abenteuer des Alltags zu erleben, Kyle und Eli auf dessen nächtlichen Touren zu verfolgen - oder einfach eine Runde im Holden TE Gemini mit zu drehen.

Bilder: Netflix

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https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-boy-swallows-universe-netflix-mini-serie/feed/ 0 202436
Bonustag 29. Februar: Serien, die man gut an einem Tag durchschauen kann https://www.serieslyawesome.tv/tipps-serien-die-man-gut-an-einem-tag-durchschauen-bingen-kann/ https://www.serieslyawesome.tv/tipps-serien-die-man-gut-an-einem-tag-durchschauen-bingen-kann/#respond Wed, 28 Feb 2024 19:00:30 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=201959

Kiras Serientipp: "In Ewiger Schuld"

Eine noch recht neue Miniserie ist das auf dem Thriller von Harlan Coben basierende britische Mystery-Drama "In Ewiger Schuld" (Originaltitel: "Fool Me Once"), das auch erst zum Jahresbeginn 2024 auf Netflix veröffentlicht wurde. In acht Episoden und ziemlich genau 380 Minuten wird die Geschichte von Maya Stern erzählt, einer Ex-Soldatin, die einige Tage nach der Beerdigung ihres Mannes genau diesen auf den Aufnahmen ihrer geheimen Nanny-Cam entdeckt. Ab diesem Moment entspinnt sich ein Netz aus Geheimnissen, die nach und nach aufgedeckt werden. Dabei ist die Serie ab der ersten Folge wirklich spannend und erweckt das Bedürfnis, den Geschehnissen noch schneller auf die Schliche zu kommen, als es unsere Protagonistin und die in diesem Fall eingesetzten Ermittler schaffen. Gespickt wird die Geschichte dabei zusätzlich mit einigen interessanten Side-Stories. Solltet ihr die acht Episoden nicht am Stück schauen, lohnen sich Zweierpäckchen, wobei ich empfehle, vor allem die siebte und achte Folge in einem Rutsch zu sehen. Besonders gefallen hat mir übrigens auch der Song "Inside", der das Intro zur Serie begleitet.

Fabios Serientipp: "Zwei an einem Tag"

Manchmal muss es nicht nur zwischen zwei Menschen knistern, sondern auch das Timing muss stimmen. Das zeigt die Miniserie "Zwei an einem Tag" nach dem Roman von David Nicholls. Als sich Dex und Em am 15. Juli 1988 bei der Abschlussfeier ihres Colleges zum ersten Mal begegnen, scheint es Liebe auf den ersten Blick zu sein, doch schon bald trennen sich ihre Wege wieder. Von da an blickt die Serie in den folgenden Jahren immer am 15. Juli auf das Leben der beiden, die trotz allem immer in Kontakt bleiben. In 14 knapp 30-minütigen Episoden wird ein Zeitraum von zwei Jahrzehnten abgedeckt. Wer die Verfilmung von 2011 mit Anne Hathaway und Jim Sturgess kennt, wird vieles wiedererkennen, aber die Serie lässt sich Zeit und hetzt nicht durch die Jahre. Emma (Ambika Mod) wirkt gerade zu Beginn eher genervt als verliebt, aber Leo Woodall gibt einen charmanten Dexter ab. Die verschiedenen Drehorte wecken Fernweh und der Soundtrack stimmt nostalgisch. Nur die Ausstattung wirkt etwas zu hip, aber das stört nicht weiter. Unterm Strich bleibt eine warmherzige Miniserie - perfekt für einen trüben Februartag.

Maiks Serientipp: „Devs"

Zugegeben: Mit 6:49 Stunden und vor allem der Tatsache, dass die Serie keine lockerleichte Nebenbei-Unterhaltung ist, handelt es sich bei „Devs" nun nicht unbedingt um den ganz einfach zu schaffenden Ein-Tages-Binge, aber ich glaube an euch! Die acht Folgen kann man ja wunderbar über den Tag hinweg verteilen. Mir erscheint „Devs" noch immer als viel zu wenig gesehene kleine Serienperle (weshalb wir den Titel auch in unserer Liste unbekannter Serienempfehlungen hatten). Die Atmosphäre ist so super wie die Bilder, die Geschichte birgt gesellschaftliche Gedankenanstöße und im Cast sind unter anderem Nick Offerman und Alison Pill zu sehen. Lohnt sich wirklich, da charakterstarkes und einfach anderes Fernsehen. Wer mehr zu "Devs" erfahren möchte, kann meinen ausführlichen Review-Serientipp zur Serie anschauen. Und/oder den offiziellen Trailer: "Devs" ist nach aktuellem Stand in den Flatrate-Abos von Amazon Prime Video und Disney+ enthalten.

Nils' Serientipp: "Colonia Dignidad"

Achtung: Diese Serie ist nichts für einen unterhaltsamen, fröhlichen Bonustag. Gewalt, Unterdrückung, Missbrauch von Menschen, sogar von Kindern, und dazu noch ein Putsch in Chile. Ja, Dokumentationen über Sektenführer gibt es viele. Aber diese Serie hat mich – wie soll ich sagen – besonders abgestoßen. „Colonia Dignidad“ berichtet tiefgehend über eine deutsche Sekte in Chile, die im Hinterland eine Schreckensherrschaft errichtete. Im Fokus stehen der charismatische Gründer Paul Schäfer und die grausamen Taten seines jahrzehntelangen Systems. Wohl auch wegen seiner engen Beziehungen zum damaligen General und späteren chilenischen Diktator Augusto Pinochet. Vor allem die realen Aufnahmen und Kommentare von Zeitzeugen sind zutiefst berührend und erschütternd. Vor allem der historische Hintergrund, dass die chilenischen, aber vor allem auch die deutschen Behörden einen Laienprediger aus Bonn so lange ungehindert sein menschenverachtendes System aufbauen ließen, ist unfassbar. Die Serie ist auf Netflix zu sehen. Daneben gibt es zahlreiche weitere Dokumentationen sowie Spielfilme wie „Colonia Dignidad - Es gibt kein Zurück“ mit Emma Watson und Daniel Brühl.

Michaels Serientipp: "Matrjoschka" ("Russian Doll")

"Was ich mit meiner Zeit anstelle ist meine Entscheidung, und nur meine, okay?" - sagt Nadia Vulvokov in "Matrjoschka". Welche Serie würde sich also sonst wohl anbieten, um mit ihr den Bonustag des Jahres zu verbringen, als eben mit "Matrjoschka" - eine Serie, in der die Hauptdarstellerin den gleichen Tag immer und immer wieder erlebt? Was zumindest für die erste Staffel der Netflix-Serie gilt, in der Nadia Vulvokov, gespielt von Natasha Lyonne, ihren 36. Geburtstag immer und immer wieder erlebt. Das weiß natürlich nur sie, derweil für den Rest der Tag immer wieder wie ein ganz normaler Tag erscheint. OK, das gilt für fast alle Personen, aber mehr kann man schon gar nicht sagen, um nicht zu viel zu spoilern. Nadia versucht natürlich, das Rätsel zu lösen. Sie merkt, dass sie sich selbst verändern muss, um den Kreislauf zu durchbrechen - "Und täglich grüßt das Murmeltier" lässt grüßen. Trotzdem - eine sehenswerte Staffel, mit 8 x 30 Minuten auch gut am Vormittag konsumierbar - so dass man sich nach dem Mittel Staffel 2 vornehmen kann, mit 7 x 30 Minuten sogar noch ein bisschen kürzer, dafür mit einer etwas anderen Story, die sich mehr auf Zeitreisen fokussiert, dann aber das ganz große Thema der jüdischen Geschichte Nadias aufmacht.

Bilder: Netflix / HBO

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Kiras Serientipp: "In Ewiger Schuld"

Eine noch recht neue Miniserie ist das auf dem Thriller von Harlan Coben basierende britische Mystery-Drama "In Ewiger Schuld" (Originaltitel: "Fool Me Once"), das auch erst zum Jahresbeginn 2024 auf Netflix veröffentlicht wurde. In acht Episoden und ziemlich genau 380 Minuten wird die Geschichte von Maya Stern erzählt, einer Ex-Soldatin, die einige Tage nach der Beerdigung ihres Mannes genau diesen auf den Aufnahmen ihrer geheimen Nanny-Cam entdeckt. Ab diesem Moment entspinnt sich ein Netz aus Geheimnissen, die nach und nach aufgedeckt werden. Dabei ist die Serie ab der ersten Folge wirklich spannend und erweckt das Bedürfnis, den Geschehnissen noch schneller auf die Schliche zu kommen, als es unsere Protagonistin und die in diesem Fall eingesetzten Ermittler schaffen. Gespickt wird die Geschichte dabei zusätzlich mit einigen interessanten Side-Stories. Solltet ihr die acht Episoden nicht am Stück schauen, lohnen sich Zweierpäckchen, wobei ich empfehle, vor allem die siebte und achte Folge in einem Rutsch zu sehen. Besonders gefallen hat mir übrigens auch der Song "Inside", der das Intro zur Serie begleitet.

Fabios Serientipp: "Zwei an einem Tag"

Manchmal muss es nicht nur zwischen zwei Menschen knistern, sondern auch das Timing muss stimmen. Das zeigt die Miniserie "Zwei an einem Tag" nach dem Roman von David Nicholls. Als sich Dex und Em am 15. Juli 1988 bei der Abschlussfeier ihres Colleges zum ersten Mal begegnen, scheint es Liebe auf den ersten Blick zu sein, doch schon bald trennen sich ihre Wege wieder. Von da an blickt die Serie in den folgenden Jahren immer am 15. Juli auf das Leben der beiden, die trotz allem immer in Kontakt bleiben. In 14 knapp 30-minütigen Episoden wird ein Zeitraum von zwei Jahrzehnten abgedeckt. Wer die Verfilmung von 2011 mit Anne Hathaway und Jim Sturgess kennt, wird vieles wiedererkennen, aber die Serie lässt sich Zeit und hetzt nicht durch die Jahre. Emma (Ambika Mod) wirkt gerade zu Beginn eher genervt als verliebt, aber Leo Woodall gibt einen charmanten Dexter ab. Die verschiedenen Drehorte wecken Fernweh und der Soundtrack stimmt nostalgisch. Nur die Ausstattung wirkt etwas zu hip, aber das stört nicht weiter. Unterm Strich bleibt eine warmherzige Miniserie - perfekt für einen trüben Februartag.

Maiks Serientipp: „Devs"

Zugegeben: Mit 6:49 Stunden und vor allem der Tatsache, dass die Serie keine lockerleichte Nebenbei-Unterhaltung ist, handelt es sich bei „Devs" nun nicht unbedingt um den ganz einfach zu schaffenden Ein-Tages-Binge, aber ich glaube an euch! Die acht Folgen kann man ja wunderbar über den Tag hinweg verteilen. Mir erscheint „Devs" noch immer als viel zu wenig gesehene kleine Serienperle (weshalb wir den Titel auch in unserer Liste unbekannter Serienempfehlungen hatten). Die Atmosphäre ist so super wie die Bilder, die Geschichte birgt gesellschaftliche Gedankenanstöße und im Cast sind unter anderem Nick Offerman und Alison Pill zu sehen. Lohnt sich wirklich, da charakterstarkes und einfach anderes Fernsehen. Wer mehr zu "Devs" erfahren möchte, kann meinen ausführlichen Review-Serientipp zur Serie anschauen. Und/oder den offiziellen Trailer:
"Devs" ist nach aktuellem Stand in den Flatrate-Abos von Amazon Prime Video und Disney+ enthalten.

Nils' Serientipp: "Colonia Dignidad"

Achtung: Diese Serie ist nichts für einen unterhaltsamen, fröhlichen Bonustag. Gewalt, Unterdrückung, Missbrauch von Menschen, sogar von Kindern, und dazu noch ein Putsch in Chile. Ja, Dokumentationen über Sektenführer gibt es viele. Aber diese Serie hat mich – wie soll ich sagen – besonders abgestoßen. „Colonia Dignidad“ berichtet tiefgehend über eine deutsche Sekte in Chile, die im Hinterland eine Schreckensherrschaft errichtete. Im Fokus stehen der charismatische Gründer Paul Schäfer und die grausamen Taten seines jahrzehntelangen Systems. Wohl auch wegen seiner engen Beziehungen zum damaligen General und späteren chilenischen Diktator Augusto Pinochet. Vor allem die realen Aufnahmen und Kommentare von Zeitzeugen sind zutiefst berührend und erschütternd.
Vor allem der historische Hintergrund, dass die chilenischen, aber vor allem auch die deutschen Behörden einen Laienprediger aus Bonn so lange ungehindert sein menschenverachtendes System aufbauen ließen, ist unfassbar. Die Serie ist auf Netflix zu sehen. Daneben gibt es zahlreiche weitere Dokumentationen sowie Spielfilme wie „Colonia Dignidad - Es gibt kein Zurück“ mit Emma Watson und Daniel Brühl.

Michaels Serientipp: "Matrjoschka" ("Russian Doll")

"Was ich mit meiner Zeit anstelle ist meine Entscheidung, und nur meine, okay?" - sagt Nadia Vulvokov in "Matrjoschka". Welche Serie würde sich also sonst wohl anbieten, um mit ihr den Bonustag des Jahres zu verbringen, als eben mit "Matrjoschka" - eine Serie, in der die Hauptdarstellerin den gleichen Tag immer und immer wieder erlebt? Was zumindest für die erste Staffel der Netflix-Serie gilt, in der Nadia Vulvokov, gespielt von Natasha Lyonne, ihren 36. Geburtstag immer und immer wieder erlebt. Das weiß natürlich nur sie, derweil für den Rest der Tag immer wieder wie ein ganz normaler Tag erscheint. OK, das gilt für fast alle Personen, aber mehr kann man schon gar nicht sagen, um nicht zu viel zu spoilern. Nadia versucht natürlich, das Rätsel zu lösen. Sie merkt, dass sie sich selbst verändern muss, um den Kreislauf zu durchbrechen - "Und täglich grüßt das Murmeltier" lässt grüßen. Trotzdem - eine sehenswerte Staffel, mit 8 x 30 Minuten auch gut am Vormittag konsumierbar - so dass man sich nach dem Mittel Staffel 2 vornehmen kann, mit 7 x 30 Minuten sogar noch ein bisschen kürzer, dafür mit einer etwas anderen Story, die sich mehr auf Zeitreisen fokussiert, dann aber das ganz große Thema der jüdischen Geschichte Nadias aufmacht.

Bilder: Netflix / HBO

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https://www.serieslyawesome.tv/tipps-serien-die-man-gut-an-einem-tag-durchschauen-bingen-kann/feed/ 0 201959
Review: Scavengers Reign – Staffel 1 https://www.serieslyawesome.tv/review-scavengers-reign-staffel-1/ https://www.serieslyawesome.tv/review-scavengers-reign-staffel-1/#comments Thu, 21 Dec 2023 08:35:31 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=199601 Wenn ein Kurzfilm zur Serie wird, stellt sich oft die Frage, ob das denn wirklich inhaltlich auf Strecke trägt? "Scavengers Reign" weiß diese Zweifel nicht nur aus dem Weg zu räumen, das HBO Max Original entpuppt sich einfach mal als eine der besten Serien des Jahres. In diesem spoilerfreien Staffelreview und Serientipp möchte ich euch aufzeigen, wieso auch ihr "Scavengers Reign" unbedingt anschauen solltet. 2016 haben Joseph Bennett und Charles Huettner den Kurzfilm "Scavengers" veröffentlicht (den Achtminüter könnt ihr euch wie den Trailer zur Serie hier anschauen). Bis November wurden die insgesamt zwölf jeweils etwas über 20 Minuten langen Episoden auf der Streamingplattform veröffentlicht. Ein regulärer Starttermin für Deutschland steht leider noch immer aus, hier sollte unbedingt ein Sender/Anbieter zuschlagen!

Trumpfkarte Fantasie

Das absolute USP der Serie "Scavengers Reign" ist die wundervolle und vor allem fantasievolle Darstellung eines Alien-Planeten. Einzelne Crew-Mitglieder des Frachtraumschiffes "Demeter 227" sind mittels Rettungskapseln ungeplanter Weise auf dem Planeten Vesta gestrandet. Niemand von den verstreuten Charakteren weiß, ob es noch weitere Überlebende gibt und wie es auf dem bzw. um das Raumschiff bestellt ist. Wird man für immer auf dem Planeten bleiben und sich anpassen müssen, oder gibt es Hoffnung auf Rettung?
„This place is like a puzzle. Nothing makes sense in the way we know it.“ (Azi)
Dabei wird direkt ab Folge Eins deutlich, wie viel Arbeit man in die Gestaltung des Alien-Planeten gesteckt hat. Dabei sehen die Tiere, Pflanzen und anderweitigen Lebewesen nicht nur originell aus, sie bieten auch ganz andere Lebens- und vor allem Überlebensweisen als unsereins bekannt ist. Gerade hier weiß "Scavengers Reign" über das übliche "Aliens sehen anders aus"-Kreativitätslimit empor zu steigen. Man bedient sich zwar gewisser irdischer Anknüpfungspunkte, damit die Abläufe nachvollziehbar bleiben, wirkliche Grenzen scheint es ansonsten jedoch nicht zu geben. Alleine die Szene, die sich um das hier folgend eingebundene Bild abgespielt hat, ist einfach phänomenal gewesen. Besonders schön finde ich, dass die Figuren mit der Zeit lernen, Gebrauch von einigen sehr skurrilen Alien-Sorten zu machen. Da werden Tierrochen als Atemmasken genutzt, sich aufblasende "Ballontiere" als Flughilfen oder wieder andere Kreaturen als eine Art Knicklichter für die Dunkelheit. In diesen Momenten weiß "Scavengers Reign" besonders zu punkten. Dabei fühlt es sich jedoch nie wie eine plumpe Aneinanderreihung an Gimmicks und Ideen an, diese Aspekte verfolgen stets einen Nutzen und sind homogen in die Handlung eingebunden. Erfreulicherweise wird uns ordentlich Abwechslung geboten, so dass es eigentlich jede Folge etwas Neues für uns (und die Figuren) zu entdecken gibt, ohne jedoch, gesehene Kreaturen komplett zu vergessen. Andere Produktionen strotzen ja gerne Mal in Folge Eins mit Fantasie, um dann einfach nur alles zu wiederholen, oder zeigen ein Füllhorn auf, das hinten raus aber keine Relevanz besitzt oder nie mehr nochmals auftaucht. Hier schafft "Scavengers Reign" eine gelungene Balance. Die Serie ist aber nicht nur das.

Es wird noch mehr geboten

Man könnte sagen: Ich kam für die Fantasie und blieb wegen... so vielem mehr! Zunächst sei angemerkt, dass auch die Gestaltung in punkto Bildsprache und Schnitt kreativ ausfallen. Es gibt einige wundervoll angelegte Shots zu sehen, die mit Weite und Positionierung spielen. Übergänge zwischen Szenen sind vor allem bei der Figur Kamen nicht nur kreativ, sondern teilweise gar interpretationsschwer in ihrer bildlichen Darstellung gehalten (das Fallen!). Das fällt vor allem bei Wechseln zwischen Erzählebenen auf. Nicht nur wird zwischen einzelnen Überlebenden hin und her geschaltet, was für Abwechslung und Dynamik sorgt, es wird auch mit Rückblenden gearbeitet. Über die verschaltete Erzählweise bekommen wir nach und nach aufgezeigt, wie es zum Absturz kam, aber vor allem auch, welche Rolle die einzelnen Personen zuvor gespielt haben. [php function=1] Zwischen all den Bewunderungsmomenten der exotischen Flora und Fauna gibt es aber auch zunehmend mehr Spannung zu spüren. Was als fantasievolle Serie für Jedermensch beginnt, wird dann doch recht schnell eine reine Erwachsenen-Angelegenheit. "Scavengers Reign" zeigt sich so ruchlos wie seine Figuren, die letztlich alle - seien es die Menschen oder die Aliens - um das Überleben von sich oder ihrer Art kämpfen. Dazu gestellt sich auch eine gewaltige Portion Misstrauen, die nicht nur die fiktiven Charaktere sondern auch wir Zuschauende bei jedem neuen Kontakt verspüren. Vor allem, nachdem man herausfinden muss, dass selbst die kleinen, zunächst süß erscheinenden Alien-Lebewesen teilweise richtig finster sein können. "Scavengers Reign" weiß darüber hinaus aber auch noch, Gedanken anzuregen. Zentral wird vor allem über das Verhältnis von Mensch und Natur auch offen über die Dialoge der Figuren nachgedacht. Wie die Figur Sam sollten wir wohl alle auch in unserer Realität mal innehalten, um die Wunder der irdischen Natur wahrzunehmen und vor allem schätzen zu können. Dabei ergeben sich auch vereinzelte Anknüpfungspunkte, was den menschgemachten Klimawandel anbelangt, wobei die Serie sich diesbezüglich noch zurückhält. Dafür gibt es auch einiges zum Zusammenleben von Menschheit und Maschinen im Zeitalter künstlicher Intelligenz zu sehen. Was ist wirklich menschlich? Und was ist Menschlichkeit? Welche Werte machen Menschen aus und ist Moral wirklich noch präsent, wenn es ums nackte Überleben geht? Die Serie bricht ihre Figuren auf ihren Kern zurecht und zeigt uns, dass auch Menschen nur Tiere sind, die ihre eigenen Verhaltensweisen mit sich bringen. Dabei bleibt es trotz der vielen Fantasie-Bewunderung aber stets nachvollziehbar und wird niemals zu abstrakt in der Darstellung. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle auch den richtig guten Voice Cast. Roboter Levi wird zum Beispiel von Alia Shawkat ("Search Party", "Arrested Development") gesprochen, des Weiteren verleihen Leute wie Sunita Mani ("GLOW"), Wunmi Mosaku ("Lovecract Country"), Pollyanna McIntosh, Bob Stephenson ("Die Professorin") sowie Sepideh Moafi ("The L Word: Generation Q") Figuren ihre Stimmen. Die Wirkung der Synchronisation wird auch durch authentische Animationen der Gesichtsausdrücke sowie authentischer Verhaltensweise im Drehbuch allgemein unterstützt. Zwei kleine Punkte habe ich dann allerdings doch noch zu kritisieren. Zum einen ist mir negativ aufgefallen, dass an einigen Stellen in der Animation der Charaktere ein paar Frames zu wenig bemüht wurden. Das wirkte ruckelig und hat mich teilweise enorm genervt, vor allem, da andere Animationen wunderbar flüssig ausgesehen haben. Allgemein muss man sich gerade an den Darstellungsstil der Menschen etwas gewöhnen, aber das fällt hinten raus nicht mehr wirklich auf. Zum anderen war das Timing einzelner Abläufe zumindest mal fragwürdig. Damit meine ich keine Längen, die gab es - vermutlich auch durch die angenehm kurze Spielzeit der Episoden - eigentlich nie wirklich. Aber inhaltlich haben einige Abfolgen meiner Meinung nach nicht ganz gepasst, was die dargestellte Länge bzw. Abfolge anbelangt. Einiges, das zunächst als kurz erschien, wurde dann doch länger dargestellt, anderes genau umgekehrt, und letztlich haben sich viele Dinge rein zufällig in einem eher utopischen Timing getroffen. Aber gut, Zufall, am I right?! Abgesehen von diesen Kleinigkeiten empfand ich "Scavengers Reign" jedoch als rundum gelungen.
[Rating:4.5/5]
Zunächst wollte ich an dieser Stelle so etwas wie "Wer mal etwas Anderes im Serien-Einerlei sucht, sollte 'Scavengers Reign' anschauen" schreiben, aber das wird der Großartigkeit dieser Serie nicht gerecht. Vielmehr müsste es heißen: Wer eine gute Serie schauen möchte, sollte "Scavengers Reign" anschauen. Nein - ALLE sollten "Scavengers Reign" anschauen. Ja, auch Leute, die mit Animationsserien, Science-Fiction oder anderen Einzelaspekten der Produktion sonst weniger am Hut haben. Gebt dieser Serie eine Chance, vermutlich wird sie euch bereits nach einer Folge in ihren Bann gezogen haben wie ein telekinetisches Alienwesen. "Scavengers Reign" schafft es, so viele positive Dinge zusammen zu bringen und eine einzigartige Serienerfahrung zu bieten, die sogar darüber hinaus zum Nachdenken anregt. Man kann hier wirklich auf erstaunlich vielen Ebenen auf sehr hohem Niveau punkten. [php function=2] Vor allem die fantasievolle Darstellung einer durchdachten Alienwelt ist phänomenal und geht über das hinaus, das vor allem Hollywood uns seit Jahrzehnten wiederholt auftischt. Irgendwo hatte ich gelesen, dass "Scavengers Reign" trotz der großen HBO-Verbindung schafft, wie eine Independent-Produktion zu wirken. Dem kann ich zustimmen. Damit ist nicht etwa der hier und da fehlende Frame in einer ruckeligen Animationsbewegung gemeint, sondern die inhaltliche Kreativität und das Wagnis, etwas komplett Neues zu schaffen, das man so noch nicht gesehen hat. "Scavengers Reign" ist für mich persönlich tatsächlich eine der besten Serien dieses Jahres gewesen. Das ist Kunst mit Inhalt. Solltet ihr jetzt mehr zur Entstehung der Serie bzw. der erfolgten Adaption vom Kurzfilm auf das Langformat erfahren wollen, kann ich euch dieses Interview mit Beteiligten der Show empfehlen, in dem ausführlich über den Kurzfilm-Pitch sowie dem Entstehungsprozess zur Serien-Adaption von Script und Animation gesprochen wird. Und wer weiß - vielleicht gibt es ja in Zukunft doch noch mehr von "Scavengers Reign" zu sehen?

2. Staffel von "Scavengers Reign"?

Ursprünglich war "Scavengers Reign" vielerorts als Miniserie beschrieben, das Ende hat inhaltlich aber durchaus eine Tür offengelassen, was eine Fortsetzung anbelangt. Noch ist allerdings nicht bekannt, ob HBO Max die Serie fortsetzen oder absetzen möchte. Das Team hat jedenfalls bekanntgegeben, sogar noch für zwei weitere Staffeln eine Grundgeschichte ausgelegt zu haben. Ich würde mich darüber freuen, weiter in die fantasievolle Welt von Vesta (oder gar darüber hinaus) eintauchen zu können, und bin mir sicher, dass das Team hinter der Produktion noch viele weitere kreative Ideen in petto hat.

Bilder: HBO Max

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Wenn ein Kurzfilm zur Serie wird, stellt sich oft die Frage, ob das denn wirklich inhaltlich auf Strecke trägt? "Scavengers Reign" weiß diese Zweifel nicht nur aus dem Weg zu räumen, das HBO Max Original entpuppt sich einfach mal als eine der besten Serien des Jahres. In diesem spoilerfreien Staffelreview und Serientipp möchte ich euch aufzeigen, wieso auch ihr "Scavengers Reign" unbedingt anschauen solltet. 2016 haben Joseph Bennett und Charles Huettner den Kurzfilm "Scavengers" veröffentlicht (den Achtminüter könnt ihr euch wie den Trailer zur Serie hier anschauen). Bis November wurden die insgesamt zwölf jeweils etwas über 20 Minuten langen Episoden auf der Streamingplattform veröffentlicht. Ein regulärer Starttermin für Deutschland steht leider noch immer aus, hier sollte unbedingt ein Sender/Anbieter zuschlagen!

Trumpfkarte Fantasie

Das absolute USP der Serie "Scavengers Reign" ist die wundervolle und vor allem fantasievolle Darstellung eines Alien-Planeten. Einzelne Crew-Mitglieder des Frachtraumschiffes "Demeter 227" sind mittels Rettungskapseln ungeplanter Weise auf dem Planeten Vesta gestrandet. Niemand von den verstreuten Charakteren weiß, ob es noch weitere Überlebende gibt und wie es auf dem bzw. um das Raumschiff bestellt ist. Wird man für immer auf dem Planeten bleiben und sich anpassen müssen, oder gibt es Hoffnung auf Rettung?
„This place is like a puzzle. Nothing makes sense in the way we know it.“ (Azi)
Dabei wird direkt ab Folge Eins deutlich, wie viel Arbeit man in die Gestaltung des Alien-Planeten gesteckt hat. Dabei sehen die Tiere, Pflanzen und anderweitigen Lebewesen nicht nur originell aus, sie bieten auch ganz andere Lebens- und vor allem Überlebensweisen als unsereins bekannt ist. Gerade hier weiß "Scavengers Reign" über das übliche "Aliens sehen anders aus"-Kreativitätslimit empor zu steigen. Man bedient sich zwar gewisser irdischer Anknüpfungspunkte, damit die Abläufe nachvollziehbar bleiben, wirkliche Grenzen scheint es ansonsten jedoch nicht zu geben. Alleine die Szene, die sich um das hier folgend eingebundene Bild abgespielt hat, ist einfach phänomenal gewesen. Besonders schön finde ich, dass die Figuren mit der Zeit lernen, Gebrauch von einigen sehr skurrilen Alien-Sorten zu machen. Da werden Tierrochen als Atemmasken genutzt, sich aufblasende "Ballontiere" als Flughilfen oder wieder andere Kreaturen als eine Art Knicklichter für die Dunkelheit. In diesen Momenten weiß "Scavengers Reign" besonders zu punkten. Dabei fühlt es sich jedoch nie wie eine plumpe Aneinanderreihung an Gimmicks und Ideen an, diese Aspekte verfolgen stets einen Nutzen und sind homogen in die Handlung eingebunden. Erfreulicherweise wird uns ordentlich Abwechslung geboten, so dass es eigentlich jede Folge etwas Neues für uns (und die Figuren) zu entdecken gibt, ohne jedoch, gesehene Kreaturen komplett zu vergessen. Andere Produktionen strotzen ja gerne Mal in Folge Eins mit Fantasie, um dann einfach nur alles zu wiederholen, oder zeigen ein Füllhorn auf, das hinten raus aber keine Relevanz besitzt oder nie mehr nochmals auftaucht. Hier schafft "Scavengers Reign" eine gelungene Balance. Die Serie ist aber nicht nur das.

Es wird noch mehr geboten

Man könnte sagen: Ich kam für die Fantasie und blieb wegen... so vielem mehr! Zunächst sei angemerkt, dass auch die Gestaltung in punkto Bildsprache und Schnitt kreativ ausfallen. Es gibt einige wundervoll angelegte Shots zu sehen, die mit Weite und Positionierung spielen. Übergänge zwischen Szenen sind vor allem bei der Figur Kamen nicht nur kreativ, sondern teilweise gar interpretationsschwer in ihrer bildlichen Darstellung gehalten (das Fallen!). Das fällt vor allem bei Wechseln zwischen Erzählebenen auf. Nicht nur wird zwischen einzelnen Überlebenden hin und her geschaltet, was für Abwechslung und Dynamik sorgt, es wird auch mit Rückblenden gearbeitet. Über die verschaltete Erzählweise bekommen wir nach und nach aufgezeigt, wie es zum Absturz kam, aber vor allem auch, welche Rolle die einzelnen Personen zuvor gespielt haben. [php function=1] Zwischen all den Bewunderungsmomenten der exotischen Flora und Fauna gibt es aber auch zunehmend mehr Spannung zu spüren. Was als fantasievolle Serie für Jedermensch beginnt, wird dann doch recht schnell eine reine Erwachsenen-Angelegenheit. "Scavengers Reign" zeigt sich so ruchlos wie seine Figuren, die letztlich alle - seien es die Menschen oder die Aliens - um das Überleben von sich oder ihrer Art kämpfen. Dazu gestellt sich auch eine gewaltige Portion Misstrauen, die nicht nur die fiktiven Charaktere sondern auch wir Zuschauende bei jedem neuen Kontakt verspüren. Vor allem, nachdem man herausfinden muss, dass selbst die kleinen, zunächst süß erscheinenden Alien-Lebewesen teilweise richtig finster sein können. "Scavengers Reign" weiß darüber hinaus aber auch noch, Gedanken anzuregen. Zentral wird vor allem über das Verhältnis von Mensch und Natur auch offen über die Dialoge der Figuren nachgedacht. Wie die Figur Sam sollten wir wohl alle auch in unserer Realität mal innehalten, um die Wunder der irdischen Natur wahrzunehmen und vor allem schätzen zu können. Dabei ergeben sich auch vereinzelte Anknüpfungspunkte, was den menschgemachten Klimawandel anbelangt, wobei die Serie sich diesbezüglich noch zurückhält. Dafür gibt es auch einiges zum Zusammenleben von Menschheit und Maschinen im Zeitalter künstlicher Intelligenz zu sehen. Was ist wirklich menschlich? Und was ist Menschlichkeit? Welche Werte machen Menschen aus und ist Moral wirklich noch präsent, wenn es ums nackte Überleben geht? Die Serie bricht ihre Figuren auf ihren Kern zurecht und zeigt uns, dass auch Menschen nur Tiere sind, die ihre eigenen Verhaltensweisen mit sich bringen. Dabei bleibt es trotz der vielen Fantasie-Bewunderung aber stets nachvollziehbar und wird niemals zu abstrakt in der Darstellung. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle auch den richtig guten Voice Cast. Roboter Levi wird zum Beispiel von Alia Shawkat ("Search Party", "Arrested Development") gesprochen, des Weiteren verleihen Leute wie Sunita Mani ("GLOW"), Wunmi Mosaku ("Lovecract Country"), Pollyanna McIntosh, Bob Stephenson ("Die Professorin") sowie Sepideh Moafi ("The L Word: Generation Q") Figuren ihre Stimmen. Die Wirkung der Synchronisation wird auch durch authentische Animationen der Gesichtsausdrücke sowie authentischer Verhaltensweise im Drehbuch allgemein unterstützt. Zwei kleine Punkte habe ich dann allerdings doch noch zu kritisieren. Zum einen ist mir negativ aufgefallen, dass an einigen Stellen in der Animation der Charaktere ein paar Frames zu wenig bemüht wurden. Das wirkte ruckelig und hat mich teilweise enorm genervt, vor allem, da andere Animationen wunderbar flüssig ausgesehen haben. Allgemein muss man sich gerade an den Darstellungsstil der Menschen etwas gewöhnen, aber das fällt hinten raus nicht mehr wirklich auf. Zum anderen war das Timing einzelner Abläufe zumindest mal fragwürdig. Damit meine ich keine Längen, die gab es - vermutlich auch durch die angenehm kurze Spielzeit der Episoden - eigentlich nie wirklich. Aber inhaltlich haben einige Abfolgen meiner Meinung nach nicht ganz gepasst, was die dargestellte Länge bzw. Abfolge anbelangt. Einiges, das zunächst als kurz erschien, wurde dann doch länger dargestellt, anderes genau umgekehrt, und letztlich haben sich viele Dinge rein zufällig in einem eher utopischen Timing getroffen. Aber gut, Zufall, am I right?! Abgesehen von diesen Kleinigkeiten empfand ich "Scavengers Reign" jedoch als rundum gelungen.
[Rating:4.5/5]
Zunächst wollte ich an dieser Stelle so etwas wie "Wer mal etwas Anderes im Serien-Einerlei sucht, sollte 'Scavengers Reign' anschauen" schreiben, aber das wird der Großartigkeit dieser Serie nicht gerecht. Vielmehr müsste es heißen: Wer eine gute Serie schauen möchte, sollte "Scavengers Reign" anschauen. Nein - ALLE sollten "Scavengers Reign" anschauen. Ja, auch Leute, die mit Animationsserien, Science-Fiction oder anderen Einzelaspekten der Produktion sonst weniger am Hut haben. Gebt dieser Serie eine Chance, vermutlich wird sie euch bereits nach einer Folge in ihren Bann gezogen haben wie ein telekinetisches Alienwesen. "Scavengers Reign" schafft es, so viele positive Dinge zusammen zu bringen und eine einzigartige Serienerfahrung zu bieten, die sogar darüber hinaus zum Nachdenken anregt. Man kann hier wirklich auf erstaunlich vielen Ebenen auf sehr hohem Niveau punkten. [php function=2] Vor allem die fantasievolle Darstellung einer durchdachten Alienwelt ist phänomenal und geht über das hinaus, das vor allem Hollywood uns seit Jahrzehnten wiederholt auftischt. Irgendwo hatte ich gelesen, dass "Scavengers Reign" trotz der großen HBO-Verbindung schafft, wie eine Independent-Produktion zu wirken. Dem kann ich zustimmen. Damit ist nicht etwa der hier und da fehlende Frame in einer ruckeligen Animationsbewegung gemeint, sondern die inhaltliche Kreativität und das Wagnis, etwas komplett Neues zu schaffen, das man so noch nicht gesehen hat. "Scavengers Reign" ist für mich persönlich tatsächlich eine der besten Serien dieses Jahres gewesen. Das ist Kunst mit Inhalt. Solltet ihr jetzt mehr zur Entstehung der Serie bzw. der erfolgten Adaption vom Kurzfilm auf das Langformat erfahren wollen, kann ich euch dieses Interview mit Beteiligten der Show empfehlen, in dem ausführlich über den Kurzfilm-Pitch sowie dem Entstehungsprozess zur Serien-Adaption von Script und Animation gesprochen wird. Und wer weiß - vielleicht gibt es ja in Zukunft doch noch mehr von "Scavengers Reign" zu sehen?

2. Staffel von "Scavengers Reign"?

Ursprünglich war "Scavengers Reign" vielerorts als Miniserie beschrieben, das Ende hat inhaltlich aber durchaus eine Tür offengelassen, was eine Fortsetzung anbelangt. Noch ist allerdings nicht bekannt, ob HBO Max die Serie fortsetzen oder absetzen möchte. Das Team hat jedenfalls bekanntgegeben, sogar noch für zwei weitere Staffeln eine Grundgeschichte ausgelegt zu haben. Ich würde mich darüber freuen, weiter in die fantasievolle Welt von Vesta (oder gar darüber hinaus) eintauchen zu können, und bin mir sicher, dass das Team hinter der Produktion noch viele weitere kreative Ideen in petto hat.

Bilder: HBO Max

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Ähnliche Serien wie „Invincible“ https://www.serieslyawesome.tv/aehnliche-serien-wie-invincible/ https://www.serieslyawesome.tv/aehnliche-serien-wie-invincible/#respond Sun, 17 Dec 2023 10:41:17 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=198567 Kaum hat man sich an den wöchentlichen Erscheinungsrhythmus einer Serie gewöhnt, ist sie auch schon wieder vorbei. Besonders ärgerlich ist es, wenn die liebgewonnene Serie auch noch mit einem fiesen Cliffhanger endet. So erging es mir mit dem ersten Teil der zweiten Staffel der Superhelden-Zeichentrickserie „Invincible“. Nach nur vier Folgen war schon wieder Schluss. Wann genau es mit Teil 2 weitergeht, steht noch nicht fest. Um die Wartezeit bis zur Fortsetzung zu überbrücken, habe ich mir ein paar Alternativen herausgesucht, die mehr oder weniger mit ähnlichen Inhalten überzeugen können.

Was macht „Invincible“ aus?

Die Zeichentrickserie basiert auf dem gleichnamigen Comic von Robert Kirkman, Ryan Ottley und Cory Walker und erzählt die Geschichte von Mark Grayson, dessen Vater der Superheld Omni-Man ist und der gerade selbst seine Kräfte entdeckt. Doch schon bald muss der Nachwuchsheld feststellen, dass sein Vater nicht der zu sein scheint, für den er sich ausgibt. Die Serie greift unzählige Elemente von Heldengeschichten auf, verbindet sie zu einem Ganzen und mischt sie mit einer gehörigen Portion Menschlichkeit. Seien es Pubertätsprobleme wie bei Spider-Man, Weltraumabenteuer wie in den Geschichten von Green Lantern oder düsterer Realismus voller Gewalt wie in „Watchmen“. „Invincible“ erfindet das Superhelden-Rad nicht neu, macht aber vieles richtig, indem sie sich auf die Figuren und die Emotionen konzentriert. Zudem schockiert die Serie immer wieder mit einer schonungslosen Brutalität, wie man sie in einem Cartoon selten gesehen hat.

Serien, die ähnlich sind…

The Boys

Eine naheliegende Alternative ist die Superhelden-Satire „The Boys“, die nicht nur die klassischen Heldengeschichten aufs Korn nimmt, sondern auch durch besonders einfallsreiche Gewalteinlagen in Erinnerung bleibt. Wie „Invincible“ rückt auch „The Boys“ das Superheldendasein in einen realistischen Fokus. Zusätzlich wird die Geschichte um die Superheldengruppe Seven mit allerlei Medienkritik angereichert. Empfehlenswert sind auch die Zeichentrick-Anthologie-Serie „The Boys presents: Diabolical“ sowie „Gen V“, die Jugendliche auf dem Weg zur Superheldenkarriere begleitet. The Boys Homelander „The Boys“ ist auf Prime Video abrufbar.

Hit-Monkey

Bei der im vergangenen Jahr ausgestrahlten Zeichentrickserie handelt es sich um eine Marvel Comic-Adaption einer eher unbekannten Figur. Im Mittelpunkt steht der gleichnamige Affe, dessen Stamm ausgelöscht wurde und der nun auf Rache sinnt. Unterstützt wird er dabei vom Geist eines Auftragskillers. Die gelungene Mischung aus brutaler Action und bitterbösem Humor kommt auch in klassischer 2D-Animation daher und dürfte vor allem Freunde ausgefallener Actionszenen ansprechen. Hit-Monkey „Hit-Monkey“ ist auf Disney+ verfügbar.

The Legend of Vox Machina

Die Rollenspiel-Adaption “The Legend of Vox Machina” erinnert nicht nur optisch an „Invincible“, sondern sorgt dank einer Altersfreigabe ab 18 Jahren auch für reichlich Blut. Erzählerisch bewegt sich die Serie allerdings im Fantasy-Bereich und handelt von einer bunt zusammengewürfelten Truppe, die im Auftrag des Königs gegen Drachen kämpfen muss. Dabei kommt es natürlich zu der einen und anderen heroischen Situation. The Legend of Vox Machina „The Legend of Vox Machina“ steht bei Prime Video zum Abruf bereit.

Harley Quinn

Harley Quinn, die ehemalige Weggefährtin des Jokers, begibt sich in ihrer eigenen Serie auf eine Solomission. Dabei tut sie sich mit allerlei Bösewichten zusammen, darunter Poison Ivy. Auch „Harley Quinn“ richtet sich an ein erwachsenes Publikum und kommt daher ziemlich blutig und mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor und Sexyness daher. So unverblümt und schräg hat man die Antiheldin und die zahlreichen DC-Charaktere noch nicht gesehen. Mittlerweile gibt es vier Staffeln und eine fünfte ist bereits in Planung. Harley Quinn „Harley Quinn“ ist unter anderem bei AppleTV im kostenpflichtigen Stream verfügbar.

Young Justice

Wer gefallen an den Herausforderungen junger Held:innen hat, ist bei „Young Justice“ genau richtig. Ähnlich wie die jungen Guardians of the Globe in der 2. Staffel von „Invincible“ schließen sich auch in „Young Justice“ junge Superheld:innen zusammen, um sich großen Gefahren zu stellen. Zum Team gehören unter anderem Batman-Sidekick Robin, Superboy, Kid Flash und Miss Martian. Die Zeichentrickserie punktet mit emotionalen Geschichten und einer Heldentruppe, die sich erst noch finden muss. Insgesamt gibt es 4 Staffeln. Young Justice „Young Justice“ ist derzeit als Import-Blu Ray erhältlich. Habt ihr noch Empfehlungen? Dann schreibt sie gerne in die Kommentare.

Bilder: Prime Video | Marvel | DC

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Kaum hat man sich an den wöchentlichen Erscheinungsrhythmus einer Serie gewöhnt, ist sie auch schon wieder vorbei. Besonders ärgerlich ist es, wenn die liebgewonnene Serie auch noch mit einem fiesen Cliffhanger endet. So erging es mir mit dem ersten Teil der zweiten Staffel der Superhelden-Zeichentrickserie „Invincible“. Nach nur vier Folgen war schon wieder Schluss. Wann genau es mit Teil 2 weitergeht, steht noch nicht fest. Um die Wartezeit bis zur Fortsetzung zu überbrücken, habe ich mir ein paar Alternativen herausgesucht, die mehr oder weniger mit ähnlichen Inhalten überzeugen können.

Was macht „Invincible“ aus?

Die Zeichentrickserie basiert auf dem gleichnamigen Comic von Robert Kirkman, Ryan Ottley und Cory Walker und erzählt die Geschichte von Mark Grayson, dessen Vater der Superheld Omni-Man ist und der gerade selbst seine Kräfte entdeckt. Doch schon bald muss der Nachwuchsheld feststellen, dass sein Vater nicht der zu sein scheint, für den er sich ausgibt. Die Serie greift unzählige Elemente von Heldengeschichten auf, verbindet sie zu einem Ganzen und mischt sie mit einer gehörigen Portion Menschlichkeit. Seien es Pubertätsprobleme wie bei Spider-Man, Weltraumabenteuer wie in den Geschichten von Green Lantern oder düsterer Realismus voller Gewalt wie in „Watchmen“. „Invincible“ erfindet das Superhelden-Rad nicht neu, macht aber vieles richtig, indem sie sich auf die Figuren und die Emotionen konzentriert. Zudem schockiert die Serie immer wieder mit einer schonungslosen Brutalität, wie man sie in einem Cartoon selten gesehen hat.

Serien, die ähnlich sind…

The Boys

Eine naheliegende Alternative ist die Superhelden-Satire „The Boys“, die nicht nur die klassischen Heldengeschichten aufs Korn nimmt, sondern auch durch besonders einfallsreiche Gewalteinlagen in Erinnerung bleibt. Wie „Invincible“ rückt auch „The Boys“ das Superheldendasein in einen realistischen Fokus. Zusätzlich wird die Geschichte um die Superheldengruppe Seven mit allerlei Medienkritik angereichert. Empfehlenswert sind auch die Zeichentrick-Anthologie-Serie „The Boys presents: Diabolical“ sowie „Gen V“, die Jugendliche auf dem Weg zur Superheldenkarriere begleitet. The Boys Homelander „The Boys“ ist auf Prime Video abrufbar.

Hit-Monkey

Bei der im vergangenen Jahr ausgestrahlten Zeichentrickserie handelt es sich um eine Marvel Comic-Adaption einer eher unbekannten Figur. Im Mittelpunkt steht der gleichnamige Affe, dessen Stamm ausgelöscht wurde und der nun auf Rache sinnt. Unterstützt wird er dabei vom Geist eines Auftragskillers. Die gelungene Mischung aus brutaler Action und bitterbösem Humor kommt auch in klassischer 2D-Animation daher und dürfte vor allem Freunde ausgefallener Actionszenen ansprechen. Hit-Monkey „Hit-Monkey“ ist auf Disney+ verfügbar.

The Legend of Vox Machina

Die Rollenspiel-Adaption “The Legend of Vox Machina” erinnert nicht nur optisch an „Invincible“, sondern sorgt dank einer Altersfreigabe ab 18 Jahren auch für reichlich Blut. Erzählerisch bewegt sich die Serie allerdings im Fantasy-Bereich und handelt von einer bunt zusammengewürfelten Truppe, die im Auftrag des Königs gegen Drachen kämpfen muss. Dabei kommt es natürlich zu der einen und anderen heroischen Situation. The Legend of Vox Machina „The Legend of Vox Machina“ steht bei Prime Video zum Abruf bereit.

Harley Quinn

Harley Quinn, die ehemalige Weggefährtin des Jokers, begibt sich in ihrer eigenen Serie auf eine Solomission. Dabei tut sie sich mit allerlei Bösewichten zusammen, darunter Poison Ivy. Auch „Harley Quinn“ richtet sich an ein erwachsenes Publikum und kommt daher ziemlich blutig und mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor und Sexyness daher. So unverblümt und schräg hat man die Antiheldin und die zahlreichen DC-Charaktere noch nicht gesehen. Mittlerweile gibt es vier Staffeln und eine fünfte ist bereits in Planung. Harley Quinn „Harley Quinn“ ist unter anderem bei AppleTV im kostenpflichtigen Stream verfügbar.

Young Justice

Wer gefallen an den Herausforderungen junger Held:innen hat, ist bei „Young Justice“ genau richtig. Ähnlich wie die jungen Guardians of the Globe in der 2. Staffel von „Invincible“ schließen sich auch in „Young Justice“ junge Superheld:innen zusammen, um sich großen Gefahren zu stellen. Zum Team gehören unter anderem Batman-Sidekick Robin, Superboy, Kid Flash und Miss Martian. Die Zeichentrickserie punktet mit emotionalen Geschichten und einer Heldentruppe, die sich erst noch finden muss. Insgesamt gibt es 4 Staffeln. Young Justice „Young Justice“ ist derzeit als Import-Blu Ray erhältlich. Habt ihr noch Empfehlungen? Dann schreibt sie gerne in die Kommentare.

Bilder: Prime Video | Marvel | DC

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https://www.serieslyawesome.tv/aehnliche-serien-wie-invincible/feed/ 0 198567
Review: „The Devil’s Plan“ (Netflix-Tipp!) https://www.serieslyawesome.tv/review-the-devils-plan-netflix-tipp/ https://www.serieslyawesome.tv/review-the-devils-plan-netflix-tipp/#respond Fri, 10 Nov 2023 16:01:03 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=196497 In letzter Zeit haben das Lieblingsmädchen und ich "The Devil's Plan" auf Netflix gesuchtet. Wer wie wir auf Escape Rooms und Spiele steht, sollte unbedingt mal in die koreanische Produktion reinschauen. Und wer wie mein Lieblingsmädchen zunächst von der Person mit der digital auf Teuflisch gemachten Maske eingeschüchtert wird: Keine Angst - die Serie ist total harmlos und alles andere als furchterregend (FSK 6!). In diesem Spoiler-armen Review-Schrägstrich-Streaming-Tipp möchte ich euch aufzeigen, was "The Devil's Plan" so besonders macht. Und euch dazu animieren, auch mal in das intelligente Game-Show-Format einzuschalten.

"The Devil's Plan" Intro & Trailer

Beginnen wir doch einfach mal mit dem grandios gestalteten Intro, um in Stimmung zu kommen: Diejenigen unter euch, die jetzt auf eine actionreiche Show voller cooler Effekte hoffen, muss ich leider enttäuschen. Tatsächlich spiegelt die dynamische Aufmachung des Opening so gar nicht die sonstige Produktion wider. Die einzigen Effektchen, die es zwischendurch zu sehen sind, sind in Form von Regel-erklärenden Powerpoint-Präsentationen gehalten. "The Devil's Plan" ist eine Sendung für die Nerds! Hier der offizielle Trailer, der ein bisschen mehr zum Format preisgibt (keine Angst, es gibt eine deutsche Audiospur für die richtigen Folgen auf Netflix):
"You have been invited to The Devil's Plan. The devil only brought the game How you play is up to you. No judgment. A whole new chapter of brain competition"

Was ist "The Devil's Plan"?

Zwölf Kandidat:innen wurden zu "The Devil's Plan" eingeladen, um gegeneinander um bis zu 500 Mio. Won (= etwa 355.000 Euro) zu spielen. Eine Woche lang gibt es in einem abgeschotteten Set täglich je ein Hauptspiel, in dem sich die Spielenden gegenseitig aus dem Wettbewerb kicken können, sowie ein Preisspiel, in dem alle Verbliebenen gemeinsam versuchen, den Jackpot in die Höhe zu treiben. Im krassen Gegensatz zum (ähnlich sehenswerten) Netflix-Format "Physical 100" wird hier jedoch nichts körperlich geregelt, alle Spiele fordern vor allem mental und setzen Cleverness und Manipulationsvermögen voraus. Das Wichtigste in "The Devil's Plan" sind die Taler. Alle Spielenden starten mit exakt einem der hochwertig gefertigten Gold-Stückchen. Im Zuge der Spiele sollte man versuchen, die Anzahl der eigenen Taler so gut es geht zu erhöhen, bieten diese einem doch immer wieder Möglichkeiten, sich Vorteile zu verschaffen, vor allem aber wird man sofortig aus dem Spiel entfernt, sobald man keinen Taler mehr besitzt. Reizvoll wird die Sendung vor allem dadurch, dass das Spiel nicht auf die eigentlichen Spiele beschränkt wird. Zu jedem Zeitpunkt dürfen Kandidat:innen im Wohnbereich nach Lust und Laune Taler an andere weiterreichen. Vor allem aber bilden sich Allianzen und werden Pläne geschmiedet.

Nicht gerade zugänglich...

Ich kann komplett verstehen, wenn Leute nach Anblick der Serie nicht meiner Meinung sind oder gar vorzeitig abbrechen. Wirklich leicht zugänglich ist "The Devil's Plan" gleich aus mehrerlei Hinsicht nicht. Zum einen wäre da die Sprache. Ja, es gibt eine Synchronisation, was schon einmal super ist. Auch ist diese eigentlich ganz gut gelungen (auch wenn wie oft bei derartigen Formaten üblich lediglich über die originale Tonspur gesprochen wird). Allerdings ist man zu Beginn eh schon überfordert, all die für unsereins eher exotischen Namen zu lernen (immerhin nur 10 von 12), da kommt man schon einmal durcheinander, wenn irgendwo aus dem Off eine Männerstimme etwas auf Deutsch sagt, aber gerade mehrere Männer im Bild die Lippen bewegen. Allgemein hätte ich mir häufiger Bauchbinden gewünscht, um die Namen der Leute schneller zu lernen. [php function=1] Was leider auch sehr genervt hat, ist die teils unzulängliche Übersetzung während der Spiele. Vor allem eine Challenge, die mit koreanischen Satzbausteinen gearbeitet hat, hat es Zuschauenden beinahe unmöglich gemacht, selbst "mitzuspielen" und die Möglichkeiten einzubeziehen, die das Spiel bietet. Man kriegt immer alles mit, das relevant ist, aber an einigen Stellen hätte ich mir mehr Unterstützung über das Notwendige hinaus gewünscht (zumal das in diesem Fall verhältnismäßig einfach technisch hätte gelöst werden können). Allgemein hätte ich bei vielen Spielen nicht nur gerne direkt vor Ort, sondern auch mehr vor dem Fernseher "mitgespielt". Dass man hier allerdings die teilweise stundenlangen Spielsessions auf ein kurzweiliges Format runtergekürzt hat, ist nur logisch. Aber wir sind beim modernen Streaming - wie wäre es da mit der Option, interaktiv zu entscheiden, ob man die lange oder die kurze Fassung sehen möchte? Dass sich selbst die kurze Fassung für einige Leute lang anfühlen könnte, liegt an den mitunter sehr komplexen Spielregeln. Bereits beim ersten Spiel muss man bereits mehrere Minuten einer Erklärungs-Präsentation lauschen und versuchen, das Prinzip zu verstehen (das letztlich auch nur eine "Werwölfe"- oder "Mafia"-Variante ist). Das erste Spiel selbst hat mir dann aber tatsächlich mit am besten gefallen, vermutlich weil es mich an "Die Verräter" erinnert hat. Als etwas unglücklich empfand ich jedoch, dass durch die Rollen und Gruppierungen im Spiel dann auch echte Charakterisierungen und Bündnisse in die echte Show übertragen wurden.

Clevere & spannende Unterhaltung!

Um euch schon einmal auf die langwierigen Erklärungen einzustimmen, folgt meine eigentliche "Das ist toll an der Sendung!"-Lobhudelei auch erst nach 5.000 Zeichen Text (upps...). "The Devil's Plan" hat nicht nur originelle und gedanklich fordernde Spiele zu bieten, die sich gehörig vom gewohnten Einerlei in Spielshows abheben, sondern wirkt auch drumherum extrem durchdacht. Die Tatsache, dass jede Nacht die zwei Personen mit den wenigsten Talern ins Gefängnis kommen und so vom Rest abgeschottet sind, bietet beispielweise eine weitere taktische Möglichkeit. Mit der Zeit darf man nämlich feststellen, dass die ein oder andere Überraschung in Form von Geheimnissen lauert. Das führt wiederum dazu, dass man beinahe paranoid überall versteckte Botschaften oder Bonus-Taler wittert. Wenn es bereits uns Zuschauenden so geht, wie muss es da erst den Kandidat:innen ergehen, die eine Woche lang mittendrin im Spiel hocken?! Erst wollte ich an dieser Stelle auch etwas über den Edit schimpfen, spielt die Sendung doch meiner Meinung nach viel zu häufig mit Vorausschauen auf spätere Ereignisse. Letztlich wird man aber nie so richtig-richtig gespoilert (ich glaube, lediglich ein Mal, also im Zweifel doch einfach zur nächsten Folge skippen). Insgesamt schafft man es aber sehr gut, das Gesehene spannend zu inszenieren. Dabei wird gekonnt mit Informationen gehaushaltet, die wir als Publikum erfahren, so dass sich nach und nach ein Gesamtbild ergibt, das neue Ebenen eröffnet und Twists zulässt. Eine rein chronologische Dokumentation der Spielabläufe hätte deutlich geringeren Reiz zu bieten. Mit der Zeit werden die Kandidat:innen weniger und man weint tatsächlich dem einen oder der anderen (innerlich) eine Träne nach. Da Zwölferfeld steckt voller interessanter und vor allem unterschiedlicher Charaktere. Alle sind extrem intelligent und haben doch sehr unterschiedliche Kompetenzen. Die einen wirken etwas hölzerner und quasseln ständig über Wissenschaft, die anderen wirken cooler oder verschlafen ständig. Vor allem finde ich toll, dass alle ein Ehrgeiz eint, der weniger dem möglichen Preisgeld sondern eher der gedanklichen Herausforderung und dem Wettstreit gilt. Mich hat lediglich gestört, dass einige Leute scheinbar darauf bedacht waren, lieber viele andere zu retten und mit zu ziehen, statt für sich zu spielen und möglichst viele Mitstreitende auszuschalten. Aber wer weiß, vielleicht handelt es sich ja auch dabei lediglich um eine clevere Strategie... (Orbit hat am Ende doch bestimmt absichtlich den Fehler im Preisspiel vor dem Finale gemacht, um sicher weiter zu kommen, oder...?!) Aber ein Rätsel bleibt für mich: Hat die auf den Bildschirm zu sehende Figur von den Promo-Plakaten mit dem Mikrofon in der Hand wirklich jedes Mal live zu den Kandidat:innen gesprochen oder war das lediglich eine zuvor aufgenommene Endlos-Videoschleife, auf die eine andere Stimme gesprochen hat? Denn wirklich viel Bewegung war in der stoischen Sitzposition nicht zu sehen. Aber die Maske war immerhin das einzige Element der Sendung, das einigermaßen mit der Coolness des Openings hat mithalten können.
[Rating:4.5/5]
"The Devil's Plan" hat mich extrem gut unterhalten können. Als Liebhaber (und Ersteller) von Rätseln ist die Sendung eine Wohltat für mich. Endlich mal ein smartes Format, das aufgrund seiner Struktur clever ist und nicht aufgrund zum Beispiel der sackschweren Spezialwissen-Fragen, die in einer Quizsendung gefragt werden, auf intelligent und erhaben macht. Vor allem geht das eigentliche "The Devil's Plan" über die eigentlichen Spielrunden hinaus und erschafft ein vollumfassendes Spielerlebnis, das von Manipulation, Taktik und Geheimnissen lebt, an dem man all zu gerne selbst teilnehmen würde. Ein originelles neues Konzept, das ich zumindest in dieser Form noch nicht zuvor zu sehen bekommen habe. Bitte mehr davon!

2. Staffel von "The Devil's Plan"?

Mehr davon? Okay. Tatsächlich wurde bereits offiziell bestätigt, dass eine zweite Staffel des Formates in Arbeit ist. Ich freue mich bereits sehr darauf, neue Kandidat:innen und neue Spiele zu sehen zu bekommen, auch wenn ich es mir nur schwer vorstellen kann, wie man einige Überraschungen aus der ersten Staffel nochmals in der Form hinbekommen möchte (es werden doch jetzt alle direkt das Gefängnis auf den Kopf stellen). Kurz kam mir der Gedanke, ob man nicht einfach direkt vor einer Erstveröffentlichung die identischen Spiele einfach mehrere Länder spielen lässt, um stets die Überraschungen aufrecht erhalten zu können, aber vermutlich wird das dann für das Publikum zu langweilig, wenn sich alles ständig wiederholt. Eine deutsche (oder englische) Version würde ich aber dennoch gerne sehen wollen, um vor allem noch mehr "mitspielen" zu können, da man so auch alles bei den Spielen Geschriebene erkennen kann. Zum Glück lassen sich aber ja einige der Spiele auch so zuhause nachstellen und spielen. Ideal, um die Wartezeit bis zur zweiten Staffel von "The Devil's Plan" zu überbrücken!

Bilder: Netflix

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In letzter Zeit haben das Lieblingsmädchen und ich "The Devil's Plan" auf Netflix gesuchtet. Wer wie wir auf Escape Rooms und Spiele steht, sollte unbedingt mal in die koreanische Produktion reinschauen. Und wer wie mein Lieblingsmädchen zunächst von der Person mit der digital auf Teuflisch gemachten Maske eingeschüchtert wird: Keine Angst - die Serie ist total harmlos und alles andere als furchterregend (FSK 6!). In diesem Spoiler-armen Review-Schrägstrich-Streaming-Tipp möchte ich euch aufzeigen, was "The Devil's Plan" so besonders macht. Und euch dazu animieren, auch mal in das intelligente Game-Show-Format einzuschalten.

"The Devil's Plan" Intro & Trailer

Beginnen wir doch einfach mal mit dem grandios gestalteten Intro, um in Stimmung zu kommen:
Diejenigen unter euch, die jetzt auf eine actionreiche Show voller cooler Effekte hoffen, muss ich leider enttäuschen. Tatsächlich spiegelt die dynamische Aufmachung des Opening so gar nicht die sonstige Produktion wider. Die einzigen Effektchen, die es zwischendurch zu sehen sind, sind in Form von Regel-erklärenden Powerpoint-Präsentationen gehalten. "The Devil's Plan" ist eine Sendung für die Nerds! Hier der offizielle Trailer, der ein bisschen mehr zum Format preisgibt (keine Angst, es gibt eine deutsche Audiospur für die richtigen Folgen auf Netflix):
"You have been invited to The Devil's Plan. The devil only brought the game How you play is up to you. No judgment. A whole new chapter of brain competition"

Was ist "The Devil's Plan"?

Zwölf Kandidat:innen wurden zu "The Devil's Plan" eingeladen, um gegeneinander um bis zu 500 Mio. Won (= etwa 355.000 Euro) zu spielen. Eine Woche lang gibt es in einem abgeschotteten Set täglich je ein Hauptspiel, in dem sich die Spielenden gegenseitig aus dem Wettbewerb kicken können, sowie ein Preisspiel, in dem alle Verbliebenen gemeinsam versuchen, den Jackpot in die Höhe zu treiben. Im krassen Gegensatz zum (ähnlich sehenswerten) Netflix-Format "Physical 100" wird hier jedoch nichts körperlich geregelt, alle Spiele fordern vor allem mental und setzen Cleverness und Manipulationsvermögen voraus. Das Wichtigste in "The Devil's Plan" sind die Taler. Alle Spielenden starten mit exakt einem der hochwertig gefertigten Gold-Stückchen. Im Zuge der Spiele sollte man versuchen, die Anzahl der eigenen Taler so gut es geht zu erhöhen, bieten diese einem doch immer wieder Möglichkeiten, sich Vorteile zu verschaffen, vor allem aber wird man sofortig aus dem Spiel entfernt, sobald man keinen Taler mehr besitzt. Reizvoll wird die Sendung vor allem dadurch, dass das Spiel nicht auf die eigentlichen Spiele beschränkt wird. Zu jedem Zeitpunkt dürfen Kandidat:innen im Wohnbereich nach Lust und Laune Taler an andere weiterreichen. Vor allem aber bilden sich Allianzen und werden Pläne geschmiedet.

Nicht gerade zugänglich...

Ich kann komplett verstehen, wenn Leute nach Anblick der Serie nicht meiner Meinung sind oder gar vorzeitig abbrechen. Wirklich leicht zugänglich ist "The Devil's Plan" gleich aus mehrerlei Hinsicht nicht. Zum einen wäre da die Sprache. Ja, es gibt eine Synchronisation, was schon einmal super ist. Auch ist diese eigentlich ganz gut gelungen (auch wenn wie oft bei derartigen Formaten üblich lediglich über die originale Tonspur gesprochen wird). Allerdings ist man zu Beginn eh schon überfordert, all die für unsereins eher exotischen Namen zu lernen (immerhin nur 10 von 12), da kommt man schon einmal durcheinander, wenn irgendwo aus dem Off eine Männerstimme etwas auf Deutsch sagt, aber gerade mehrere Männer im Bild die Lippen bewegen. Allgemein hätte ich mir häufiger Bauchbinden gewünscht, um die Namen der Leute schneller zu lernen. [php function=1] Was leider auch sehr genervt hat, ist die teils unzulängliche Übersetzung während der Spiele. Vor allem eine Challenge, die mit koreanischen Satzbausteinen gearbeitet hat, hat es Zuschauenden beinahe unmöglich gemacht, selbst "mitzuspielen" und die Möglichkeiten einzubeziehen, die das Spiel bietet. Man kriegt immer alles mit, das relevant ist, aber an einigen Stellen hätte ich mir mehr Unterstützung über das Notwendige hinaus gewünscht (zumal das in diesem Fall verhältnismäßig einfach technisch hätte gelöst werden können). Allgemein hätte ich bei vielen Spielen nicht nur gerne direkt vor Ort, sondern auch mehr vor dem Fernseher "mitgespielt". Dass man hier allerdings die teilweise stundenlangen Spielsessions auf ein kurzweiliges Format runtergekürzt hat, ist nur logisch. Aber wir sind beim modernen Streaming - wie wäre es da mit der Option, interaktiv zu entscheiden, ob man die lange oder die kurze Fassung sehen möchte? Dass sich selbst die kurze Fassung für einige Leute lang anfühlen könnte, liegt an den mitunter sehr komplexen Spielregeln. Bereits beim ersten Spiel muss man bereits mehrere Minuten einer Erklärungs-Präsentation lauschen und versuchen, das Prinzip zu verstehen (das letztlich auch nur eine "Werwölfe"- oder "Mafia"-Variante ist). Das erste Spiel selbst hat mir dann aber tatsächlich mit am besten gefallen, vermutlich weil es mich an "Die Verräter" erinnert hat. Als etwas unglücklich empfand ich jedoch, dass durch die Rollen und Gruppierungen im Spiel dann auch echte Charakterisierungen und Bündnisse in die echte Show übertragen wurden.

Clevere & spannende Unterhaltung!

Um euch schon einmal auf die langwierigen Erklärungen einzustimmen, folgt meine eigentliche "Das ist toll an der Sendung!"-Lobhudelei auch erst nach 5.000 Zeichen Text (upps...). "The Devil's Plan" hat nicht nur originelle und gedanklich fordernde Spiele zu bieten, die sich gehörig vom gewohnten Einerlei in Spielshows abheben, sondern wirkt auch drumherum extrem durchdacht. Die Tatsache, dass jede Nacht die zwei Personen mit den wenigsten Talern ins Gefängnis kommen und so vom Rest abgeschottet sind, bietet beispielweise eine weitere taktische Möglichkeit. Mit der Zeit darf man nämlich feststellen, dass die ein oder andere Überraschung in Form von Geheimnissen lauert. Das führt wiederum dazu, dass man beinahe paranoid überall versteckte Botschaften oder Bonus-Taler wittert. Wenn es bereits uns Zuschauenden so geht, wie muss es da erst den Kandidat:innen ergehen, die eine Woche lang mittendrin im Spiel hocken?! Erst wollte ich an dieser Stelle auch etwas über den Edit schimpfen, spielt die Sendung doch meiner Meinung nach viel zu häufig mit Vorausschauen auf spätere Ereignisse. Letztlich wird man aber nie so richtig-richtig gespoilert (ich glaube, lediglich ein Mal, also im Zweifel doch einfach zur nächsten Folge skippen). Insgesamt schafft man es aber sehr gut, das Gesehene spannend zu inszenieren. Dabei wird gekonnt mit Informationen gehaushaltet, die wir als Publikum erfahren, so dass sich nach und nach ein Gesamtbild ergibt, das neue Ebenen eröffnet und Twists zulässt. Eine rein chronologische Dokumentation der Spielabläufe hätte deutlich geringeren Reiz zu bieten. Mit der Zeit werden die Kandidat:innen weniger und man weint tatsächlich dem einen oder der anderen (innerlich) eine Träne nach. Da Zwölferfeld steckt voller interessanter und vor allem unterschiedlicher Charaktere. Alle sind extrem intelligent und haben doch sehr unterschiedliche Kompetenzen. Die einen wirken etwas hölzerner und quasseln ständig über Wissenschaft, die anderen wirken cooler oder verschlafen ständig. Vor allem finde ich toll, dass alle ein Ehrgeiz eint, der weniger dem möglichen Preisgeld sondern eher der gedanklichen Herausforderung und dem Wettstreit gilt. Mich hat lediglich gestört, dass einige Leute scheinbar darauf bedacht waren, lieber viele andere zu retten und mit zu ziehen, statt für sich zu spielen und möglichst viele Mitstreitende auszuschalten. Aber wer weiß, vielleicht handelt es sich ja auch dabei lediglich um eine clevere Strategie... (Orbit hat am Ende doch bestimmt absichtlich den Fehler im Preisspiel vor dem Finale gemacht, um sicher weiter zu kommen, oder...?!) Aber ein Rätsel bleibt für mich: Hat die auf den Bildschirm zu sehende Figur von den Promo-Plakaten mit dem Mikrofon in der Hand wirklich jedes Mal live zu den Kandidat:innen gesprochen oder war das lediglich eine zuvor aufgenommene Endlos-Videoschleife, auf die eine andere Stimme gesprochen hat? Denn wirklich viel Bewegung war in der stoischen Sitzposition nicht zu sehen. Aber die Maske war immerhin das einzige Element der Sendung, das einigermaßen mit der Coolness des Openings hat mithalten können.
[Rating:4.5/5]
"The Devil's Plan" hat mich extrem gut unterhalten können. Als Liebhaber (und Ersteller) von Rätseln ist die Sendung eine Wohltat für mich. Endlich mal ein smartes Format, das aufgrund seiner Struktur clever ist und nicht aufgrund zum Beispiel der sackschweren Spezialwissen-Fragen, die in einer Quizsendung gefragt werden, auf intelligent und erhaben macht. Vor allem geht das eigentliche "The Devil's Plan" über die eigentlichen Spielrunden hinaus und erschafft ein vollumfassendes Spielerlebnis, das von Manipulation, Taktik und Geheimnissen lebt, an dem man all zu gerne selbst teilnehmen würde. Ein originelles neues Konzept, das ich zumindest in dieser Form noch nicht zuvor zu sehen bekommen habe. Bitte mehr davon!

2. Staffel von "The Devil's Plan"?

Mehr davon? Okay. Tatsächlich wurde bereits offiziell bestätigt, dass eine zweite Staffel des Formates in Arbeit ist. Ich freue mich bereits sehr darauf, neue Kandidat:innen und neue Spiele zu sehen zu bekommen, auch wenn ich es mir nur schwer vorstellen kann, wie man einige Überraschungen aus der ersten Staffel nochmals in der Form hinbekommen möchte (es werden doch jetzt alle direkt das Gefängnis auf den Kopf stellen). Kurz kam mir der Gedanke, ob man nicht einfach direkt vor einer Erstveröffentlichung die identischen Spiele einfach mehrere Länder spielen lässt, um stets die Überraschungen aufrecht erhalten zu können, aber vermutlich wird das dann für das Publikum zu langweilig, wenn sich alles ständig wiederholt. Eine deutsche (oder englische) Version würde ich aber dennoch gerne sehen wollen, um vor allem noch mehr "mitspielen" zu können, da man so auch alles bei den Spielen Geschriebene erkennen kann. Zum Glück lassen sich aber ja einige der Spiele auch so zuhause nachstellen und spielen. Ideal, um die Wartezeit bis zur zweiten Staffel von "The Devil's Plan" zu überbrücken!

Bilder: Netflix

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https://www.serieslyawesome.tv/review-the-devils-plan-netflix-tipp/feed/ 0 196497
Ähnliche Serien wie „SPAWN“ https://www.serieslyawesome.tv/aehnliche-serien-wie-spawn/ https://www.serieslyawesome.tv/aehnliche-serien-wie-spawn/#comments Sun, 22 Oct 2023 12:55:46 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=195794 Halloween steht vor der Tür und spätestens jetzt trauen sich auch die am zartesten Besaiteten mal wieder, sich etwas Gruseliges oder gar Horror anzusehen. Gut, dass es unsere Rubrik "Ähnlich wie..." gibt. Hier verweisen wir auf - wie könnte es anders sein - Alternativen, wenn ihr mal wieder zu schnell mit einer oder gar allen Staffeln einer Serie fertig seid. Ich für meinen Teil mag von jeher eher Action und Horror, sowohl als Serie, Film oder auch Comic aka Graphic Novel. Deshalb habe ich für euch tief in meiner Superhelden-Gedächtnistruhe gewühlt und dabei einen echt düsteren Helden entdeckt, der lange in Vergessenheit geraten war (und 2024 tatsächlich auf die Kinoleinwand zurückkehren wird. Ich freu mich jetzt schon tierisch!). Ich meine:

"Spawn"

Steht ihr, wie ich, auf übernatürliche Monster und Höllenwesen, mögt Fantasy und Horror, aber eher Erwachsenenunterhaltung mit viel Blut, und keinen Kinderkram - dann seid ihr richtig bei Spawn! Spawn, das ist oder besser war der Ex-Söldner Al Simmons. Als er aus dem Leben gerissen wird, schließt er nach seinem Tod mit dem Teufel Malbolgia einen Pakt, um seine Frau Wanda wiederzusehen, damit er sich von ihr verabschieden kann. Doch kein Pakt mit dem Teufel ohne Crux: fortan existiert Al als ein Hellspawn (ein Mitglied der Armee des Teufels) ohne Gedächtnis und entstellt unter dem Namen Spawn. Dessen ursprüngliche Aufgabe ist es nun eigentlich, Anführer der Streitmächte der Hölle zu sein und gegen den Himmel zu kämpfen. Zurückgekehrt auf die Erde fällt es ihm jedoch schwer, für welche Seite er sich entscheiden soll. So kämpft er eben sowohl gegen dämomische Horden als auch gegen "himmlische" Helden. Von 1997 bis 1999 gab es via HBO drei Staffeln mit jeweils 6 Episoden aus dem sehr ansehnlich animierten SPAWN-Universum zu sehen und natürlich auch käuflich zu erwerben. Ich habe diese Serie noch als aus den Staaten importierte DVDs in meiner Sammlung - als echter SPAWN-Fan eine Selbstverständlichkeit. Wie viele meiner liebsten Serien basiert auch diese Zeichentrickserie auf Comics, in diesem Fall aus der Feder von Todd McFarlane. Wer oder was passt ganz gut zu "Spawn".... genau "Hellsing"!

"Hellsing"

"Hellsing", erdacht vom japanischen Zeichner und Autor Kōta Hirano, erblickte im Jahr 1997 das "Licht der Welt". Vier Jahre später schaffte sie es erstmals auf unsere heimischen Bildschirme. Die Serie spielt in einer fiktiven Welt, in der der geheime, königlich-protestantische Hellsing-Ritterorden im Auftrag der britischen Krone in Großbritannien seit Jahrhunderten erfolgreich Vampire und andere Untote bekämpft. Allerdings gibt es neben den Natives, den "echten" Vampiren, auch sogenannte Freaks, bei diesen handelt es sich um mithilfe eines implantierten Computerchips künstlich geschaffene Monster. Weil sich diese aber so schnell vermehren, wird der Vampir Alucard mit deren Dezimierung beauftragt. Doch nicht nur Hellsing sondern auch die aus dem Vatikan stammende 13. Abteilung Iskariot ist auf Vampirjagd spezialisiert. Als erbitterter Feind der britisch-protestantischen Organisation möchte sie dieser und insbesondere Alucard den Garaus machen. Weiter hat Hellsing noch die nationalsozialistische Gruppe Millennium zu fürchten. Klingt alles etwas wirr und kompliziert? Mag sein, lässt sich aber trotzdem echt gut schauen ;) Insgesamt gibt es 23 Folgen von "Hellsing", aufgeteilt auf 2 Staffeln.

"Supernatural - The Anime Series"

"Supernatural" sollte wohl mittlerweile jeder Serienfan kennen. In insgesamt sagenhaften 15 Staffeln durften wir die Abenteuer der Brüder Sam und Dean Winchester, die von ihrem Dad bereits als Kinder in die Jagd auf das Böse auf dieser Welt eingeschworen wurden, begleiten. Auf ihrer Reise quer durch die USA stoßen die beiden ungleichen Brüder auf eine unbekannte Welt, verborgen vor den Augen der "Normalmenschen", aber beherrscht von mysteriösen Kreaturen wie Hexen und Dämonen. Beide bekämpfen diese Gegner und retten natürlich auch ihre Mitbürger vor dem vielgestaltigen Bösen. Im Januar 2011 wurde die Anime-Version der Serie von dem berühmten japanischen Studio Madhouse produziert. Sie umfasst nur eine Staffel mit aber immerhin 22 Episoden. Die Serie erzählt einige Folgen der ersten beiden Staffeln der Originalserie nach, es gibt aber auch Teile, die eine ganz eigene Handlung zeigen und dabei helfen Handlungsweisen einzelner Figuren besser zu verstehen.

"Tokyo Ghoul"

Hauptdarsteller von "Tokyo Ghoul" ist der schüchterne Student Ken Kanecki, der von einem weiblichen "Ghul" gebissen wird und sich langsam auch in ein Mischwesen aus Mensch und Monster transformiert. Er wird in die Gesellschaft einiger anderer "Ghule" aufgenommen und lernt mehr über deren Existenzform und Lebensweise unter den "normalen" Menschen. Als "Halb-Ghul" sollte er sich eigentlich auch von Menschenfleisch ernähren, was Ken aber partout nicht möchte. Also gibt es auch Probleme mit "seinesgleichen", wobei er sich meist auf die Seite der Menschen schlägt und bald andere Monster bekämpft. Insgesamt gibt es 48 Folgen der Anime-Serie, aufgeteilt auf vier Staffeln mit je 12 Episoden. Die Erstausstrahlung von Staffel 1 erfolgte bereits im Juli 2014. Das wäre es aus meiner Feder gewesen - Wenn ihr noch andere coole Horror-Anime-Serien kennt, die hier erwähnt werden sollten dann raus damit! Schreibt einfach in die Kommentare. Denkt daran:
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realität." (Alfred Hitchcock)

Bilder: Amazon Prime Video, HBO

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Halloween steht vor der Tür und spätestens jetzt trauen sich auch die am zartesten Besaiteten mal wieder, sich etwas Gruseliges oder gar Horror anzusehen. Gut, dass es unsere Rubrik "Ähnlich wie..." gibt. Hier verweisen wir auf - wie könnte es anders sein - Alternativen, wenn ihr mal wieder zu schnell mit einer oder gar allen Staffeln einer Serie fertig seid. Ich für meinen Teil mag von jeher eher Action und Horror, sowohl als Serie, Film oder auch Comic aka Graphic Novel. Deshalb habe ich für euch tief in meiner Superhelden-Gedächtnistruhe gewühlt und dabei einen echt düsteren Helden entdeckt, der lange in Vergessenheit geraten war (und 2024 tatsächlich auf die Kinoleinwand zurückkehren wird. Ich freu mich jetzt schon tierisch!). Ich meine:

"Spawn"

Steht ihr, wie ich, auf übernatürliche Monster und Höllenwesen, mögt Fantasy und Horror, aber eher Erwachsenenunterhaltung mit viel Blut, und keinen Kinderkram - dann seid ihr richtig bei Spawn! Spawn, das ist oder besser war der Ex-Söldner Al Simmons. Als er aus dem Leben gerissen wird, schließt er nach seinem Tod mit dem Teufel Malbolgia einen Pakt, um seine Frau Wanda wiederzusehen, damit er sich von ihr verabschieden kann. Doch kein Pakt mit dem Teufel ohne Crux: fortan existiert Al als ein Hellspawn (ein Mitglied der Armee des Teufels) ohne Gedächtnis und entstellt unter dem Namen Spawn. Dessen ursprüngliche Aufgabe ist es nun eigentlich, Anführer der Streitmächte der Hölle zu sein und gegen den Himmel zu kämpfen. Zurückgekehrt auf die Erde fällt es ihm jedoch schwer, für welche Seite er sich entscheiden soll. So kämpft er eben sowohl gegen dämomische Horden als auch gegen "himmlische" Helden. Von 1997 bis 1999 gab es via HBO drei Staffeln mit jeweils 6 Episoden aus dem sehr ansehnlich animierten SPAWN-Universum zu sehen und natürlich auch käuflich zu erwerben. Ich habe diese Serie noch als aus den Staaten importierte DVDs in meiner Sammlung - als echter SPAWN-Fan eine Selbstverständlichkeit. Wie viele meiner liebsten Serien basiert auch diese Zeichentrickserie auf Comics, in diesem Fall aus der Feder von Todd McFarlane. Wer oder was passt ganz gut zu "Spawn".... genau "Hellsing"!

"Hellsing"

"Hellsing", erdacht vom japanischen Zeichner und Autor Kōta Hirano, erblickte im Jahr 1997 das "Licht der Welt". Vier Jahre später schaffte sie es erstmals auf unsere heimischen Bildschirme. Die Serie spielt in einer fiktiven Welt, in der der geheime, königlich-protestantische Hellsing-Ritterorden im Auftrag der britischen Krone in Großbritannien seit Jahrhunderten erfolgreich Vampire und andere Untote bekämpft. Allerdings gibt es neben den Natives, den "echten" Vampiren, auch sogenannte Freaks, bei diesen handelt es sich um mithilfe eines implantierten Computerchips künstlich geschaffene Monster. Weil sich diese aber so schnell vermehren, wird der Vampir Alucard mit deren Dezimierung beauftragt. Doch nicht nur Hellsing sondern auch die aus dem Vatikan stammende 13. Abteilung Iskariot ist auf Vampirjagd spezialisiert. Als erbitterter Feind der britisch-protestantischen Organisation möchte sie dieser und insbesondere Alucard den Garaus machen. Weiter hat Hellsing noch die nationalsozialistische Gruppe Millennium zu fürchten. Klingt alles etwas wirr und kompliziert? Mag sein, lässt sich aber trotzdem echt gut schauen ;) Insgesamt gibt es 23 Folgen von "Hellsing", aufgeteilt auf 2 Staffeln.

"Supernatural - The Anime Series"

"Supernatural" sollte wohl mittlerweile jeder Serienfan kennen. In insgesamt sagenhaften 15 Staffeln durften wir die Abenteuer der Brüder Sam und Dean Winchester, die von ihrem Dad bereits als Kinder in die Jagd auf das Böse auf dieser Welt eingeschworen wurden, begleiten. Auf ihrer Reise quer durch die USA stoßen die beiden ungleichen Brüder auf eine unbekannte Welt, verborgen vor den Augen der "Normalmenschen", aber beherrscht von mysteriösen Kreaturen wie Hexen und Dämonen. Beide bekämpfen diese Gegner und retten natürlich auch ihre Mitbürger vor dem vielgestaltigen Bösen. Im Januar 2011 wurde die Anime-Version der Serie von dem berühmten japanischen Studio Madhouse produziert. Sie umfasst nur eine Staffel mit aber immerhin 22 Episoden. Die Serie erzählt einige Folgen der ersten beiden Staffeln der Originalserie nach, es gibt aber auch Teile, die eine ganz eigene Handlung zeigen und dabei helfen Handlungsweisen einzelner Figuren besser zu verstehen.

"Tokyo Ghoul"

Hauptdarsteller von "Tokyo Ghoul" ist der schüchterne Student Ken Kanecki, der von einem weiblichen "Ghul" gebissen wird und sich langsam auch in ein Mischwesen aus Mensch und Monster transformiert. Er wird in die Gesellschaft einiger anderer "Ghule" aufgenommen und lernt mehr über deren Existenzform und Lebensweise unter den "normalen" Menschen. Als "Halb-Ghul" sollte er sich eigentlich auch von Menschenfleisch ernähren, was Ken aber partout nicht möchte. Also gibt es auch Probleme mit "seinesgleichen", wobei er sich meist auf die Seite der Menschen schlägt und bald andere Monster bekämpft. Insgesamt gibt es 48 Folgen der Anime-Serie, aufgeteilt auf vier Staffeln mit je 12 Episoden. Die Erstausstrahlung von Staffel 1 erfolgte bereits im Juli 2014. Das wäre es aus meiner Feder gewesen - Wenn ihr noch andere coole Horror-Anime-Serien kennt, die hier erwähnt werden sollten dann raus damit! Schreibt einfach in die Kommentare. Denkt daran:
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realität." (Alfred Hitchcock)

Bilder: Amazon Prime Video, HBO

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Ähnliche Serien wie „The Last Dance“ https://www.serieslyawesome.tv/aehnliche-serien-wie-the-last-dance/ https://www.serieslyawesome.tv/aehnliche-serien-wie-the-last-dance/#respond Sun, 27 Aug 2023 06:18:42 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=193961 Sportdokumentationen sind doch immer wieder super. Du sitzt gemütlich auf dem Sofa, hast ein paar deiner Lieblingssnacks in Reichweite und schaust anderen Menschen beim sportlichen Ehrgeiz zu. Aber was macht diesen Reiz auch beim uns Zuschauenden aus? Diese Menschen nehmen uns mit auf ihre emotionale Reise, lassen uns in ihre Psyche schauen und enthüllen die Dramen abseits des Spielfelds. Nachdem Michael bereits vor einigen Jahren die besten Sportserien-, dokus- und -filme gezeigt hatte, ist es nun Zeit für eine Neuauflage. Eine meiner liebsten Sport-Dokus auf Netflix ist "The Last Dance". Die Mini-Serie über Michael Jordans glorreiche Zeit bei den Chicago Bulls war fesselnd und dabei mit ich nicht mal ein besonders großer Basketballfan (bin ja auch nur 1,68 - sorry!). Aber es gibt auf Netflix auch viele weitere Sport-Dokus, die ähnlich sind wie "The Last Dance". Welche? Dann scrollt am besten gleich etwas weiter!

The Last Dance: Hinter den Kulissen einer Legende

Für alle anderen, hier noch ein kurzer Rückblick auf die Serie, die das Genre der packenden Sportdokumentation (fast) neu definiert hat. "The Last Dance" ist eine zehnteilige Doku-Serie, die den unglaublichen Weg von Michael Jordan und den Chicago Bulls während ihrer dominanten Ära in den 1990er-Jahren nachzeichnet. Die Serie gewährt dem Zuschauer nicht nur einen exklusiven Einblick in die dynamische Beziehung zwischen den Teammitgliedern und ihrem legendären Trainer Phil Jackson, sondern enthüllt auch die persönlichen Kämpfe und Hintergründe, die diesen bemerkenswerten Erfolg begleiteten. Mit nie zuvor gesehenem Filmmaterial und fesselnden Interviews bietet "The Last Dance" eine Meisterleistung an emotionaler Tiefe und sportlicher Dramatik. Es gibt aber noch andere Dokumentationen, die ebenfalls die Faszination ihrer Sportart auf wenige Folgen zusammenfassen.

Arnold - Ein Teil österreichischer US-Geschichte

Eine Person, die den Ehrgeiz von Michael Jordan ebenfalls in sich trägt: Arnold Schwarzenegger. Wer sich für Bodybuilding und die Entschlossenheit von Sportlern interessieren, sollte sich die Doku-Serie "Arnold" auf Netflix anschauen. Die Serie wirft einen Blick auf das Leben und die Karriere des legendären Bodybuilders und späteren Gouverneurs von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger. Von seinen bescheidenen Anfängen bis zu seinem Aufstieg zum Mr. Olympia und Hollywood-Schauspieler folgt die Serie dem inspirierenden Weg dieses außergewöhnlichen Mannes. "Arnold" enthüllt nicht nur die harte Arbeit und Entschlossenheit, die hinter seinen Erfolgen stehen, sondern zeigt auch den Menschen hinter dem Muskelpaket. Und noch ist nicht Schluss: In der Serie "Fubar" können sich Arnie-Fans auf mehr Action mit ihrem Star freuen.

Tour de France: Unchained - Radfahren jenseits der Grenzen

In die Pedalen treten, bis nichts mehr geht ‒ und dann noch etwas weiter. Auf wer noch nie ein Radrennen gesehen hat, sich aber für packende Duelle interessiert, sollte "Tour de France: Unchained" ansehen. Hier tauchen wir tief in die Welt des Profiradsports ein ‒ voller Herausforderungen, Triumphe und Intrigen, die die Tour de France begleiten. Ähnlich wie "The Last Dance" bietet diese Serie einen Blick hinter die Kulissen, der über das Rennen hinausgeht und die Geschichten der Athleten erzählt, die sich der ultimativen Herausforderung des Radsports stellen.

Formula 1: Drive to Survive - Rivalitäten auf und neben der Rennstrecke

NeeeeeeEEEEEEEEeeeewm ‒ von der Boxengasse in der Küche vor den Fernseher. Für Fans von Motorsport und Rennaction ist "Formula 1: Drive to Survive" ein absolutes Muss. Die Serie nimmt uns mit hinter die Kulissen der Formel 1 und beleuchtet die intensiven Rivalitäten auf der Rennstrecke. Von der Hektik der Boxengasse bis zu den persönlichen Geschichten der Fahrer bietet die Serie einen faszinierenden Einblick in den Hochgeschwindigkeitssport und die menschlichen Emotionen, die damit verbunden sind.

Untold: Swamp Kings - Wenn Football-Träume wahr werden

In der Welt der Sportdokumentationen gibt es immer wieder unglaubliche Geschichten, Dramen und Wunder. Eine dieser Perlen ist die vierteilige Doku-Serie "Untold: Swamp Kings" auf Netflix. Hier wartert eine Reise in die aufregende Ära der 2000er-Jahre, als der legendäre Footballtrainer Urban Meyer die Florida Gators in eine wahre Siegermaschine verwandelte. Übrigens: "Untold" ist ein Format mit Sportdokumentarfilmen, die regelmäßig auf Netflix neu veröffentlicht werden.

Depp v. Heard: Der letzte Tanz (im Gerichtssaal)

Okay, mit Sport hat die neue Netflix-Serie "Depp v. Heard" erst einmal nichts zu tun. Dennoch kann man den Rechtsstreit zwischen Schauspieler Johnny Depp und Schauspielerin Amber Heard in gewisser Weise als Duell betrachten. Denn auch wenn es sich nicht um eine Sportdokumentation handelt, hat die Serie mit "The Last Dance" gemeinsam, dass sie den Vorhang hinter den Schlagzeilen lüftet und einen Blick auf die Auseinandersetzungen während und nach der Ehe der beiden wirft. Habt ihr noch weitere Empfehlungen für Sport-Dokus?

Bilder: Netflix, Harry Langdon/Getty Images

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Sportdokumentationen sind doch immer wieder super. Du sitzt gemütlich auf dem Sofa, hast ein paar deiner Lieblingssnacks in Reichweite und schaust anderen Menschen beim sportlichen Ehrgeiz zu. Aber was macht diesen Reiz auch beim uns Zuschauenden aus? Diese Menschen nehmen uns mit auf ihre emotionale Reise, lassen uns in ihre Psyche schauen und enthüllen die Dramen abseits des Spielfelds. Nachdem Michael bereits vor einigen Jahren die besten Sportserien-, dokus- und -filme gezeigt hatte, ist es nun Zeit für eine Neuauflage. Eine meiner liebsten Sport-Dokus auf Netflix ist "The Last Dance". Die Mini-Serie über Michael Jordans glorreiche Zeit bei den Chicago Bulls war fesselnd und dabei mit ich nicht mal ein besonders großer Basketballfan (bin ja auch nur 1,68 - sorry!). Aber es gibt auf Netflix auch viele weitere Sport-Dokus, die ähnlich sind wie "The Last Dance". Welche? Dann scrollt am besten gleich etwas weiter!

The Last Dance: Hinter den Kulissen einer Legende

Für alle anderen, hier noch ein kurzer Rückblick auf die Serie, die das Genre der packenden Sportdokumentation (fast) neu definiert hat. "The Last Dance" ist eine zehnteilige Doku-Serie, die den unglaublichen Weg von Michael Jordan und den Chicago Bulls während ihrer dominanten Ära in den 1990er-Jahren nachzeichnet. Die Serie gewährt dem Zuschauer nicht nur einen exklusiven Einblick in die dynamische Beziehung zwischen den Teammitgliedern und ihrem legendären Trainer Phil Jackson, sondern enthüllt auch die persönlichen Kämpfe und Hintergründe, die diesen bemerkenswerten Erfolg begleiteten. Mit nie zuvor gesehenem Filmmaterial und fesselnden Interviews bietet "The Last Dance" eine Meisterleistung an emotionaler Tiefe und sportlicher Dramatik. Es gibt aber noch andere Dokumentationen, die ebenfalls die Faszination ihrer Sportart auf wenige Folgen zusammenfassen.

Arnold - Ein Teil österreichischer US-Geschichte

Eine Person, die den Ehrgeiz von Michael Jordan ebenfalls in sich trägt: Arnold Schwarzenegger. Wer sich für Bodybuilding und die Entschlossenheit von Sportlern interessieren, sollte sich die Doku-Serie "Arnold" auf Netflix anschauen. Die Serie wirft einen Blick auf das Leben und die Karriere des legendären Bodybuilders und späteren Gouverneurs von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger. Von seinen bescheidenen Anfängen bis zu seinem Aufstieg zum Mr. Olympia und Hollywood-Schauspieler folgt die Serie dem inspirierenden Weg dieses außergewöhnlichen Mannes. "Arnold" enthüllt nicht nur die harte Arbeit und Entschlossenheit, die hinter seinen Erfolgen stehen, sondern zeigt auch den Menschen hinter dem Muskelpaket. Und noch ist nicht Schluss: In der Serie "Fubar" können sich Arnie-Fans auf mehr Action mit ihrem Star freuen.

Tour de France: Unchained - Radfahren jenseits der Grenzen

In die Pedalen treten, bis nichts mehr geht ‒ und dann noch etwas weiter. Auf wer noch nie ein Radrennen gesehen hat, sich aber für packende Duelle interessiert, sollte "Tour de France: Unchained" ansehen. Hier tauchen wir tief in die Welt des Profiradsports ein ‒ voller Herausforderungen, Triumphe und Intrigen, die die Tour de France begleiten. Ähnlich wie "The Last Dance" bietet diese Serie einen Blick hinter die Kulissen, der über das Rennen hinausgeht und die Geschichten der Athleten erzählt, die sich der ultimativen Herausforderung des Radsports stellen.

Formula 1: Drive to Survive - Rivalitäten auf und neben der Rennstrecke

NeeeeeeEEEEEEEEeeeewm ‒ von der Boxengasse in der Küche vor den Fernseher. Für Fans von Motorsport und Rennaction ist "Formula 1: Drive to Survive" ein absolutes Muss. Die Serie nimmt uns mit hinter die Kulissen der Formel 1 und beleuchtet die intensiven Rivalitäten auf der Rennstrecke. Von der Hektik der Boxengasse bis zu den persönlichen Geschichten der Fahrer bietet die Serie einen faszinierenden Einblick in den Hochgeschwindigkeitssport und die menschlichen Emotionen, die damit verbunden sind.

Untold: Swamp Kings - Wenn Football-Träume wahr werden

In der Welt der Sportdokumentationen gibt es immer wieder unglaubliche Geschichten, Dramen und Wunder. Eine dieser Perlen ist die vierteilige Doku-Serie "Untold: Swamp Kings" auf Netflix. Hier wartert eine Reise in die aufregende Ära der 2000er-Jahre, als der legendäre Footballtrainer Urban Meyer die Florida Gators in eine wahre Siegermaschine verwandelte. Übrigens: "Untold" ist ein Format mit Sportdokumentarfilmen, die regelmäßig auf Netflix neu veröffentlicht werden.

Depp v. Heard: Der letzte Tanz (im Gerichtssaal)

Okay, mit Sport hat die neue Netflix-Serie "Depp v. Heard" erst einmal nichts zu tun. Dennoch kann man den Rechtsstreit zwischen Schauspieler Johnny Depp und Schauspielerin Amber Heard in gewisser Weise als Duell betrachten. Denn auch wenn es sich nicht um eine Sportdokumentation handelt, hat die Serie mit "The Last Dance" gemeinsam, dass sie den Vorhang hinter den Schlagzeilen lüftet und einen Blick auf die Auseinandersetzungen während und nach der Ehe der beiden wirft. Habt ihr noch weitere Empfehlungen für Sport-Dokus?

Bilder: Netflix, Harry Langdon/Getty Images

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https://www.serieslyawesome.tv/aehnliche-serien-wie-the-last-dance/feed/ 0 193961
Ähnliche Serien wie „Riverdale“ https://www.serieslyawesome.tv/aehnliche-serien-wie-riverdale/ https://www.serieslyawesome.tv/aehnliche-serien-wie-riverdale/#respond Sun, 30 Jul 2023 06:57:13 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=192897 Am 20. August ist es soweit: Das Serienfinale des Teenie-Dramas „Riverdale“ steht vor der Tür. Sieben Staffeln lang konnten die Fans in der Comic-Adaption mitverfolgen, wie Archie und seine Freunde die Geheimnisse ihrer Kleinstadt lüften, diverse Liebschaften eingehen und allerlei verrückte Jobs ausüben, die für ihr Alter mehr als fragwürdig sind. Obwohl die Serie mit ihren absurden Storylines eher zum Kopfschütteln anregt, werde ich die wöchentliche Dosis Nonsens doch irgendwie vermissen. Es ist also an der Zeit, sich nach Alternativen umzusehen.

Was macht „Riverdale“ aus?

„Riverdale“ ist wie ein Milchshake - in großen Mengen eher ungesund, in kleinen Portionen durchaus bekömmlich. Die lose an den Archie Comics angelehnte Serie verbindet spannendes Mystery-Drama mit klassischen Coming-of-Age-Elementen in stilvollem Look. Die Szenen sind ästhetisch ausgeleuchtet und die Ausstattung wirkt zeitlos. Filmfans können zahlreiche Anspielungen auf Klassiker entdecken und Musicalliebhaber:innen kommen in jeder Staffel in mindestens einer Folge auf ihre Kosten. Dass Veronica ihre eigene Spelunke betreibt und Archie in den Krieg ziehen muss, sind nur einige Beispiele dafür, dass man es hier mit dem Realismus nicht so genau nimmt. In der 6. Staffel gab es sogar einige übernatürliche Elemente. Mit der aktuellen Season, die in den 1950er Jahren spielt, hat sich die Serie wieder mehr auf die Charaktere und das Thema Erwachsenwerden konzentriert.

Serien, die ähnlich sind…

Chilling Adventures of Sabrina

Bleiben wir im „Riverdale“-Kosmos. Die düstere Neuinterpretation der jungen Hexe Sabrina Spellman (gespielt von Kiernan Shipka) basiert ebenfalls auf den Archie Comics und verbindet Horrorelemente mit den Herausforderungen des Erwachsenwerdens. Sabrina muss sich vor ihrem 16. Geburtstag entscheiden, ob sie sich ganz der Welt der Hexen verschreiben oder ein normales Leben führen will. Die deutlich fantasievollere Serie spielt im Nachbarort Greendale und brachte es auf vier Staffeln. In der sechsten Staffel von „Riverdale“ hatte sie sogar zwei Gastauftritte. Chilling Adventures of Sabrina „Chilling Adventures of Sabrina“ ist auf Netflix verfügbar.

Katy Keene

Die Figur der Katy Keene entstammt ebenfalls den Seiten der Archie Comics und tauchte erstmals in der vierten Staffel von „Riverdale“ auf. Katy (Lucy Hale) ist eine alte Freundin von Veronica und möchte in New York als Modedesignerin durchstarten. Trotz der Auftritte von „Riverdale“-Charakteren wie Josie McCoy kam die High-Fashion-Serie nicht gut an und wurde nach nur einer Staffel mit 13 Folgen wieder abgesetzt. Katy Keene „Katy Keene“ ist im kostenpflichtigen Stream u.a. bei Amazon Prime Video und AppleTV+ abrufbar.

Teen Wolf

Um Mystery und Freundschaft geht es auch in der Serienadaption der Filmreihe „Teen Wolf“ aus den 1980er Jahren. Im Mittelpunkt steht der Außenseiter Scott (Tyler Posey), der eines Nachts im Wald von einer seltsamen Kreatur angegriffen und gebissen wird. Fortan verwandelt er sich bei Vollmond in einen Werwolf. Neben dem Übernatürlichen thematisiert die Serie auch persönliche Herausforderungen wie Identitätsfindung, Liebe und Verlust. Nach sechs Staffeln wurde die Serie in diesem Jahr mit einem Film abgeschlossen. Teen Wolf „Teen Wolf“ ist auf Paramount+ verfügbar.

Outer Banks

In dem Actiondrama “Outer Banks” begibt sich eine Gruppe Jugendlicher in North Carolina auf Schatzsuche. Die Serie zeigt unbedarfte Teenager und Rivalitäten zwischen verfeindeten Gangs, die ein wenig an die Serpents aus Riverdale erinnern. Außerdem gibt es rebellische Jugendliche, die sich gegen die Erwachsenen auflehnen. Plus: Viel Sonne, Strand und gute Laune. Drei Staffeln sind bereits verfügbar, eine vierte ist in Arbeit. Outer Banks „Outer Banks“ ist auf Netflix abrufbar.

Pretty Little Liars

Von Riverdale nach Rosewood, dem fiktiven Ort der Mystery-Serie „Pretty Little Liars“, ist es nicht weit. Hier erhalten vier Teenager plötzlich mysteriöse Nachrichten von ihrer totgeglaubten Freundin. Auch hier wirken die Ereignisse und ständigen Wendungen an den Haaren herbeigezogen und die Auflösung nach der 7. Staffel scheint nicht alle zufrieden gestellt zu haben. Zahlreiche Spin-Offs wie „Ravenswood“ bieten zudem noch mehr Drama. „Pretty Little Liars“ steht auf Amazon Prime Video zum Abruf bereit.

The Archies

Fans dürfen sich auch auf den Musikfilm „The Archies“ freuen, der die Comic-Saga mit und von indischen Interpret:innen zeigt. Angesiedelt im Riverdale der 1960er Jahre geht es auch hier um Herzschmerz und jugendliche Rebellen, die ihren Gefühlen vor allem mit Gesangs- und Tanzeinlagen Ausdruck verleihen. Wer die Musical-Episoden in „Riverdale“ mochte, dürfte auch hier auf seine Kosten kommen. The Archies „The Archies“ ist ab dem 24. November auf Netflix verfügbar. Habt ihr sonst noch Empfehlungen?

Bilder: Netflix | The CW | MTV | ABC

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Am 20. August ist es soweit: Das Serienfinale des Teenie-Dramas „Riverdale“ steht vor der Tür. Sieben Staffeln lang konnten die Fans in der Comic-Adaption mitverfolgen, wie Archie und seine Freunde die Geheimnisse ihrer Kleinstadt lüften, diverse Liebschaften eingehen und allerlei verrückte Jobs ausüben, die für ihr Alter mehr als fragwürdig sind. Obwohl die Serie mit ihren absurden Storylines eher zum Kopfschütteln anregt, werde ich die wöchentliche Dosis Nonsens doch irgendwie vermissen. Es ist also an der Zeit, sich nach Alternativen umzusehen.

Was macht „Riverdale“ aus?

„Riverdale“ ist wie ein Milchshake - in großen Mengen eher ungesund, in kleinen Portionen durchaus bekömmlich. Die lose an den Archie Comics angelehnte Serie verbindet spannendes Mystery-Drama mit klassischen Coming-of-Age-Elementen in stilvollem Look. Die Szenen sind ästhetisch ausgeleuchtet und die Ausstattung wirkt zeitlos. Filmfans können zahlreiche Anspielungen auf Klassiker entdecken und Musicalliebhaber:innen kommen in jeder Staffel in mindestens einer Folge auf ihre Kosten. Dass Veronica ihre eigene Spelunke betreibt und Archie in den Krieg ziehen muss, sind nur einige Beispiele dafür, dass man es hier mit dem Realismus nicht so genau nimmt. In der 6. Staffel gab es sogar einige übernatürliche Elemente. Mit der aktuellen Season, die in den 1950er Jahren spielt, hat sich die Serie wieder mehr auf die Charaktere und das Thema Erwachsenwerden konzentriert.

Serien, die ähnlich sind…

Chilling Adventures of Sabrina

Bleiben wir im „Riverdale“-Kosmos. Die düstere Neuinterpretation der jungen Hexe Sabrina Spellman (gespielt von Kiernan Shipka) basiert ebenfalls auf den Archie Comics und verbindet Horrorelemente mit den Herausforderungen des Erwachsenwerdens. Sabrina muss sich vor ihrem 16. Geburtstag entscheiden, ob sie sich ganz der Welt der Hexen verschreiben oder ein normales Leben führen will. Die deutlich fantasievollere Serie spielt im Nachbarort Greendale und brachte es auf vier Staffeln. In der sechsten Staffel von „Riverdale“ hatte sie sogar zwei Gastauftritte. Chilling Adventures of Sabrina „Chilling Adventures of Sabrina“ ist auf Netflix verfügbar.

Katy Keene

Die Figur der Katy Keene entstammt ebenfalls den Seiten der Archie Comics und tauchte erstmals in der vierten Staffel von „Riverdale“ auf. Katy (Lucy Hale) ist eine alte Freundin von Veronica und möchte in New York als Modedesignerin durchstarten. Trotz der Auftritte von „Riverdale“-Charakteren wie Josie McCoy kam die High-Fashion-Serie nicht gut an und wurde nach nur einer Staffel mit 13 Folgen wieder abgesetzt. Katy Keene „Katy Keene“ ist im kostenpflichtigen Stream u.a. bei Amazon Prime Video und AppleTV+ abrufbar.

Teen Wolf

Um Mystery und Freundschaft geht es auch in der Serienadaption der Filmreihe „Teen Wolf“ aus den 1980er Jahren. Im Mittelpunkt steht der Außenseiter Scott (Tyler Posey), der eines Nachts im Wald von einer seltsamen Kreatur angegriffen und gebissen wird. Fortan verwandelt er sich bei Vollmond in einen Werwolf. Neben dem Übernatürlichen thematisiert die Serie auch persönliche Herausforderungen wie Identitätsfindung, Liebe und Verlust. Nach sechs Staffeln wurde die Serie in diesem Jahr mit einem Film abgeschlossen. Teen Wolf „Teen Wolf“ ist auf Paramount+ verfügbar.

Outer Banks

In dem Actiondrama “Outer Banks” begibt sich eine Gruppe Jugendlicher in North Carolina auf Schatzsuche. Die Serie zeigt unbedarfte Teenager und Rivalitäten zwischen verfeindeten Gangs, die ein wenig an die Serpents aus Riverdale erinnern. Außerdem gibt es rebellische Jugendliche, die sich gegen die Erwachsenen auflehnen. Plus: Viel Sonne, Strand und gute Laune. Drei Staffeln sind bereits verfügbar, eine vierte ist in Arbeit. Outer Banks „Outer Banks“ ist auf Netflix abrufbar.

Pretty Little Liars

Von Riverdale nach Rosewood, dem fiktiven Ort der Mystery-Serie „Pretty Little Liars“, ist es nicht weit. Hier erhalten vier Teenager plötzlich mysteriöse Nachrichten von ihrer totgeglaubten Freundin. Auch hier wirken die Ereignisse und ständigen Wendungen an den Haaren herbeigezogen und die Auflösung nach der 7. Staffel scheint nicht alle zufrieden gestellt zu haben. Zahlreiche Spin-Offs wie „Ravenswood“ bieten zudem noch mehr Drama. „Pretty Little Liars“ steht auf Amazon Prime Video zum Abruf bereit.

The Archies

Fans dürfen sich auch auf den Musikfilm „The Archies“ freuen, der die Comic-Saga mit und von indischen Interpret:innen zeigt. Angesiedelt im Riverdale der 1960er Jahre geht es auch hier um Herzschmerz und jugendliche Rebellen, die ihren Gefühlen vor allem mit Gesangs- und Tanzeinlagen Ausdruck verleihen. Wer die Musical-Episoden in „Riverdale“ mochte, dürfte auch hier auf seine Kosten kommen. The Archies „The Archies“ ist ab dem 24. November auf Netflix verfügbar. Habt ihr sonst noch Empfehlungen?

Bilder: Netflix | The CW | MTV | ABC

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Serientipp: Rough Diamonds (Netflix) https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-rough-diamonds-netflix/ https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-rough-diamonds-netflix/#respond Sat, 24 Jun 2023 16:18:02 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=191675 Auch wenn die Story an sich fiktiv ist (worauf Netflix am Ende des Abspanns noch einmal ganz explizit verweist), fusst sie auf vielen realen Wirklichkeiten, was mich dann natürlich wieder anspricht als jemand, der viel mit Antwerpen verbindet. Also: Antwerpen ist die Diamantenhauptstadt der Welt seit 1447 - damit wirbt die Stadt unter anderem. Hier werden Rohdiamanten, eben die "Rough Diamonds", gehandelt und geschliffen. "Lange Zeit war der Diamantenhandel stark von der ultraorthodoxen jüdischen Community dominiert. Man sprach Jiddisch und am Schabbat war die Diamantenbörse geschlossen", fasst es Christiane Laudage für die Jüdische Allgemeine perfekt zusammen. Bis zum letzten Jahrzehnt war Antwerpen die Heimat von über 80 Prozent des jährlichen weltweiten Handels mit ungeschliffenen Diamanten, und ein Großteil davon wurde von orthodoxen Haredi-Juden dominiert. Die Stadt war jahrhundertelang die Heimat einer großen jüdischen Bevölkerung, nachdem sie viele Juden aufgenommen hatte, die Spanien und Portugal im Zuge der Inquisition im 15. Jahrhundert verließen, darunter viele Diamantenhändler, denen die Arbeit in vielen anderen Branchen verwehrt blieb. Obwohl die Gemeinde durch den Holocaust dezimiert wurde, lebten in Antwerpen im Jahr 2018 mindestens 20.000 Juden, viele davon orthodoxe Haredi. In den letzten Jahren haben indische Familien die Kontrolle über bis zu drei Viertel der Antwerpener Diamantenindustrie übernommen. Auch dieser Konflikt wird in "Rough Diamonds" aufgenommen und sinnvoll in die Rahmenhandlung eingebaut. Wer mehr zur Historie erfahren möchte, kann bei Gabe Friedmans Artikel für Israel National News nachlesen.

Diamanten-Hauptstadt Antwerpen

Im Zentrum der Serie steht die Familie Wolfson, eine Gründungsfamilie des Antwerpener Diamantenhandels und entsprechend angesehen. Die Serie startet dann auch mit einem jüdischen Ritual, das Yanki Wolfson ausführt, ehe er sich in Ruhe ankleidet, auf den Weg ins Diamantenviertel macht, um dort ins Büro der Wolfsons zu gehen. Dort überwältigt er allerdings den Wachmann, um ihm die Waffe zu entreißen und Selbstmord zu begehen. Das trifft die Familie natürlich stark, nicht nur emotional, sondern auch was das Ansehen in der jüdischen Gemeinde angeht. Zur Beerdigung erscheint auch Noah Wolfson, der sich vor einigen Jahren von der orthodoxen Familie losgesagt hat und mit seinem Sohn in London lebt. Seine Schwiegermutter ist offensichtlich in schmutzige Geschäfte in London verwickelt, in die auch Noah bereits einbezogen wurde. Damit ist dann der Bogen bereitet für ein ganz spannendes Geflecht aus verschiedenen Einflussgrößen: Das jüdisch-orthodoxe Leben mit dem Widerpart Noah, die kriminellen Geschäfte von Noahs Schwiegermutter Kerra McCabe, die bald mit den Familienaktivitäten der Wolfsons indirekt verquickt werden, die indische Community, die sich im Diamantenviertel breit gemacht hat, dann die albanische Mafia, die die Rohdiamanten zur Geldwäsche nutzen wollen, und mit einem Zwischenhändler namens Matthias eine klassische Figur des zwielichtigen Geschäftsmanns. Überhaupt sind die Figuren ausgezeichnet angelegt und werden zudem im Laufe der acht Folgen toll entwickelt. Allen voran natürlich Noah Wolfson, gespielt von Kevin Janssens, einem der wenigen halbwegs bekannten Schauspieler:innen in dem Ensemble (kann man aus der belgischen Netflix-Serie "Undercover" kennen). Er hat sich vor Jahren von der Familie losgesagt, lebt ein normales leben und gerät jetzt zurück in die traditionellen, konservativen Strukturen der Familie. Dass er nicht im Guten gegangen ist, kann man sich vorstellen, und so brechen auch schnell verschiedene Konflikte auf, mit seinem Bruder Eli (großartig gespielt von Robbie Cleren), mit seinem Vater, seinem Cousin Benny Feldman, und natürlich mit seinem Glauben. Gerade diesen Punkt entwickeln die beiden israelischen Showrunner Rotem Shamir und Yuval Yefet richtig stark. Noah setzt äußerlich deutlich Zeichen, dass er nicht mehr mit dem orthodoxen Glauben verbunden ist, spricht aber in bestimmten Momenten doch Gebete mit oder lässt sich auf Rituale ein. "Die religiösen Werte und Beschränkungen sowie die Bräuche der Gemeinschaft bestimmen jede Handlung, die in dieser spannenden Serie stattfindet", befindet auch Jason Flatt für But Why Tho?. Die Showrunner wollten eine normale chassidische Familie so authentisch wie möglich darstellen, aber natürlich ist es eine Familie, die in Schwierigkeiten steckt, also ist es keine normale Situation, in der die Wolfsons versuchen zu überleben, wie es auch Gabe Friedman für Pittsburgh Jewish Chronicle beschreibt. Dabei gelingt es, in der jiddisch geprägten Serie antisemitische Stereotype zu vermeiden. Wie das Rotem Shamir und Yuval Yefet geschafft haben, darüber haben sie mit Lior Zaltzman für Kveller gesprochen - das Interview ist hier zu finden.

Ein Blick in die ultraorthodoxe jüdische Community

Insgesamt ist die Serie am wirkungsvollsten, wenn sie sich auf die Familie und die Folgen von Geheimnissen und Groll konzentriert. Die Showrunner waren bestrebt, eine differenzierte, humanisierende Darstellung einer Gemeinschaft zu präsentieren, die oft weitgehend abgeschottet ist aus der breiten Öffentlichkeit. Wie sie das genau geschafft haben und wie sie vorgegangen sind, darüber berichtet Amy Spiro in "The Times of Israel" ausführlich. An dieser Stelle nur soviel: Dass das alles kulturell passt, dafür standen die beiden Regisseure in Kontakt ultraorthodoxe Gemeinschaft Antwerpens, engagierten einen Jiddisch-Coach sowie einen kulturellen Berater, wie Gabe Friedman für St. Louis Jewish Light berichtet. Und Tatsächlich sich auch Mitglieder der orthodoxen Community in kleinen Rollen beteiligt, wie Dudu Fisher als Familienoberhaupt Ezra Wolfson oder Yona Elian als seine Ehefrau Sarah. Tatsächlich fällt nur die Besetzung der Ermittlungsbehörden vom Rest des Castings ab. Gerade bei den Krimielementen schwächelt "Rough Diamonds" leider ein wenig, droht im letzten Drittel sogar den Faden zu verlieren, rettet sich aber am Ende dank der wieder funktionierenden Verknüpfung mit der Familiengeschichte der Wolfsons. Da hat "Rough Diamonds" eine der wenigen Schwächen, vor allem leider auch bei Els Dottermans als Staatsanwältin Jo Smets, die wirklich sehr schwach agiert, was man im ansonsten starken Ensemble merkt. Ähnlich hat das Ben Biron Brauda für "The Jerusalem Post" festgestellt (der übrigens auch die Darstellung der ultraorthodoxen Strukturen lobt). Gut, dass an den anderen Stellen großer Wert auf Authentizität gelegt wurde.

Rough Diamonds: Originalversion mischt Jiddisch, Flämisch, Französisch und Englisch

Entsprechend fühlt sich auch alles echt an, wirkt nichts aufgesetzt - und übrigens auch nichts bewertend. Es geht um Werte wie Familie, Liebe, Freiheit. Und das im Spannungsfeld der ultraorthodoxen Familie, aber auch eben in der Welt von Noah - und in der Verbindung dazwischen. Die Frage "Wieviel Freiheit ist möglich oder nötig?" macht die Serie an mehreren Stellen auf, ohne sich auf die eine oder andere Seite zu schlagen. Die Figur des Noah hilft den Machern der Serie dabei, die Relevanz von Familie, Verpflichtungen und Loyalität zu betrachten. Er ist eine Figur außerhalb der Familie, fühlt sich aber immer noch allen verpflichtet, und geht dabei über praktisch alle Grenzen hinweg, um sie zu schützen. Die Showrunner machen dabei sogar noch die Frage auf, was Familie eigentlich bedeutet, speziell für Noah, der seine Familie in Antwerpen zurückgelassen hat, sich eine neue Familie in England aufgebaut hat und jetzt genau zwischen diesen Verpflichtungen steht. Welche Familie ist wie viel wert? Da entstehen auch tolle Momente wie die jüdische Hochzeit, der wir einfach für Minuten beiwohnen und miterleben. Oder Elis Bad zu Schabbes, wenn er sich unter Wasser begibt und ein gebet spricht und man nicht weiß, wie dieses Gebet ausgeht. Das ist ganz toll erzählt, gerade dann auch wieder aus der Perspektive der ultraorthodoxen Familie, die ihre Werte und Rituale lebt und im Alltag auch vor Herausforderungen gestellt wird, bei denen sie entscheiden muss, welchen Weg sie geht. Das besondere an "Rough Diamonds" ist dabei die ganze Zeit: Man bekommt einen sachlichen Blick auf die Kultur und die Haltung, ohne dass "Rough Dianmonds" verurteilt, entlarvt oder eben bewertet. Das ist bemerkenswert, tut der Serie gut und ist sicher mit ein Grund für den Erfolg der Netflix-Produktion, die es übrigens in der deutschen Synchronisation, aber natürlich auch im Original gibt, das man aber wirklich wollen muss. Denn da wird in der Familie jiddisch gesprochen, nach außen flämisch oder gar französisch, je nach Handlung natürlich auch Englisch. Das ist ganz spannend gemacht, weil das mitunter von Szene zu Szene wechselt und die Sprache der jeweiligen Situation angepasst ist. Ist es ein Dialog in der Familie? Spricht Noah mit seiner Familie? Spricht die Familie mit anderen Händlern? Spricht Noah mit seiner Schwiegermutter? je nach Moment wird eine andere Sprache genutzt. Wer sich damit intensiver beschäftigen möchte: Mosaic hat dazu einen großartigen Beitrag veröffentlicht. Für ein Re-Watch kann man sich das mal vornehmen, denke ich, wenn man also weiß, worum es so insgesamt geht. Über allem liegt praktisch die ganze Zeit ein dunkler Schatten, es geht um Intrigen, faule Geschäfte, Bestechung, Hinterhalte, mafiöse Strukturen und vieles mehr. Und trotzdem kommt "Rough Diamonds" nicht bedrückend daher, und ich habe mich gefragt, wie Rotem Shamir und Yuval Yefet das eigentlich machen. Ich glaube, es ist der Fokus auf die Familie, auf die Familienmitglieder, auf die Betonung der Werte, des Zusammenhalts, des Miteinanders. Das gelingt den beiden tatsächlich ganz hervorragend, hier ein anderes Gefühl zu erzeugen, als es die Beschreibung der bloßen Handlung vermuten lassen würde.

Bilder: Netflix

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Auch wenn die Story an sich fiktiv ist (worauf Netflix am Ende des Abspanns noch einmal ganz explizit verweist), fusst sie auf vielen realen Wirklichkeiten, was mich dann natürlich wieder anspricht als jemand, der viel mit Antwerpen verbindet. Also: Antwerpen ist die Diamantenhauptstadt der Welt seit 1447 - damit wirbt die Stadt unter anderem. Hier werden Rohdiamanten, eben die "Rough Diamonds", gehandelt und geschliffen. "Lange Zeit war der Diamantenhandel stark von der ultraorthodoxen jüdischen Community dominiert. Man sprach Jiddisch und am Schabbat war die Diamantenbörse geschlossen", fasst es Christiane Laudage für die Jüdische Allgemeine perfekt zusammen. Bis zum letzten Jahrzehnt war Antwerpen die Heimat von über 80 Prozent des jährlichen weltweiten Handels mit ungeschliffenen Diamanten, und ein Großteil davon wurde von orthodoxen Haredi-Juden dominiert. Die Stadt war jahrhundertelang die Heimat einer großen jüdischen Bevölkerung, nachdem sie viele Juden aufgenommen hatte, die Spanien und Portugal im Zuge der Inquisition im 15. Jahrhundert verließen, darunter viele Diamantenhändler, denen die Arbeit in vielen anderen Branchen verwehrt blieb. Obwohl die Gemeinde durch den Holocaust dezimiert wurde, lebten in Antwerpen im Jahr 2018 mindestens 20.000 Juden, viele davon orthodoxe Haredi. In den letzten Jahren haben indische Familien die Kontrolle über bis zu drei Viertel der Antwerpener Diamantenindustrie übernommen. Auch dieser Konflikt wird in "Rough Diamonds" aufgenommen und sinnvoll in die Rahmenhandlung eingebaut. Wer mehr zur Historie erfahren möchte, kann bei Gabe Friedmans Artikel für Israel National News nachlesen.

Diamanten-Hauptstadt Antwerpen

Im Zentrum der Serie steht die Familie Wolfson, eine Gründungsfamilie des Antwerpener Diamantenhandels und entsprechend angesehen. Die Serie startet dann auch mit einem jüdischen Ritual, das Yanki Wolfson ausführt, ehe er sich in Ruhe ankleidet, auf den Weg ins Diamantenviertel macht, um dort ins Büro der Wolfsons zu gehen. Dort überwältigt er allerdings den Wachmann, um ihm die Waffe zu entreißen und Selbstmord zu begehen. Das trifft die Familie natürlich stark, nicht nur emotional, sondern auch was das Ansehen in der jüdischen Gemeinde angeht. Zur Beerdigung erscheint auch Noah Wolfson, der sich vor einigen Jahren von der orthodoxen Familie losgesagt hat und mit seinem Sohn in London lebt. Seine Schwiegermutter ist offensichtlich in schmutzige Geschäfte in London verwickelt, in die auch Noah bereits einbezogen wurde. Damit ist dann der Bogen bereitet für ein ganz spannendes Geflecht aus verschiedenen Einflussgrößen: Das jüdisch-orthodoxe Leben mit dem Widerpart Noah, die kriminellen Geschäfte von Noahs Schwiegermutter Kerra McCabe, die bald mit den Familienaktivitäten der Wolfsons indirekt verquickt werden, die indische Community, die sich im Diamantenviertel breit gemacht hat, dann die albanische Mafia, die die Rohdiamanten zur Geldwäsche nutzen wollen, und mit einem Zwischenhändler namens Matthias eine klassische Figur des zwielichtigen Geschäftsmanns. Überhaupt sind die Figuren ausgezeichnet angelegt und werden zudem im Laufe der acht Folgen toll entwickelt. Allen voran natürlich Noah Wolfson, gespielt von Kevin Janssens, einem der wenigen halbwegs bekannten Schauspieler:innen in dem Ensemble (kann man aus der belgischen Netflix-Serie "Undercover" kennen). Er hat sich vor Jahren von der Familie losgesagt, lebt ein normales leben und gerät jetzt zurück in die traditionellen, konservativen Strukturen der Familie. Dass er nicht im Guten gegangen ist, kann man sich vorstellen, und so brechen auch schnell verschiedene Konflikte auf, mit seinem Bruder Eli (großartig gespielt von Robbie Cleren), mit seinem Vater, seinem Cousin Benny Feldman, und natürlich mit seinem Glauben. Gerade diesen Punkt entwickeln die beiden israelischen Showrunner Rotem Shamir und Yuval Yefet richtig stark. Noah setzt äußerlich deutlich Zeichen, dass er nicht mehr mit dem orthodoxen Glauben verbunden ist, spricht aber in bestimmten Momenten doch Gebete mit oder lässt sich auf Rituale ein. "Die religiösen Werte und Beschränkungen sowie die Bräuche der Gemeinschaft bestimmen jede Handlung, die in dieser spannenden Serie stattfindet", befindet auch Jason Flatt für But Why Tho?. Die Showrunner wollten eine normale chassidische Familie so authentisch wie möglich darstellen, aber natürlich ist es eine Familie, die in Schwierigkeiten steckt, also ist es keine normale Situation, in der die Wolfsons versuchen zu überleben, wie es auch Gabe Friedman für Pittsburgh Jewish Chronicle beschreibt. Dabei gelingt es, in der jiddisch geprägten Serie antisemitische Stereotype zu vermeiden. Wie das Rotem Shamir und Yuval Yefet geschafft haben, darüber haben sie mit Lior Zaltzman für Kveller gesprochen - das Interview ist hier zu finden.

Ein Blick in die ultraorthodoxe jüdische Community

Insgesamt ist die Serie am wirkungsvollsten, wenn sie sich auf die Familie und die Folgen von Geheimnissen und Groll konzentriert. Die Showrunner waren bestrebt, eine differenzierte, humanisierende Darstellung einer Gemeinschaft zu präsentieren, die oft weitgehend abgeschottet ist aus der breiten Öffentlichkeit. Wie sie das genau geschafft haben und wie sie vorgegangen sind, darüber berichtet Amy Spiro in "The Times of Israel" ausführlich. An dieser Stelle nur soviel: Dass das alles kulturell passt, dafür standen die beiden Regisseure in Kontakt ultraorthodoxe Gemeinschaft Antwerpens, engagierten einen Jiddisch-Coach sowie einen kulturellen Berater, wie Gabe Friedman für St. Louis Jewish Light berichtet. Und Tatsächlich sich auch Mitglieder der orthodoxen Community in kleinen Rollen beteiligt, wie Dudu Fisher als Familienoberhaupt Ezra Wolfson oder Yona Elian als seine Ehefrau Sarah. Tatsächlich fällt nur die Besetzung der Ermittlungsbehörden vom Rest des Castings ab. Gerade bei den Krimielementen schwächelt "Rough Diamonds" leider ein wenig, droht im letzten Drittel sogar den Faden zu verlieren, rettet sich aber am Ende dank der wieder funktionierenden Verknüpfung mit der Familiengeschichte der Wolfsons. Da hat "Rough Diamonds" eine der wenigen Schwächen, vor allem leider auch bei Els Dottermans als Staatsanwältin Jo Smets, die wirklich sehr schwach agiert, was man im ansonsten starken Ensemble merkt. Ähnlich hat das Ben Biron Brauda für "The Jerusalem Post" festgestellt (der übrigens auch die Darstellung der ultraorthodoxen Strukturen lobt). Gut, dass an den anderen Stellen großer Wert auf Authentizität gelegt wurde.

Rough Diamonds: Originalversion mischt Jiddisch, Flämisch, Französisch und Englisch

Entsprechend fühlt sich auch alles echt an, wirkt nichts aufgesetzt - und übrigens auch nichts bewertend. Es geht um Werte wie Familie, Liebe, Freiheit. Und das im Spannungsfeld der ultraorthodoxen Familie, aber auch eben in der Welt von Noah - und in der Verbindung dazwischen. Die Frage "Wieviel Freiheit ist möglich oder nötig?" macht die Serie an mehreren Stellen auf, ohne sich auf die eine oder andere Seite zu schlagen. Die Figur des Noah hilft den Machern der Serie dabei, die Relevanz von Familie, Verpflichtungen und Loyalität zu betrachten. Er ist eine Figur außerhalb der Familie, fühlt sich aber immer noch allen verpflichtet, und geht dabei über praktisch alle Grenzen hinweg, um sie zu schützen. Die Showrunner machen dabei sogar noch die Frage auf, was Familie eigentlich bedeutet, speziell für Noah, der seine Familie in Antwerpen zurückgelassen hat, sich eine neue Familie in England aufgebaut hat und jetzt genau zwischen diesen Verpflichtungen steht. Welche Familie ist wie viel wert? Da entstehen auch tolle Momente wie die jüdische Hochzeit, der wir einfach für Minuten beiwohnen und miterleben. Oder Elis Bad zu Schabbes, wenn er sich unter Wasser begibt und ein gebet spricht und man nicht weiß, wie dieses Gebet ausgeht. Das ist ganz toll erzählt, gerade dann auch wieder aus der Perspektive der ultraorthodoxen Familie, die ihre Werte und Rituale lebt und im Alltag auch vor Herausforderungen gestellt wird, bei denen sie entscheiden muss, welchen Weg sie geht. Das besondere an "Rough Diamonds" ist dabei die ganze Zeit: Man bekommt einen sachlichen Blick auf die Kultur und die Haltung, ohne dass "Rough Dianmonds" verurteilt, entlarvt oder eben bewertet. Das ist bemerkenswert, tut der Serie gut und ist sicher mit ein Grund für den Erfolg der Netflix-Produktion, die es übrigens in der deutschen Synchronisation, aber natürlich auch im Original gibt, das man aber wirklich wollen muss. Denn da wird in der Familie jiddisch gesprochen, nach außen flämisch oder gar französisch, je nach Handlung natürlich auch Englisch. Das ist ganz spannend gemacht, weil das mitunter von Szene zu Szene wechselt und die Sprache der jeweiligen Situation angepasst ist. Ist es ein Dialog in der Familie? Spricht Noah mit seiner Familie? Spricht die Familie mit anderen Händlern? Spricht Noah mit seiner Schwiegermutter? je nach Moment wird eine andere Sprache genutzt. Wer sich damit intensiver beschäftigen möchte: Mosaic hat dazu einen großartigen Beitrag veröffentlicht. Für ein Re-Watch kann man sich das mal vornehmen, denke ich, wenn man also weiß, worum es so insgesamt geht. Über allem liegt praktisch die ganze Zeit ein dunkler Schatten, es geht um Intrigen, faule Geschäfte, Bestechung, Hinterhalte, mafiöse Strukturen und vieles mehr. Und trotzdem kommt "Rough Diamonds" nicht bedrückend daher, und ich habe mich gefragt, wie Rotem Shamir und Yuval Yefet das eigentlich machen. Ich glaube, es ist der Fokus auf die Familie, auf die Familienmitglieder, auf die Betonung der Werte, des Zusammenhalts, des Miteinanders. Das gelingt den beiden tatsächlich ganz hervorragend, hier ein anderes Gefühl zu erzeugen, als es die Beschreibung der bloßen Handlung vermuten lassen würde.

Bilder: Netflix

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Serientipp: „American Born Chinese“ (Disney+) https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-american-born-chinese-disney/ https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-american-born-chinese-disney/#respond Thu, 08 Jun 2023 08:06:56 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=190960

American Born Chinese: Jede Folge übernimmt ein:e andere:r Regisseur:in

Dabei lohnt es sich gleich, dazuzusagen, dass man der Serie etwas Zeit geben muss. Der eine oder andere wendet sich vielleicht nach zwei oder drei Folgen etwas gelangweilt ab, weil die Serie nicht so richtig in Fahrt zu kommen scheint. Die ersten Folgen haben viel von Teenager-Serie der klassischen US-amerikanischen Machart, immerhin ein bisschen Witz, aber letztlich doch wenig Überraschendes. Aber genau dieser Einstieg ist wichtig, weil er zeigt, wie relevant es für Hauptfigur Jin Wang ist, ein normales Leben in einer klassischen amerikanischen Highschool führen zu können: „Ich möchte einfach ein normaler Typ sein, der normale Dinge tut“, sagt er gleich zu Beginn, doch die Chance gibt ihm weder die US-amerikanische Gesellschaft - noch diese Serie. Regisseur Destin Daniel Cretton ("Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings") führt uns trotzdem erstmal gemütlich in das Setting ein, stellt uns Hauptfigur Jin (gespielt von Ben Wang, "Search Party", "MacGyver") vor, der irgendwie zwischen allem hängt, aber nirgendwo so richtig dazugehört. Das möchte er ändern, doch da kommt ihm Wei-Chen (Jimmy Lui, "The Farewell") dazwischen, der als neuer Mitschüler von der Direktorin gleich mal Jin zugeordnet wird - "weil Ihr doch so viel gemeinsam habt" - ein erster Anklang zum großen Themenkomplex Rollenbilder, Vorurteile und Alltagsrassismus, den sich "American Born Chinese" vorgenommen hat. Schonmal vorab: "American Born Chinese" macht das immer wieder mal zum Thema, ohne damit zu nerven (wie es manchmal in "Atlanta" der Fall war) oder es zu übertreiben. Es ist wohldosiert und perfekt eingesetzt, an den richtigen Stellen im Laufe der Handlung. Zurück zu Jin und Wei-Chen: Beide stehen auf die Kugo Ren Saga, haben aber sonst tatsächlich gar nicht viel gemeinsam. Trotzdem sind sie erstmal miteinander verbunden; durch die Verkettung unglücklicher Umstände passiert Jin ein Missgeschick, das gleich viral geht. Der Konflikt auf der Erzählebene Teeniedrama ist gesetzt. Dann ist Regisseur Dinh Thai ("The Good Doctor") an der Reihe - er führt weitere Personen ein und hat gleich eine schöne Geschichte mit Jins Vater Simon parat, der seinen Chef eigentlich auf eine Beförderung ansprechen möchte, sich letztlich aber lieber in sein Auto zurückzieht, um voll aufgedreht Bon Jovi zu hören - nichtsahnend, dass ihn sein Chef dabei beobachtet, der selbst großer Bon Jovi-Fan ist. Die Autoszene und der darauf folgende Dialog zwischen den beiden ist für mich direkt eines der Highlights der Anfangsphase. Dann geht's weiter mit Regisseur Dennis Liu ("Netflix' Raising Dion"), der den Übergang schafft zur chinesischen Märchenwelt. Guanyin, die Göttin der Barmherzigkeit, gespielt von Oscar-Preisträgerin Michelle Yeoh, tritt gegen Bull Demon an, dem es gelingt, den Stab von Sun Wukong (Daniel Wu, "Westworld", "Into the Badlands") zu stehlen, dem Vater von Wei-Chen. Erwähnt werden muss an dieser Stelle der tolle Score von Wendy Wang, die die perfekte Mischung und den richtigen Ton in praktisch jedem Moment trifft. Der Score unterstützt das Visuelle perfekt und bildet eine tolle Einheit - ein wichtiger Faktor beim Gesamtvergnügen "American Born Chinese". Wer reinhören möchte - hier kommt der Score als Playlist. Außerdem gibt's noch zahlreiche Songs drumherum, die ebenfalls ausgezeichnet ausgesucht und zusammengestellt sind, zum Beispiel von der großen taiwanesischen Sängerin Teresa Teng - und natürlich von Jon Bon Jovi. Wer da reinhören möchte - hier gibt's eine Sammlung aller Songs aus den acht Folgen (jeweils zwischen 29 und 43 Minuten lang): Wer aufgepasst hat, der wird feststellen, dass bis jetzt bei meiner Aufzählung in jeder Folge ein anderer Regisseur am Werk war. Und das bleibt grundsätzlich auch so, was ganz clever von Showrunner Kelvin Yu eingefädelt ist, denn er hat sich für jede Facette der Serie einen echten Experten an Bord geholt, der sich mit dem jeweiligen Schwerpunkt der Folge bestens auskennt. In keiner Folge wird das deutlicher als in Folge 4 ("Make a Splash"), die für mich der absolute Höhepunkt der Staffel ist. Peng Zhang, vor allem bekannt als Fight und Stunt Coordinator für Filme wie "Marvel's Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings", "Ant-Man" oder "47 Ronin", darf hier loslegen und präsentiert uns eine Bottleneck-Episode vom Allerfeinsten. Sie führt uns komplett in die mysitsche Welt des Affenkönigs und erzählt uns viele Hintergründe zur mystischen Märchenebene der Serie. Dabei nimmt sie Charakteristik, Optik und Erzählweise der Geschichte von klassischen chinesischen Produktionen auf, wirkt an vielen Stellen ähnlich simpel, aufgedreht, laut, hat einen ausgeprägten Wuxia-Einschlag (wie auch fast alle anderen Folgen in unterschiedlich starker Ausprägung) - und macht einfach großen Spaß. Dazukommt die starke Cinematography von Brett Pawlak und Alan Poon. Überhaupt Wuxia: Die Charaktere stolpern flink an Wänden hoch und wirbeln schwerelos durch die Luft, während sie an Schauplätzen gegeneinander antreten, die von einer purpurroten Wiese im Himmlischen Reich bis in eine schmutzige Bowlinghalle reichen, verteilt über alle Folgen hinweg. Zurück zu Folge 4: Sie präsentiert die Ursprünge von Bull Demons Konflikt mit Sun Wukong – der auf einen Vorfall beim "Sublime Banquet of Immortal Peaches" vor tausenden von Jahren zurückzuführen war – erzählt eben als raffiniertes chinesisches Drama im Stil der 70er Jahre, komplett mit einem wirklich groovigen Titelsong („Er ist nur ein Affe auf der Suche nach einer Party/ Heute Abend wird er verrückt/ Zeit, für Furore zu sorgen“). Die komplette Haupterzählung von Folge 4 ist auf Mandarin, so dass man gut damit beschäftigt ist, im unteren Bereich mitzulesen, dass mindert den Spaß an der Folge aber praktisch gar nicht. Für mich eine Highlight-Folge des bisherigen Serienjahres! Damit hat die Serie ihr angemessenes Tempo gefunden, geht munter voran, die Teenie-Dramaebene tritt immer weiter in den Hintergrund, stattdessen fokussiert sich "American Born Chinese" einerseits auf die Elemente des Volksmärchens, andererseits auf den Konflikt, den Einwandererfamilien in der US-amerikanischen Gesellschaft zu durchleben haben. Die restlichen Folgen dürfen Johnson Cheng ("The Chi"), Lucy Liu (ja, die Schauspielerin aus "Ally McBeal"), Erin O'Malley ("New Girl") und nochmal Destin Daniel Cretton, der die Pilotfolge schon inszeniert hatte, übernehmen. Erin O'Malleys Folge 7 ist dabei eine weitere Empfehlung, denn hier zieht die Regisseurin eine weitere Erzählebene ein. Oscar-Preisträger Ke Huy Quan ist Jamie Yao als Freddy Wong - eine unfallgefährdete Figur in der fiktiven Sitcom "Beyond Repair". Ke Huy Quan hat hier einen bewegenden Moment, wenn er darüber spricht, wie schwierig es für Schauspieler:innen mit Migrationshintergrund ist, da sie auf bestimmte Rollen festgelegt werden. Ein Blick in seine Sitcom zeigt - Freddy Wong wird hier mit so vielen Stereotypen überhäuft - vom chinesischen Akzent bis zum Bowl-Cut - dass es schon weh tut. „Die einzigen Rollen, die mir angeboten wurden, waren Nerds und Nachbarn“, sagt er. „Und manchmal Ninjas.“ Dabei zeigt Ke Huy Quan eine ganz ernste Seite - und bekommt im Prinzip zu wenig Screentime in der Serie. Aber: "American Born Chinese" ist an dieser Stelle gerade schon so sehr in Fahrt, dass sich alle auf den kern der Story fokussieren. Erin O'Malley verbindet zusammen mit Autorin Lana Cho ("Minority Report", "Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast") diese Erzählebene mit der Hauptebene, in der Folge verschwimmen nicht mehr nur die Märchenwelt und die reale Welt, sondern auch die fiktive Fernsehwelt der 90er Jahre Sitcom miteinander. Parallel haben Jins Eltern Simon und Christine einen wichtigen Moment, als sie ins Zimmer der Schulleiterin der Highschool gerufen werden und dort über Jins Fehlverhalten sprechen sollen. Das Gespräch wendet sich dann aber ganz überraschend: Simon ertappt die Schulleiterin bei der Auslegung ihrer stupiden Rollenbilder, ihrem Alltagsrassismus und ihrer Konformität von in Seminaren gelernten Vorgehensweisen. Ein toller Erzählmoment, zudem stark inszeniert con Erin O'Malley. Ich mag es - und das wird an dieser Stelle der Folge ganz besonders deutlich -, dass "American Born Chinese" nicht versucht, hier besonders aufklärerisch zu wirken und mit gehobenem Zeigefinger alles bis ins Letzte zu erklären: Sie stellt vielmehr nüchtern dar und lässt die Zuschauer:innen mit- und weiterdenken - der exakt richtige Ansatz. Am Ende wird's dann wieder richtig bunt und drcheinander, ein würdiger Abschluss unter acht sehr unterhaltsamen Folgen, die "American Born Chinese" zu einer der wichtigen Serien des Jahres für mich machen, Cliffhanger inklusive. Mein Tipp: Nicht vom gemächlichen, seichten Einstieg vergraulen lassen, sondern konsequent durchhalten und jede Menge Spaß haben.

Bilder: Disney

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American Born Chinese: Jede Folge übernimmt ein:e andere:r Regisseur:in

Dabei lohnt es sich gleich, dazuzusagen, dass man der Serie etwas Zeit geben muss. Der eine oder andere wendet sich vielleicht nach zwei oder drei Folgen etwas gelangweilt ab, weil die Serie nicht so richtig in Fahrt zu kommen scheint. Die ersten Folgen haben viel von Teenager-Serie der klassischen US-amerikanischen Machart, immerhin ein bisschen Witz, aber letztlich doch wenig Überraschendes. Aber genau dieser Einstieg ist wichtig, weil er zeigt, wie relevant es für Hauptfigur Jin Wang ist, ein normales Leben in einer klassischen amerikanischen Highschool führen zu können: „Ich möchte einfach ein normaler Typ sein, der normale Dinge tut“, sagt er gleich zu Beginn, doch die Chance gibt ihm weder die US-amerikanische Gesellschaft - noch diese Serie. Regisseur Destin Daniel Cretton ("Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings") führt uns trotzdem erstmal gemütlich in das Setting ein, stellt uns Hauptfigur Jin (gespielt von Ben Wang, "Search Party", "MacGyver") vor, der irgendwie zwischen allem hängt, aber nirgendwo so richtig dazugehört. Das möchte er ändern, doch da kommt ihm Wei-Chen (Jimmy Lui, "The Farewell") dazwischen, der als neuer Mitschüler von der Direktorin gleich mal Jin zugeordnet wird - "weil Ihr doch so viel gemeinsam habt" - ein erster Anklang zum großen Themenkomplex Rollenbilder, Vorurteile und Alltagsrassismus, den sich "American Born Chinese" vorgenommen hat. Schonmal vorab: "American Born Chinese" macht das immer wieder mal zum Thema, ohne damit zu nerven (wie es manchmal in "Atlanta" der Fall war) oder es zu übertreiben. Es ist wohldosiert und perfekt eingesetzt, an den richtigen Stellen im Laufe der Handlung. Zurück zu Jin und Wei-Chen: Beide stehen auf die Kugo Ren Saga, haben aber sonst tatsächlich gar nicht viel gemeinsam. Trotzdem sind sie erstmal miteinander verbunden; durch die Verkettung unglücklicher Umstände passiert Jin ein Missgeschick, das gleich viral geht. Der Konflikt auf der Erzählebene Teeniedrama ist gesetzt. Dann ist Regisseur Dinh Thai ("The Good Doctor") an der Reihe - er führt weitere Personen ein und hat gleich eine schöne Geschichte mit Jins Vater Simon parat, der seinen Chef eigentlich auf eine Beförderung ansprechen möchte, sich letztlich aber lieber in sein Auto zurückzieht, um voll aufgedreht Bon Jovi zu hören - nichtsahnend, dass ihn sein Chef dabei beobachtet, der selbst großer Bon Jovi-Fan ist. Die Autoszene und der darauf folgende Dialog zwischen den beiden ist für mich direkt eines der Highlights der Anfangsphase. Dann geht's weiter mit Regisseur Dennis Liu ("Netflix' Raising Dion"), der den Übergang schafft zur chinesischen Märchenwelt. Guanyin, die Göttin der Barmherzigkeit, gespielt von Oscar-Preisträgerin Michelle Yeoh, tritt gegen Bull Demon an, dem es gelingt, den Stab von Sun Wukong (Daniel Wu, "Westworld", "Into the Badlands") zu stehlen, dem Vater von Wei-Chen. Erwähnt werden muss an dieser Stelle der tolle Score von Wendy Wang, die die perfekte Mischung und den richtigen Ton in praktisch jedem Moment trifft. Der Score unterstützt das Visuelle perfekt und bildet eine tolle Einheit - ein wichtiger Faktor beim Gesamtvergnügen "American Born Chinese". Wer reinhören möchte - hier kommt der Score als Playlist.
Außerdem gibt's noch zahlreiche Songs drumherum, die ebenfalls ausgezeichnet ausgesucht und zusammengestellt sind, zum Beispiel von der großen taiwanesischen Sängerin Teresa Teng - und natürlich von Jon Bon Jovi. Wer da reinhören möchte - hier gibt's eine Sammlung aller Songs aus den acht Folgen (jeweils zwischen 29 und 43 Minuten lang):
Wer aufgepasst hat, der wird feststellen, dass bis jetzt bei meiner Aufzählung in jeder Folge ein anderer Regisseur am Werk war. Und das bleibt grundsätzlich auch so, was ganz clever von Showrunner Kelvin Yu eingefädelt ist, denn er hat sich für jede Facette der Serie einen echten Experten an Bord geholt, der sich mit dem jeweiligen Schwerpunkt der Folge bestens auskennt. In keiner Folge wird das deutlicher als in Folge 4 ("Make a Splash"), die für mich der absolute Höhepunkt der Staffel ist. Peng Zhang, vor allem bekannt als Fight und Stunt Coordinator für Filme wie "Marvel's Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings", "Ant-Man" oder "47 Ronin", darf hier loslegen und präsentiert uns eine Bottleneck-Episode vom Allerfeinsten. Sie führt uns komplett in die mysitsche Welt des Affenkönigs und erzählt uns viele Hintergründe zur mystischen Märchenebene der Serie. Dabei nimmt sie Charakteristik, Optik und Erzählweise der Geschichte von klassischen chinesischen Produktionen auf, wirkt an vielen Stellen ähnlich simpel, aufgedreht, laut, hat einen ausgeprägten Wuxia-Einschlag (wie auch fast alle anderen Folgen in unterschiedlich starker Ausprägung) - und macht einfach großen Spaß. Dazukommt die starke Cinematography von Brett Pawlak und Alan Poon. Überhaupt Wuxia: Die Charaktere stolpern flink an Wänden hoch und wirbeln schwerelos durch die Luft, während sie an Schauplätzen gegeneinander antreten, die von einer purpurroten Wiese im Himmlischen Reich bis in eine schmutzige Bowlinghalle reichen, verteilt über alle Folgen hinweg. Zurück zu Folge 4: Sie präsentiert die Ursprünge von Bull Demons Konflikt mit Sun Wukong – der auf einen Vorfall beim "Sublime Banquet of Immortal Peaches" vor tausenden von Jahren zurückzuführen war – erzählt eben als raffiniertes chinesisches Drama im Stil der 70er Jahre, komplett mit einem wirklich groovigen Titelsong („Er ist nur ein Affe auf der Suche nach einer Party/ Heute Abend wird er verrückt/ Zeit, für Furore zu sorgen“). Die komplette Haupterzählung von Folge 4 ist auf Mandarin, so dass man gut damit beschäftigt ist, im unteren Bereich mitzulesen, dass mindert den Spaß an der Folge aber praktisch gar nicht. Für mich eine Highlight-Folge des bisherigen Serienjahres! Damit hat die Serie ihr angemessenes Tempo gefunden, geht munter voran, die Teenie-Dramaebene tritt immer weiter in den Hintergrund, stattdessen fokussiert sich "American Born Chinese" einerseits auf die Elemente des Volksmärchens, andererseits auf den Konflikt, den Einwandererfamilien in der US-amerikanischen Gesellschaft zu durchleben haben. Die restlichen Folgen dürfen Johnson Cheng ("The Chi"), Lucy Liu (ja, die Schauspielerin aus "Ally McBeal"), Erin O'Malley ("New Girl") und nochmal Destin Daniel Cretton, der die Pilotfolge schon inszeniert hatte, übernehmen. Erin O'Malleys Folge 7 ist dabei eine weitere Empfehlung, denn hier zieht die Regisseurin eine weitere Erzählebene ein. Oscar-Preisträger Ke Huy Quan ist Jamie Yao als Freddy Wong - eine unfallgefährdete Figur in der fiktiven Sitcom "Beyond Repair". Ke Huy Quan hat hier einen bewegenden Moment, wenn er darüber spricht, wie schwierig es für Schauspieler:innen mit Migrationshintergrund ist, da sie auf bestimmte Rollen festgelegt werden. Ein Blick in seine Sitcom zeigt - Freddy Wong wird hier mit so vielen Stereotypen überhäuft - vom chinesischen Akzent bis zum Bowl-Cut - dass es schon weh tut. „Die einzigen Rollen, die mir angeboten wurden, waren Nerds und Nachbarn“, sagt er. „Und manchmal Ninjas.“ Dabei zeigt Ke Huy Quan eine ganz ernste Seite - und bekommt im Prinzip zu wenig Screentime in der Serie. Aber: "American Born Chinese" ist an dieser Stelle gerade schon so sehr in Fahrt, dass sich alle auf den kern der Story fokussieren. Erin O'Malley verbindet zusammen mit Autorin Lana Cho ("Minority Report", "Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast") diese Erzählebene mit der Hauptebene, in der Folge verschwimmen nicht mehr nur die Märchenwelt und die reale Welt, sondern auch die fiktive Fernsehwelt der 90er Jahre Sitcom miteinander. Parallel haben Jins Eltern Simon und Christine einen wichtigen Moment, als sie ins Zimmer der Schulleiterin der Highschool gerufen werden und dort über Jins Fehlverhalten sprechen sollen. Das Gespräch wendet sich dann aber ganz überraschend: Simon ertappt die Schulleiterin bei der Auslegung ihrer stupiden Rollenbilder, ihrem Alltagsrassismus und ihrer Konformität von in Seminaren gelernten Vorgehensweisen. Ein toller Erzählmoment, zudem stark inszeniert con Erin O'Malley. Ich mag es - und das wird an dieser Stelle der Folge ganz besonders deutlich -, dass "American Born Chinese" nicht versucht, hier besonders aufklärerisch zu wirken und mit gehobenem Zeigefinger alles bis ins Letzte zu erklären: Sie stellt vielmehr nüchtern dar und lässt die Zuschauer:innen mit- und weiterdenken - der exakt richtige Ansatz. Am Ende wird's dann wieder richtig bunt und drcheinander, ein würdiger Abschluss unter acht sehr unterhaltsamen Folgen, die "American Born Chinese" zu einer der wichtigen Serien des Jahres für mich machen, Cliffhanger inklusive. Mein Tipp: Nicht vom gemächlichen, seichten Einstieg vergraulen lassen, sondern konsequent durchhalten und jede Menge Spaß haben.

Bilder: Disney

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https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-american-born-chinese-disney/feed/ 0 190960
Ähnliche Serien wie „Barry“ https://www.serieslyawesome.tv/aehnliche-serien-wie-barry/ https://www.serieslyawesome.tv/aehnliche-serien-wie-barry/#respond Sun, 04 Jun 2023 11:21:38 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=190799 Vor genau einer Woche lief die letzte Folge von "Barry". Nach Serienfinals fällt man mitunter in ein kleines Loch und fühlt eine gewisse Leere. "Barry" war auf seine Art recht einzigartig, was die Mischung verschiedener Elemente anbelangt, aber es gibt durchaus Serien, die Inhalte oder Charakterzüge mit der Produktion von Bill Hader gemeinsam haben. Ich habe mich mal auf die Suche nach Serien gemacht, die man anschauen könnte, wenn einem "Barry" gut gefallen hat.

"Killing Eve"

Die Serie von Phoebe Waller-Bridge ("Fleabag") ist meiner Meinung nach die passendste Alternative zu "Barry" - glücklicherweise mittlerweile auch über Netflix oder die ZDFmediathek in Deutschland zu sehen. Vielleicht sehe ich die vielen Parallelen aber auch nur, weil ich tatsächlich parallel zur letzten Staffel "Barry" sowie meinem Rewatch-Review die britische Serie nachhole. Eine Person, die professionell Leute umbringt und Aufträge von einem bärtigen Mann erhält, der sie besuchen kommt?! Das wäre schon einmal eine extreme inhaltliche Parallele. Hinzu kommt, dass auch "Killing Eve" mit amüsanten Szenen aufwarten kann. Auch ist das Schauspiel gut und die Cinematography ist zumindest überdurchschnittlich. Allerdings fühlt sich die Serie ein bisschen schwerer und ernster an, driftet zudem deutlich mehr in Liebes-Situationen ab. Aber insgesamt ähnlich empfehlenswert!

"DEXTER"

Die Aufmachung des Titels mit einem kurzen Namen in großen Lettern, der die mörderische Hauptfigur mit parasozialen Problemen bezeichnet, wird spätestens dann zur Beinahe-Kopie, wenn man bemerkt, dass Bill Hader sogar Dexter-Morgan-Darsteller Michael C. Hall ähnelt. Natürlich ist "Barry" deutlich mehr als eine Saturday-Night-Live-Parodie, aber die Parallelen sind unbestreitbar. Erst recht, wenn Barry sich ein dunkles Top und schwarze Handschuhe anzieht. In gewisser Weise eint die beiden Serien auch das Schauspiel - nur ist Barry darin zu Beginn EXTREM holzfüßig unterwegs während Dexter zumindest im Aufrechterhalten seiner normalen Alltagsfassade von Beginn an glaubhaft vorspielen kann. Natürlich besitzen beide Serien komplett andere Ausrichtungen und Stimmungen, aber der Charakter selbst ähnelt schon sehr. "DEXTER" kann man aktuell über RTL+ und Paramount+ anschauen. [php function=1]

"Mr Inbetween"

Eine Serie, die ich persönlich bis zu meiner Recherche für diese Liste selbst noch nicht kannte, ist "Mr Inbetween". Die Serie von und mit Scott Ryan in der Hauptrolle erzählt von Hitman Ray und der schweren Aufgabe, das Mörderische und seine Wutausbrüche mit seinem Privatleben als Vater und Bruder eines Sterbenskranken zu meistern. Da die australische Produktion als "Dark Comedy" angepriesen wird, kann die Grundausrichtung schon passen, was den Bezug zu "Barry" anbelangt und die IMDb-Bewertung von 8,6 ist jetzt auch nicht verkehrt. Alle drei Staffeln von "Mr Inbetween" mit insgesamt gerade mal 26 etwa halbstündigen Episoden kann man in Deutschland über Disney+ sehen.

"Fargo"

Bei der Serienadaption zu "Fargo" ist es recht schwer, eine dichte Parallele zu "Barry" zu ziehen, da die Anthologie-Serie recht unterschiedliche Ausformungen im Zuge ihrer bislang vier Staffeln angenommen hat. Was aber fast immer und vor allem zu Beginn stark gegeben ist, ist der Mut zu trocken dargebotenen Absurditäten. Gerade diese pointierte Gewaltdarstellung ähnelt der in "Barry" schon sehr. Auch haben einige Figuren einen ähnlich überzeichneten Charakter wie zum Beispiel No-Ho Hank. "Fargo" könnt ihr bei Amazon Prime Video (Partnerlink) sehen, komplett in OV auch über joyn, MGM+ oder MagentaTV.

"Get Shorty"

Noch eine Serie, die ich (bislang) nicht gesehen habe, aber augenscheinlich Parallelen zu "Barry" besitzt, ist "Get Shorty". Auch hierbei handelt es sich um die Adaption eines erfolgreichen Filmes. Anstelle von John Travolta, Gene Hackman und Danny DeVito im 1995er Film "Schnappt Shorty" bekommen wir hier unter anderem Chris O'Dowd ("The IT Crowd", "The Big Door Prize") und Ray Romano ("Alle lieben Raymond") zu sehen. Ersterer spielt einen Mafiosi, der Hollywood-Produzent werden will und zwischen Kriminal- und Glamour-Welt schreitet. Das erinnert schon sehr an das Hollywood-Kritische, das wir in "Barry" auch verstärkt zu sehen bekommen haben. Die zwischen 2017 und 2019 veröffentlichten drei Staffeln von "Get Shorty" könnt ihr nach momentanem Stand über MGM+ und MagentaTV streamen.

"Happy!"

"Happy!"? Nun ja, an sich ist die Serie zu fantasievoll und blutig im Vergleich zu "Barry", aber ja, ein Mann mit psychischen Problemen, der Leute umbringt - das passt. Und immerhin ist Patrick Fischler in beiden Serien zu sehen. Absurdität und Kriminalität gehen hier auch Hand in Hand, aber tatsächlich ist das eher ein sehr ferner Verwandter. Aber sie ist eben auch ähnlich einzigartig wie "Barry", so dass sie dann doch einen Platz in der Liste verdient hat, finde ich. Beide Staffeln von "Happy!" gibt es auf Netflix. [php function=2]

Was fehlt?

"Better Call Saul" wird an manchen Stellen genannt, ist meiner Meinung nach aber eher unpassend für eine solche Liste. Das ist allgemein zu ernst und seriös gehalten, strahlt eine ganz andere Atmosphäre aus (auch wenn "Barry" in der zweiten Serienhälfte durchaus Parallelen aufbaut). Kurios, weil ich "Barry" damals doch tatsächlich in meinem "Ähnliche Serien wie 'Better Call Saul'"-Beitrag aufgeführt hatte... "Patriot" wird teilweise noch genannt, weil darin ein von PTSD geplagter Agent versucht, sich in das Schreiben von Folk-Songs zu flüchten. Habe ich aber nie gesehen und wirkt nicht so ganz, als hätte es eine ähnliche "Farbe" wie "Barry". Habt ihr noch Vorschläge, welche Serien ähnlich zu "Barry" sind? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

Titelbild-Teil: HBO

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Vor genau einer Woche lief die letzte Folge von "Barry". Nach Serienfinals fällt man mitunter in ein kleines Loch und fühlt eine gewisse Leere. "Barry" war auf seine Art recht einzigartig, was die Mischung verschiedener Elemente anbelangt, aber es gibt durchaus Serien, die Inhalte oder Charakterzüge mit der Produktion von Bill Hader gemeinsam haben. Ich habe mich mal auf die Suche nach Serien gemacht, die man anschauen könnte, wenn einem "Barry" gut gefallen hat.

"Killing Eve"

Die Serie von Phoebe Waller-Bridge ("Fleabag") ist meiner Meinung nach die passendste Alternative zu "Barry" - glücklicherweise mittlerweile auch über Netflix oder die ZDFmediathek in Deutschland zu sehen. Vielleicht sehe ich die vielen Parallelen aber auch nur, weil ich tatsächlich parallel zur letzten Staffel "Barry" sowie meinem Rewatch-Review die britische Serie nachhole. Eine Person, die professionell Leute umbringt und Aufträge von einem bärtigen Mann erhält, der sie besuchen kommt?! Das wäre schon einmal eine extreme inhaltliche Parallele. Hinzu kommt, dass auch "Killing Eve" mit amüsanten Szenen aufwarten kann. Auch ist das Schauspiel gut und die Cinematography ist zumindest überdurchschnittlich. Allerdings fühlt sich die Serie ein bisschen schwerer und ernster an, driftet zudem deutlich mehr in Liebes-Situationen ab. Aber insgesamt ähnlich empfehlenswert!

"DEXTER"

Die Aufmachung des Titels mit einem kurzen Namen in großen Lettern, der die mörderische Hauptfigur mit parasozialen Problemen bezeichnet, wird spätestens dann zur Beinahe-Kopie, wenn man bemerkt, dass Bill Hader sogar Dexter-Morgan-Darsteller Michael C. Hall ähnelt. Natürlich ist "Barry" deutlich mehr als eine Saturday-Night-Live-Parodie, aber die Parallelen sind unbestreitbar. Erst recht, wenn Barry sich ein dunkles Top und schwarze Handschuhe anzieht. In gewisser Weise eint die beiden Serien auch das Schauspiel - nur ist Barry darin zu Beginn EXTREM holzfüßig unterwegs während Dexter zumindest im Aufrechterhalten seiner normalen Alltagsfassade von Beginn an glaubhaft vorspielen kann. Natürlich besitzen beide Serien komplett andere Ausrichtungen und Stimmungen, aber der Charakter selbst ähnelt schon sehr.
"DEXTER" kann man aktuell über RTL+ und Paramount+ anschauen. [php function=1]

"Mr Inbetween"

Eine Serie, die ich persönlich bis zu meiner Recherche für diese Liste selbst noch nicht kannte, ist "Mr Inbetween". Die Serie von und mit Scott Ryan in der Hauptrolle erzählt von Hitman Ray und der schweren Aufgabe, das Mörderische und seine Wutausbrüche mit seinem Privatleben als Vater und Bruder eines Sterbenskranken zu meistern. Da die australische Produktion als "Dark Comedy" angepriesen wird, kann die Grundausrichtung schon passen, was den Bezug zu "Barry" anbelangt und die IMDb-Bewertung von 8,6 ist jetzt auch nicht verkehrt.
Alle drei Staffeln von "Mr Inbetween" mit insgesamt gerade mal 26 etwa halbstündigen Episoden kann man in Deutschland über Disney+ sehen.

"Fargo"

Bei der Serienadaption zu "Fargo" ist es recht schwer, eine dichte Parallele zu "Barry" zu ziehen, da die Anthologie-Serie recht unterschiedliche Ausformungen im Zuge ihrer bislang vier Staffeln angenommen hat. Was aber fast immer und vor allem zu Beginn stark gegeben ist, ist der Mut zu trocken dargebotenen Absurditäten. Gerade diese pointierte Gewaltdarstellung ähnelt der in "Barry" schon sehr. Auch haben einige Figuren einen ähnlich überzeichneten Charakter wie zum Beispiel No-Ho Hank.
"Fargo" könnt ihr bei Amazon Prime Video (Partnerlink) sehen, komplett in OV auch über joyn, MGM+ oder MagentaTV.

"Get Shorty"

Noch eine Serie, die ich (bislang) nicht gesehen habe, aber augenscheinlich Parallelen zu "Barry" besitzt, ist "Get Shorty". Auch hierbei handelt es sich um die Adaption eines erfolgreichen Filmes. Anstelle von John Travolta, Gene Hackman und Danny DeVito im 1995er Film "Schnappt Shorty" bekommen wir hier unter anderem Chris O'Dowd ("The IT Crowd", "The Big Door Prize") und Ray Romano ("Alle lieben Raymond") zu sehen. Ersterer spielt einen Mafiosi, der Hollywood-Produzent werden will und zwischen Kriminal- und Glamour-Welt schreitet. Das erinnert schon sehr an das Hollywood-Kritische, das wir in "Barry" auch verstärkt zu sehen bekommen haben.
Die zwischen 2017 und 2019 veröffentlichten drei Staffeln von "Get Shorty" könnt ihr nach momentanem Stand über MGM+ und MagentaTV streamen.

"Happy!"

"Happy!"? Nun ja, an sich ist die Serie zu fantasievoll und blutig im Vergleich zu "Barry", aber ja, ein Mann mit psychischen Problemen, der Leute umbringt - das passt. Und immerhin ist Patrick Fischler in beiden Serien zu sehen. Absurdität und Kriminalität gehen hier auch Hand in Hand, aber tatsächlich ist das eher ein sehr ferner Verwandter. Aber sie ist eben auch ähnlich einzigartig wie "Barry", so dass sie dann doch einen Platz in der Liste verdient hat, finde ich.
Beide Staffeln von "Happy!" gibt es auf Netflix. [php function=2]

Was fehlt?

"Better Call Saul" wird an manchen Stellen genannt, ist meiner Meinung nach aber eher unpassend für eine solche Liste. Das ist allgemein zu ernst und seriös gehalten, strahlt eine ganz andere Atmosphäre aus (auch wenn "Barry" in der zweiten Serienhälfte durchaus Parallelen aufbaut). Kurios, weil ich "Barry" damals doch tatsächlich in meinem "Ähnliche Serien wie 'Better Call Saul'"-Beitrag aufgeführt hatte... "Patriot" wird teilweise noch genannt, weil darin ein von PTSD geplagter Agent versucht, sich in das Schreiben von Folk-Songs zu flüchten. Habe ich aber nie gesehen und wirkt nicht so ganz, als hätte es eine ähnliche "Farbe" wie "Barry". Habt ihr noch Vorschläge, welche Serien ähnlich zu "Barry" sind? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

Titelbild-Teil: HBO

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https://www.serieslyawesome.tv/aehnliche-serien-wie-barry/feed/ 0 190799
Serientipp: „Slow Horses – Ein Fall für Jackson Lamb“ (Apple Original) https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-slow-horses-ein-fall-fuer-jackson-lamb-apple-original/ https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-slow-horses-ein-fall-fuer-jackson-lamb-apple-original/#comments Sat, 24 Dec 2022 19:02:02 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=182779 "Slow Horses" - ein Apple Original, dem der Streamingdienst hierzulande leider noch den Untertitel "Ein Fall für Jackson Lamb" verpasst hat, warum auch immer. Lambs Team ist wirklich nicht zu beneiden: Lamb residiert in der oberen Etage des Slough House, das man nicht nur über einen Hinterhof aufsuchen muss, sondern das man auch nur durch eine rostige, immer klemmende Metall-Brandschutztür betreten kann. Er trägt immer die gleichen schmuddeligen Sachen, hat fettiges Haar, Drei-Tage-Bart, raucht und trinkt fortwährend. Möchte er jemanden sprechen, ruft er entweder über den Flur nach Assistentin Catherine Standish, mit der er irgendeine Vorgeschichte zu haben scheint und die trockene Alkoholikerin ist; was Lamb nicht davon abhält, ihr auch mal einen Drink anzubieten. Oder er stampft auf den Boden, was das Signal für sein Team eine Etage tiefer ist, zu ihm raufzukommen. Da wäre die clevere Sid Baker, die noch eine Art Sonderrolle im Team einnimmt, dann Louisa Guy, Computer-Experte Roddy Ho (er soll im Slough House sein, weil er zu gut für den MI5 ist), Min Harper, Struan Loy und River Cartwright, der eine Trainingseinheit am Flughafen vermasselt hat und strafversetzt wurde. Um ihn dreht sich vieles, weil er nach eigenem Anspruch zu unrecht im Slough House gelandet ist und eine Intrige wittert. Das alles stört Lamb gar nicht, im Gegenteil, er nutzt jede Gelegenheit, River einen mitzugeben. Man hat sich noch nicht ganz in diesem Setting eingefunden, da steht auch schon der Fall der 1. Staffel an - ein junger Comedian wird entführt und soll geköpft werden - nationalistische Akteure wollen an ihm ein Exempel statuieren. Dass das alles inszeniert ist, merkt Lamb ziemlich schnell, und macht sich daran, den zum Scheitern verurteilten Fall zu retten. Im Laufe der Ermittlungen gerät er allerdings mit seinem Team selbst in den Fokus, weil Diana Taverner, stellvertretende Generaldirektorin des MI5, die ganze Gruppe loswerden möchte. Da hat sie die Rechnung allerdings ohne Lamb gemacht: "Das sind alles komplette Loser, aber es sind meine Loser!" sagt er ihr, und man merkt als Zuschauer:in zum ersten Mal, dass hinter allem mehr steckt als gedacht. Die restliche Zeit über macht es einfach großen Spaß, der Handlung zu folgen. Die Geschichte der 1. Staffel folgt dem gleichnamigen ersten Roman von Mick Herron und ist auf sechs Folgen ausgelegt. Das ist auch gut so, weil sich so die Staffel in jedem Moment optimal anfühlt - keine Längen, keine überstürzten Aktionen, sondern ein perfektes Erzähltempo. Dabei gelingt dem englischen Comedy-Autor Will Smith eine ausgezeichnete Adaption - und eine solide Mischung aus Spannung, Intrige und Schockmomenten, garniert mit der schroffen Art von Jackson Lamb und dem Bemühen der "Loser"-Truppe, sich selbst, aber auch den Fall zu retten. Dabei erleben wir auch einige überraschende Wendungen, kaum etwas ist wirklich vorhersehbar, vieles geschickt eingefädelt - und dazu noch toll inszeniert von Regisseur James Hawes, der alles eher beobachtend, fast schon klassisch einfängt und zusammenfügt. Der Fokus liegt auf der Story und den Charakteren, und insofern ist Hawes' Arbeit ein wichtiges Puzzleteil im Gesamteindruck von "Slow Horses". Und dann ist da noch der Titelsong, geschrieben und veröffentlicht von Rolling Stone Mick Jagger - "Strange Game" passt einfach perfekt zu "Slow Horses" - eine geniale Wahl. Ohne die Leistung des Casts schmälern zu wollen, muss man schon konstatieren, dass die Staffel definitiv von der Leistung Gary Oldmans lebt, der Lamb perfekt in Szene setzt. Man nimmt ihm diesen herzlosen, raffinierten, durchtriebenen, versoffenen Typen jederzeit ab, und er macht's so gut, dass man irgendwann selbst eine gewisse Sympathie für Lamb entwickelt. Er will sein Team nicht wirklich beleidigen, sondern es ist vielmehr seine Art, sie aufzurütteln. Er trägt selbst eine schwere Last mit sich, wie am Ende der 1. Staffel aufgelöst wird - auch als Wegbereiter für die zweite Staffel, die Apple ebenfalls noch 2022 ins Programm genommen hat. Zwei weitere Staffeln sind schon bestellt.

Bilder: Apple

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"Slow Horses" - ein Apple Original, dem der Streamingdienst hierzulande leider noch den Untertitel "Ein Fall für Jackson Lamb" verpasst hat, warum auch immer. Lambs Team ist wirklich nicht zu beneiden: Lamb residiert in der oberen Etage des Slough House, das man nicht nur über einen Hinterhof aufsuchen muss, sondern das man auch nur durch eine rostige, immer klemmende Metall-Brandschutztür betreten kann. Er trägt immer die gleichen schmuddeligen Sachen, hat fettiges Haar, Drei-Tage-Bart, raucht und trinkt fortwährend. Möchte er jemanden sprechen, ruft er entweder über den Flur nach Assistentin Catherine Standish, mit der er irgendeine Vorgeschichte zu haben scheint und die trockene Alkoholikerin ist; was Lamb nicht davon abhält, ihr auch mal einen Drink anzubieten. Oder er stampft auf den Boden, was das Signal für sein Team eine Etage tiefer ist, zu ihm raufzukommen. Da wäre die clevere Sid Baker, die noch eine Art Sonderrolle im Team einnimmt, dann Louisa Guy, Computer-Experte Roddy Ho (er soll im Slough House sein, weil er zu gut für den MI5 ist), Min Harper, Struan Loy und River Cartwright, der eine Trainingseinheit am Flughafen vermasselt hat und strafversetzt wurde. Um ihn dreht sich vieles, weil er nach eigenem Anspruch zu unrecht im Slough House gelandet ist und eine Intrige wittert. Das alles stört Lamb gar nicht, im Gegenteil, er nutzt jede Gelegenheit, River einen mitzugeben. Man hat sich noch nicht ganz in diesem Setting eingefunden, da steht auch schon der Fall der 1. Staffel an - ein junger Comedian wird entführt und soll geköpft werden - nationalistische Akteure wollen an ihm ein Exempel statuieren. Dass das alles inszeniert ist, merkt Lamb ziemlich schnell, und macht sich daran, den zum Scheitern verurteilten Fall zu retten. Im Laufe der Ermittlungen gerät er allerdings mit seinem Team selbst in den Fokus, weil Diana Taverner, stellvertretende Generaldirektorin des MI5, die ganze Gruppe loswerden möchte. Da hat sie die Rechnung allerdings ohne Lamb gemacht: "Das sind alles komplette Loser, aber es sind meine Loser!" sagt er ihr, und man merkt als Zuschauer:in zum ersten Mal, dass hinter allem mehr steckt als gedacht. Die restliche Zeit über macht es einfach großen Spaß, der Handlung zu folgen. Die Geschichte der 1. Staffel folgt dem gleichnamigen ersten Roman von Mick Herron und ist auf sechs Folgen ausgelegt. Das ist auch gut so, weil sich so die Staffel in jedem Moment optimal anfühlt - keine Längen, keine überstürzten Aktionen, sondern ein perfektes Erzähltempo. Dabei gelingt dem englischen Comedy-Autor Will Smith eine ausgezeichnete Adaption - und eine solide Mischung aus Spannung, Intrige und Schockmomenten, garniert mit der schroffen Art von Jackson Lamb und dem Bemühen der "Loser"-Truppe, sich selbst, aber auch den Fall zu retten. Dabei erleben wir auch einige überraschende Wendungen, kaum etwas ist wirklich vorhersehbar, vieles geschickt eingefädelt - und dazu noch toll inszeniert von Regisseur James Hawes, der alles eher beobachtend, fast schon klassisch einfängt und zusammenfügt. Der Fokus liegt auf der Story und den Charakteren, und insofern ist Hawes' Arbeit ein wichtiges Puzzleteil im Gesamteindruck von "Slow Horses". Und dann ist da noch der Titelsong, geschrieben und veröffentlicht von Rolling Stone Mick Jagger - "Strange Game" passt einfach perfekt zu "Slow Horses" - eine geniale Wahl.
Ohne die Leistung des Casts schmälern zu wollen, muss man schon konstatieren, dass die Staffel definitiv von der Leistung Gary Oldmans lebt, der Lamb perfekt in Szene setzt. Man nimmt ihm diesen herzlosen, raffinierten, durchtriebenen, versoffenen Typen jederzeit ab, und er macht's so gut, dass man irgendwann selbst eine gewisse Sympathie für Lamb entwickelt. Er will sein Team nicht wirklich beleidigen, sondern es ist vielmehr seine Art, sie aufzurütteln. Er trägt selbst eine schwere Last mit sich, wie am Ende der 1. Staffel aufgelöst wird - auch als Wegbereiter für die zweite Staffel, die Apple ebenfalls noch 2022 ins Programm genommen hat. Zwei weitere Staffeln sind schon bestellt.

Bilder: Apple

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Serientipp: „Extraordinary Attorney Woo“ auf Netflix https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-extraordinary-attorney-woo-auf-netflix/ https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-extraordinary-attorney-woo-auf-netflix/#comments Mon, 19 Dec 2022 17:07:20 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=182060 Aktuell schaue ich gemeinsam mit meinem Lieblingsmädchen "Extraordinary Attorney Woo" auf Netflix. Da wir erst bei der Hälfte der insgesamt 16 jeweils über eine Stunde langen Episoden sind, will ich erstmal einen allgemeinen, spoilerfreien Serientipp abgeben - ein Staffelreview folgt dann gegebenenfalls, sobald wir komplett durch sind. "Extraordinary Attorney Woo" ist eine südkoreanische Serie, die bereits im Juni 2022 auf dem dortigen Sender ENA gestartet und seit Juli 2022 hierzulande über Netflix zu sehen ist. Allerdings gab es zum einen jeweils wöchentlich eine Folge, so dass die Staffel erst seit Ende August vollendet ist, vor allem aber besaß die Serie bis vor Kurzem lediglich die Original-Sprachausgabe mit Untertiteln. Mittlerweile gibt es immerhin eine englische Synchronisation, so dass man die Serie recht problemlos anschauen kann. Und das lohnt sich!

Die besondere Woo Young-woo

Woo Young-woo ist eine junge Frau, die für Jura brennt und ihre Studium als Beste abgeschlossen hat. Und doch hat sie Probleme, einen Job zu finden. Der Grund: Die Kanzleien sagen ihr ab, weil sie autistisch ist. Damit wäre das Grundsetting von "Extraordinary Attorney Woo" auch bereits erklärt. In den Folgen begleiten wir Woo Young-woo im Abenteuer Arbeit, lernen sie und Autismus als solchen näher kennen und bekommen Einblicke in eine ganz besondere Sichtweise geschenkt. Das erinnert durchaus an Serien wie "The Good Doctor" oder "Atypical“. Der Rest drumherum ist ein recht seichtes Justiz-Drama. Ein bisschen wie "Suits“, nur deutlich lockerer gehalten. In der Regel gibt es einen Fall der Woche, der behandelt wird, wobei drumherum auch die Geschichte von Woo Young-woo und ihren Weggefährt:innen beleuchtet wird, so dass auch ein übergeordneter Bogen gespannt wird. Die Justiz selbst ist dabei wohl der eine große Schwachpunkt der Serie. Vor allem in den ersten Folgen hat mich extrem gestört, wie fahrlässig da angeblich erfahrene Anwälte einer angeblich großen und renommierten Kanzlei sein sollen. Mal ganz davon abgesehen, dass immer die gleichen Leute aktiv werden, obwohl die Fälle kunterbunt durch die Rechts-Bereiche wandern. Schlimmer ist aber, dass viele Gamechanger-Elemente bereits weit im Voraus als solche erkennbar sind - das könnte man smarter lösen. Und noch bin ich mir unsicher, ob es wirklich jede Folge diesen obligatorischen Geistesblitz-Moment geben muss.

Charmantes Feel-Good-Fernsehen

Aber bei "Extraordinary Attorney Woo" geht es halt nicht um knallhartes und authentisches Rechts-Drama - das ist nur die Umgebung. Es geht um Attorney Woo und ihre Selbstfindung. Sie möchte eigenständiger werden, ein richtiges Erwachsenenleben führen und all die kleinen und großen Hürden des Alltages meistern. Dabei weiß Park Eun-bin in der Hauptrolle zu überzeugen, die süßlich naiv und doch charakterstark gezeichnet ist. Auch im erweiterten Hauptcast sind viele liebenswerte Figuren parat, die gut gezeichnet sind, weil sie eben glaubhaft und nicht überzogen wirken. Auch hält das Drehbuch einige sehr schöne Dialoge bereit, die jetzt nicht mit ganz großem Wortwitz und erlesener Lyrik daher kommen (das kann aber auch daran liegen, dass ich Südkoreaner:innen in feinstem Oxford-Englisch reden höre...), aber sie sind sehr herzlich und glaubhaft geschrieben. Allgemein ist "Extraordinary Attorney Woo" eine besondere Serie, weil sie mit dem Besonderen spielt. Statt besondere Superkräfte, Fälle oder Action-Szenen geht es hier um Menschen. Natürlich vorrangig die besondere Woo Young-woo, aber letztlich zeigt sich, dass diese auch "nur" ein normaler Mensch und alle um sie herum auch auf ihre eigene Art und Weise besonders sind. Okay, vielleicht mag ich die Serie auch, weil da ständig Wale vorkommen... Aber neben netten Feel-Good-Geschichten zeigt uns "Extraordinary Attorney Woo" auch noch vereinzelt ein paar nette Visuals sowie einige Momente zum Schmunzeln und Mitfühlen. [php function=1] Bislang fühle ich mich jedenfalls allerbestens unterhalten von der Serie! Und auch wenn die einzelnen Folgen von "Extraordinary Attorney Woo" in der Regel um die 66 Minuten lang sind, kommen sie einem nie wirklich überlang vor. Und das ist schon mal ein gutes Zeichen, würde ich sagen. Dass Netflix internationale Ausstrahlungsrechte besitzt und die Serie bereits parallel oder kurz nach der Erstveröffentlichung verbreiten möchte, ist ja löblich, allerdings hätte ich erwartet, dass viel früher bereits Synchronspuren parat sind. Vielleicht wurde man aber von dem Erfolg der Serie überrascht. Entsprechend optimistisch bin ich, dass eine deutsche Synchronisation nur eine Frage von Wochen sein wird. Dann kann ich meinen Eltern direkt den Link zu diesem Beitrag hier schicken! Wer bereits jetzt reinschauen oder sich die Serie auf die Merkliste setzen möchte, kann die komplette erste Staffel von "Extraordinary Attorney Woo" direkt hier auf Netflix finden.

Bilder: ENA / Netflix

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Aktuell schaue ich gemeinsam mit meinem Lieblingsmädchen "Extraordinary Attorney Woo" auf Netflix. Da wir erst bei der Hälfte der insgesamt 16 jeweils über eine Stunde langen Episoden sind, will ich erstmal einen allgemeinen, spoilerfreien Serientipp abgeben - ein Staffelreview folgt dann gegebenenfalls, sobald wir komplett durch sind. "Extraordinary Attorney Woo" ist eine südkoreanische Serie, die bereits im Juni 2022 auf dem dortigen Sender ENA gestartet und seit Juli 2022 hierzulande über Netflix zu sehen ist. Allerdings gab es zum einen jeweils wöchentlich eine Folge, so dass die Staffel erst seit Ende August vollendet ist, vor allem aber besaß die Serie bis vor Kurzem lediglich die Original-Sprachausgabe mit Untertiteln. Mittlerweile gibt es immerhin eine englische Synchronisation, so dass man die Serie recht problemlos anschauen kann. Und das lohnt sich!

Die besondere Woo Young-woo

Woo Young-woo ist eine junge Frau, die für Jura brennt und ihre Studium als Beste abgeschlossen hat. Und doch hat sie Probleme, einen Job zu finden. Der Grund: Die Kanzleien sagen ihr ab, weil sie autistisch ist. Damit wäre das Grundsetting von "Extraordinary Attorney Woo" auch bereits erklärt. In den Folgen begleiten wir Woo Young-woo im Abenteuer Arbeit, lernen sie und Autismus als solchen näher kennen und bekommen Einblicke in eine ganz besondere Sichtweise geschenkt. Das erinnert durchaus an Serien wie "The Good Doctor" oder "Atypical“. Der Rest drumherum ist ein recht seichtes Justiz-Drama. Ein bisschen wie "Suits“, nur deutlich lockerer gehalten. In der Regel gibt es einen Fall der Woche, der behandelt wird, wobei drumherum auch die Geschichte von Woo Young-woo und ihren Weggefährt:innen beleuchtet wird, so dass auch ein übergeordneter Bogen gespannt wird. Die Justiz selbst ist dabei wohl der eine große Schwachpunkt der Serie. Vor allem in den ersten Folgen hat mich extrem gestört, wie fahrlässig da angeblich erfahrene Anwälte einer angeblich großen und renommierten Kanzlei sein sollen. Mal ganz davon abgesehen, dass immer die gleichen Leute aktiv werden, obwohl die Fälle kunterbunt durch die Rechts-Bereiche wandern. Schlimmer ist aber, dass viele Gamechanger-Elemente bereits weit im Voraus als solche erkennbar sind - das könnte man smarter lösen. Und noch bin ich mir unsicher, ob es wirklich jede Folge diesen obligatorischen Geistesblitz-Moment geben muss.

Charmantes Feel-Good-Fernsehen

Aber bei "Extraordinary Attorney Woo" geht es halt nicht um knallhartes und authentisches Rechts-Drama - das ist nur die Umgebung. Es geht um Attorney Woo und ihre Selbstfindung. Sie möchte eigenständiger werden, ein richtiges Erwachsenenleben führen und all die kleinen und großen Hürden des Alltages meistern. Dabei weiß Park Eun-bin in der Hauptrolle zu überzeugen, die süßlich naiv und doch charakterstark gezeichnet ist. Auch im erweiterten Hauptcast sind viele liebenswerte Figuren parat, die gut gezeichnet sind, weil sie eben glaubhaft und nicht überzogen wirken. Auch hält das Drehbuch einige sehr schöne Dialoge bereit, die jetzt nicht mit ganz großem Wortwitz und erlesener Lyrik daher kommen (das kann aber auch daran liegen, dass ich Südkoreaner:innen in feinstem Oxford-Englisch reden höre...), aber sie sind sehr herzlich und glaubhaft geschrieben. Allgemein ist "Extraordinary Attorney Woo" eine besondere Serie, weil sie mit dem Besonderen spielt. Statt besondere Superkräfte, Fälle oder Action-Szenen geht es hier um Menschen. Natürlich vorrangig die besondere Woo Young-woo, aber letztlich zeigt sich, dass diese auch "nur" ein normaler Mensch und alle um sie herum auch auf ihre eigene Art und Weise besonders sind. Okay, vielleicht mag ich die Serie auch, weil da ständig Wale vorkommen... Aber neben netten Feel-Good-Geschichten zeigt uns "Extraordinary Attorney Woo" auch noch vereinzelt ein paar nette Visuals sowie einige Momente zum Schmunzeln und Mitfühlen. [php function=1] Bislang fühle ich mich jedenfalls allerbestens unterhalten von der Serie! Und auch wenn die einzelnen Folgen von "Extraordinary Attorney Woo" in der Regel um die 66 Minuten lang sind, kommen sie einem nie wirklich überlang vor. Und das ist schon mal ein gutes Zeichen, würde ich sagen. Dass Netflix internationale Ausstrahlungsrechte besitzt und die Serie bereits parallel oder kurz nach der Erstveröffentlichung verbreiten möchte, ist ja löblich, allerdings hätte ich erwartet, dass viel früher bereits Synchronspuren parat sind. Vielleicht wurde man aber von dem Erfolg der Serie überrascht. Entsprechend optimistisch bin ich, dass eine deutsche Synchronisation nur eine Frage von Wochen sein wird. Dann kann ich meinen Eltern direkt den Link zu diesem Beitrag hier schicken! Wer bereits jetzt reinschauen oder sich die Serie auf die Merkliste setzen möchte, kann die komplette erste Staffel von "Extraordinary Attorney Woo" direkt hier auf Netflix finden.

Bilder: ENA / Netflix

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https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-extraordinary-attorney-woo-auf-netflix/feed/ 7 182060
Ähnliche Serien wie „Weihnachten zu Hause“ https://www.serieslyawesome.tv/aehnliche-serien-wie-weihnachten-zu-hause-netflix/ https://www.serieslyawesome.tv/aehnliche-serien-wie-weihnachten-zu-hause-netflix/#respond Sun, 18 Dec 2022 08:59:07 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=181734

Weihnachten zu Hause bei Netflix - das macht den Charme der Serie aus

In "Weihnachten zu Hause" steht Johanne im Mittelpunkt. Sie ist Mitte 30 und eine Krankenschwester, die in einem norwegischen Krankenhaus arbeitet. Im Laufe eines Festessens mit ihrer Familien am ersten Adventssonntag erfindet sie eine Beziehung zu einem für die Familie bislang unbekannten Freund. Für Johanne ist dieser allerdings bislang natürlich genauso unbekannt, und um die Geschichte aufrecht erhalten zu können, versucht Johanne einen Freund zu finden. Dafür besucht sie ein Speeddating und macht sich im Internet auf die Suche nach einem Partner - mit den zu erwartenden Irrungen und Wirrungen. Die sechs Folgen unterhalten aber solide (hier geht's zum spoilerarmen Review) und lassen Raum für eine zweite Staffel - die am 18. Dezember 2020 gestartet ist (hier geht's zum Review von Staffel 2).

Serien, die ähnlich sind wie die Netflix-Serie "Weihnachten zu Hause"

Weihnachtsserien bei Netflix - die Sammlung ist klein, aber fein - und sie wächst stetig. Jedes Jahr kommen einige neue Formate hinzu, so auch in diesem Jahr. Wir haben uns mal bei dem Streamingdienst umgeschaut und die neuen Weihnachtsformate rausgesucht. Den kompletten Überblick aller Weihnachtsserien bei Netflix gibt's bei uns im Blog natürlich auch - hier geht's zum entsprechenden Beitrag. Auch 2022 sind wieder zwei neue Serien dazu gekommen - diese findet man hier.

"Ich hasse Weihnachten"

Eine neue Weihnachtsserie ist am 7. Dezember 2022 bei Netflix gestartet: "Ich hasse Weihnachten" heißt sie und stammt aus Italien. Worum geht's? Ihrer Familie hat sie vorgelogen, sie habe einen Freund. Nun muss die junge Krankenschwester bis Weihnachten – also innerhalb der nächsten 24 Tage – einen Typen an Land ziehen. Wem die Story jetzt bekannt vorkommt, muss nicht an sich zweifeln: Jawohl, das ist keine wirklich neue Geschichte, sondern das kennen wir schon eben von "Weihnachten zu Hause", "Ich hasse Weihnachten" ist also ein italienisches Remake der Story. Die Hauptrolle spielt Pilar Fogliati. Gedreht wurde "Ich hasse Weihnachten" in den Gassen von Venedig und in der bei deutschen Urlauber:innen beliebten Küstenstadt Chioggia. Im Prinzip hat man die Story also einmal von Norwegen nach Italien verfrachtet - als Zuschauer:in kann man sich also das Setting aussuchen: die kühle Atmoshphäre Skandinaviens oder den romantischen Charme an der Aria.

"Ein Sturm zu Weihnachten"

Auch diese Weihnachtsserie auf Netflix hat mit dem Erfolgsformat "Weihnachten zu Hause" von 2019 und 2020 zu tun. Die Serie "Ein Sturm zu Weihnachten" ist eine neue Zusammenarbeit von Regisseur Per-Olav Sørensen, der „Weihnachten zu Hause“ erschaffen hat, und Ida Elise Broch. Die Story der Mini-Serie: Aufgrund extremer Wetterverhältnisse sitzen Reisende und Mitarbeitende von Fluggesellschaft und Bodenpersonal in den Stunden vor Weihnachten gemeinsam an einem Flughafen fest. Klar - da treffen Schicksale aufeinander. Sechs Teile à 35 Minuten sind seit dem 16. Dezember 2022 zu sehen.

"Christmas Flow"

Ein berühmter Rapper und eine hartnäckige Journalistin kommen sich in "Christmas Flow" überraschend näher. Über drei Folgen mit je ca. 50 Minuten Länge kreuzen sich ihre Wege immer wieder. Doch hat ihre Weihnachtsromanze trotz all ihrer Unterschiede überhaupt eine Chance? Das kann man in der französischen Weihnachtsserie bei Netflix verfolgen.

"LOVE"

Keine Weihnachtsromanze, aber eine weitere ungewöhnliche Liebesgeschichte auf Netflix: Gus und Mickey breiten in "LOVE" von Showrunner Judd Apatow über drei Staffeln ihre Beziehung aus - mit vielen Höhen und Tiefen, tollen Nebengeschichten, witzigen Einfällen und jede Menge Drama! Derweil Season 1 zehn Folgen hatte, wurde die 2. Staffel auf 12 Folgen angelegt. 2018 kam Staffel 3 mit ebenfalls 12 Folgen. Die Folgenlängen variieren weiterhin zwischen 25 und 45 Minuten.

Modern Love

Geschichten über die Liebe - es gibt nicht nur viele gute Serien dazu, sondern sie werden in unzähligen Liedern besungen, sind Bestandteil der wichtigsten literarischen Werke und ziehen Menschen ins Kino und Theater. Regisseur John Carney blickt in der in New York angesiedelten romantischen Anthologie-Serie „Modern Love“ auf die vielfältigen und emotionalen Facetten der Liebe in der amerikanischen Metropole. Der bekannte Regisseur hat schon mit Indie-Perlen wie „Once“, „Sing Street“ oder „Can A Song Save Your Life“ bewiesen, dass man romantische Geschichten ohne Kitsch erzählen kann. Auch in den 2 Staffeln "Modern Love" schafft er es mit leisen Tönen mitunter sehr berührende Storys auf das Display zu zaubern. Für die, auf eine Kolumne der New York Times basierende, Serie konnte Carney einige hochkarätige Schauspieler gewinnen, die das Ganze noc einhmal zusätzlich aufwerten. Hier geht es zu den Reviews von Staffel 1 und Staffel 2.]]>

Weihnachten zu Hause bei Netflix - das macht den Charme der Serie aus

In "Weihnachten zu Hause" steht Johanne im Mittelpunkt. Sie ist Mitte 30 und eine Krankenschwester, die in einem norwegischen Krankenhaus arbeitet. Im Laufe eines Festessens mit ihrer Familien am ersten Adventssonntag erfindet sie eine Beziehung zu einem für die Familie bislang unbekannten Freund. Für Johanne ist dieser allerdings bislang natürlich genauso unbekannt, und um die Geschichte aufrecht erhalten zu können, versucht Johanne einen Freund zu finden. Dafür besucht sie ein Speeddating und macht sich im Internet auf die Suche nach einem Partner - mit den zu erwartenden Irrungen und Wirrungen. Die sechs Folgen unterhalten aber solide (hier geht's zum spoilerarmen Review) und lassen Raum für eine zweite Staffel - die am 18. Dezember 2020 gestartet ist (hier geht's zum Review von Staffel 2).

Serien, die ähnlich sind wie die Netflix-Serie "Weihnachten zu Hause"

Weihnachtsserien bei Netflix - die Sammlung ist klein, aber fein - und sie wächst stetig. Jedes Jahr kommen einige neue Formate hinzu, so auch in diesem Jahr. Wir haben uns mal bei dem Streamingdienst umgeschaut und die neuen Weihnachtsformate rausgesucht. Den kompletten Überblick aller Weihnachtsserien bei Netflix gibt's bei uns im Blog natürlich auch - hier geht's zum entsprechenden Beitrag. Auch 2022 sind wieder zwei neue Serien dazu gekommen - diese findet man hier.

"Ich hasse Weihnachten"

Eine neue Weihnachtsserie ist am 7. Dezember 2022 bei Netflix gestartet: "Ich hasse Weihnachten" heißt sie und stammt aus Italien. Worum geht's? Ihrer Familie hat sie vorgelogen, sie habe einen Freund. Nun muss die junge Krankenschwester bis Weihnachten – also innerhalb der nächsten 24 Tage – einen Typen an Land ziehen. Wem die Story jetzt bekannt vorkommt, muss nicht an sich zweifeln: Jawohl, das ist keine wirklich neue Geschichte, sondern das kennen wir schon eben von "Weihnachten zu Hause", "Ich hasse Weihnachten" ist also ein italienisches Remake der Story. Die Hauptrolle spielt Pilar Fogliati. Gedreht wurde "Ich hasse Weihnachten" in den Gassen von Venedig und in der bei deutschen Urlauber:innen beliebten Küstenstadt Chioggia. Im Prinzip hat man die Story also einmal von Norwegen nach Italien verfrachtet - als Zuschauer:in kann man sich also das Setting aussuchen: die kühle Atmoshphäre Skandinaviens oder den romantischen Charme an der Aria.

"Ein Sturm zu Weihnachten"

Auch diese Weihnachtsserie auf Netflix hat mit dem Erfolgsformat "Weihnachten zu Hause" von 2019 und 2020 zu tun. Die Serie "Ein Sturm zu Weihnachten" ist eine neue Zusammenarbeit von Regisseur Per-Olav Sørensen, der „Weihnachten zu Hause“ erschaffen hat, und Ida Elise Broch. Die Story der Mini-Serie: Aufgrund extremer Wetterverhältnisse sitzen Reisende und Mitarbeitende von Fluggesellschaft und Bodenpersonal in den Stunden vor Weihnachten gemeinsam an einem Flughafen fest. Klar - da treffen Schicksale aufeinander. Sechs Teile à 35 Minuten sind seit dem 16. Dezember 2022 zu sehen.

"Christmas Flow"

Ein berühmter Rapper und eine hartnäckige Journalistin kommen sich in "Christmas Flow" überraschend näher. Über drei Folgen mit je ca. 50 Minuten Länge kreuzen sich ihre Wege immer wieder. Doch hat ihre Weihnachtsromanze trotz all ihrer Unterschiede überhaupt eine Chance? Das kann man in der französischen Weihnachtsserie bei Netflix verfolgen.

"LOVE"

Keine Weihnachtsromanze, aber eine weitere ungewöhnliche Liebesgeschichte auf Netflix: Gus und Mickey breiten in "LOVE" von Showrunner Judd Apatow über drei Staffeln ihre Beziehung aus - mit vielen Höhen und Tiefen, tollen Nebengeschichten, witzigen Einfällen und jede Menge Drama! Derweil Season 1 zehn Folgen hatte, wurde die 2. Staffel auf 12 Folgen angelegt. 2018 kam Staffel 3 mit ebenfalls 12 Folgen. Die Folgenlängen variieren weiterhin zwischen 25 und 45 Minuten.

Modern Love

Geschichten über die Liebe - es gibt nicht nur viele gute Serien dazu, sondern sie werden in unzähligen Liedern besungen, sind Bestandteil der wichtigsten literarischen Werke und ziehen Menschen ins Kino und Theater. Regisseur John Carney blickt in der in New York angesiedelten romantischen Anthologie-Serie „Modern Love“ auf die vielfältigen und emotionalen Facetten der Liebe in der amerikanischen Metropole. Der bekannte Regisseur hat schon mit Indie-Perlen wie „Once“, „Sing Street“ oder „Can A Song Save Your Life“ bewiesen, dass man romantische Geschichten ohne Kitsch erzählen kann. Auch in den 2 Staffeln "Modern Love" schafft er es mit leisen Tönen mitunter sehr berührende Storys auf das Display zu zaubern. Für die, auf eine Kolumne der New York Times basierende, Serie konnte Carney einige hochkarätige Schauspieler gewinnen, die das Ganze noc einhmal zusätzlich aufwerten. Hier geht es zu den Reviews von Staffel 1 und Staffel 2. ]]>
https://www.serieslyawesome.tv/aehnliche-serien-wie-weihnachten-zu-hause-netflix/feed/ 0 181734
Ähnliche Serien wie „Better Call Saul“ https://www.serieslyawesome.tv/aehnliche-serien-wie-better-call-saul/ https://www.serieslyawesome.tv/aehnliche-serien-wie-better-call-saul/#respond Sun, 28 Aug 2022 06:57:02 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=172705 Vergangene Woche lief das Serienfinale von "Better Call Saul“ und nach sieben Jahren und insgesamt 63 Episoden stellt sich die Frage: Was nun? Die Serie ist in ihren sechs Staffeln immer besser geworden, was Jonas zurecht zur Frage gebracht hat, warum nicht mehr Serien so gut wie "Better Call Saul" geschrieben sind? Nun, es ist natürlich nicht einfach, Außergewöhnliches zu schaffen, sonst wäre es ja nicht mehr außergewöhnlich. Aber einige Serien gibt es doch da draußen, die hochwertige Drama-Unterhaltung mit dem gewissen Extra bieten, die in dem einen oder anderen Aspekt an "Better Call Saul" erinnern. Oder euch zumindest als ähnlich guter Serientipp für das Ausfüllen des Watchlist-Loches behilflich sein können.

"Breaking Bad“

D'uh! Natürlich liegt es nahe, die Mutter- und Überserie "Breaking Bad" hier aufzuführen. Hat natürlich jede:r bereits gesehen, wenn man "Better Call Saul" durchhat. Deshalb ist das hier auch eher als den Kreis schließender Halb-Gag gemeint. Zum einen, um darauf hinzuweisen, wie ironisch es doch ist, dass nach dem Ende von "Breaking Bad" alle in ein Loch gefallen sind und jetzt selbiges beim Nachfolge-Format passiert. Und das, obwohl die Serien durchaus anders sind, vor allem, was das Tempo anbelangt. Entsprechend anders fallen auch meine "Ähnliche wie...“-Titel in diesem Beitrag verglichen mit den Formaten im Post "Wer "Breaking Bad" schaut, mag auch..." damals aus. Okay, ist auch vier Jahre später...

"Barry“

Kommen wir zu den ernstgemeinteren Serien. Wirklich ernst geht es bei "Barry" vor allem zu Beginn eigentlich nicht zu, weshalb ich die Show wohl vor ein bis zwei Jahren nicht hier aufgeführt habe. Aber vor allem mit der aktuellen dritten Staffel konnte sich das halbstündige Format extrem entwickeln, was Dramatik und Tragweite anbelangt. So ein bisschen rutscht Protagonist Barry eben auch immer wieder in die Misere rein. Vor allem handelt es sich bei ihm aber eben auch um einen faszinierenden und vielschichtigen Charakter. Die Serie selbst ist deutlich lockerer und humoristischer aufgezogen, gibt auch viel mehr Gesellschaftskritik preis, aber vor allem das teilweise sich extrem viel Zeit nehmende, langsame Erzähltempo hat mich an "Better Call Saul" erinnert.

"The Wire“

Eigentlich muss ich über "The Wire" nicht wirklich etwas erzählen, oder? "Breaking Bad" wurde bereits etliche Male mit dem Kult-Drama verglichen, das exemplarisch für ausgefeilt geschriebene Drehbücher stand und immer noch steht. Entsprechend kann man das Ende von "Better Call Saul" vielleicht ja als Anlass sehen, der Serie einen Rewatch zu gönnen. Oder sich endlich dazu aufzuraffen, diese schändliche Lücke im TV-Lebenslauf zu schließen (Selbstnotiz).

"Billions“

Noch so eine Serie, die ich nicht gesehen habe. Aber die Stimmung in "Billions" soll der von "Better Call Saul" ähneln. Hinzu kommt ein hochkarätiger Ensemble-Cast mit unter anderem Paul Giamatti und Damian Lewis sowie gute Bewertungen. Naja, zumindest bis zur sechsten Staffel, die scheint laut IMDb-Sternen ein absolutes Desaster zu sein. Deshalb sagt mein Radar, dass man hier vielleicht eine erfolgreiche Kuh über den Zenit hinaus zu melken versucht. Smart geschriebenes und in sich stimmiges Langzeit-Konzept? Hm...

"Mr. Robot“

Um mal wieder eine Serie einzuwerfen, die ich gesehen und guten Mutes vertreten kann, sei (mal wieder) an alle Menschen appelliert, sich "Mr. Robot" anzuschauen. Auf den ersten Blick vermag die Serie so gar nichts mit "Better Call Saul" gemein zu haben. Neben der auch hier für heutige Verhältnisse ungewohnt langsam aber dafür um so intensiver wirkenden Erzählweise empfinde ich aber vor allem in Sachen Charakter-Zeichnung enorme Parallelen zwischen den Produktionen. Denn genau wie bei Saul Goodman geht es auch bei Elliot Alderson um die Identitätsfindung einer außergewöhnlichen Figur. Letztlich ist aber vor allem die Qualität des Drehbuches beachtlich, das ähnlich bis ins kleinste Detail durchdacht ist, wie es bei "Better Call Saul" der Fall ist.

"Ozark“

"Ozark" wurde ja zum Start bereits als "das neue 'Breaking Bad'" auserkoren, wieso also nicht auch "Das neue 'Better Call Saul'“? Zumindest geht es hier auch um charakterliche Entwicklungen im Zuge einer ins Kriminelle abdriftenden Entwicklung. Hinzu kommt, dass das Netflix-Drama mit Jason Bateman und Laura Linney auch eine gewisse Qualität aufzuweisen weiß und abgeschlossen ist, so dass man weiß, dass sich diese auch bis zum Ende gehalten zu haben scheint und wir eine kompakte und zuende erzählte Geschichte präsentiert bekommen.

Weitere ähnliche Serien?

Welche Formate habt ihr noch im Sinn, die "Better Call Saul" in der einen oder anderen Sache ähneln und wert sind, mal hinein zu schalten? Bei meiner Recherche kam ich noch auf "Show Me a Hero“, was durchaus passend sein kann. Pro: Oscar Isaac. Contra: Die Miniserie besteht lediglich aus sechs Episoden. "The Good Fight“ bringt den Jura-Bezug mit, reine Anwaltsserien hatte ich aber bewusst rausgelassen, da mir da zumeist die übergeorgnete Drama-Komplexität abgeht. "Narcos" bringt dieses und Kartelldrogen mit rein, wirkt auf mich (ohne es gesehen zu haben) aber nicht ganz so tiefreichend und charakterstark. Von der Stimmung und Tragweite her könnte man vielleicht noch "House of Cards" aufführen, passt aber auch nicht gänzlich, wie ich finde (vom tragischen Ende mal abgesehen). Lasst mich wissen, sollte ich etwas übersehen haben!

Bild: AMC

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Vergangene Woche lief das Serienfinale von "Better Call Saul“ und nach sieben Jahren und insgesamt 63 Episoden stellt sich die Frage: Was nun? Die Serie ist in ihren sechs Staffeln immer besser geworden, was Jonas zurecht zur Frage gebracht hat, warum nicht mehr Serien so gut wie "Better Call Saul" geschrieben sind? Nun, es ist natürlich nicht einfach, Außergewöhnliches zu schaffen, sonst wäre es ja nicht mehr außergewöhnlich. Aber einige Serien gibt es doch da draußen, die hochwertige Drama-Unterhaltung mit dem gewissen Extra bieten, die in dem einen oder anderen Aspekt an "Better Call Saul" erinnern. Oder euch zumindest als ähnlich guter Serientipp für das Ausfüllen des Watchlist-Loches behilflich sein können.

"Breaking Bad“

D'uh! Natürlich liegt es nahe, die Mutter- und Überserie "Breaking Bad" hier aufzuführen. Hat natürlich jede:r bereits gesehen, wenn man "Better Call Saul" durchhat. Deshalb ist das hier auch eher als den Kreis schließender Halb-Gag gemeint. Zum einen, um darauf hinzuweisen, wie ironisch es doch ist, dass nach dem Ende von "Breaking Bad" alle in ein Loch gefallen sind und jetzt selbiges beim Nachfolge-Format passiert. Und das, obwohl die Serien durchaus anders sind, vor allem, was das Tempo anbelangt. Entsprechend anders fallen auch meine "Ähnliche wie...“-Titel in diesem Beitrag verglichen mit den Formaten im Post "Wer "Breaking Bad" schaut, mag auch..." damals aus. Okay, ist auch vier Jahre später...

"Barry“

Kommen wir zu den ernstgemeinteren Serien. Wirklich ernst geht es bei "Barry" vor allem zu Beginn eigentlich nicht zu, weshalb ich die Show wohl vor ein bis zwei Jahren nicht hier aufgeführt habe. Aber vor allem mit der aktuellen dritten Staffel konnte sich das halbstündige Format extrem entwickeln, was Dramatik und Tragweite anbelangt. So ein bisschen rutscht Protagonist Barry eben auch immer wieder in die Misere rein. Vor allem handelt es sich bei ihm aber eben auch um einen faszinierenden und vielschichtigen Charakter. Die Serie selbst ist deutlich lockerer und humoristischer aufgezogen, gibt auch viel mehr Gesellschaftskritik preis, aber vor allem das teilweise sich extrem viel Zeit nehmende, langsame Erzähltempo hat mich an "Better Call Saul" erinnert.

"The Wire“

Eigentlich muss ich über "The Wire" nicht wirklich etwas erzählen, oder? "Breaking Bad" wurde bereits etliche Male mit dem Kult-Drama verglichen, das exemplarisch für ausgefeilt geschriebene Drehbücher stand und immer noch steht. Entsprechend kann man das Ende von "Better Call Saul" vielleicht ja als Anlass sehen, der Serie einen Rewatch zu gönnen. Oder sich endlich dazu aufzuraffen, diese schändliche Lücke im TV-Lebenslauf zu schließen (Selbstnotiz).

"Billions“

Noch so eine Serie, die ich nicht gesehen habe. Aber die Stimmung in "Billions" soll der von "Better Call Saul" ähneln. Hinzu kommt ein hochkarätiger Ensemble-Cast mit unter anderem Paul Giamatti und Damian Lewis sowie gute Bewertungen. Naja, zumindest bis zur sechsten Staffel, die scheint laut IMDb-Sternen ein absolutes Desaster zu sein. Deshalb sagt mein Radar, dass man hier vielleicht eine erfolgreiche Kuh über den Zenit hinaus zu melken versucht. Smart geschriebenes und in sich stimmiges Langzeit-Konzept? Hm...

"Mr. Robot“

Um mal wieder eine Serie einzuwerfen, die ich gesehen und guten Mutes vertreten kann, sei (mal wieder) an alle Menschen appelliert, sich "Mr. Robot" anzuschauen. Auf den ersten Blick vermag die Serie so gar nichts mit "Better Call Saul" gemein zu haben. Neben der auch hier für heutige Verhältnisse ungewohnt langsam aber dafür um so intensiver wirkenden Erzählweise empfinde ich aber vor allem in Sachen Charakter-Zeichnung enorme Parallelen zwischen den Produktionen. Denn genau wie bei Saul Goodman geht es auch bei Elliot Alderson um die Identitätsfindung einer außergewöhnlichen Figur. Letztlich ist aber vor allem die Qualität des Drehbuches beachtlich, das ähnlich bis ins kleinste Detail durchdacht ist, wie es bei "Better Call Saul" der Fall ist.

"Ozark“

"Ozark" wurde ja zum Start bereits als "das neue 'Breaking Bad'" auserkoren, wieso also nicht auch "Das neue 'Better Call Saul'“? Zumindest geht es hier auch um charakterliche Entwicklungen im Zuge einer ins Kriminelle abdriftenden Entwicklung. Hinzu kommt, dass das Netflix-Drama mit Jason Bateman und Laura Linney auch eine gewisse Qualität aufzuweisen weiß und abgeschlossen ist, so dass man weiß, dass sich diese auch bis zum Ende gehalten zu haben scheint und wir eine kompakte und zuende erzählte Geschichte präsentiert bekommen.

Weitere ähnliche Serien?

Welche Formate habt ihr noch im Sinn, die "Better Call Saul" in der einen oder anderen Sache ähneln und wert sind, mal hinein zu schalten? Bei meiner Recherche kam ich noch auf "Show Me a Hero“, was durchaus passend sein kann. Pro: Oscar Isaac. Contra: Die Miniserie besteht lediglich aus sechs Episoden. "The Good Fight“ bringt den Jura-Bezug mit, reine Anwaltsserien hatte ich aber bewusst rausgelassen, da mir da zumeist die übergeorgnete Drama-Komplexität abgeht. "Narcos" bringt dieses und Kartelldrogen mit rein, wirkt auf mich (ohne es gesehen zu haben) aber nicht ganz so tiefreichend und charakterstark. Von der Stimmung und Tragweite her könnte man vielleicht noch "House of Cards" aufführen, passt aber auch nicht gänzlich, wie ich finde (vom tragischen Ende mal abgesehen). Lasst mich wissen, sollte ich etwas übersehen haben!

Bild: AMC

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Serientipp: The Righteous Gemstones https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-the-righteous-gemstones/ https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-the-righteous-gemstones/#respond Sun, 10 Jul 2022 06:30:10 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=170460 "Preacher" einordnen - weniger, weil es in beiden Serien um Prediger geht, sondern weil in beiden Serien an jeder Ecke tiefschwarzer Humor lauert und keine Rücksicht auf Verluste genommen wird. In "The Righteous Gemstones" geht's um eine Predigerfamilie, die mit den Gottesdiensten ganze Hallen füllen. Dabei sind die Gottesdienste mehr Show als sakrale Veranstaltung - mit Band und großem Chor, mit jeder Menge Hochglanz und Glitzer. An der Spitze der Gemstones-Familie steht Eli, wnderbar gespielt von John Goodman. Der Patriarch der Familie bestimmt, wo's langgeht, und seine drei Kinder - selbst schon erwachsen - müssen sich fügen. Das sind Judy (gespielt von Edi Patterson) und Kelvin (Adam DeVine) sowie Jesse, gespielt von Danny McBride, der auch die Serie erschaffen und geschrieben hat. Hat auch den Vorteil, dass sich Danny McBride die Figur quasi auf den Leib schreiben konnte, wie man so schön sagt. Er spielt's wirklich großartig: Die Figur ist extrem vielschichtig - vom untertänigen Sohn über den kleinen Patriarchen in der eigenen Familie bis zum fraglosen Anführer in seinem Freundeskreis ist alles dabei. Dann kommt er richtig großkotzig rüber, auch gegenüber seinen Geschwistern nimmt er kein Blatt vor den Mund. Nur wenn's um seinen Daddy geht, wird er kleinlaut - zumindest solange dieser anwesend ist. Mit eben diesen Freuden hat er sich auf einer Party in zweifelhaften Momenten filmen lassen - und mit den Aufnahmen wird er jetzt erpresst. Das ist praktisch die Ausgangslage von Staffel 1, wo die heile, glitzernde Fassade der beliebten Predigerfamilie immer mehr zu bröckeln beginnt und sich tiefe Abgründe dahinter offenbaren. Danny McBride reisst diese Fassade direkt mit der Offenbarung der Erpressung ein, doch wer vermutet, dass das schon alles gewesen sein könnte, der irrt sich. Sowohl Jesse als auch seine Geschwister reiten sich immer tiefer in Probleme hinein, legen immer mehr Geheimnisse offen. Das alles wird aber mit viel Witz erzählt, und immer wieder überrascht Danny McBride mit absurden Wendungen oder einfach mal unerwartet klaren und schroffen Ansagen der Figuren an die Mitmenschen drumherum. Noch eines drauf setzt McBride mit der Einführung der Figur Baby Billy Freeman, absolut großartig gespielt von Walton Goggins ("Justified"). Das ist der Schwager von Eli, der diesen hasst, weil er nach Ansicht von Baby Billy dessen Musikerkarriere zerstört hat. Quasi mittellos, landet er aber immer wieder bei Eli - dieses Mal, um in die Predigergeschäfte einzusteigen. Er bekommt seine Kirche in einem Einkaufszentrum und kann dort seine Show verwirklichen. Auch das geht natürlich nicht gut, und auch da verwickeln sich die Familienmitglieder wieder in Probleme. Diese ständigen Verwicklungen und Konflikte sind der eigentliche Spaß an der Serie - da interessiert am Ende fast schon gar nicht mehr, von wem Jesse erpresst wird (das ist sowieso schnell klar) oder wie's aufgelöst wird. Man freut sich einfach über die grotesken Einfälle von Danny McBride und über die teils derben Dialoge, in denen die Figuren immer diesen einen Schritt weiter gehen, als man es selbst für angemessen halten würde. Dazu kommt diese vollkommen ungenierte Zurschaustellung des Reichtums der Familie - sowohl nach außen (es kann jeder sehen, aber den Gemstones ist es egal) als auch nach innen (großartig, wie im Stil einer Untergrund-Organisation die Spendengelder direkt im dunklen Keller gezählt, verpackt und verstaut werden). "The Righteous Gemstones" profitiert auch davon, dass man nach dem einstündigen Piloten auf das klassische 30-Minuten-Comedyformat gegangen ist. Das macht's noch kurzweiliger und dichter. Wie schlecht auch immer die eigene Laune sein mag - nach einer Folge "The Righteous Gemstones" hat man definitiv wieder gute Laune. ]]> "Preacher" einordnen - weniger, weil es in beiden Serien um Prediger geht, sondern weil in beiden Serien an jeder Ecke tiefschwarzer Humor lauert und keine Rücksicht auf Verluste genommen wird. In "The Righteous Gemstones" geht's um eine Predigerfamilie, die mit den Gottesdiensten ganze Hallen füllen. Dabei sind die Gottesdienste mehr Show als sakrale Veranstaltung - mit Band und großem Chor, mit jeder Menge Hochglanz und Glitzer. An der Spitze der Gemstones-Familie steht Eli, wnderbar gespielt von John Goodman. Der Patriarch der Familie bestimmt, wo's langgeht, und seine drei Kinder - selbst schon erwachsen - müssen sich fügen. Das sind Judy (gespielt von Edi Patterson) und Kelvin (Adam DeVine) sowie Jesse, gespielt von Danny McBride, der auch die Serie erschaffen und geschrieben hat. Hat auch den Vorteil, dass sich Danny McBride die Figur quasi auf den Leib schreiben konnte, wie man so schön sagt. Er spielt's wirklich großartig: Die Figur ist extrem vielschichtig - vom untertänigen Sohn über den kleinen Patriarchen in der eigenen Familie bis zum fraglosen Anführer in seinem Freundeskreis ist alles dabei. Dann kommt er richtig großkotzig rüber, auch gegenüber seinen Geschwistern nimmt er kein Blatt vor den Mund. Nur wenn's um seinen Daddy geht, wird er kleinlaut - zumindest solange dieser anwesend ist. Mit eben diesen Freuden hat er sich auf einer Party in zweifelhaften Momenten filmen lassen - und mit den Aufnahmen wird er jetzt erpresst. Das ist praktisch die Ausgangslage von Staffel 1, wo die heile, glitzernde Fassade der beliebten Predigerfamilie immer mehr zu bröckeln beginnt und sich tiefe Abgründe dahinter offenbaren. Danny McBride reisst diese Fassade direkt mit der Offenbarung der Erpressung ein, doch wer vermutet, dass das schon alles gewesen sein könnte, der irrt sich. Sowohl Jesse als auch seine Geschwister reiten sich immer tiefer in Probleme hinein, legen immer mehr Geheimnisse offen. Das alles wird aber mit viel Witz erzählt, und immer wieder überrascht Danny McBride mit absurden Wendungen oder einfach mal unerwartet klaren und schroffen Ansagen der Figuren an die Mitmenschen drumherum. Noch eines drauf setzt McBride mit der Einführung der Figur Baby Billy Freeman, absolut großartig gespielt von Walton Goggins ("Justified"). Das ist der Schwager von Eli, der diesen hasst, weil er nach Ansicht von Baby Billy dessen Musikerkarriere zerstört hat. Quasi mittellos, landet er aber immer wieder bei Eli - dieses Mal, um in die Predigergeschäfte einzusteigen. Er bekommt seine Kirche in einem Einkaufszentrum und kann dort seine Show verwirklichen. Auch das geht natürlich nicht gut, und auch da verwickeln sich die Familienmitglieder wieder in Probleme. Diese ständigen Verwicklungen und Konflikte sind der eigentliche Spaß an der Serie - da interessiert am Ende fast schon gar nicht mehr, von wem Jesse erpresst wird (das ist sowieso schnell klar) oder wie's aufgelöst wird. Man freut sich einfach über die grotesken Einfälle von Danny McBride und über die teils derben Dialoge, in denen die Figuren immer diesen einen Schritt weiter gehen, als man es selbst für angemessen halten würde. Dazu kommt diese vollkommen ungenierte Zurschaustellung des Reichtums der Familie - sowohl nach außen (es kann jeder sehen, aber den Gemstones ist es egal) als auch nach innen (großartig, wie im Stil einer Untergrund-Organisation die Spendengelder direkt im dunklen Keller gezählt, verpackt und verstaut werden). "The Righteous Gemstones" profitiert auch davon, dass man nach dem einstündigen Piloten auf das klassische 30-Minuten-Comedyformat gegangen ist. Das macht's noch kurzweiliger und dichter. Wie schlecht auch immer die eigene Laune sein mag - nach einer Folge "The Righteous Gemstones" hat man definitiv wieder gute Laune. ]]> https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-the-righteous-gemstones/feed/ 0 170460 Japanische Netflix-Show „Old Enough!“ lässt Kleinkinder alleine einkaufen gehen https://www.serieslyawesome.tv/japanische-netflix-show-old-enough-laesst-kleinkinder-alleine-einkaufen-gehen/ https://www.serieslyawesome.tv/japanische-netflix-show-old-enough-laesst-kleinkinder-alleine-einkaufen-gehen/#respond Sat, 09 Jul 2022 06:27:02 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=170345 Vor einigen Wochen bin ich auf Twitter auf die Empfehlung gestoßen, nach "Old Enough!" auf Netflix zu suchen. Über das Schauen von "Stranger Things" und Co. dürfte man diese Sendung wohl kaum über den Algorithmus empfohlen bekommen, geht es darum zwar auch um Kinder, die über sich hinauswachsen, jedoch auf deutlich kleinerem und süßerem Niveau. In jeder Folge von "Old Enough!" macht ein kleines Kind (in der Regel zwischen drei und sechs Jahren) erstmals etwas alleine. Zum Beispiel der kleine Einkauf im lokalen Supermarkt. Dabei wird das verkabelte Kind von einem auf sicherer Distanz bleibendem Kamerateam begleitet, so dass wir zum einen alles mitbekommen, vor allem aber die Sicherheit des Kindes gewährleistet ist. Was folgt sind zuckersüße Selbstdialoge und der ein oder andere Moment kindlicher Unsicherheit. Hier ein kurzes Beispiel: Schön ist, dass viele der Folgen angenehm kurz und "snackbar" sind, mit gerade mal sieben bis elf Minuten Laufzeit. Andere gehen hoch bis 20, es bleibt also auch insgesamt eher kurzweilig. Ich habe bislang erst eine Hand voll Episoden gesehen, fand diese aber trotz der Tatsache, dass man Untertitel lesen muss, recht amüsant und positiv, die perfekte harmlose Unterhaltung vor dem Zubettgehen. Wobei man auch sagen muss, dass die als 2013 in Japan erschienen deklarierte Sendung teilweise sogar Clips aus noch früheren Jahren (ich meine, 2009 gesehen zu haben) zeigt, so dass die Bild-Qualität und der Aufbau nicht ganz modern wirkt. Das tut dem eigentlichen Kleinkind-Abenteuer jedoch keinen Abbruch. Tatsächlich läuft das im Original "はじめてのおつかい" ("Hajimete no Otsukai“, was soviel heißt wie "Mein erster Botengang“) betitelte Format bereits seit 1991 auf Nippon Television in Japan und wurde entsprechend nur von Netflix im Jahr 2022 lizensiert und international distribuiert. Als ich nach einem Trailer zur Sendung gesucht habe, habe ich mehrere Dinge gelernt. Erstens: Es gibt anscheinend auch neuere Adaptionen der Serie. Zweitens: Die Show ist zumindest in den USA wohl ein gigantischer Hit im Frühjahr gewesen (hier in Deutschland habe ich zunächst ohne wirkliche Suche in meiner persönlichen Bubble bis auf den Tweet so ziemlich nichts davon wahrnehmen können). Drittens: Gerade in den USA soll es wohl eine ziemliche Kontroverse um das Thema Erziehung gegeben haben. In diesem Nachrichtenbeitrag bekommt ihr neben dieser gesellschaftlichen Diskussion aber auch ein paar weitere Einblicke in das Format zu sehen:
"Japanese reality show 'Old Enough' is the latest streaming sensation that follows toddlers running errands without their parents. NBC’s Joe Fryer reports for TODAY on the growing debate over the new Netflix hit."
An sich kann ich verstehen, weshalb man denen könnte, dass kleine Kinder da nicht einfach alleine an Straßen entlang laufen sollen oder auch, dass sie psychisch überfordert sein könnten (nicht nur ob der Tatsache, auf sich allein gestellt zu sein, sondern auch bezüglich des ganzen Trubels um sie herum, mit dem Kamerateam und allem drum und dran. Aber zum einen scheint das oftmals in eher dörflichen Gegenden gedreht zu sein, das Kamerateam passt auf und vor allem sollte man den Eltern da entsprechend vertrauen, dass sie zum Beispiel wissen, dass das Kind problemlos dutzende Male diese Straße langgelaufen ist und das bestimmt alleine schafft. In unserer heutigen Zeit voller Helikopter-Eltern ist das vielleicht auch eine gewisse Art an Schocktherapie, die nicht schaden kann. Insgesamt sollte man "Old Enough!" eher als harmlose Unterhaltung ansehen, finde ich (aber wie gesagt, ich habe noch nicht alle Folgen gesehen, wäre es zu schlimm oder gar bereits etwas passiert, hätte man das Format aber bestimmt gar nicht erst aufgenommen). Es gab wohl ein Kind, das in der Sendung mitgemacht hatte, erwachsen wurde, selbst ein Kind bekam und dieses dann auch an der Sendung teilnehmen ließ - kann also nicht so schlimm gewesen sein. Hier der Direktlink zur Streamingseite, wo ihr aktuell insgesamt 20 Episoden von "Old Enough!" auf Netflix streamen könnt.

Bild: Netflix

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Vor einigen Wochen bin ich auf Twitter auf die Empfehlung gestoßen, nach "Old Enough!" auf Netflix zu suchen. Über das Schauen von "Stranger Things" und Co. dürfte man diese Sendung wohl kaum über den Algorithmus empfohlen bekommen, geht es darum zwar auch um Kinder, die über sich hinauswachsen, jedoch auf deutlich kleinerem und süßerem Niveau. In jeder Folge von "Old Enough!" macht ein kleines Kind (in der Regel zwischen drei und sechs Jahren) erstmals etwas alleine. Zum Beispiel der kleine Einkauf im lokalen Supermarkt. Dabei wird das verkabelte Kind von einem auf sicherer Distanz bleibendem Kamerateam begleitet, so dass wir zum einen alles mitbekommen, vor allem aber die Sicherheit des Kindes gewährleistet ist. Was folgt sind zuckersüße Selbstdialoge und der ein oder andere Moment kindlicher Unsicherheit. Hier ein kurzes Beispiel:
Schön ist, dass viele der Folgen angenehm kurz und "snackbar" sind, mit gerade mal sieben bis elf Minuten Laufzeit. Andere gehen hoch bis 20, es bleibt also auch insgesamt eher kurzweilig. Ich habe bislang erst eine Hand voll Episoden gesehen, fand diese aber trotz der Tatsache, dass man Untertitel lesen muss, recht amüsant und positiv, die perfekte harmlose Unterhaltung vor dem Zubettgehen. Wobei man auch sagen muss, dass die als 2013 in Japan erschienen deklarierte Sendung teilweise sogar Clips aus noch früheren Jahren (ich meine, 2009 gesehen zu haben) zeigt, so dass die Bild-Qualität und der Aufbau nicht ganz modern wirkt. Das tut dem eigentlichen Kleinkind-Abenteuer jedoch keinen Abbruch. Tatsächlich läuft das im Original "はじめてのおつかい" ("Hajimete no Otsukai“, was soviel heißt wie "Mein erster Botengang“) betitelte Format bereits seit 1991 auf Nippon Television in Japan und wurde entsprechend nur von Netflix im Jahr 2022 lizensiert und international distribuiert. Als ich nach einem Trailer zur Sendung gesucht habe, habe ich mehrere Dinge gelernt. Erstens: Es gibt anscheinend auch neuere Adaptionen der Serie. Zweitens: Die Show ist zumindest in den USA wohl ein gigantischer Hit im Frühjahr gewesen (hier in Deutschland habe ich zunächst ohne wirkliche Suche in meiner persönlichen Bubble bis auf den Tweet so ziemlich nichts davon wahrnehmen können). Drittens: Gerade in den USA soll es wohl eine ziemliche Kontroverse um das Thema Erziehung gegeben haben. In diesem Nachrichtenbeitrag bekommt ihr neben dieser gesellschaftlichen Diskussion aber auch ein paar weitere Einblicke in das Format zu sehen:
"Japanese reality show 'Old Enough' is the latest streaming sensation that follows toddlers running errands without their parents. NBC’s Joe Fryer reports for TODAY on the growing debate over the new Netflix hit."
An sich kann ich verstehen, weshalb man denen könnte, dass kleine Kinder da nicht einfach alleine an Straßen entlang laufen sollen oder auch, dass sie psychisch überfordert sein könnten (nicht nur ob der Tatsache, auf sich allein gestellt zu sein, sondern auch bezüglich des ganzen Trubels um sie herum, mit dem Kamerateam und allem drum und dran. Aber zum einen scheint das oftmals in eher dörflichen Gegenden gedreht zu sein, das Kamerateam passt auf und vor allem sollte man den Eltern da entsprechend vertrauen, dass sie zum Beispiel wissen, dass das Kind problemlos dutzende Male diese Straße langgelaufen ist und das bestimmt alleine schafft. In unserer heutigen Zeit voller Helikopter-Eltern ist das vielleicht auch eine gewisse Art an Schocktherapie, die nicht schaden kann. Insgesamt sollte man "Old Enough!" eher als harmlose Unterhaltung ansehen, finde ich (aber wie gesagt, ich habe noch nicht alle Folgen gesehen, wäre es zu schlimm oder gar bereits etwas passiert, hätte man das Format aber bestimmt gar nicht erst aufgenommen). Es gab wohl ein Kind, das in der Sendung mitgemacht hatte, erwachsen wurde, selbst ein Kind bekam und dieses dann auch an der Sendung teilnehmen ließ - kann also nicht so schlimm gewesen sein. Hier der Direktlink zur Streamingseite, wo ihr aktuell insgesamt 20 Episoden von "Old Enough!" auf Netflix streamen könnt.

Bild: Netflix

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https://www.serieslyawesome.tv/japanische-netflix-show-old-enough-laesst-kleinkinder-alleine-einkaufen-gehen/feed/ 0 170345
Serientipp: Pam & Tommy https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-pam-tommy/ https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-pam-tommy/#respond Thu, 30 Jun 2022 06:17:31 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=170001
Elisa Schittig lebt und arbeitet in Aschaffenburg. Sie hat deutsche und englische Literaturwissenschaft in Würzburg studiert und arbeitet nun im Marketing. Serien liebt sie schon seit Nickelodeon und hat darüber hinaus ein Faible für Bücher, Kino und Vinyl. Ihr Lieblingsserien sind "Fleabag", "Killing Eve", "High Fidelity" und "Big Little Lies". Für uns hat sie sich als Gastautorin die Serie "Pam & Tommy" genauer angeschaut und folgenden Serientipp geschrieben.
Es ist der vielleicht berühmteste Celebrity-Diebstahl der Welt. Und vermutlich der erste virale Videocontent im Internet, welches 1995 nun wirklich noch Neuland war. Die 8-teilige Hulu-Serie "Pam & Tommy" thematisiert den Sextape-Skandal und kommt dabei als geballte Ladung Sex, Drugs and Rock n Roll daher – eingefärbt in knallige 90er Nostalgie. Verkörpert wird das Skandal-Paar dabei von Sebastian Stan und Lily James. Allein deren glänzende Performances als wahre Ebenbilder von Pam und Tommy - ohne sie dabei zu karikieren - machen die Serie sehenswert. Outfits, Frisuren & Make-up, Web-Grafiken, Soundtrack und popkulturelle Referenzen tragen mit viel Liebe zum Detail den Rest zur gelungenen 90ies Inszenierung bei. Die Reise des berühmt-berüchtigten "Honeymoon-Tapes" von Tommys Tresor ins World Wide Web verfolgen wir in der Storyline von Rand Gauthier (Seth Rogan). Ein von Tommy Lee gefeuerter Zimmermann, der den besagten Safe in einem Racheakt aus der Anderson-Lee-Villa raubt. True Crime trifft hier auf Comedy. Denn dem unbeholfenen Rand geht bei seinem Clou so ziemlich alles schief. Er verdient quasi nichts am Verkauf des Bandes – erfindet aber mit dessen Verbreitung via Webpage unfreiwillig den Online-Porno. Pam and Tommy Rand Den Charakteren beim (langen) Laden von schlecht designten Webseiten zuzuschauen oder ihren Unterhaltungen über "dieses Internet" zu lauschen, ist aus heutiger Sicht kaum zu fassen und natürlich urkomisch. Aber nicht nur hier versuchen die Figuren über Phänomene zu sprechen, für die es damals noch keine Worte gab: Auch die aus jetziger Perspektive klare Misshandlung der Privatsphäre des Paars wird beleuchtet und es wird schmerzlich klar, wie tragisch und traumatisch die ganze Geschichte besonders für Pamela Anderson gewesen sein muss. Inmitten des Skandal-Trubels musste sie auch noch eine Fehlgeburt verarbeiten. Außerdem war der "Baywatch"-Star eigentlich gerade dabei, sich ernsteren Rollen zuzuwenden und ihr Playboy-Image abzustreifen – ein Vorhaben, dem das Sextape einen Strich durch die Rechnung macht. Während Tommy Lee als cooler Typ gefeiert wird, wird Pam zur Punchline. Was heutzutage klar als Verbrechen gelten würde, war in Pam und Tommys Ära einfach ein absolutes Novum. Pam and Tommy Pam Obwohl die Serie genau diese Doppelmoral deutlich anprangert und man als Zuschauer mit Pamela sympathisiert, wurden mit der Veröffentlichung auch kritische Stimmen laut. Angeblich hatte die echte Pamela Anderson der Serie wohl nie zugestimmt. Ist die Serie unterhaltsam? Auf jeden Fall! Hinterlässt die Tatsache, dass Pamelas Trauma hier gegen ihren Willen thematisiert wird, einen Nachgeschmack? Leider ja.

Bilder: Hulu

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Elisa Schittig lebt und arbeitet in Aschaffenburg. Sie hat deutsche und englische Literaturwissenschaft in Würzburg studiert und arbeitet nun im Marketing. Serien liebt sie schon seit Nickelodeon und hat darüber hinaus ein Faible für Bücher, Kino und Vinyl. Ihr Lieblingsserien sind "Fleabag", "Killing Eve", "High Fidelity" und "Big Little Lies". Für uns hat sie sich als Gastautorin die Serie "Pam & Tommy" genauer angeschaut und folgenden Serientipp geschrieben.
Es ist der vielleicht berühmteste Celebrity-Diebstahl der Welt. Und vermutlich der erste virale Videocontent im Internet, welches 1995 nun wirklich noch Neuland war. Die 8-teilige Hulu-Serie "Pam & Tommy" thematisiert den Sextape-Skandal und kommt dabei als geballte Ladung Sex, Drugs and Rock n Roll daher – eingefärbt in knallige 90er Nostalgie. Verkörpert wird das Skandal-Paar dabei von Sebastian Stan und Lily James. Allein deren glänzende Performances als wahre Ebenbilder von Pam und Tommy - ohne sie dabei zu karikieren - machen die Serie sehenswert. Outfits, Frisuren & Make-up, Web-Grafiken, Soundtrack und popkulturelle Referenzen tragen mit viel Liebe zum Detail den Rest zur gelungenen 90ies Inszenierung bei. Die Reise des berühmt-berüchtigten "Honeymoon-Tapes" von Tommys Tresor ins World Wide Web verfolgen wir in der Storyline von Rand Gauthier (Seth Rogan). Ein von Tommy Lee gefeuerter Zimmermann, der den besagten Safe in einem Racheakt aus der Anderson-Lee-Villa raubt. True Crime trifft hier auf Comedy. Denn dem unbeholfenen Rand geht bei seinem Clou so ziemlich alles schief. Er verdient quasi nichts am Verkauf des Bandes – erfindet aber mit dessen Verbreitung via Webpage unfreiwillig den Online-Porno. Pam and Tommy Rand Den Charakteren beim (langen) Laden von schlecht designten Webseiten zuzuschauen oder ihren Unterhaltungen über "dieses Internet" zu lauschen, ist aus heutiger Sicht kaum zu fassen und natürlich urkomisch. Aber nicht nur hier versuchen die Figuren über Phänomene zu sprechen, für die es damals noch keine Worte gab: Auch die aus jetziger Perspektive klare Misshandlung der Privatsphäre des Paars wird beleuchtet und es wird schmerzlich klar, wie tragisch und traumatisch die ganze Geschichte besonders für Pamela Anderson gewesen sein muss. Inmitten des Skandal-Trubels musste sie auch noch eine Fehlgeburt verarbeiten. Außerdem war der "Baywatch"-Star eigentlich gerade dabei, sich ernsteren Rollen zuzuwenden und ihr Playboy-Image abzustreifen – ein Vorhaben, dem das Sextape einen Strich durch die Rechnung macht. Während Tommy Lee als cooler Typ gefeiert wird, wird Pam zur Punchline. Was heutzutage klar als Verbrechen gelten würde, war in Pam und Tommys Ära einfach ein absolutes Novum. Pam and Tommy Pam Obwohl die Serie genau diese Doppelmoral deutlich anprangert und man als Zuschauer mit Pamela sympathisiert, wurden mit der Veröffentlichung auch kritische Stimmen laut. Angeblich hatte die echte Pamela Anderson der Serie wohl nie zugestimmt. Ist die Serie unterhaltsam? Auf jeden Fall! Hinterlässt die Tatsache, dass Pamelas Trauma hier gegen ihren Willen thematisiert wird, einen Nachgeschmack? Leider ja.

Bilder: Hulu

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https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-pam-tommy/feed/ 0 170001
Serientipp: Parallel Worlds (Disney+) https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-parallel-worlds-disney/ https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-parallel-worlds-disney/#comments Mon, 06 Jun 2022 06:08:13 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=166214 Damit beschäftigt sich die Serie ausführlich, und im Prinzip ist es ganz spannend, die Bemühungen zu verfolgen. Im Fokus stehen die vier Freunde Samuel, Bilal, Romane und Victor, die eine Geburtstagsparty in einem Bunker feiern. Als das Experiment fehl schlägt, verschwinden plötzlich Bilal, Romane und Victor, bei Sam taucht stattdessen ein älterer Mann auf. Der scheint Bilal aus einer anderen Zeit zu sein. Parallel dazu sind Victor und Romane in einer anderen Welt unterwegs, wo Sam und Bilal verschwunden sind. Bei einem weiteren Experiment werden die Linien wieder gekreuzt, so dass die mittlerweile älteren Victor und Romane in der uns bekannten Zeitlinie auftauchen. Ein erneuter Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Das ist an sich ein spannender Ansatz, wie ich finde. Auch der weitere Umgang mit den Ereignissen finde ich interessant. Hier wird nämlich einmal nicht darauf geachtet, dass man in einer anderen Zeit nichts verändern sollte, Stichwort Butterfly-Effekt. Im Gegenteil: Offensichtlich ist der ältere Bilal nur deswegen zurückgekommen, um etwas zu ändern, und auch seine Mutter Sofia schickt sich munter Nachrichten durch die Zeiten. Romane selbst versucht die Zeit zu beeinflussen, Victor entwickelt derweil übernatürliche Kräfte. Das wirkt dann alles etwas verwirrend, weil man nicht genau weiß, warum wer welche Kräfte hat, was mit aktuell veränderten Ereignissen in der Zukunft passiert, und wie das alles wieder eingerenkt werden soll. Und, wie gesagt - geht das überhaupt? Sofia experimentiert damit, ist aber nicht immer erfolgreich. Trotzdem bringt sie alle Kinder zusammen zu einem weiteren Versuch. Das klappt, alle befinden sich wieder in der normalen Zeitlinie, und die Dinge scheinen sich normal weiter zu entwickeln. Was mit den Ereignissen aus den anderen Parallelzeiten oder -welten passiert, wird nicht aufgelöst, auch kein Worten zu den Kräften der Kinder aus den alternativen Linien. Bevor man da jetzt zu enttäuscht vor dem Bildschirm sitzt - mit einer letzten Aktion wird diese Szenerie dann doch noch gerettet, weswegen ich "Parallel Worlds" durchaus als Serientipp empfehlen kann. Denn: Alle erinnern sich plötzlich an die Ereignisse, und das eröffnet natürlich enormes Potenzial für eine 2. Staffel. Aus der Perspektiven hat die Serie sehr viele Fährten gelegt, auf die sich die Serie in Staffel 2 begeben könnte. Ein Blick in die 15 Jahre später liegende Welt von Bilal zum Beispiel, die Erforschung der Kräfte von Victor und Romane, oder auch noch ganz andere Entwicklungen. Insgesamt fand ich die sechs Folgen recht spannend und abwechslungsreich. Klar, die erwähnten Widersprüche klären sich nicht alle auf, manches wirkt unlogisch, und vom Setting her richtet sich "Parallel Worlds" vermutlich auch eher an ein Teenager-Publikum, aber auch Erwachsene können ruhig einen Blick auf die Serie werfen. Wie gesagt, zusammen mit einer 2. Staffel kann aus "Parallel Worlds" noch richtig was werden.

Bilder: Disney

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Damit beschäftigt sich die Serie ausführlich, und im Prinzip ist es ganz spannend, die Bemühungen zu verfolgen. Im Fokus stehen die vier Freunde Samuel, Bilal, Romane und Victor, die eine Geburtstagsparty in einem Bunker feiern. Als das Experiment fehl schlägt, verschwinden plötzlich Bilal, Romane und Victor, bei Sam taucht stattdessen ein älterer Mann auf. Der scheint Bilal aus einer anderen Zeit zu sein. Parallel dazu sind Victor und Romane in einer anderen Welt unterwegs, wo Sam und Bilal verschwunden sind. Bei einem weiteren Experiment werden die Linien wieder gekreuzt, so dass die mittlerweile älteren Victor und Romane in der uns bekannten Zeitlinie auftauchen. Ein erneuter Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Das ist an sich ein spannender Ansatz, wie ich finde. Auch der weitere Umgang mit den Ereignissen finde ich interessant. Hier wird nämlich einmal nicht darauf geachtet, dass man in einer anderen Zeit nichts verändern sollte, Stichwort Butterfly-Effekt. Im Gegenteil: Offensichtlich ist der ältere Bilal nur deswegen zurückgekommen, um etwas zu ändern, und auch seine Mutter Sofia schickt sich munter Nachrichten durch die Zeiten. Romane selbst versucht die Zeit zu beeinflussen, Victor entwickelt derweil übernatürliche Kräfte. Das wirkt dann alles etwas verwirrend, weil man nicht genau weiß, warum wer welche Kräfte hat, was mit aktuell veränderten Ereignissen in der Zukunft passiert, und wie das alles wieder eingerenkt werden soll. Und, wie gesagt - geht das überhaupt? Sofia experimentiert damit, ist aber nicht immer erfolgreich. Trotzdem bringt sie alle Kinder zusammen zu einem weiteren Versuch. Das klappt, alle befinden sich wieder in der normalen Zeitlinie, und die Dinge scheinen sich normal weiter zu entwickeln. Was mit den Ereignissen aus den anderen Parallelzeiten oder -welten passiert, wird nicht aufgelöst, auch kein Worten zu den Kräften der Kinder aus den alternativen Linien. Bevor man da jetzt zu enttäuscht vor dem Bildschirm sitzt - mit einer letzten Aktion wird diese Szenerie dann doch noch gerettet, weswegen ich "Parallel Worlds" durchaus als Serientipp empfehlen kann. Denn: Alle erinnern sich plötzlich an die Ereignisse, und das eröffnet natürlich enormes Potenzial für eine 2. Staffel. Aus der Perspektiven hat die Serie sehr viele Fährten gelegt, auf die sich die Serie in Staffel 2 begeben könnte. Ein Blick in die 15 Jahre später liegende Welt von Bilal zum Beispiel, die Erforschung der Kräfte von Victor und Romane, oder auch noch ganz andere Entwicklungen. Insgesamt fand ich die sechs Folgen recht spannend und abwechslungsreich. Klar, die erwähnten Widersprüche klären sich nicht alle auf, manches wirkt unlogisch, und vom Setting her richtet sich "Parallel Worlds" vermutlich auch eher an ein Teenager-Publikum, aber auch Erwachsene können ruhig einen Blick auf die Serie werfen. Wie gesagt, zusammen mit einer 2. Staffel kann aus "Parallel Worlds" noch richtig was werden.

Bilder: Disney

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Review: Heartstopper – Staffel 1 https://www.serieslyawesome.tv/review-heartstopper-staffel-1/ https://www.serieslyawesome.tv/review-heartstopper-staffel-1/#respond Wed, 04 May 2022 06:09:07 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=163124 Ich muss zugeben, ich habe schon lange nicht mehr eine so herzerwärmende Serie gesehen. Man kommt aus dem primeln gar nicht mehr raus, wenn man Charlie und seine Freunde durch ihren Alltag an der Truham Grammar School begleitet. Die Serie "Hearstopper" ist eine fabelhafte Umsetzung der gleichnamigen Graphic Novel von Autorin Alice Oseman (Partnerlink). Zugegebenermaßen bin ich immer etwas skeptisch, wenn es an die filmische Umsetzung von Büchern geht, aber "Heartstopper" hat mich so positiv überrascht. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass mit der Graphic Novel bereits eine gute Grundlage für eine Verfilmung geschaffen wurde, da Szenen aus den Büchern tatsächlich eins zu eins in die Serie übernommen werden konnten.

Der Graphic-Novel-Vibe ist bezaubernd

Was mir persönlich besonders an der Serie gefallen hat, ist, wie eben bereits erwähnt, die tolle Umsetzung der originalen Graphic Novel. Hierbei sticht für mich neben der Storyline besonders die Montage heraus. Diese spielt zwischendurch mit kleinen grafischen Elementen, die Zeichnungen aus dem Buch nachempfunden sind. Sei es eine laue Brise, die Blätter durch die Luft wirbelt oder ein paar Herzen, die zwischen den Charakteren aufploppen. Auch die Spliscreens verzaubern mit ihrem Comic-Charme und geben der Serie für mich einen erfrischend neuen Charme und die Aufteilung der Serie in die gleichen Kapitel wie im Buch, ist durchaus gelungen. So begleiten wir Charlie und Nick durch die verschiedenen Phasen ihrer Beziehung zueinander. Jedes Kapitel bekommt in der Serie eine eigene Episode und so ist die Serie tatsächlich fast die bewegte Graphic Novel, die wir Kapitel für Kapitel oder eben Episode für Episode anschauen können.

Repräsentation ist wichtig!

Warum Repräsentation von queeren Charakteren in Serien wichtig ist, habe ich bereits vor einer Weile in einem Kommentar erwähnt. Auch wenn es in "Heartstopper" im Grunde genommen darum geht, wie Nick seine eigene Sexualität findet und somit seine Liebe zu Charlie eingesteht, wirkt das Thema nicht sonderlich aufdringlich. Es wird nicht auf Kraft versucht, eine queere Show zu produzieren, in "Heartstopper" wirkt es einfach natürlich. Du begleitest nicht einen Haufen queerer Kids mit queeren Problemen, sondern vielmehr einfach ein paar Jugendliche auf ihrem Weg, erwachsen zu werden und sich das erste Mal zu verlieben. Der Fakt, dass die Charaktere hierbei nicht in das heteronormative Schema passen, ist fast hintergründig. Die Serie bleibt trotz ernsterer Themen zwischendurch doch durchaus positiv und gibt einem ein gutes Gefühl. Auf den sozialen Netzwerken machte dieser Post dazu die Runde, und ehrlich gesagt, könnte ich es nicht besser zusammenfassen: https://www.instagram.com/p/Ccxgab6Iwmj/

Die Musik!!!

Adiescar Chase hat exzellente Arbeit geleistet, was die Zusammenstellung der Playlist bei "Heartstopper" angeht! So gut wie jede:r europäische queere Künstler:in ist vertreten. Sei es girl in red, Wolf Alice, beabadoobee, Baby Queen oder andere Künstler:innen. Die Playlist liest sich wie ein Who is Who von Musiker:innen, die in der queeren Community ganz hoch im Kurs stehen. Ich als große Musikliebhaberin achte immer besonders auf gute musikalische Untermalung in Serien und liebe es, wenn ich durch Serien auch neue Songs entdecken kann. Bei "Heartstopper" jedoch hat mich die Auswahl an bekannten Songs begeistert, da sie einfach genau das Flair der Serie und der jeweiligen Szenen einfangen.

Gesamtbewertung

Alles in Allem möchte ich gar nicht zu sehr spoilern, denn ich möchte euch allen viel lieber ans Herz legen, diese Serie selbst zu sehen. Ich war jedenfalls hin und weg. Deswegen bekommt "Heartstopper" von mir auch tatsächlich die höchstmögliche Bewertung, auch wenn ich erst etwas mit mir ringen musste. Schließlich ist es eine sehr kurze Serie, so sonderlich viel passiert irgendwie nicht, wenn man genau darüber nachdenkt.
[Rating:5/5]
Aber am Ende war genau das der ausschlaggebende Punkt. "Heartstopper" ist nicht mit einer besonders ausgefallenen Story überladen, es ist keine Schule, an der Dinge passieren, wo sich jeder normale Mensch fragt, wie das alles passieren kann (siehe "Riverdale" oder "Euphoria", was nicht heißen soll, dass die beiden Serien schlecht sind, sie haben nur einen anderen Charme). "Heartstopper" begeistertet mit seiner Einfachheit, seinem beschwingten Charme und wundervollen Charakteren. Nicht umsonst wird die Serie in den sozialen Netzwerken schon als eine DER neuen queeren Serien gehandelt.

Bilder: Netflix

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Ich muss zugeben, ich habe schon lange nicht mehr eine so herzerwärmende Serie gesehen. Man kommt aus dem primeln gar nicht mehr raus, wenn man Charlie und seine Freunde durch ihren Alltag an der Truham Grammar School begleitet. Die Serie "Hearstopper" ist eine fabelhafte Umsetzung der gleichnamigen Graphic Novel von Autorin Alice Oseman (Partnerlink). Zugegebenermaßen bin ich immer etwas skeptisch, wenn es an die filmische Umsetzung von Büchern geht, aber "Heartstopper" hat mich so positiv überrascht. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass mit der Graphic Novel bereits eine gute Grundlage für eine Verfilmung geschaffen wurde, da Szenen aus den Büchern tatsächlich eins zu eins in die Serie übernommen werden konnten.

Der Graphic-Novel-Vibe ist bezaubernd

Was mir persönlich besonders an der Serie gefallen hat, ist, wie eben bereits erwähnt, die tolle Umsetzung der originalen Graphic Novel. Hierbei sticht für mich neben der Storyline besonders die Montage heraus. Diese spielt zwischendurch mit kleinen grafischen Elementen, die Zeichnungen aus dem Buch nachempfunden sind. Sei es eine laue Brise, die Blätter durch die Luft wirbelt oder ein paar Herzen, die zwischen den Charakteren aufploppen. Auch die Spliscreens verzaubern mit ihrem Comic-Charme und geben der Serie für mich einen erfrischend neuen Charme und die Aufteilung der Serie in die gleichen Kapitel wie im Buch, ist durchaus gelungen. So begleiten wir Charlie und Nick durch die verschiedenen Phasen ihrer Beziehung zueinander. Jedes Kapitel bekommt in der Serie eine eigene Episode und so ist die Serie tatsächlich fast die bewegte Graphic Novel, die wir Kapitel für Kapitel oder eben Episode für Episode anschauen können.

Repräsentation ist wichtig!

Warum Repräsentation von queeren Charakteren in Serien wichtig ist, habe ich bereits vor einer Weile in einem Kommentar erwähnt. Auch wenn es in "Heartstopper" im Grunde genommen darum geht, wie Nick seine eigene Sexualität findet und somit seine Liebe zu Charlie eingesteht, wirkt das Thema nicht sonderlich aufdringlich. Es wird nicht auf Kraft versucht, eine queere Show zu produzieren, in "Heartstopper" wirkt es einfach natürlich. Du begleitest nicht einen Haufen queerer Kids mit queeren Problemen, sondern vielmehr einfach ein paar Jugendliche auf ihrem Weg, erwachsen zu werden und sich das erste Mal zu verlieben. Der Fakt, dass die Charaktere hierbei nicht in das heteronormative Schema passen, ist fast hintergründig. Die Serie bleibt trotz ernsterer Themen zwischendurch doch durchaus positiv und gibt einem ein gutes Gefühl. Auf den sozialen Netzwerken machte dieser Post dazu die Runde, und ehrlich gesagt, könnte ich es nicht besser zusammenfassen: https://www.instagram.com/p/Ccxgab6Iwmj/

Die Musik!!!

Adiescar Chase hat exzellente Arbeit geleistet, was die Zusammenstellung der Playlist bei "Heartstopper" angeht! So gut wie jede:r europäische queere Künstler:in ist vertreten. Sei es girl in red, Wolf Alice, beabadoobee, Baby Queen oder andere Künstler:innen. Die Playlist liest sich wie ein Who is Who von Musiker:innen, die in der queeren Community ganz hoch im Kurs stehen. Ich als große Musikliebhaberin achte immer besonders auf gute musikalische Untermalung in Serien und liebe es, wenn ich durch Serien auch neue Songs entdecken kann. Bei "Heartstopper" jedoch hat mich die Auswahl an bekannten Songs begeistert, da sie einfach genau das Flair der Serie und der jeweiligen Szenen einfangen.

Gesamtbewertung

Alles in Allem möchte ich gar nicht zu sehr spoilern, denn ich möchte euch allen viel lieber ans Herz legen, diese Serie selbst zu sehen. Ich war jedenfalls hin und weg. Deswegen bekommt "Heartstopper" von mir auch tatsächlich die höchstmögliche Bewertung, auch wenn ich erst etwas mit mir ringen musste. Schließlich ist es eine sehr kurze Serie, so sonderlich viel passiert irgendwie nicht, wenn man genau darüber nachdenkt.
[Rating:5/5]
Aber am Ende war genau das der ausschlaggebende Punkt. "Heartstopper" ist nicht mit einer besonders ausgefallenen Story überladen, es ist keine Schule, an der Dinge passieren, wo sich jeder normale Mensch fragt, wie das alles passieren kann (siehe "Riverdale" oder "Euphoria", was nicht heißen soll, dass die beiden Serien schlecht sind, sie haben nur einen anderen Charme). "Heartstopper" begeistertet mit seiner Einfachheit, seinem beschwingten Charme und wundervollen Charakteren. Nicht umsonst wird die Serie in den sozialen Netzwerken schon als eine DER neuen queeren Serien gehandelt.

Bilder: Netflix

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Review: Severance – Staffel 1 https://www.serieslyawesome.tv/review-severance-staffel-1/ https://www.serieslyawesome.tv/review-severance-staffel-1/#comments Fri, 08 Apr 2022 13:23:36 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=161539 Wow... Ich habe gerade das Finale der ersten Staffel "Serverance" gesehen und habe noch immer Gänsehaut (entschuldigt daher bitte Vertipper im möglichst schnell heruntergeschriebenen Text...). Das soll schon einmal direkt zum Einstieg belegen, dass es sich bei "Severance" um einen absoluten Serientipp und definitiv ein Highlight des Serienjahres 2022 handelt! Ich bin sehr happy darüber, dass mich mein Gefühl beim Aufkommen der ersten Infos zur Serie nicht getrübt hat. In diesem Spoiler-armen Review möchte ich euch sagen, weshalb ihr die Apple-Serie unbedingt schauen solltet. Weiter unten habe ich Details zur Handlung entsprechend verborgen, so dass ihr sie nur auf Wunsch zu sehen bekommt.

"Black Mirror" lässt grüßen

In meinem ausführlichen Review zur Pilotfolge hatte ich bereits einige Aspekte angesprochen, die auch für die ganze Staffel gelten. Die Ausgangslage von "Severance" liest sich wie die Zusammenfassung einer Folge "Black Mirror“: Angestellte des Unternehmens Lumon haben sich dem sogenannten Severance-Verfahren unterziehen lassen, so dass ihr Arbeits- und Privatleben gedanklich getrennt voneinander existieren. Das bedeutet, dass das Arbeits-Ich sich nicht an private Dinge erinnern und somit von all den tollen Freizeit-Sachen ablenken lassen kann, wohingegen das Privat-Ich sich nicht mit lästigen Arbeits-Dingen beschäftigen muss. Während der Fahrstuhlfahrt zu Arbeitsbeginn respektive Feierabend wird der gedankliche Schalter mittels eines Chips im Kopf umgeklappt. Ist das etwa die ultimative Lösung für die perfekte Work-Life-Balance nach der wir alle streben?! Naja, nicht ganz. Wie so oft steckt hinter der auf dem Papier verheißungsvoll klingenden Idee ein großer Haufen komplizierter Konsequenzen.
„I guess this is the part where I tell you to go to hell, but you are already here.“ (Helly)

So schön bizarr!

Die meisten Pressebilder zu "Severance" zeigen das Büro-Setting, dabei könnt ihr Gedanken an "The Office“, "Stromberg" oder "Parks and Recreation" sofort ad acta legen trotz des Mitwirkens des großartig agierenden Adam Scott. Der spielt Mark S., einen Anzug tragenden Büro-Angestellten, der... nun ja, so richtig weiß er auch nicht, was er da macht, aber sagen wir mal so: was mit Zahlen. Surrealität, Retro-Charme und Minimalismus prägen den Arbeitsalltag unserer "Innies" - so nennen sich die Arbeits-Ichs der Severance-Personen, "Outies" werden die privaten Freizeit-Ichs genannt, die über das Severance-Verfahren bestimmt haben. Gedanklich ist man getrennt, so dass nicht nur wir Zuschauer:innen interessiert daran sind, wie das Leben der anderen Variante wohl aussehen mag. Als Belohnung für besonders gute Arbeit bekommen die Innies manchmal kleine, abstrakt formulierte Informationsfetzen über ihre Outies vorgelesen. Ähnlich ergeht es auch hier uns Zuschauenden. Vor allem in der ersten Folge werden lauter Fragen aufgeworfen, aber auch wenn danach mit der Zeit einzelne zumindest ansatzweise beantwortet werden, kommen immer neue auf. Fragezeichen und Ansatzpunkte, sich seine eigenen Theorien zu spinnen. Neugierde ist allgemein ein treibender Faktor in "Severance“, das nicht einfach nur passives Popcorn-Fernsehen ist, sondern einem viel mehr gibt, so man sich darauf einlässt. Und dann ergeben sich immer mehr Ebenen, zweifelt man plötzlich alles an und weiß nicht mehr, was man glauben kann und was nicht nicht. Vor allem ist "Severance" aber auch visuell richtig schön gestaltet. Die Mixtur aus topmoderner Technologie und Retro-Einrichtung im Büro wirkt surreal, was nur noch durch das im sterilen Weiß gehaltenen Labyrinth der Flure übertroffen wird. Dabei werden die absurden Prozesse und Strukturen der Firma Lumon wahrhaft zelebriert. Inhaltlich lässt sich da auch ganz viel Kritik am Firmen-Fanatismus moderner Arbeitskulturen ableiten. Aber auch fernab der Bedeutung sind die Cinematography sowie der Detailgrad und die Durchdachtheit der Ausgestaltung auf sehr hohem Niveau. Das beginnt bereits beim wunderschön animierten Intro, das nicht nur aus CGI-Sicht hervorragend ist, sondern auch inhaltlich so viele Aspekte der Serie perfekt aufgreift und zu visualisieren weiß. Aber auch die auf Symmetrie achtende Bildauswahl, die bedachten Kamerafahrten und vor allem der Einsatz von Dynamiken weiß zu überzeugen. Das legt sich dann auch im Wechselspiel zwischen der Innie-Arbeitswelt und der Outie-Privatwelt dar und bietet Raum für wechselnde Tempi im Verlauf der anziehenden Story.

Die Moral von der spannenden Geschichte

Durch die Klavierklänge der Titelmelodie kamen mir beim Intro bereits erste gedankliche Ansätze zu "Westworld" auf, aber auch inhaltlich gibt es die ein oder andere Parallele zwischen den beiden Serien. Auch "Serverance" schafft es, moralische Fragen aufzuwerfen. In wie fern darf man einen Innie "erschaffen" und ihn in ein Büro "einsperren“, das er nie verlassen kann? Was macht es mit einem emotional, wenn man Stunden seines Tages verliert? Was sind die Gründe, weshalb man ein Severance-Verfahren überhaupt auf sich nehmen sollte? Die Serie schafft es zudem auch aufgrund der getrennten Personen-Strukturen erzählerische Optionen abseits der realen Logik zu generieren. Im Verlauf der Staffel ergeben sich viele neue Aspekte, die Raum für Spekulationen und komplexes Storytelling ermöglichen (beispielsweise die verschiedenen Chip-Modi abseits des "Overtime“-Programmes, die auf diverse mentale Manipulations-Möglichkeiten hinweisen). Und letztlich ist man dann vielleicht sogar ein ganz klein bisschen früh über den eigenen Beruf, den man ausübt, bzw. vor allem, dass man sich ganztägig an alles erinnern kann, was man so tut und denkt und weiß. [php function=1] Und dann wäre da noch die Spannung. So langsam aber sicher legt sich die Gänsehaut bei mir, aber noch immer rattert der Kopf. Da der Haupt-Cast recht überschaubar ist, bauen wir schnell eine Verbindung zu Figuren auf. Das intensiviert sich und spätestens nach der Finalfolge bangt man mit und möchte einigen nur das Allerbeste und anderen eher das Gegenteil wünschen. Das liegt auch am starken Schauspiel des kompletten Casts. Neben Adam Scott möchte ich dabei vor allem Britt Lower hervorheben, die fantastische Dinge mit der Figur Helly R. anstellt. Zach Cherry schafft als Dylan auflockernde Elemente und ist vermutlich noch der Normalste im Haufen lauter zumindest mal seltsam anmutender Charaktere, allen voran Tramell Tillman als Milkshake Milchick, Dichen Lachman als Ms. Casey oder auch Christopher Walken als Burt. Ach, eigentlich könnte man sie alle hier aufführen!
"Work’s just work, right?" (Mark)
Dabei hat "Severance" aber auch durchaus seine Momente zum Schmunzeln. Die allgemeine Stimmung ist schon eher dem Drama bis Thriller zuzuordnen, aber durch unvorhergesehene Entwicklungen (oder allgemein) verwirrte Personen bieten genauso Auflockerung, wie das beinahe ironisch dargebotene schriftliche Werk von Marks Schwager. Au weia...

Besorgniserregende Muster

Ein paar kleine Schwächen hat die erste Staffel "Severance" dann aber doch auch aufgezeigt. Vereinzelt haben manche kleinere Handlungen nicht immer Sinn ergeben, was aber meist im Moment vernachlässigbar war. Neben der Tatsache, dass nach der sehr starken ersten Folgen ein minimaler Hänger (auf hohem Niveau) erfolgte, hat mich vor allem eine Sache gestört: Die Innies werden quasi bei sämtlichen Aktivitäten am Bildschirm überwacht, aber ihr ganzes Treiben Richtung Ende der Staffel bleibt komplett unbemerkt? Das macht wenig Sinn. Auch wenn man einiges dabei noch mit der Entlassung von Cobel argumentieren könnte, wirkte Milchick auf mich, als würde er den ganzen Tag über nichts anderes machen. Aber noch ist uns vieles von Lumon verborgen geblieben, statt dem "Truman Show“-schen Einzel-Experiment, das ich erst annahm, scheinen wir es hier mit einer breiter angelegten Geschichte zu tun zu haben.
"I am certain you will remain with me in spirit, in some deep and yet completely unaccessible corner of my mind." (Burt)
Die negativen Punkte sind aber wirklich rar gesät und schmälern kaum den großartigen Gesamteindruck, den "Severance" bei mir hat hinterlassen können. Darauf eine Waffle-Party?
[Rating:4.5/5]
"Severance" ist eine Serie wie keine andere. Und das ist nicht nur auf dieses Serienjahr bezogen, sondern auf TV-Unterhaltung allgemein. Endlich bekommen wir mal wieder ein vor Originalität und Kreativität strotzendes Stück Serienkunst präsentiert, das Anhänger:innen vieler Genres zusammenbringen dürfte. Das neue "Westworld“, wenn man so will. Noch hat die Serie leider nicht ganz die Aufmerksamkeit erhalten, die sie zweifelsohne verdient hätte. Also schaut sie euch an! Ist die Grundidee der Geschichte bereits interessant, weiß "Severance" sogar darüber hinaus mit smartem Storytelling, gutem Cast und schöner Ästhetik zu überzeugen. Dan Erickson hat ein fantastisches Drehbuch geschaffen, das von Co-Produzent und -Regisseur Ben Stiller hervorragend umgesetzt worden ist. Es gibt ganz minimale Abzüge, die eine perfekte Bewertung von fünf Kronen zunichte machen, aber ich wäre überrascht, wenn im Laufe des Jahres noch eine andere Serienproduktion daher käme, die "Severance" meinen persönlichen Titel des Neustarts des Jahres 2022 streitig machen könnte. Der Auftakt ist super, das Finale noch besser - absoluter Serientipp! Ich bin übrigens sehr froh darüber, dass die Serie wöchentlich ausgestrahlt worden ist. So hat sich nicht nur die Wirkung der Produktion richtig entfalten können, so wurden auch Gedankenströme angestoßen und man konnte sich besser mit Leuten über diese großartige Serie austauschen, die parallel zu einem geschaut haben. Da kam beinahe so etwas wie Fernsehfeeling von "damals" auf... Das waren zwar leider noch erschreckend wenige Leute, aber ich bin mir sicher, dass "Severance" in Zukunft noch gewaltigen Zuspruch erhalten wird.

2. Staffel von "Severance“?

Aufmerksame Blog-Leser:innen haben bereits mitbekommen, dass eine zweite Staffel von "Severance" bereits offiziell bestellt worden ist! Das hat Apple bereits kurz vor Ablauf der ersten Staffel bekanntgegeben. Erfreulich dabei ist, dass die Serie von vornherein auf mehrere Staffeln ausgelegt wurde, so dass wir zumindest für nächstes Jahr nochmal durchdachte Serien-Unterhaltung erwarten dürften. Dazu scheint es wohl statt neun dann sogar zehn Folgen zu geben. Ick freu mir! Inhaltlich ist nach dem Cliffhanger-Ende der ersten Staffel eh klar, dass es weiter gehen muss. Am besten sofort! Was passiert bloß mit den Ziegen?! Wir dürften wohl alle viele Fragen haben, aber so eine Zeit zwischen den Staffeln bietet ja auch Gelegenheit, die eigenen Gedanken zu ordnen und wilde Theorien zu spinnen. Nächstes Jahr können wir dann schauen, wie vieles davon falsch gewesen ist...

Bilder: Apple TV+

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Wow... Ich habe gerade das Finale der ersten Staffel "Serverance" gesehen und habe noch immer Gänsehaut (entschuldigt daher bitte Vertipper im möglichst schnell heruntergeschriebenen Text...). Das soll schon einmal direkt zum Einstieg belegen, dass es sich bei "Severance" um einen absoluten Serientipp und definitiv ein Highlight des Serienjahres 2022 handelt! Ich bin sehr happy darüber, dass mich mein Gefühl beim Aufkommen der ersten Infos zur Serie nicht getrübt hat. In diesem Spoiler-armen Review möchte ich euch sagen, weshalb ihr die Apple-Serie unbedingt schauen solltet. Weiter unten habe ich Details zur Handlung entsprechend verborgen, so dass ihr sie nur auf Wunsch zu sehen bekommt.

"Black Mirror" lässt grüßen

In meinem ausführlichen Review zur Pilotfolge hatte ich bereits einige Aspekte angesprochen, die auch für die ganze Staffel gelten. Die Ausgangslage von "Severance" liest sich wie die Zusammenfassung einer Folge "Black Mirror“: Angestellte des Unternehmens Lumon haben sich dem sogenannten Severance-Verfahren unterziehen lassen, so dass ihr Arbeits- und Privatleben gedanklich getrennt voneinander existieren. Das bedeutet, dass das Arbeits-Ich sich nicht an private Dinge erinnern und somit von all den tollen Freizeit-Sachen ablenken lassen kann, wohingegen das Privat-Ich sich nicht mit lästigen Arbeits-Dingen beschäftigen muss. Während der Fahrstuhlfahrt zu Arbeitsbeginn respektive Feierabend wird der gedankliche Schalter mittels eines Chips im Kopf umgeklappt. Ist das etwa die ultimative Lösung für die perfekte Work-Life-Balance nach der wir alle streben?! Naja, nicht ganz. Wie so oft steckt hinter der auf dem Papier verheißungsvoll klingenden Idee ein großer Haufen komplizierter Konsequenzen.
„I guess this is the part where I tell you to go to hell, but you are already here.“ (Helly)

So schön bizarr!

Die meisten Pressebilder zu "Severance" zeigen das Büro-Setting, dabei könnt ihr Gedanken an "The Office“, "Stromberg" oder "Parks and Recreation" sofort ad acta legen trotz des Mitwirkens des großartig agierenden Adam Scott. Der spielt Mark S., einen Anzug tragenden Büro-Angestellten, der... nun ja, so richtig weiß er auch nicht, was er da macht, aber sagen wir mal so: was mit Zahlen. Surrealität, Retro-Charme und Minimalismus prägen den Arbeitsalltag unserer "Innies" - so nennen sich die Arbeits-Ichs der Severance-Personen, "Outies" werden die privaten Freizeit-Ichs genannt, die über das Severance-Verfahren bestimmt haben. Gedanklich ist man getrennt, so dass nicht nur wir Zuschauer:innen interessiert daran sind, wie das Leben der anderen Variante wohl aussehen mag. Als Belohnung für besonders gute Arbeit bekommen die Innies manchmal kleine, abstrakt formulierte Informationsfetzen über ihre Outies vorgelesen. Ähnlich ergeht es auch hier uns Zuschauenden. Vor allem in der ersten Folge werden lauter Fragen aufgeworfen, aber auch wenn danach mit der Zeit einzelne zumindest ansatzweise beantwortet werden, kommen immer neue auf. Fragezeichen und Ansatzpunkte, sich seine eigenen Theorien zu spinnen. Neugierde ist allgemein ein treibender Faktor in "Severance“, das nicht einfach nur passives Popcorn-Fernsehen ist, sondern einem viel mehr gibt, so man sich darauf einlässt. Und dann ergeben sich immer mehr Ebenen, zweifelt man plötzlich alles an und weiß nicht mehr, was man glauben kann und was nicht nicht. Vor allem ist "Severance" aber auch visuell richtig schön gestaltet. Die Mixtur aus topmoderner Technologie und Retro-Einrichtung im Büro wirkt surreal, was nur noch durch das im sterilen Weiß gehaltenen Labyrinth der Flure übertroffen wird. Dabei werden die absurden Prozesse und Strukturen der Firma Lumon wahrhaft zelebriert. Inhaltlich lässt sich da auch ganz viel Kritik am Firmen-Fanatismus moderner Arbeitskulturen ableiten. Aber auch fernab der Bedeutung sind die Cinematography sowie der Detailgrad und die Durchdachtheit der Ausgestaltung auf sehr hohem Niveau. Das beginnt bereits beim wunderschön animierten Intro, das nicht nur aus CGI-Sicht hervorragend ist, sondern auch inhaltlich so viele Aspekte der Serie perfekt aufgreift und zu visualisieren weiß. Aber auch die auf Symmetrie achtende Bildauswahl, die bedachten Kamerafahrten und vor allem der Einsatz von Dynamiken weiß zu überzeugen. Das legt sich dann auch im Wechselspiel zwischen der Innie-Arbeitswelt und der Outie-Privatwelt dar und bietet Raum für wechselnde Tempi im Verlauf der anziehenden Story.

Die Moral von der spannenden Geschichte

Durch die Klavierklänge der Titelmelodie kamen mir beim Intro bereits erste gedankliche Ansätze zu "Westworld" auf, aber auch inhaltlich gibt es die ein oder andere Parallele zwischen den beiden Serien. Auch "Serverance" schafft es, moralische Fragen aufzuwerfen. In wie fern darf man einen Innie "erschaffen" und ihn in ein Büro "einsperren“, das er nie verlassen kann? Was macht es mit einem emotional, wenn man Stunden seines Tages verliert? Was sind die Gründe, weshalb man ein Severance-Verfahren überhaupt auf sich nehmen sollte? Die Serie schafft es zudem auch aufgrund der getrennten Personen-Strukturen erzählerische Optionen abseits der realen Logik zu generieren. Im Verlauf der Staffel ergeben sich viele neue Aspekte, die Raum für Spekulationen und komplexes Storytelling ermöglichen (beispielsweise die verschiedenen Chip-Modi abseits des "Overtime“-Programmes, die auf diverse mentale Manipulations-Möglichkeiten hinweisen). Und letztlich ist man dann vielleicht sogar ein ganz klein bisschen früh über den eigenen Beruf, den man ausübt, bzw. vor allem, dass man sich ganztägig an alles erinnern kann, was man so tut und denkt und weiß. [php function=1] Und dann wäre da noch die Spannung. So langsam aber sicher legt sich die Gänsehaut bei mir, aber noch immer rattert der Kopf. Da der Haupt-Cast recht überschaubar ist, bauen wir schnell eine Verbindung zu Figuren auf. Das intensiviert sich und spätestens nach der Finalfolge bangt man mit und möchte einigen nur das Allerbeste und anderen eher das Gegenteil wünschen. Das liegt auch am starken Schauspiel des kompletten Casts. Neben Adam Scott möchte ich dabei vor allem Britt Lower hervorheben, die fantastische Dinge mit der Figur Helly R. anstellt. Zach Cherry schafft als Dylan auflockernde Elemente und ist vermutlich noch der Normalste im Haufen lauter zumindest mal seltsam anmutender Charaktere, allen voran Tramell Tillman als Milkshake Milchick, Dichen Lachman als Ms. Casey oder auch Christopher Walken als Burt. Ach, eigentlich könnte man sie alle hier aufführen!
"Work’s just work, right?" (Mark)
Dabei hat "Severance" aber auch durchaus seine Momente zum Schmunzeln. Die allgemeine Stimmung ist schon eher dem Drama bis Thriller zuzuordnen, aber durch unvorhergesehene Entwicklungen (oder allgemein) verwirrte Personen bieten genauso Auflockerung, wie das beinahe ironisch dargebotene schriftliche Werk von Marks Schwager. Au weia...

Besorgniserregende Muster

Ein paar kleine Schwächen hat die erste Staffel "Severance" dann aber doch auch aufgezeigt. Vereinzelt haben manche kleinere Handlungen nicht immer Sinn ergeben, was aber meist im Moment vernachlässigbar war. Neben der Tatsache, dass nach der sehr starken ersten Folgen ein minimaler Hänger (auf hohem Niveau) erfolgte, hat mich vor allem eine Sache gestört: Die Innies werden quasi bei sämtlichen Aktivitäten am Bildschirm überwacht, aber ihr ganzes Treiben Richtung Ende der Staffel bleibt komplett unbemerkt? Das macht wenig Sinn. Auch wenn man einiges dabei noch mit der Entlassung von Cobel argumentieren könnte, wirkte Milchick auf mich, als würde er den ganzen Tag über nichts anderes machen. Aber noch ist uns vieles von Lumon verborgen geblieben, statt dem "Truman Show“-schen Einzel-Experiment, das ich erst annahm, scheinen wir es hier mit einer breiter angelegten Geschichte zu tun zu haben.
"I am certain you will remain with me in spirit, in some deep and yet completely unaccessible corner of my mind." (Burt)
Die negativen Punkte sind aber wirklich rar gesät und schmälern kaum den großartigen Gesamteindruck, den "Severance" bei mir hat hinterlassen können. Darauf eine Waffle-Party?
[Rating:4.5/5]
"Severance" ist eine Serie wie keine andere. Und das ist nicht nur auf dieses Serienjahr bezogen, sondern auf TV-Unterhaltung allgemein. Endlich bekommen wir mal wieder ein vor Originalität und Kreativität strotzendes Stück Serienkunst präsentiert, das Anhänger:innen vieler Genres zusammenbringen dürfte. Das neue "Westworld“, wenn man so will. Noch hat die Serie leider nicht ganz die Aufmerksamkeit erhalten, die sie zweifelsohne verdient hätte. Also schaut sie euch an! Ist die Grundidee der Geschichte bereits interessant, weiß "Severance" sogar darüber hinaus mit smartem Storytelling, gutem Cast und schöner Ästhetik zu überzeugen. Dan Erickson hat ein fantastisches Drehbuch geschaffen, das von Co-Produzent und -Regisseur Ben Stiller hervorragend umgesetzt worden ist. Es gibt ganz minimale Abzüge, die eine perfekte Bewertung von fünf Kronen zunichte machen, aber ich wäre überrascht, wenn im Laufe des Jahres noch eine andere Serienproduktion daher käme, die "Severance" meinen persönlichen Titel des Neustarts des Jahres 2022 streitig machen könnte. Der Auftakt ist super, das Finale noch besser - absoluter Serientipp! Ich bin übrigens sehr froh darüber, dass die Serie wöchentlich ausgestrahlt worden ist. So hat sich nicht nur die Wirkung der Produktion richtig entfalten können, so wurden auch Gedankenströme angestoßen und man konnte sich besser mit Leuten über diese großartige Serie austauschen, die parallel zu einem geschaut haben. Da kam beinahe so etwas wie Fernsehfeeling von "damals" auf... Das waren zwar leider noch erschreckend wenige Leute, aber ich bin mir sicher, dass "Severance" in Zukunft noch gewaltigen Zuspruch erhalten wird.

2. Staffel von "Severance“?

Aufmerksame Blog-Leser:innen haben bereits mitbekommen, dass eine zweite Staffel von "Severance" bereits offiziell bestellt worden ist! Das hat Apple bereits kurz vor Ablauf der ersten Staffel bekanntgegeben. Erfreulich dabei ist, dass die Serie von vornherein auf mehrere Staffeln ausgelegt wurde, so dass wir zumindest für nächstes Jahr nochmal durchdachte Serien-Unterhaltung erwarten dürften. Dazu scheint es wohl statt neun dann sogar zehn Folgen zu geben. Ick freu mir! Inhaltlich ist nach dem Cliffhanger-Ende der ersten Staffel eh klar, dass es weiter gehen muss. Am besten sofort! Was passiert bloß mit den Ziegen?! Wir dürften wohl alle viele Fragen haben, aber so eine Zeit zwischen den Staffeln bietet ja auch Gelegenheit, die eigenen Gedanken zu ordnen und wilde Theorien zu spinnen. Nächstes Jahr können wir dann schauen, wie vieles davon falsch gewesen ist...

Bilder: Apple TV+

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https://www.serieslyawesome.tv/review-severance-staffel-1/feed/ 6 161539
Web-Serientipp: Saubere Sache https://www.serieslyawesome.tv/web-serientipp-saubere-sache/ https://www.serieslyawesome.tv/web-serientipp-saubere-sache/#respond Fri, 18 Mar 2022 11:45:24 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=160093 Bereits im Herbst 2020 ging im Rahmen der WDR Serienchallenge die Pilotfolge zu „Saubere Sache“ an den Start. Hier durften die Zuschauer:innen über zwei neue Comedy-Formate abstimmen. Die Idee von Drehbuchautor Michael Gantenberg und Regisseur André Erkau bekam grünes Licht und konnte damit die erste Staffel der reizenden Story produzieren, die komplett in einem Waschsalon in Köln angesiedelt ist. Mit acht kurzen Episoden, die weniger als 10 Minuten Laufzeit haben, liefern die Macher:innen mit ihrer Webserie heiteren Spaß für zwischendurch oder zum Durchbingen.

Darum geht’s

Paula, verkörpert von „Pastewka“-Star Cristina Do Rego, ist Mitte/Ende Zwanzig und weiß noch immer nicht recht was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Das Jurastudium hat sie abgebrochen, um sich mehr oder minder ihren Traum vom eigenen Café zu erfüllen. In einem gemütlichen Waschsalon lernt sie den ebenfalls desorientierten Juri ("Tatort"-Darsteller Ben Münchow) kennen und beide treffen allwöchentlich beim Waschen aufeinander. Sie erzählen sich von ihren Flirterfahrungen in Zeiten des Onlinedatings, von ihren Verhältnissen zu ihren Familien und ihren persönlichen Nöten. Aber ganz ehrlich scheinen die beiden nicht immer zueinander zu sein. Erschwerend kommt hinzu das ständig jemand Neues im Salon auftaucht und sie aus dem Gespräch zieht. Ob waschechte Celebreties wie Schauspielgröße Benno Fürmann, ein brotloser Künstler (Samuel Finzi) oder eine bedürftige Rollstuhlfahrerin (Caroline Frier).

Das ist so toll daran

Dank der kurzen Laufzeit lässt sich die Serie fix weggucken, ohne dass je Langeweile aufkommt. Das liegt aber nicht nur an der Dauer der Folgen, sondern ist vor allem dem gut aufgelegten Cast zu verdanken. Cristina und Ben haben eine wunderbare Chemie miteinander, die sich automatisch auch auf das Publikum überträgt. Wenn Juri mal wieder Paula eine Lüge auftischt, dann wünscht man sich insgeheim, dass er doch endlich den Mut aufbringt seine wahren Gedanken mit Paula zu teilen.
"Ich lüge ja für `n guten Zweck." – Juri
Ohne die üblichen Klischees einer romantischen Komödie zu bedienen, setzt die Serie mehr auf subtile Anspielungen und realistische Gespräche. Hinzu kommen in jeder Episode neue und witzige Einfälle, die für allerlei Situationskomik sorgen. So bittet gleich in der allerersten Folge eine Dame die beiden darum auf eine mysteriöse Schachtel aufzupassen. Das Rätsel um den Inhalt wird allerdings erst in der letzten Folge auf bewegende Weise offenbart. Missverständnisse mit anderen Kund:innen und Bekannten, die sich zum Cast gesellen hellen die Momente auf und legen den beiden immer wieder ein neues Hindernis in den Weg. Ob ein verschwundener Geldbeutel in dem der Stand-Up-Comedian Khalid Bounouar involviert zu sein scheint, eine signierte Platte der britischen Poprock-Band The Cure, die immer noch im Besitz von Paulas verstorbenem Ex ist oder der Besuch einer Influencerin (Zsá Zsá Inci Bürkle), die gekonnt die Stereotypen ihrer Zunft aushebelt. In diesem Salon ist stets was los. Saubere Sache Das kammerspielartige Setting und die überschaubare Anzahl an Schauspieler:innen dürften nicht nur die Dreharbeiten in Pandemiezeiten erleichtert haben, sondern machen auch den ganz besonderen Charme der Serie aus. Dazu kommt ein unaufdringlicher Humor, der weniger auf plumpe Gags setzt, sondern mit tiefgehendem Witz die Lachmuskeln kitzelt. Und gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen, sorgt „Saubere Sache“ für unbeschwerte Zerstreuung. Also, schmeißt die Waschmaschine an und lernt diese schrulligen Charaktere im Schnelldurchlauf kennen. „Saubere Sache“ ist ab dem 23. März in der ARD Mediathek abrufbar.

Bilder: WDR/ Coin GmbH/ Tom Trambow

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Bereits im Herbst 2020 ging im Rahmen der WDR Serienchallenge die Pilotfolge zu „Saubere Sache“ an den Start. Hier durften die Zuschauer:innen über zwei neue Comedy-Formate abstimmen. Die Idee von Drehbuchautor Michael Gantenberg und Regisseur André Erkau bekam grünes Licht und konnte damit die erste Staffel der reizenden Story produzieren, die komplett in einem Waschsalon in Köln angesiedelt ist. Mit acht kurzen Episoden, die weniger als 10 Minuten Laufzeit haben, liefern die Macher:innen mit ihrer Webserie heiteren Spaß für zwischendurch oder zum Durchbingen.

Darum geht’s

Paula, verkörpert von „Pastewka“-Star Cristina Do Rego, ist Mitte/Ende Zwanzig und weiß noch immer nicht recht was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Das Jurastudium hat sie abgebrochen, um sich mehr oder minder ihren Traum vom eigenen Café zu erfüllen. In einem gemütlichen Waschsalon lernt sie den ebenfalls desorientierten Juri ("Tatort"-Darsteller Ben Münchow) kennen und beide treffen allwöchentlich beim Waschen aufeinander. Sie erzählen sich von ihren Flirterfahrungen in Zeiten des Onlinedatings, von ihren Verhältnissen zu ihren Familien und ihren persönlichen Nöten. Aber ganz ehrlich scheinen die beiden nicht immer zueinander zu sein. Erschwerend kommt hinzu das ständig jemand Neues im Salon auftaucht und sie aus dem Gespräch zieht. Ob waschechte Celebreties wie Schauspielgröße Benno Fürmann, ein brotloser Künstler (Samuel Finzi) oder eine bedürftige Rollstuhlfahrerin (Caroline Frier).

Das ist so toll daran

Dank der kurzen Laufzeit lässt sich die Serie fix weggucken, ohne dass je Langeweile aufkommt. Das liegt aber nicht nur an der Dauer der Folgen, sondern ist vor allem dem gut aufgelegten Cast zu verdanken. Cristina und Ben haben eine wunderbare Chemie miteinander, die sich automatisch auch auf das Publikum überträgt. Wenn Juri mal wieder Paula eine Lüge auftischt, dann wünscht man sich insgeheim, dass er doch endlich den Mut aufbringt seine wahren Gedanken mit Paula zu teilen.
"Ich lüge ja für `n guten Zweck." – Juri
Ohne die üblichen Klischees einer romantischen Komödie zu bedienen, setzt die Serie mehr auf subtile Anspielungen und realistische Gespräche. Hinzu kommen in jeder Episode neue und witzige Einfälle, die für allerlei Situationskomik sorgen. So bittet gleich in der allerersten Folge eine Dame die beiden darum auf eine mysteriöse Schachtel aufzupassen. Das Rätsel um den Inhalt wird allerdings erst in der letzten Folge auf bewegende Weise offenbart. Missverständnisse mit anderen Kund:innen und Bekannten, die sich zum Cast gesellen hellen die Momente auf und legen den beiden immer wieder ein neues Hindernis in den Weg. Ob ein verschwundener Geldbeutel in dem der Stand-Up-Comedian Khalid Bounouar involviert zu sein scheint, eine signierte Platte der britischen Poprock-Band The Cure, die immer noch im Besitz von Paulas verstorbenem Ex ist oder der Besuch einer Influencerin (Zsá Zsá Inci Bürkle), die gekonnt die Stereotypen ihrer Zunft aushebelt. In diesem Salon ist stets was los. Saubere Sache Das kammerspielartige Setting und die überschaubare Anzahl an Schauspieler:innen dürften nicht nur die Dreharbeiten in Pandemiezeiten erleichtert haben, sondern machen auch den ganz besonderen Charme der Serie aus. Dazu kommt ein unaufdringlicher Humor, der weniger auf plumpe Gags setzt, sondern mit tiefgehendem Witz die Lachmuskeln kitzelt. Und gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen, sorgt „Saubere Sache“ für unbeschwerte Zerstreuung. Also, schmeißt die Waschmaschine an und lernt diese schrulligen Charaktere im Schnelldurchlauf kennen. „Saubere Sache“ ist ab dem 23. März in der ARD Mediathek abrufbar.

Bilder: WDR/ Coin GmbH/ Tom Trambow

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Review: The Afterparty – Staffel 1 https://www.serieslyawesome.tv/review-the-afterparty-staffel-1/ https://www.serieslyawesome.tv/review-the-afterparty-staffel-1/#respond Thu, 17 Mar 2022 16:41:55 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=160054 Von Ende Januar bis Anfang März wurden auf Apple TV+ die insgesamt acht Folgen der neuen Dramedy-Serie "The Afterparty" veröffentlicht und ich kann euch das Einschalten nur wärmstens empfehlen! Das Großartige am orginellen Erzähl-Setting ist, dass das Format quasi für Fans sämtlicher Genres etwas ist, wird doch jede Folge (zu Teilen) in einem anderen Stil erzählt. Seit dem ersten Teaser des Apple Originals wusste ich, dass das einer der Neustarts des Jahres 2022 werden könnte und ich wurde nicht enttäuscht. Hier mein spoilerarmes Serientipp-Staffelreview!

Ein Mord, viele Sichtweisen

Die grundlegende Story ist schnell erklärt: Popstar Xavier wird im Zuge einer Party in seinem Anwesen tot aufgefunden und es stellt sich die Frage, welche der Anwesenden verantwortlich für den Mord ist? Die Polizei rückt ein und versucht den Fall mittels Einzelbefragungen zu klären - ein klassisches "Whodunit?" also? Nicht ganz. Christopher Miller ("The LEGO Movie“) inszeniert nämlich jede Zeugenaussage in einem einzelnen Genre. So bekommen wir jede Folge eine etwas andere Serie zu sehen, die zudem mit einigen weiteren spannenden Kniffen arbeitet. Die "Afterparty" findet nach einem Klassentreffen des Abgangsjahres 2006 statt. Vielleicht ist das für mich als 2005er Abschlussjahrgang alleine schon aufgrund der Lebenssituation der Charaktere passend... Jedenfalls finden sich alle ein bisschen anders im Leben wieder, als sie es vor knapp 15 Jahren gedacht hätten. Und wie sich herausstellt hegen alle einen gewissen Groll oder zumindest mal Neid gegenüber Xavier, dem großen Star, der mit Helikopter zur Party erscheint. "The Afterparty" schafft es ganz gut, aufzuzeigen, mit welchen Problemen und ganz eigenen Hindernissen Menschen zu kämpfen haben und dass alle Leute ihre ganz eigene Sicht der Dinge haben. Leute, die auf Anschlussfehler achten, müssen sich immer vor Augen halten, dass hier ja bewusst unterschiedliche subjektive Fassungen eines Abends abgegeben werden - die können auch mal variieren. Auch inhaltlich.
Die große Besonderheit ist aber vor allem der Wechsel in der Aufmachung, der für kurzweilige Abwechslung und Neugierde sorgt. Jede Folge gibt es die Aussage einer Person im jeweils zum Charakter passenden Genre zu sehen. Action, Musical oder auch (seichter) Horror - dabei wird größenteils gekonnt mit Klischees gespielt und alles mit Humor genommen. Man könnte hier kritisieren, dass man die Teile noch klarer und ohne Kompromisse hätte inszenieren können, letztlich will "The Afterparty" aber auch zu Teilen Comedy sein und so folgen dann eben doch alle Folgen in gewisser Weise einem durchgehenden Grundton. Das wird vor allem unterstützt, indem wir nicht die kompletten Folgen in anderen Genres zu sehen bekommen, sondern lediglich die Teile, in denen Charaktere von ihren Erinnerungen berichten. Dazwischen wird immer wieder in das "reale" Jetzt-Stadium gewechselt, um Neben-Geschichte fortzuführen und uns Verschnaufpausen zu gönnen.

Gut gespielt und schön bebildert

Die Genre-Darstellungen fand ich teilweise ein bisschen plump umgesetzt, insgesamt hat mir das aber gefallen. Vor allem Folge Sechs ("Zoë“) hat mir stilistisch sehr gefallen, wobei ich gerade mit Blick auf mit Blick auf die IMDb-Wertungen sehe, dass ich damit wohl alleine stehe... Jedenfalls wird mit abgeänderten Visuals, anderer Bildfilter und Kameraperspektiven gespielt, so dass wir uns stets in anders produzierten Formaten wähnen. Letztlich ist das immer mal etwas drüber und überzeichnet, das passt aber in das Setting, dass ja die Figuren selbst ihre Geschichten erzählen und entsprechend dick auftragen und nicht immer konsequent dabei sind. Gefallen hat mir auch der Cast. An Tiffany Haddish als aufgedrehte Detective Danner musste ich mich erstmal gewöhnen, aber John Early ist meist als ausgleichender Detective Culp zur Stelle. Vor allem Sam Richardson als der herzliche Aniq hat mir gefallen, was nicht nur im Zusammenspiel mit seinem Schwarm Zoe Chao (Zoë) sondern auch mit seinem Bromance-Partner Ben Schwartz (Yasper) zu Szenen mit richtig guter Chemie geführt hat. Ansonsten wäre natürlich noch Dave Franco als der exzentrische Popstar Xavier zu nennen - das dürfte ihm viel Spaß bereitet haben, diese überzogene Rolle zu spielen. Der Rest bleibt zugegeben etwas blass, was entweder an nicht ganz stimmigen Rollenportraits oder schlicht zurückgezogenen Charakteren liegt. Oder, dass man sich einfach nicht an seinen Namen erinnern kann, ähem... Dafür gibt es Gaststars wie Will Forte zu sehen!

Indizien für kleinere Schwächen

"The Afterparty" hat aber auch ein paar Schwächen. Einige sind wie gesagt noch unter den Mantel der Inszenierung zu kehren, so dass Zeugenaussagen überdreht sein dürfen und der Comedy-Anstrich des Formates nicht zu hundert Prozent konsequente Umsetzungen verzeiht. Allerdings gibt es auch einige Aspekte abseits der Befragungen, die zumindest mal unklar erscheinen. Die Party ist gigantische, inklusive Catering-Team vor Ort, aber zum Zeitpunkt der Befragung sind dann nur noch unter zehn Leuten vor Ort? Das wird einmal ganz kurz mit "plötzlich waren alle weg" angeschnitten, aber Sinn hat das nicht gemacht, vor allem war das einfach unnötig, man hätte es auch direkt kleiner halten können. Auch muss ich gestehen, dass ich den Humor nicht immer als passend empfand. Vor allem zu Beginn wirkt "The Afterparty" noch etwas... billig. Nicht billig-billig, aber den Comedy-Faktor bekommt man vor allem durch Tolpatschigkeit und eine gewisse Rumpeligkeit in der Erzählung mit. Nach einer Weile fängt es sich (oder ich habe mich schlicht an den Stil gewöhnt...?), so dass auch einige Schmunzler und "Luft durch die Nase ausstoß“-Momente bei mir aufgekommen sind. Wirklich große Lacher sollte man aber nicht erwarten, das ist eben keine reine Comedy, das ist aber auch okay so. Dafür war es insgesamt stimmig miteinander verwoben und auch die abschließende Auflösung des Falles hat mich persönlich zufrieden gestellt. "The Afterparty" schafft es ganz gut, dass man die ganze Zeit mit überlegt, wer es denn nun gewesen sein könnte, so dass die Neugier einen dazu bringt, weiter zu schauen. Das ist bei acht jeweils knapp halbstündigen Episoden auch super in Kürze absolvierbar!
[Rating:4/5]
Insgesamt hat mir "The Afterparty" gut gefallen! An einigen Stellen wirkt es etwas holprig, so dass es vielleicht nicht DIE Serie des Jahres 2022 wird, aber mit Sicherheit einer der originellsten Neustarts. Das Spiel mit den unterschiedlichen Erzähl-Techniken bleibt kurzweilig und vor allem bis in kleine Details umgesetzt, der Crime-Fall selbst schafft auch Spannung und Neugierde und die Charaktere sind gut gezeichnet, wenn auch teilweise etwas drüber. Mit den gerade mal knapp vier Stunden Laufzeit ist "The Afterparty" jedenfalls eine gelungene Abwechslung für das Einerlei, das sich sonst häufig auf der Watchlist befindet. Hier noch der großartige Track "Imma Live Forever" von Xavier, der zum Abspann ertönt und sogar ein eigenes Musikvideo erhalten hat:

Staffel 2 von "The Afterparty“?

Wem diese Staffel gefallen hat, kann beruhigt sein: Apple hat bereits eine zweite Staffel offiziell bekanntgegeben. Oder so ähnlich:
https://twitter.com/AppleTVPlus/status/1499165508020555777
Ja, da muss man schon ein bisschen rätseln, um auf "The Afterparty Season Two" zu kommen... Ich freue mich aber sehr darüber, dass es weitergehen wird! Noch frage ich mich jedoch, wie viel Anthologie-Anteil eine zweite Staffel der Serie wohl haben wird? Bekommen wir einen weiteren Fall der Detectives Danner und Culp zu sehen oder gibt es gar einen komplett neuen Cast? Ich würde auf Ersteres tippen, hat man so doch auch genug Möglichkeiten, einen starken neuen Cast zu präsentieren und interessante Geschichten zu erzählen. Es bleibt spannend!

Bilder: Apple TV+

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Von Ende Januar bis Anfang März wurden auf Apple TV+ die insgesamt acht Folgen der neuen Dramedy-Serie "The Afterparty" veröffentlicht und ich kann euch das Einschalten nur wärmstens empfehlen! Das Großartige am orginellen Erzähl-Setting ist, dass das Format quasi für Fans sämtlicher Genres etwas ist, wird doch jede Folge (zu Teilen) in einem anderen Stil erzählt. Seit dem ersten Teaser des Apple Originals wusste ich, dass das einer der Neustarts des Jahres 2022 werden könnte und ich wurde nicht enttäuscht. Hier mein spoilerarmes Serientipp-Staffelreview!

Ein Mord, viele Sichtweisen

Die grundlegende Story ist schnell erklärt: Popstar Xavier wird im Zuge einer Party in seinem Anwesen tot aufgefunden und es stellt sich die Frage, welche der Anwesenden verantwortlich für den Mord ist? Die Polizei rückt ein und versucht den Fall mittels Einzelbefragungen zu klären - ein klassisches "Whodunit?" also? Nicht ganz. Christopher Miller ("The LEGO Movie“) inszeniert nämlich jede Zeugenaussage in einem einzelnen Genre. So bekommen wir jede Folge eine etwas andere Serie zu sehen, die zudem mit einigen weiteren spannenden Kniffen arbeitet. Die "Afterparty" findet nach einem Klassentreffen des Abgangsjahres 2006 statt. Vielleicht ist das für mich als 2005er Abschlussjahrgang alleine schon aufgrund der Lebenssituation der Charaktere passend... Jedenfalls finden sich alle ein bisschen anders im Leben wieder, als sie es vor knapp 15 Jahren gedacht hätten. Und wie sich herausstellt hegen alle einen gewissen Groll oder zumindest mal Neid gegenüber Xavier, dem großen Star, der mit Helikopter zur Party erscheint. "The Afterparty" schafft es ganz gut, aufzuzeigen, mit welchen Problemen und ganz eigenen Hindernissen Menschen zu kämpfen haben und dass alle Leute ihre ganz eigene Sicht der Dinge haben. Leute, die auf Anschlussfehler achten, müssen sich immer vor Augen halten, dass hier ja bewusst unterschiedliche subjektive Fassungen eines Abends abgegeben werden - die können auch mal variieren. Auch inhaltlich.
Die große Besonderheit ist aber vor allem der Wechsel in der Aufmachung, der für kurzweilige Abwechslung und Neugierde sorgt. Jede Folge gibt es die Aussage einer Person im jeweils zum Charakter passenden Genre zu sehen. Action, Musical oder auch (seichter) Horror - dabei wird größenteils gekonnt mit Klischees gespielt und alles mit Humor genommen. Man könnte hier kritisieren, dass man die Teile noch klarer und ohne Kompromisse hätte inszenieren können, letztlich will "The Afterparty" aber auch zu Teilen Comedy sein und so folgen dann eben doch alle Folgen in gewisser Weise einem durchgehenden Grundton. Das wird vor allem unterstützt, indem wir nicht die kompletten Folgen in anderen Genres zu sehen bekommen, sondern lediglich die Teile, in denen Charaktere von ihren Erinnerungen berichten. Dazwischen wird immer wieder in das "reale" Jetzt-Stadium gewechselt, um Neben-Geschichte fortzuführen und uns Verschnaufpausen zu gönnen.

Gut gespielt und schön bebildert

Die Genre-Darstellungen fand ich teilweise ein bisschen plump umgesetzt, insgesamt hat mir das aber gefallen. Vor allem Folge Sechs ("Zoë“) hat mir stilistisch sehr gefallen, wobei ich gerade mit Blick auf mit Blick auf die IMDb-Wertungen sehe, dass ich damit wohl alleine stehe... Jedenfalls wird mit abgeänderten Visuals, anderer Bildfilter und Kameraperspektiven gespielt, so dass wir uns stets in anders produzierten Formaten wähnen. Letztlich ist das immer mal etwas drüber und überzeichnet, das passt aber in das Setting, dass ja die Figuren selbst ihre Geschichten erzählen und entsprechend dick auftragen und nicht immer konsequent dabei sind. Gefallen hat mir auch der Cast. An Tiffany Haddish als aufgedrehte Detective Danner musste ich mich erstmal gewöhnen, aber John Early ist meist als ausgleichender Detective Culp zur Stelle. Vor allem Sam Richardson als der herzliche Aniq hat mir gefallen, was nicht nur im Zusammenspiel mit seinem Schwarm Zoe Chao (Zoë) sondern auch mit seinem Bromance-Partner Ben Schwartz (Yasper) zu Szenen mit richtig guter Chemie geführt hat. Ansonsten wäre natürlich noch Dave Franco als der exzentrische Popstar Xavier zu nennen - das dürfte ihm viel Spaß bereitet haben, diese überzogene Rolle zu spielen. Der Rest bleibt zugegeben etwas blass, was entweder an nicht ganz stimmigen Rollenportraits oder schlicht zurückgezogenen Charakteren liegt. Oder, dass man sich einfach nicht an seinen Namen erinnern kann, ähem... Dafür gibt es Gaststars wie Will Forte zu sehen!

Indizien für kleinere Schwächen

"The Afterparty" hat aber auch ein paar Schwächen. Einige sind wie gesagt noch unter den Mantel der Inszenierung zu kehren, so dass Zeugenaussagen überdreht sein dürfen und der Comedy-Anstrich des Formates nicht zu hundert Prozent konsequente Umsetzungen verzeiht. Allerdings gibt es auch einige Aspekte abseits der Befragungen, die zumindest mal unklar erscheinen. Die Party ist gigantische, inklusive Catering-Team vor Ort, aber zum Zeitpunkt der Befragung sind dann nur noch unter zehn Leuten vor Ort? Das wird einmal ganz kurz mit "plötzlich waren alle weg" angeschnitten, aber Sinn hat das nicht gemacht, vor allem war das einfach unnötig, man hätte es auch direkt kleiner halten können. Auch muss ich gestehen, dass ich den Humor nicht immer als passend empfand. Vor allem zu Beginn wirkt "The Afterparty" noch etwas... billig. Nicht billig-billig, aber den Comedy-Faktor bekommt man vor allem durch Tolpatschigkeit und eine gewisse Rumpeligkeit in der Erzählung mit. Nach einer Weile fängt es sich (oder ich habe mich schlicht an den Stil gewöhnt...?), so dass auch einige Schmunzler und "Luft durch die Nase ausstoß“-Momente bei mir aufgekommen sind. Wirklich große Lacher sollte man aber nicht erwarten, das ist eben keine reine Comedy, das ist aber auch okay so. Dafür war es insgesamt stimmig miteinander verwoben und auch die abschließende Auflösung des Falles hat mich persönlich zufrieden gestellt. "The Afterparty" schafft es ganz gut, dass man die ganze Zeit mit überlegt, wer es denn nun gewesen sein könnte, so dass die Neugier einen dazu bringt, weiter zu schauen. Das ist bei acht jeweils knapp halbstündigen Episoden auch super in Kürze absolvierbar!
[Rating:4/5]
Insgesamt hat mir "The Afterparty" gut gefallen! An einigen Stellen wirkt es etwas holprig, so dass es vielleicht nicht DIE Serie des Jahres 2022 wird, aber mit Sicherheit einer der originellsten Neustarts. Das Spiel mit den unterschiedlichen Erzähl-Techniken bleibt kurzweilig und vor allem bis in kleine Details umgesetzt, der Crime-Fall selbst schafft auch Spannung und Neugierde und die Charaktere sind gut gezeichnet, wenn auch teilweise etwas drüber. Mit den gerade mal knapp vier Stunden Laufzeit ist "The Afterparty" jedenfalls eine gelungene Abwechslung für das Einerlei, das sich sonst häufig auf der Watchlist befindet. Hier noch der großartige Track "Imma Live Forever" von Xavier, der zum Abspann ertönt und sogar ein eigenes Musikvideo erhalten hat:

Staffel 2 von "The Afterparty“?

Wem diese Staffel gefallen hat, kann beruhigt sein: Apple hat bereits eine zweite Staffel offiziell bekanntgegeben. Oder so ähnlich:
https://twitter.com/AppleTVPlus/status/1499165508020555777
Ja, da muss man schon ein bisschen rätseln, um auf "The Afterparty Season Two" zu kommen... Ich freue mich aber sehr darüber, dass es weitergehen wird! Noch frage ich mich jedoch, wie viel Anthologie-Anteil eine zweite Staffel der Serie wohl haben wird? Bekommen wir einen weiteren Fall der Detectives Danner und Culp zu sehen oder gibt es gar einen komplett neuen Cast? Ich würde auf Ersteres tippen, hat man so doch auch genug Möglichkeiten, einen starken neuen Cast zu präsentieren und interessante Geschichten zu erzählen. Es bleibt spannend!

Bilder: Apple TV+

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https://www.serieslyawesome.tv/review-the-afterparty-staffel-1/feed/ 0 160054
Serientipp: Diener des Volkes (mit Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj) https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-diener-des-volkes-mit-ukraine-praesident-wolodymyr-selenskyj/ https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-diener-des-volkes-mit-ukraine-praesident-wolodymyr-selenskyj/#respond Sun, 27 Feb 2022 10:55:06 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=158860 "The Simpsons" schon häufiger erlebt. Es gibt aber auch einen ganz aktuellen Fall einer Serie, die man aktuell in der arte Mediathek findet und die mitunter bemerkenswerte Parallelen zur derzeit leider traurigen Realität hat: "Diener des Volkes" (im Original "Sluga Naroda)" mit dem amtierenden ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Die Idee der Serie: Der Geschichtslehrer Wassyl Petrowitsch Holoborodko, gespielt eben von Wolodymyr Selenskyj, steigert sich im Unterricht in eine Schimpftirade über die ukrainische Politik hinein und wird dabei von einem seiner Schüler gefilmt, der die Szene ins Internet stellt. Der sonst eher unscheinbare und wenig aufregende Pädagoge wird zum Internetstar, und in der Folge aufgrund seiner recht einfach wirkenden Art zum Politikstar. Korrupte Politiker erkennen in dem angesagten Mann die perfekte Möglichkeit, eine Marionette auf den Präsidenten Stuhl zu hieven, der ihnen den Weg zu mehr Macht ebnen soll. Schon in seinem privaten Alltag wird Wassyl Petrowitsch Holoborodko regelmäßig zum Spielball zwischen Eltern, Schwester und Nichte. Die Figur des aufmüpfigen Geschichtslehrers hat Wolodymyr Selenskyj selbst erfunden, und es gelingt ihm wirklich extrem gut, den Charakter des Geschichtslehrers Wassyl Petrowitsch Holoborodko zu entwickeln. In vielen Kleinigkeiten seines Handelns, in den Dialogen (soweit man das über die Untertitel nachvollziehen kann) und in dem geschickt gezogenen Geflecht aus Verwicklungen. Manches wirkt vorhersehbar, doch dann biegt die Story ganz unverhofft, aber ebenso willkommen in eine andere Richtung ab. Großartig ist auch die Fallhöhe der Menschen um ihn herum, die ein vollkommen anderes Gesicht zeigen, je nach dem, ob da noch der Geschichtslehrer oder schon der Präsident vor ihnen steht. Es ist nicht überliefert, was Selenskyjs Ambitionen hinsichtlich der eigenen politischen Entwicklung seiner Person bei der Erschaffung von "Diener des Volkes" war. Aber: So abwegig, wie der Plot der 51 Folgen (in 3 Staffeln, wovon 23 der ersten Staffel aktuell bei arte zu finden sind) klingt, so nah ist er später an der Realität. Aus dem Schauspieler Wolodymyr Selenskyj, der aus dem Geschichtslehrer Wassyl Petrowitsch Holoborodko einen Präsidenten macht, wird selbst der sechste Präsident der Ukraine. Seine Partei heißt "Sluga Naroda", also wie die Fernsehserie, gegründet wurde sie von der Serien-Produktionsfirma Kwartal 95, die wiederum mit dem Oligarchen Ihor Kolomoiskij verbunden ist, der schließlich Selenskyjs Wahlkampf massiv unterstützt hat. Selenskyj schlug Julia Timoschenko und den amtierenden Präsidenten Petro Poroschenko. Oleksij Antypowytsch vom Umfrageinstitut Ratinggroup glaubt, dass vor allem junge Wähler den neuen Präsidenten gewählt haben - und dass ihm die Popularität der Serie sehr geholfen hat. Am Ende kann man nur gespannt sein, wo sich Fiktion und Realität noch einmal kreuzen. Am Ende von Staffel 1, Holoborodko steht im Kreise seiner Familie am Essenstisch, bekommt der ukrainische Präsident einen Anruf des russischen Präsidenten. "Der russische Präsident? Etwa Putin?" fragt Holoborodko. Doch der ist nicht am anderen Ende der Leitung: Russland hat einen neuen Präsidenten.

Bilder: arte

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"The Simpsons" schon häufiger erlebt. Es gibt aber auch einen ganz aktuellen Fall einer Serie, die man aktuell in der arte Mediathek findet und die mitunter bemerkenswerte Parallelen zur derzeit leider traurigen Realität hat: "Diener des Volkes" (im Original "Sluga Naroda)" mit dem amtierenden ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Die Idee der Serie: Der Geschichtslehrer Wassyl Petrowitsch Holoborodko, gespielt eben von Wolodymyr Selenskyj, steigert sich im Unterricht in eine Schimpftirade über die ukrainische Politik hinein und wird dabei von einem seiner Schüler gefilmt, der die Szene ins Internet stellt. Der sonst eher unscheinbare und wenig aufregende Pädagoge wird zum Internetstar, und in der Folge aufgrund seiner recht einfach wirkenden Art zum Politikstar. Korrupte Politiker erkennen in dem angesagten Mann die perfekte Möglichkeit, eine Marionette auf den Präsidenten Stuhl zu hieven, der ihnen den Weg zu mehr Macht ebnen soll. Schon in seinem privaten Alltag wird Wassyl Petrowitsch Holoborodko regelmäßig zum Spielball zwischen Eltern, Schwester und Nichte. Die Figur des aufmüpfigen Geschichtslehrers hat Wolodymyr Selenskyj selbst erfunden, und es gelingt ihm wirklich extrem gut, den Charakter des Geschichtslehrers Wassyl Petrowitsch Holoborodko zu entwickeln. In vielen Kleinigkeiten seines Handelns, in den Dialogen (soweit man das über die Untertitel nachvollziehen kann) und in dem geschickt gezogenen Geflecht aus Verwicklungen. Manches wirkt vorhersehbar, doch dann biegt die Story ganz unverhofft, aber ebenso willkommen in eine andere Richtung ab. Großartig ist auch die Fallhöhe der Menschen um ihn herum, die ein vollkommen anderes Gesicht zeigen, je nach dem, ob da noch der Geschichtslehrer oder schon der Präsident vor ihnen steht. Es ist nicht überliefert, was Selenskyjs Ambitionen hinsichtlich der eigenen politischen Entwicklung seiner Person bei der Erschaffung von "Diener des Volkes" war. Aber: So abwegig, wie der Plot der 51 Folgen (in 3 Staffeln, wovon 23 der ersten Staffel aktuell bei arte zu finden sind) klingt, so nah ist er später an der Realität. Aus dem Schauspieler Wolodymyr Selenskyj, der aus dem Geschichtslehrer Wassyl Petrowitsch Holoborodko einen Präsidenten macht, wird selbst der sechste Präsident der Ukraine. Seine Partei heißt "Sluga Naroda", also wie die Fernsehserie, gegründet wurde sie von der Serien-Produktionsfirma Kwartal 95, die wiederum mit dem Oligarchen Ihor Kolomoiskij verbunden ist, der schließlich Selenskyjs Wahlkampf massiv unterstützt hat. Selenskyj schlug Julia Timoschenko und den amtierenden Präsidenten Petro Poroschenko. Oleksij Antypowytsch vom Umfrageinstitut Ratinggroup glaubt, dass vor allem junge Wähler den neuen Präsidenten gewählt haben - und dass ihm die Popularität der Serie sehr geholfen hat. Am Ende kann man nur gespannt sein, wo sich Fiktion und Realität noch einmal kreuzen. Am Ende von Staffel 1, Holoborodko steht im Kreise seiner Familie am Essenstisch, bekommt der ukrainische Präsident einen Anruf des russischen Präsidenten. "Der russische Präsident? Etwa Putin?" fragt Holoborodko. Doch der ist nicht am anderen Ende der Leitung: Russland hat einen neuen Präsidenten.

Bilder: arte

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https://www.serieslyawesome.tv/serientipp-diener-des-volkes-mit-ukraine-praesident-wolodymyr-selenskyj/feed/ 0 158860
Review: All of Us Are Dead – Staffel 1 https://www.serieslyawesome.tv/review-all-of-us-are-dead-staffel-1-netflix/ https://www.serieslyawesome.tv/review-all-of-us-are-dead-staffel-1-netflix/#comments Thu, 10 Feb 2022 14:56:31 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=157729 Vor knapp zwei Wochen wurde die erste Staffel der neuen südkoreanischen Serie "All of Us Are Dead" bei Netflix veröffentlicht. Zum Start hatte ich euch ein detailliertes Review zur Pilotfolge geschrieben, mittlerweile bin ich durch die kompletten zwölf jeweils rund einstündigen Episoden durch und möchte euch mein Fazit zur Gesamtproduktion mitteilen. Das werde ich größtenteils spoilerfrei machen, am Ende folgt jedoch noch ein Spoiler-behafteter Absatz, den ich entsprechend kennzeichnen werde, bzw. den ihr aufklappen müsst.

"All of Us Are Dead“ auf Netflix?

Wie ich im Zuge des ersten Trailers zur Serie bereits beschrieben hatte, basiert „All of Us Are Dead“ (Originaltitel: 지금 우리 학교는 / „Jigeum Uri Hakgyoneun“) auf dem Webtoon „Now at Our School“ von Joo Dong-geun (2009-2011). Den Hype der Erfolgsserie "Squid Game" aus Südkorea dürfte man mit dieser Produktion eher beiläufig wiederholen wollen. Die Produktion ist derart umfangreich, dass sie deutlich vor dem Release des Überraschungs-Hits des Jahres 2021 begonnen hat. Aber ein paar aus der Schwesterserie bekannte Gesichter sind auch hier wieder dabei. Grundsätzlich geht es in "All of Us Are Dead“ um den Ausbruch einer Zombie-Seuche an der Oberschule in Hyosan, wobei wir primär kleine Gruppen an Schüler:innen im Überlebenskampf begleiten. Der Ort ist, wie er in der Serie dargestellt wird, fiktiv, auch wenn es gleichnamig Orte gleich mehrfach in Südkorea gibt. Der Großteil der Aufnahmen wurde in einem eigens erstellten, vierstöckigen und 100 Meter langen Schulbau-Set geschossen, während einige Außenaufnahmen an der Sunghee Girl’s Highschool, einer Privatschule für Mädchen in Andong, gedreht worden sind.

Keine klassische Zombie-Serie

Schnell wird klar, dass es sich bei "All of Us Are Dead“ nicht um eine klassische Zombie-Produktion handelt. Im Gegensatz zu "The Walking Dead" und Co. ist bereits von Beginn an (grob) klar, welchen Ursprung die Zombie-Seuche besitzt. Der Naturkundelehrer hat herum experimentiert und das später als Jonas-Virus benannte aggressive Mittel erschaffen. Diese ungewöhnliche Basis für die Erzählung bietet direkt zwei interessante Aspekte, die "All of Us Are Dead“ ausmachen: Die sehr nahe und auf Komplettheit abzielende Darstellung der Ereignisse und der gesellschaftskritische Bezug. Dazu aber später mehr. Und dann wären da noch die Zombies selbst. In meinem Beitrag zum deutschen Trailer der Serie hatte ich bereits ein bisschen darüber gesprochen, was den ewig währenden Wettstreit "Langsame vs. schnelle Zombies" angeht. In "All of Us Are Dead“ sind die Untoten geradezu rasant unterwegs. Was man als Ausuferung einer modern-dynamischen TikTok-Generation anmarkern könnte, ist aber hier tatsächlich von hoher Bedeutung. Die komplette Geschichte funktioniert eigentlich nur auf dieser Grundlage, was in sich auch zumeist konsequent durchgezogen wird. Und ja, mehr Gefahr und Reiz strömen sie auch aus, die flinken Beißer! Außerdem gibt es noch ein paar kleine Mystery-Elemente. Da möchte ich nicht zuviel sagen, aber nicht nur wir Zuschauer:innen, sondern auch die Figuren selbst müssen erstmal nach und nach erlernen, nach welchen Regeln hier eigentlich gespielt wird. Diese Ungewissheit birgt einiges an Spannungspotenzial, da wir hier endlich Kost abseits der über Jahrzehnte vorgelebten 08/15-Zombie-Erzählungen geboten bekommen.

Schön erzählte Geschichte

Direkt in der ersten Folge wird klar, dass die Inszenierung bedacht erfolgt. Das bezieht sich zum einen auf die visuelle Darstellung, zum anderen auch auf die zeitliche Ebene selbst.

Visuelle Qualität

Die Cinematrophy ist in "All of Us Are Dead“ auf erfreulich hohem Niveau angesiedelt, vor allem, was eine Zombie-Serie mit zunächst doch recht überschaubarem Terrain angeht, auf dem sich die Geschichte abspielt. Vielleicht ist das aber auch der Grund für möglichst abwechslungsreiche Bilder, die dem Drehort Schule so deutlich mehr Tiefe und Charakter verleihen. Zu Beginn gibt es eine besonders starke Szene in der Cafeteria zu sehen, in der ein gigantischer Kampf ausbricht, während von Oben das Wasser aus den Sprenklern kommt. Dieses Beispiel zeigt bereits, dass man auch nicht vor anspruchsvollen Szenen zurückschreckt. Außerdem sind die Action-Sequenzen sehr gefällig choreografiert, wie ich finde. Nur in wenigen Ausnahmen hat man das Gefühl, da wären nun ein bisschen übertreibende Stuntleute zugange, ansonsten bleibt es meist der Situation angemessen, aber dabei gibt es gelungene Kamerafahrten und Schnitte zu sehen. Zentral ist natürlich auch die Darstellung der Zombies selbst. Das Make-up ist on point und liefert durchgängig gute Arbeit, was die Darstellung von ersten Verwesungs-Anzeichen und vor allem Wunden anbelangt. Mit Blut wird nicht gespart, es bleibt aber meist im realistischen Rahmen und wird nicht zu splatterig. Auch die Verwandlung von Menschen in Zombies wirkt eindringlich. Mit lauten Knack-Geräuschen wird akustisch untermalt, was die Darstellenden mit ihren gelenkigen Körpern darstellen. Einige sehr akrobatische Bewegungen bekommen wir zu sehen, wobei die Produktion denke ich auch einige technische Tricks, wie das Beschleunigen der Abspielgeschwindigkeit für effektvollere Zuckungen, einzusetzen weiß. Das geschieht aber bis auf einzelne Ausnahmen sehr nahtlos. Auch bieten die schnellen Zombies einiges an Potenzial für wirre oder coole Momente, wie zum Beispiel ein ziemlicher Badass-Fenstersprung. Am Ende der Staffel kommt visuell sogar so etwas wie "Silent Hill“-Stimmung aus, die man leider nicht gänzlich hat auskosten können, da man den Schritt zum noch langsameren Survival-Horror nicht mehr hat wagen können. Dafür gab es echte Atemwolken zu sehen, als es kalt war! Eine visuelle Kleinigkeiten, die mich gestört hat, aber eher auf Netflix denn auf das Produktionsteam zurückzuführen ist, ist die Einblendung von übersetzten Schriften. Dazu hatte sich Fabio ja bereits auführlich aufgeregt. An sich geht das für mich hier in Ordnung, weil zumindest ich persönlich mit koreanischen Schriftzeichen überhaupt nichts anfangen kann, aber "Spenden vom Elternverein“ und „Ein Herz“ hätte man nach der siebten Einblendung dann auch sein lassen können...

Zeit für Details

Nach Anblick der ersten Folge hatte ich noch leicht bemängelt, wie viel Zeit man sich für die Etablierung der Ausgangssituation lässt, und mich gefragt, was denn nun in den folgenden elf Episoden und elf Stunden noch alles passieren soll?! Stellt sich heraus: Gar nicht so viel. Und doch so viel...! "All of Us Are Dead" nimmt sich ganz viel Zeit. Nicht nur für die Erzählung der Geschichte an sich, sondern auch für einzelne Szenen und Situationen. Wenn die Gruppe Schüler:innen Zuflucht an einem Ort gefunden hat, folgt nicht etwas einfach der Schnitt zum nächsten Tag, wenn alle wieder rausgehen, nein, wir bekommen ausführliche Unterredungen zu sehen, die nicht nur umfassend, sondern auch authentisch wirken. Da wird dann halt auch mal thematisiert, dass alle seit ziemlicher langer Zeit nicht mehr auf der Toilette waren, um dann in einem gekonnt parallel dargestellten Ablauf zu zeigen, wie Vater und Tochter parallel Behelfstoilettenbau betreiben. Da wird auf Ängste, Ideen und Personen eingegangen, was man in der Form höchst selten zu sehen bekommen hat. Vielleicht mal in einzelnen Epilog-Folgen von "The Walking Dead“, aber schnell wurden diese raren Momente der Action-Lust des Publikums geopfert. Action gibt es in "All of Us Are Dead" auch, wobei sich die Mischung über den Verlauf der Staffel immer wieder ändert. Mal gibt es ruhige Momente und hektische in einer Folge, mal hauptsächlich einen dieser beiden Bereiche. Jedoch gibt es nur in seltenden Fällen die Zombie-Action nur, um Zombie-Action zu haben. Stets folgen die Segmente auch der Handlung. Die ist auf mehrere Personengruppen aufgeteilt. Stets springen wir nicht nur zwischen Figuren in der Schule, sondern auch außerhalb hin und her. Das verschafft nicht nur Abwechslung, sondern vor allem auch mehrfache Blickwinkel auf die Geschehnisse, sowie emotionale Ankerpunkte. Eltern(-Teile), die um ihre Kinder fürchten und zur Hilfe eilen wollen, Politik und Militär, die nach einer Lösung suchen, oder auch einfach nur weitere Überlebende, die in Sicherheit gelangen wollen. Dabei funktioniert die Palette an Figuren finde ich sehr gut. Da werden etliche Bereiche der Gesellschaft in typischen Charakter-Vertreter:innen dargestellt. Manche, wie ein etwas durchgeknalltes Cop-Duo, haben die klare Aufgabe, für positive Zerstreuung zu sorgen, andere, wie allen voran der Oberbully Yoon Gwi-Nam, sind dafür da, Bedrohung zu generieren. Das funktioniert bei ihm auf überaus gelassene Art und Weise. Vor allem weiß "All of Us Are Dead" aber auch nicht mit Überraschungen hinterm Berg zu halten. Es sterben Leute. Viele. Überraschung... Aber es sterben eben auch immer mal welche, von denen man zunächst nicht unbedingt gedacht hätte, dass sie sterben würden. Außerdem gibt es auch etliche sehr emotionale Momente, wenn Figuren ihre Liebsten verlieren oder gar auf einst bekannte Personen treffen, die sie jetzt in Zombie-Form zu bewältigen haben.

Nicht immer ist alles logisch...

Leider hat "All of Us Are Dead“ auch seine Schwächen. Dass manche Dinge für den Erhalt eines höheren Narratives geopfert werden müssen, sei geschenkt. Manche Fehler wirken auf mich jedoch unnötig, da man die Situationen auch anders hätte lösen können, ohne das Grundkonstrukt zu verwässern. An dieser Stelle möchte ich lediglich auf ein paar harmlose Beispiele eingehen, ansonsten bleibe ich soweit abstrakt. Weiter unten im "Spoiler-Abschnitt" lasse ich dann etwas mehr konkrete Luft ab. Direkt zu Beginn der Serie wird etabliert, dass Zombies und Zombie-Filme in der gezeigten Welt bekannt sind. Auch grobe Verhaltensmuster, wie das Überprüfen von Bisswunden, sind bereits etabliert. Auf die Idee, dass man die Köpfe der Zombies zerstören muss, kommt aber zunächst so gut wie niemand.
„Ja genau, in Zombiefilmen machen sich die Jugendlichen, sie in Kaufhäuser gehen, immer ein cooles Leben. Da gibt‘s auch Kippen!“ (Park Mi-Jin)
Mit unnötigen Kleinigkeiten meinte ich zum Beispiel, dass jemand ein Geschenkband zum Fesseln benutzt, das man zuvor selbst mit bloßen Händen abgerissen hat (also vermutlich eher unsicher sein dürfte), oder eine Gruppe Kinder in einem Tonstudio hockt und man ständig fragt, was die Person darin geredet hat, obwohl man funktionierende Technik besitzt, die Kommunikation zwischen Tonkabine und Misch-Raum ermöglicht. Hier wollte man wohl ein paar emotionale Momente schaffen sowie eine Entwicklung vorantreiben, da hätte aber ein einfaches "Schade, das Mikro ist kaputt" gelangt, um die Situation zu klären. Dass beim Display einer Kameradrohne die Angabe der Datenverbindung in MBS sehr stumpf linear ansteigt bzw. wieder fällt, ist sicherlich mehr zu vernachlässigen als ein Helikopter, der eigentlich über ein Sportfeld fliegt, aber von Kindern nahe des Sportfeldes nicht mal gehört wird, die gegengeschnitten werden.

Der Mensch als Ursprung des Bösen

Eigentlich hat "The Walkind Dead" bereits etabliert, dass Zombie-Produktionen nicht einfach "nur" Survival-Horror sein muss. "All of Us Are Dead" schafft es, nicht nur Sozialkritik in die Handlung fließen zu lassen, sondern gar größere Fragen um Moral sowie Leben und Tod aufzubringen.
„Haben Sie eine Ahnung, was da draußen passiert?!“ - „Na, was schon - die Starken fressen die Schwachen. Soweit alltäglich….“ (Polizist & Lee Byeong-Chan)
Viele menschliche Themen werden thematisiert und vor allem gegenübergestellt. Freundschaft, Familie, Egoismus. Die Sorgen einer Mutter, die Aufopferungsbereitschaft eines Vaters, die seelische Vernarbung von Außenseiter:innen - etliche emotionale Anknüpfungspunkte werden geschaffen. Nicht zuletzt durch den Ursprung der Seuche selbst, die als direkte Antwort auf böse Handlungen zu sehen ist. Dabei werden die Themen wie ich finde stets moralisch korrekt dargestellt. Wenn eine Schülerin einen Schüler als „Parasit“ bezeichnet, weil dessen Eltern Staatshilfe beziehen müssen, wird diese dafür zurechtgemacht. Influencer, die bescheuerte YouTube-Streiche oder lebensmüde Livestreams machen, werden lächerlich gemacht. Und allgemein merkt man der Produktion ihren Sinn für Menschlichkeit an. [php function=1] Auch werden aktuelle Gesellschaftsthemen mit aufgegriffen. Die Coronavirus-Pandemie ist gegenwärtig, Begriffe wie Inkubationszeit, Mutationen und Testgenauigkeit können jetzt wunderbar bei fiktiven Zombie-Seuchen verwandt werden, weil das Publikum sie gelernt hat. Auch werden Dinge wie Fake News oder Flüchtlingshetze thematisiert. Aber es werden auch unterschiedliche Sichtweisen eingenommen, wobei aufgezeigt wird, dass beide ihre Daseinsberechtigung haben. Ist das Invest in die Weisheit der Alten sinnvoller, oder in die Hoffnung der Jugend? Letztlich zeigt "All of Us Are Dead" vor allem, was der Mensch zu tun bereit ist, wenn er in die Ecke gedrängt wird und ums Überleben kämpft.
„Hass kann sehr ansteckend sein, aber Vertrauen noch viel mehr.“ (Nam On-jo)
[Rating:4/5]
Insgesamt hat mir "All of Us Are Dead" sehr gefallen. Die Inszenierung ist eine erfreuliche Abwechslung zum sonst üblichen Zombie-Einerlei. Dabei wird es trotz der sehr ausufernden und detailreichen Erzählung eigentlich nie wirklich langweilig. Die Charaktere sind gekonnt gezeichnet und liefern neben Emotionen und Spannung auch viele Anknüpfungspunkte für gesellschaftlich relevante Themen. In vereinzelten Momenten wirkt die Geschichte dann leider doch etwas zurechtgebogen oder Elemente sind unlogisch. Das trübt zwar meine Gesamtwertung, aber nicht das Sehvergnügung als solches. An den Hype von "Squid Game" wird "All of Us Are Dead" nicht heranreichen können, weil der Reiz einer ganz besonderen und mysteriösen Ausgangsgeschichte fehlt. Ich fürchte gar, dass einige Leute bereits nach der Hälfte der ersten Folge ausschalten. Damit hätte man aber eine erste Perle des Serienjahres 2022 verpasst, finde ich. Das Ende der Staffel hat mich durchaus zufrieden gestellt. Man schafft es, einen inhaltlichen Abschluss zu liefern, der ein direktes Ende ermöglichen würde, lässt aber auch eine Öffnung für eine mögliche Fortsetzung. Soviel sei gesagt: Nachdem ich erst skeptisch ob der Länge war, hätte ich jetzt auch direkt 12 weitere Folgen im Anschluss schauen können. Und das ist nicht das schlechteste Zeichen!

"All of Us Are Dead" Staffel 2?

Noch wurde eine zweite Staffel von "All of Us Are Dead" nicht offiziell von Netflix bestätigt. Nachdem die Serie nach ihrem Start aber in etlichen Ländern in den Top 10 lag und die Kritiken soweit positiv ist, dürfte es eigentlich nur eine Frage der Zeit sein, bis die Bestätigung erfolgt. Regisseur Lee Jae-kyoo hat bereits konkrete Ideen für die Fortsetzung und ich bin mir sicher, dass wir uns schon bald auf eine Fortsetzung freuen können.

Spoiler-Alarm!

Ab hier werde ich nochmal etwas genauer auf einzelne Elemente und Entwicklungen eingehen, die mich gestört haben. Die Sache mit den "Halbies" fand ich erst komisch, dann aber doch notwendig und wirkungsvoll. Dieses Element der Unsicherheit hat viel Dynamik in die Geschichte gebracht. Ein bisschen gestört habe ich mich an der Inkonsequenz in der Darstellung. Mal hat der Biss eines Halbies die andere Person zu einem normalen Zombie werden lassen, mal nicht. Vielleicht liegt das aber auch an der Bissstelle oder -Intensität, mag sein. Auch wollte ich erst kritisieren, dass es direkt mehrere Halbies gibt, dann jedoch keine mehr auftauchen, das wurde aber ja mit dem Ende aufgehoben, als Nam-Ra von "den anderen" gesprochen hat. Sehr gestört hat mich die Geschichte des Rettungshelfers und Vaters. An sich ein super Strang, der aber an zwei Stellen komplett absurd wurde. Zum einen hätte er doch einfach so von dieser Quarantäne-Insel gehen können, oder nicht? Als ob ihn da jemand aufhält, zu gehen... Vor allem aber war die Szene am Tennisplatz schrecklich anzusehen. Da nimmt er all das auf sich, um zu seiner Tochter zu gelangen, nur, um wenige Minuten später eine meiner Meinung nach komplett sinnvolle Aufopferung zu bieten?! Er hätte doch einfach seine Fackel werfen und die Tür von der anderen Seite schließen können? Ne, das war unsinnig. Ganz zu schweigen vom General, der erst mehrfach seinen Soldaten anschreit, er solle doch die Kinder auf dem Dach umbringen, nur um kurze Zeit später wegen eventuellen Überlenden in der Stadt zu lamentieren, die ja schließlich Menschen seien. Weiß er da doch dann auch nicht genau?! Ging es nur um die Gefahr mit dem Koffer? Das hätte man ja auch anders lösen können. Und dass erst extrem spät jemand auf die Idee kommt, dass der Ursprung in der Oberschule sein könnte, nachdem da die ersten Fälle und Anrufe protokolliert worden waren, ist zumindest mal fragwürdige Inkompetenz. Dass der Obergeneral dann auch noch ein schlechtes Gewissen bekommt und sich selbst umbringt, halte ich für unglaubwürdig. An sich ehrt es ihn ja, aber zum einen hat er ja die moralisch vertretbare Entscheidung getroffen, zum anderen dürfte es in der Position einfach notwendig sein, einen entsprechenden Charakter zu haben. Vorher wollte er ja noch eine Gruppe Kinder abschlachten lassen...

Bilder: Yang Hae-sung/Netflix

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Vor knapp zwei Wochen wurde die erste Staffel der neuen südkoreanischen Serie "All of Us Are Dead" bei Netflix veröffentlicht. Zum Start hatte ich euch ein detailliertes Review zur Pilotfolge geschrieben, mittlerweile bin ich durch die kompletten zwölf jeweils rund einstündigen Episoden durch und möchte euch mein Fazit zur Gesamtproduktion mitteilen. Das werde ich größtenteils spoilerfrei machen, am Ende folgt jedoch noch ein Spoiler-behafteter Absatz, den ich entsprechend kennzeichnen werde, bzw. den ihr aufklappen müsst.

"All of Us Are Dead“ auf Netflix?

Wie ich im Zuge des ersten Trailers zur Serie bereits beschrieben hatte, basiert „All of Us Are Dead“ (Originaltitel: 지금 우리 학교는 / „Jigeum Uri Hakgyoneun“) auf dem Webtoon „Now at Our School“ von Joo Dong-geun (2009-2011). Den Hype der Erfolgsserie "Squid Game" aus Südkorea dürfte man mit dieser Produktion eher beiläufig wiederholen wollen. Die Produktion ist derart umfangreich, dass sie deutlich vor dem Release des Überraschungs-Hits des Jahres 2021 begonnen hat. Aber ein paar aus der Schwesterserie bekannte Gesichter sind auch hier wieder dabei. Grundsätzlich geht es in "All of Us Are Dead“ um den Ausbruch einer Zombie-Seuche an der Oberschule in Hyosan, wobei wir primär kleine Gruppen an Schüler:innen im Überlebenskampf begleiten. Der Ort ist, wie er in der Serie dargestellt wird, fiktiv, auch wenn es gleichnamig Orte gleich mehrfach in Südkorea gibt. Der Großteil der Aufnahmen wurde in einem eigens erstellten, vierstöckigen und 100 Meter langen Schulbau-Set geschossen, während einige Außenaufnahmen an der Sunghee Girl’s Highschool, einer Privatschule für Mädchen in Andong, gedreht worden sind.

Keine klassische Zombie-Serie

Schnell wird klar, dass es sich bei "All of Us Are Dead“ nicht um eine klassische Zombie-Produktion handelt. Im Gegensatz zu "The Walking Dead" und Co. ist bereits von Beginn an (grob) klar, welchen Ursprung die Zombie-Seuche besitzt. Der Naturkundelehrer hat herum experimentiert und das später als Jonas-Virus benannte aggressive Mittel erschaffen. Diese ungewöhnliche Basis für die Erzählung bietet direkt zwei interessante Aspekte, die "All of Us Are Dead“ ausmachen: Die sehr nahe und auf Komplettheit abzielende Darstellung der Ereignisse und der gesellschaftskritische Bezug. Dazu aber später mehr. Und dann wären da noch die Zombies selbst. In meinem Beitrag zum deutschen Trailer der Serie hatte ich bereits ein bisschen darüber gesprochen, was den ewig währenden Wettstreit "Langsame vs. schnelle Zombies" angeht. In "All of Us Are Dead“ sind die Untoten geradezu rasant unterwegs. Was man als Ausuferung einer modern-dynamischen TikTok-Generation anmarkern könnte, ist aber hier tatsächlich von hoher Bedeutung. Die komplette Geschichte funktioniert eigentlich nur auf dieser Grundlage, was in sich auch zumeist konsequent durchgezogen wird. Und ja, mehr Gefahr und Reiz strömen sie auch aus, die flinken Beißer! Außerdem gibt es noch ein paar kleine Mystery-Elemente. Da möchte ich nicht zuviel sagen, aber nicht nur wir Zuschauer:innen, sondern auch die Figuren selbst müssen erstmal nach und nach erlernen, nach welchen Regeln hier eigentlich gespielt wird. Diese Ungewissheit birgt einiges an Spannungspotenzial, da wir hier endlich Kost abseits der über Jahrzehnte vorgelebten 08/15-Zombie-Erzählungen geboten bekommen.

Schön erzählte Geschichte

Direkt in der ersten Folge wird klar, dass die Inszenierung bedacht erfolgt. Das bezieht sich zum einen auf die visuelle Darstellung, zum anderen auch auf die zeitliche Ebene selbst.

Visuelle Qualität

Die Cinematrophy ist in "All of Us Are Dead“ auf erfreulich hohem Niveau angesiedelt, vor allem, was eine Zombie-Serie mit zunächst doch recht überschaubarem Terrain angeht, auf dem sich die Geschichte abspielt. Vielleicht ist das aber auch der Grund für möglichst abwechslungsreiche Bilder, die dem Drehort Schule so deutlich mehr Tiefe und Charakter verleihen. Zu Beginn gibt es eine besonders starke Szene in der Cafeteria zu sehen, in der ein gigantischer Kampf ausbricht, während von Oben das Wasser aus den Sprenklern kommt. Dieses Beispiel zeigt bereits, dass man auch nicht vor anspruchsvollen Szenen zurückschreckt. Außerdem sind die Action-Sequenzen sehr gefällig choreografiert, wie ich finde. Nur in wenigen Ausnahmen hat man das Gefühl, da wären nun ein bisschen übertreibende Stuntleute zugange, ansonsten bleibt es meist der Situation angemessen, aber dabei gibt es gelungene Kamerafahrten und Schnitte zu sehen. Zentral ist natürlich auch die Darstellung der Zombies selbst. Das Make-up ist on point und liefert durchgängig gute Arbeit, was die Darstellung von ersten Verwesungs-Anzeichen und vor allem Wunden anbelangt. Mit Blut wird nicht gespart, es bleibt aber meist im realistischen Rahmen und wird nicht zu splatterig. Auch die Verwandlung von Menschen in Zombies wirkt eindringlich. Mit lauten Knack-Geräuschen wird akustisch untermalt, was die Darstellenden mit ihren gelenkigen Körpern darstellen. Einige sehr akrobatische Bewegungen bekommen wir zu sehen, wobei die Produktion denke ich auch einige technische Tricks, wie das Beschleunigen der Abspielgeschwindigkeit für effektvollere Zuckungen, einzusetzen weiß. Das geschieht aber bis auf einzelne Ausnahmen sehr nahtlos. Auch bieten die schnellen Zombies einiges an Potenzial für wirre oder coole Momente, wie zum Beispiel ein ziemlicher Badass-Fenstersprung. Am Ende der Staffel kommt visuell sogar so etwas wie "Silent Hill“-Stimmung aus, die man leider nicht gänzlich hat auskosten können, da man den Schritt zum noch langsameren Survival-Horror nicht mehr hat wagen können. Dafür gab es echte Atemwolken zu sehen, als es kalt war! Eine visuelle Kleinigkeiten, die mich gestört hat, aber eher auf Netflix denn auf das Produktionsteam zurückzuführen ist, ist die Einblendung von übersetzten Schriften. Dazu hatte sich Fabio ja bereits auführlich aufgeregt. An sich geht das für mich hier in Ordnung, weil zumindest ich persönlich mit koreanischen Schriftzeichen überhaupt nichts anfangen kann, aber "Spenden vom Elternverein“ und „Ein Herz“ hätte man nach der siebten Einblendung dann auch sein lassen können...

Zeit für Details

Nach Anblick der ersten Folge hatte ich noch leicht bemängelt, wie viel Zeit man sich für die Etablierung der Ausgangssituation lässt, und mich gefragt, was denn nun in den folgenden elf Episoden und elf Stunden noch alles passieren soll?! Stellt sich heraus: Gar nicht so viel. Und doch so viel...! "All of Us Are Dead" nimmt sich ganz viel Zeit. Nicht nur für die Erzählung der Geschichte an sich, sondern auch für einzelne Szenen und Situationen. Wenn die Gruppe Schüler:innen Zuflucht an einem Ort gefunden hat, folgt nicht etwas einfach der Schnitt zum nächsten Tag, wenn alle wieder rausgehen, nein, wir bekommen ausführliche Unterredungen zu sehen, die nicht nur umfassend, sondern auch authentisch wirken. Da wird dann halt auch mal thematisiert, dass alle seit ziemlicher langer Zeit nicht mehr auf der Toilette waren, um dann in einem gekonnt parallel dargestellten Ablauf zu zeigen, wie Vater und Tochter parallel Behelfstoilettenbau betreiben. Da wird auf Ängste, Ideen und Personen eingegangen, was man in der Form höchst selten zu sehen bekommen hat. Vielleicht mal in einzelnen Epilog-Folgen von "The Walking Dead“, aber schnell wurden diese raren Momente der Action-Lust des Publikums geopfert. Action gibt es in "All of Us Are Dead" auch, wobei sich die Mischung über den Verlauf der Staffel immer wieder ändert. Mal gibt es ruhige Momente und hektische in einer Folge, mal hauptsächlich einen dieser beiden Bereiche. Jedoch gibt es nur in seltenden Fällen die Zombie-Action nur, um Zombie-Action zu haben. Stets folgen die Segmente auch der Handlung. Die ist auf mehrere Personengruppen aufgeteilt. Stets springen wir nicht nur zwischen Figuren in der Schule, sondern auch außerhalb hin und her. Das verschafft nicht nur Abwechslung, sondern vor allem auch mehrfache Blickwinkel auf die Geschehnisse, sowie emotionale Ankerpunkte. Eltern(-Teile), die um ihre Kinder fürchten und zur Hilfe eilen wollen, Politik und Militär, die nach einer Lösung suchen, oder auch einfach nur weitere Überlebende, die in Sicherheit gelangen wollen. Dabei funktioniert die Palette an Figuren finde ich sehr gut. Da werden etliche Bereiche der Gesellschaft in typischen Charakter-Vertreter:innen dargestellt. Manche, wie ein etwas durchgeknalltes Cop-Duo, haben die klare Aufgabe, für positive Zerstreuung zu sorgen, andere, wie allen voran der Oberbully Yoon Gwi-Nam, sind dafür da, Bedrohung zu generieren. Das funktioniert bei ihm auf überaus gelassene Art und Weise. Vor allem weiß "All of Us Are Dead" aber auch nicht mit Überraschungen hinterm Berg zu halten. Es sterben Leute. Viele. Überraschung... Aber es sterben eben auch immer mal welche, von denen man zunächst nicht unbedingt gedacht hätte, dass sie sterben würden. Außerdem gibt es auch etliche sehr emotionale Momente, wenn Figuren ihre Liebsten verlieren oder gar auf einst bekannte Personen treffen, die sie jetzt in Zombie-Form zu bewältigen haben.

Nicht immer ist alles logisch...

Leider hat "All of Us Are Dead“ auch seine Schwächen. Dass manche Dinge für den Erhalt eines höheren Narratives geopfert werden müssen, sei geschenkt. Manche Fehler wirken auf mich jedoch unnötig, da man die Situationen auch anders hätte lösen können, ohne das Grundkonstrukt zu verwässern. An dieser Stelle möchte ich lediglich auf ein paar harmlose Beispiele eingehen, ansonsten bleibe ich soweit abstrakt. Weiter unten im "Spoiler-Abschnitt" lasse ich dann etwas mehr konkrete Luft ab. Direkt zu Beginn der Serie wird etabliert, dass Zombies und Zombie-Filme in der gezeigten Welt bekannt sind. Auch grobe Verhaltensmuster, wie das Überprüfen von Bisswunden, sind bereits etabliert. Auf die Idee, dass man die Köpfe der Zombies zerstören muss, kommt aber zunächst so gut wie niemand.
„Ja genau, in Zombiefilmen machen sich die Jugendlichen, sie in Kaufhäuser gehen, immer ein cooles Leben. Da gibt‘s auch Kippen!“ (Park Mi-Jin)
Mit unnötigen Kleinigkeiten meinte ich zum Beispiel, dass jemand ein Geschenkband zum Fesseln benutzt, das man zuvor selbst mit bloßen Händen abgerissen hat (also vermutlich eher unsicher sein dürfte), oder eine Gruppe Kinder in einem Tonstudio hockt und man ständig fragt, was die Person darin geredet hat, obwohl man funktionierende Technik besitzt, die Kommunikation zwischen Tonkabine und Misch-Raum ermöglicht. Hier wollte man wohl ein paar emotionale Momente schaffen sowie eine Entwicklung vorantreiben, da hätte aber ein einfaches "Schade, das Mikro ist kaputt" gelangt, um die Situation zu klären. Dass beim Display einer Kameradrohne die Angabe der Datenverbindung in MBS sehr stumpf linear ansteigt bzw. wieder fällt, ist sicherlich mehr zu vernachlässigen als ein Helikopter, der eigentlich über ein Sportfeld fliegt, aber von Kindern nahe des Sportfeldes nicht mal gehört wird, die gegengeschnitten werden.

Der Mensch als Ursprung des Bösen

Eigentlich hat "The Walkind Dead" bereits etabliert, dass Zombie-Produktionen nicht einfach "nur" Survival-Horror sein muss. "All of Us Are Dead" schafft es, nicht nur Sozialkritik in die Handlung fließen zu lassen, sondern gar größere Fragen um Moral sowie Leben und Tod aufzubringen.
„Haben Sie eine Ahnung, was da draußen passiert?!“ - „Na, was schon - die Starken fressen die Schwachen. Soweit alltäglich….“ (Polizist & Lee Byeong-Chan)
Viele menschliche Themen werden thematisiert und vor allem gegenübergestellt. Freundschaft, Familie, Egoismus. Die Sorgen einer Mutter, die Aufopferungsbereitschaft eines Vaters, die seelische Vernarbung von Außenseiter:innen - etliche emotionale Anknüpfungspunkte werden geschaffen. Nicht zuletzt durch den Ursprung der Seuche selbst, die als direkte Antwort auf böse Handlungen zu sehen ist. Dabei werden die Themen wie ich finde stets moralisch korrekt dargestellt. Wenn eine Schülerin einen Schüler als „Parasit“ bezeichnet, weil dessen Eltern Staatshilfe beziehen müssen, wird diese dafür zurechtgemacht. Influencer, die bescheuerte YouTube-Streiche oder lebensmüde Livestreams machen, werden lächerlich gemacht. Und allgemein merkt man der Produktion ihren Sinn für Menschlichkeit an. [php function=1] Auch werden aktuelle Gesellschaftsthemen mit aufgegriffen. Die Coronavirus-Pandemie ist gegenwärtig, Begriffe wie Inkubationszeit, Mutationen und Testgenauigkeit können jetzt wunderbar bei fiktiven Zombie-Seuchen verwandt werden, weil das Publikum sie gelernt hat. Auch werden Dinge wie Fake News oder Flüchtlingshetze thematisiert. Aber es werden auch unterschiedliche Sichtweisen eingenommen, wobei aufgezeigt wird, dass beide ihre Daseinsberechtigung haben. Ist das Invest in die Weisheit der Alten sinnvoller, oder in die Hoffnung der Jugend? Letztlich zeigt "All of Us Are Dead" vor allem, was der Mensch zu tun bereit ist, wenn er in die Ecke gedrängt wird und ums Überleben kämpft.
„Hass kann sehr ansteckend sein, aber Vertrauen noch viel mehr.“ (Nam On-jo)
[Rating:4/5]
Insgesamt hat mir "All of Us Are Dead" sehr gefallen. Die Inszenierung ist eine erfreuliche Abwechslung zum sonst üblichen Zombie-Einerlei. Dabei wird es trotz der sehr ausufernden und detailreichen Erzählung eigentlich nie wirklich langweilig. Die Charaktere sind gekonnt gezeichnet und liefern neben Emotionen und Spannung auch viele Anknüpfungspunkte für gesellschaftlich relevante Themen. In vereinzelten Momenten wirkt die Geschichte dann leider doch etwas zurechtgebogen oder Elemente sind unlogisch. Das trübt zwar meine Gesamtwertung, aber nicht das Sehvergnügung als solches. An den Hype von "Squid Game" wird "All of Us Are Dead" nicht heranreichen können, weil der Reiz einer ganz besonderen und mysteriösen Ausgangsgeschichte fehlt. Ich fürchte gar, dass einige Leute bereits nach der Hälfte der ersten Folge ausschalten. Damit hätte man aber eine erste Perle des Serienjahres 2022 verpasst, finde ich. Das Ende der Staffel hat mich durchaus zufrieden gestellt. Man schafft es, einen inhaltlichen Abschluss zu liefern, der ein direktes Ende ermöglichen würde, lässt aber auch eine Öffnung für eine mögliche Fortsetzung. Soviel sei gesagt: Nachdem ich erst skeptisch ob der Länge war, hätte ich jetzt auch direkt 12 weitere Folgen im Anschluss schauen können. Und das ist nicht das schlechteste Zeichen!

"All of Us Are Dead" Staffel 2?

Noch wurde eine zweite Staffel von "All of Us Are Dead" nicht offiziell von Netflix bestätigt. Nachdem die Serie nach ihrem Start aber in etlichen Ländern in den Top 10 lag und die Kritiken soweit positiv ist, dürfte es eigentlich nur eine Frage der Zeit sein, bis die Bestätigung erfolgt. Regisseur Lee Jae-kyoo hat bereits konkrete Ideen für die Fortsetzung und ich bin mir sicher, dass wir uns schon bald auf eine Fortsetzung freuen können.

Spoiler-Alarm!

Ab hier werde ich nochmal etwas genauer auf einzelne Elemente und Entwicklungen eingehen, die mich gestört haben. Die Sache mit den "Halbies" fand ich erst komisch, dann aber doch notwendig und wirkungsvoll. Dieses Element der Unsicherheit hat viel Dynamik in die Geschichte gebracht. Ein bisschen gestört habe ich mich an der Inkonsequenz in der Darstellung. Mal hat der Biss eines Halbies die andere Person zu einem normalen Zombie werden lassen, mal nicht. Vielleicht liegt das aber auch an der Bissstelle oder -Intensität, mag sein. Auch wollte ich erst kritisieren, dass es direkt mehrere Halbies gibt, dann jedoch keine mehr auftauchen, das wurde aber ja mit dem Ende aufgehoben, als Nam-Ra von "den anderen" gesprochen hat. Sehr gestört hat mich die Geschichte des Rettungshelfers und Vaters. An sich ein super Strang, der aber an zwei Stellen komplett absurd wurde. Zum einen hätte er doch einfach so von dieser Quarantäne-Insel gehen können, oder nicht? Als ob ihn da jemand aufhält, zu gehen... Vor allem aber war die Szene am Tennisplatz schrecklich anzusehen. Da nimmt er all das auf sich, um zu seiner Tochter zu gelangen, nur, um wenige Minuten später eine meiner Meinung nach komplett sinnvolle Aufopferung zu bieten?! Er hätte doch einfach seine Fackel werfen und die Tür von der anderen Seite schließen können? Ne, das war unsinnig. Ganz zu schweigen vom General, der erst mehrfach seinen Soldaten anschreit, er solle doch die Kinder auf dem Dach umbringen, nur um kurze Zeit später wegen eventuellen Überlenden in der Stadt zu lamentieren, die ja schließlich Menschen seien. Weiß er da doch dann auch nicht genau?! Ging es nur um die Gefahr mit dem Koffer? Das hätte man ja auch anders lösen können. Und dass erst extrem spät jemand auf die Idee kommt, dass der Ursprung in der Oberschule sein könnte, nachdem da die ersten Fälle und Anrufe protokolliert worden waren, ist zumindest mal fragwürdige Inkompetenz. Dass der Obergeneral dann auch noch ein schlechtes Gewissen bekommt und sich selbst umbringt, halte ich für unglaubwürdig. An sich ehrt es ihn ja, aber zum einen hat er ja die moralisch vertretbare Entscheidung getroffen, zum anderen dürfte es in der Position einfach notwendig sein, einen entsprechenden Charakter zu haben. Vorher wollte er ja noch eine Gruppe Kinder abschlachten lassen...

Bilder: Yang Hae-sung/Netflix

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Review: Cowboy Bebop – Staffel 1 (Netflix-Serie) https://www.serieslyawesome.tv/review-cowboy-bebop-staffel-1-netflix-serie/ https://www.serieslyawesome.tv/review-cowboy-bebop-staffel-1-netflix-serie/#respond Wed, 22 Dec 2021 10:55:26 +0000 https://www.serieslyawesome.tv/?p=153913 Ich war bereits interessiert, als die ersten News zur Realfilm-Adaption des Anime-Klassikers "Cowboy Bebop" aufgekommen waren. Nicht etwa, weil ich die animierte Vorlage gesehen hätte - dem war bis dato nicht der Fall - sondern, weil ich schlicht das Arrangement sehr reizvoll fand. Mit dem stilistisch cool gemachten Teaser-Trailer war ich dann fest entschlossen, einzuschalten! Wirklich schnell war ich zugegebenermaßen nicht - immerhin ist die Staffel bereits am 19. November auf Netflix erschienen. Aber mittlerweile bin ich durch und möchte ich im spoilerarmen Review aufzeigen, weshalb auch ihr einschalten solltet!

Gezeichnete Vorlage

1998 erschien "Cowboy Bebop" (Originaltitel: カウボーイビバップ, Kaubōi Bibappu) in Japan - sowohl als animierte Anime-Fernsehserie mit 26 Folgen, als auch als Manga mit immerhin drei Ausgaben. Die Geschichte spielt im Jahr 2071, in dem einige Kopfgeldjäger, "Cowboys" genannt, auf dem Raumschiff "Bebop" unterwegs sind, um den nächsten Auftrag klarzumachen. Nein, die Figur im blauen Anzug mit dem schwarzen Wuschelkopf heißt nicht Cowboy Bebop, wie manch ein Idiot, wie ich es war, beim Anblick der Figuren glauben könnte... Mir war der Name der Reihe nämlich genauso bekannt, wie das ein oder andere Bild, aber so richtig hatte ich mich nie damit befasst. Das ist vielleicht auch gut so. Nicht etwas, weil die Serie schlecht sei - eher im Gegenteil, sondern, weil ich so ohne Vorbehalte an die Serie rangehen konnte. Die scheint nämlich an einigen Rädern gedreht zu haben. Und wie das bei allen Adaptionen so ist, sind viele Leute damit nicht einverstanden, wie es scheint. Ich habe bislang lediglich die erste Folge des Anime geschaut und fand die Unterschiede da noch hinnehmbar, auch wenn ich eine Abwandlung durchaus unnötig fand (Stichwort: Abschied). Ich meine, schaut euch mal die aktuellen Bewertungen auf IMDb an:

Weltraum-Coolness

Aber kommen wir zur Netflix-Serie! Die weiß mich vor allem mit zwei Dingen zu überzeugen: Coole Charaktere und schöne Szenerien! Die gezeigte Welt hält einen ganz besonderen Charme inne, der irgendwo zwischen Retro und Sci-Fi liegt. Die Figuren benutzen eher Pager-ähnliche Geräte denn Smartphones, die Bars haben eher einen 50er oder 60er Vibe und dann ertönt da noch ständig Jazz - großartig! Der Soundtrack ist einfach genial und stammt wie bei der Anime-Serie von Yōko Kanno. Die Bilder sind auch auf sehr hohem Niveau geschossen. Einige der Aufnahmen dürften bewusst nah an der Anime-Version angedockt worden sein. Ich mochte das Spiel mit dynamischen Bildeinstellungen sehr. Lange Schatten, die sich diagonal über den Bildschirm wähnen, originelle Perspektiven und vor allem gutes Timing im Schnitt. Das war schon ziemlich schön anzuschauen! [php function=1] In Sachen Coolness macht niemand Spike Spiegel etwas vor. So heißt übrigens der charismatische Ramen-Liebhaber im blauen Anzug. Stilistisch meiner Meinung nach sehr gut dargestellt wird er von John Cho ("The Exorcist“, "Sleepy Hollow“). Auch Mustafa Shakir als Jett Black und Daniella Pineda als Faye Valentine haben mir gefallen. Die Chemie zwischen den dreien hat gut gepasst und vor allem hat mir gefallen, dass da aufeinander prallende Figuren nicht direkt beste Freunde sind, sondern erst mit der Zeit Nähe zulassen. Das Problem mit der Coolness ist aber immer der schmale Grat hin zur Übertreibung. Bei einigen Szenen wirken Handlungen dann nicht mehr ganz nachvollziehbar, wenn kein logischer Sinn für die Handlung dahinter steckt, sondern lediglich der coole Spruch selbst das Ziel ist. Solche Momente haben eigentlich alle Figuren, aber vor allem Spike hat damit immer mal wieder Probleme. Bei ihm kann man noch dagegen halten, dass er eben ein etwas kurioser Typ ist, der mehrere Seiten besitzt. Geschenkt. Schlimmer wird es aber bei Vicious, dem großen Gegenspieler. Alex Hassell (Translucent in "The Boys“) dürfte man vor allem wegen des breiten Grinsens gecastet haben. Das passt zur Anime-Vorlage, würde ich meinen. Die weißen Haare und sonstige Aufmachung macht - vor allem in kirchlichen Bauten - eher einen "Game of Thrones“-Eindruck. Sein impulsives Gehabe nervt irgendwann nur noch. Zu Beginn hat da noch Elena Satine als Julia geholfen, in die sich vermutlich nicht nur so ziemlich alle Figuren in der Serie, sondern auch so ziemlich alle vor den Bildschirmen verliebt haben dürften. Was für eine Ausstrahlung! Aber auch diese Figur wird am Ende deutlich verwässert, schade.

Action mit Stärken und Schwächen

Die Handlung selbst liefert ein ganz gutes Pacing ab. Eingangs gibt es abwechslungsreiche Geschichten kleineren Ausmaßes, die aber alle in gewisser Weise auf den Haupt-Plot einspielen. Mit der Zeit verdichtet sich die Situation recht harmonisch und man bewegt sich auf ein zugespitztes Finale hin. Insgesamt gibt es da zwar wenig total Überraschendes zu sehen, aber die Erzählweise hat schon insgesamt ganz gut funktioniert, finde ich. Vor allem auch, weil wir die Vorgeschichte einiger Figuren nach und nach aufgerollt bekommen. Ähnlich wie mit der zeitlichen Darstellung verhält es sich auch mit den Inhalten selbst. Es gibt ordentlich Action zu sehen, die aber eher elegant choreografierter Manier angehört, denn Hollywood-Explosionen á la Michael Bay. Hinzu gesellt sich etwas Drama und auch die ein oder andere Prise Humor, die vor allem im Zusammenspiel von Jett und Spike entstehen. Vor allem habe ich aber genossen, dass die Serie nicht ständig auf die Tube drückt, sondern auch die ruhigen und langsamen Momente zu spielen weiß. So entsteht eine ganz besondere Atmosphäre, gepaart mit den tollen Weltraum-Szenerien, den gelungenen Spezialeffekten (okay, das eine Raumschiff nehme ich mal raus...), den starken Soundtrack und der interessanten Figuren. Und doch fehlte da das ganz Große. Wirklich Angst um Figuren hatte man selten bis nie. Einige Stränge haben gefühlt keinen größeren Sinn ergeben, andere haben sich wie kleinere Wiederholungen angefühlt. Die zehn Folgen waren keinesfalls langatmig, eher im Gegenteil, aber da war gefühlt mehr drin, finde ich. Die wirkliche Substanz fehlte ein bisschen, man hatte das Gefühl, die ganze Drumherum-Inszenierung sei der eigentliche Star, nicht die Handlung selbst. Dennoch habe ich mich von "Cowboy Bebop" sehr gut unterhalten gefühlt.
[Rating:4/5]
Wer die Anime-Serie mal gesehen hat, wird "Cowboy Bebop" bestimmt bereits geschaut haben. Falls nicht: Tut es. Und schreibt mir am besten in die Kommentare, weshalb ihr die Realfilm-Variante doof fandet. Ich werde die animierte Fassung jetzt mal nachholen und werde vermutlich den anderen Tod sterben und die als weniger gut erachten, weil alt und eben für mich die zweite Variante. "Cowboy Bebop" hat mir Spaß bereitet und mich vor allem in eine ganz andere Welt entführt. Eine Welt voll cooler Charaktere, schöner Settings und vor allem toller Musik! Das hatte schon zwischenzeitlich etwas von Film Noir, was mich beim Anblick der schönsten Szenen aus der Anime-Vorlage kaum überrascht. Die Tempowechsel und Bildeinstellungen haben mir sehr gefallen, an einigen nicht ganz konsequenten Eckhandlungen hätte man noch genauso feilen müssen, wie an einzelnen Figuren, aber insgesamt war das schon außergewöhnliche Unterhaltung!

"Cowboy Bebop" - 2. Staffel der Netflix-Serie?

Nach all der Euphorie folgt jetzt der Dämpfer: Netflix hat "Cowboy Bebop" nach bereits einer Staffel und nicht einmal vier Wochen abgesetzt. Mir ist das absolut unbegreiflich. Klar, die Produktionskosten dürften enorm sein, aber inhaltlich hat man am Ende sowas von einen Stein ins Rollen gebracht, der eine zweite Staffel charakterlich ermöglicht hätte. Von der Vorlage gibt es ja auch noch genug Stoff. Und ja, es gibt etliche Meckerköpfe, aber das war ein Format mit Klasse und ganz besonderem Flaire. Vielleicht berappeln sich die Leute ja noch. Schickt ihnen am besten diesen Beitrag hier alle zu, damit sie es sich nochmal anders überlegen!

Bilder: GEOFFREY SHORT/NICOLA DOVE/NETFLIX

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Ich war bereits interessiert, als die ersten News zur Realfilm-Adaption des Anime-Klassikers "Cowboy Bebop" aufgekommen waren. Nicht etwa, weil ich die animierte Vorlage gesehen hätte - dem war bis dato nicht der Fall - sondern, weil ich schlicht das Arrangement sehr reizvoll fand. Mit dem stilistisch cool gemachten Teaser-Trailer war ich dann fest entschlossen, einzuschalten! Wirklich schnell war ich zugegebenermaßen nicht - immerhin ist die Staffel bereits am 19. November auf Netflix erschienen. Aber mittlerweile bin ich durch und möchte ich im spoilerarmen Review aufzeigen, weshalb auch ihr einschalten solltet!

Gezeichnete Vorlage

1998 erschien "Cowboy Bebop" (Originaltitel: カウボーイビバップ, Kaubōi Bibappu) in Japan - sowohl als animierte Anime-Fernsehserie mit 26 Folgen, als auch als Manga mit immerhin drei Ausgaben. Die Geschichte spielt im Jahr 2071, in dem einige Kopfgeldjäger, "Cowboys" genannt, auf dem Raumschiff "Bebop" unterwegs sind, um den nächsten Auftrag klarzumachen. Nein, die Figur im blauen Anzug mit dem schwarzen Wuschelkopf heißt nicht Cowboy Bebop, wie manch ein Idiot, wie ich es war, beim Anblick der Figuren glauben könnte... Mir war der Name der Reihe nämlich genauso bekannt, wie das ein oder andere Bild, aber so richtig hatte ich mich nie damit befasst. Das ist vielleicht auch gut so. Nicht etwas, weil die Serie schlecht sei - eher im Gegenteil, sondern, weil ich so ohne Vorbehalte an die Serie rangehen konnte. Die scheint nämlich an einigen Rädern gedreht zu haben. Und wie das bei allen Adaptionen so ist, sind viele Leute damit nicht einverstanden, wie es scheint. Ich habe bislang lediglich die erste Folge des Anime geschaut und fand die Unterschiede da noch hinnehmbar, auch wenn ich eine Abwandlung durchaus unnötig fand (Stichwort: Abschied). Ich meine, schaut euch mal die aktuellen Bewertungen auf IMDb an:

Weltraum-Coolness

Aber kommen wir zur Netflix-Serie! Die weiß mich vor allem mit zwei Dingen zu überzeugen: Coole Charaktere und schöne Szenerien! Die gezeigte Welt hält einen ganz besonderen Charme inne, der irgendwo zwischen Retro und Sci-Fi liegt. Die Figuren benutzen eher Pager-ähnliche Geräte denn Smartphones, die Bars haben eher einen 50er oder 60er Vibe und dann ertönt da noch ständig Jazz - großartig! Der Soundtrack ist einfach genial und stammt wie bei der Anime-Serie von Yōko Kanno. Die Bilder sind auch auf sehr hohem Niveau geschossen. Einige der Aufnahmen dürften bewusst nah an der Anime-Version angedockt worden sein. Ich mochte das Spiel mit dynamischen Bildeinstellungen sehr. Lange Schatten, die sich diagonal über den Bildschirm wähnen, originelle Perspektiven und vor allem gutes Timing im Schnitt. Das war schon ziemlich schön anzuschauen! [php function=1] In Sachen Coolness macht niemand Spike Spiegel etwas vor. So heißt übrigens der charismatische Ramen-Liebhaber im blauen Anzug. Stilistisch meiner Meinung nach sehr gut dargestellt wird er von John Cho ("The Exorcist“, "Sleepy Hollow“). Auch Mustafa Shakir als Jett Black und Daniella Pineda als Faye Valentine haben mir gefallen. Die Chemie zwischen den dreien hat gut gepasst und vor allem hat mir gefallen, dass da aufeinander prallende Figuren nicht direkt beste Freunde sind, sondern erst mit der Zeit Nähe zulassen. Das Problem mit der Coolness ist aber immer der schmale Grat hin zur Übertreibung. Bei einigen Szenen wirken Handlungen dann nicht mehr ganz nachvollziehbar, wenn kein logischer Sinn für die Handlung dahinter steckt, sondern lediglich der coole Spruch selbst das Ziel ist. Solche Momente haben eigentlich alle Figuren, aber vor allem Spike hat damit immer mal wieder Probleme. Bei ihm kann man noch dagegen halten, dass er eben ein etwas kurioser Typ ist, der mehrere Seiten besitzt. Geschenkt. Schlimmer wird es aber bei Vicious, dem großen Gegenspieler. Alex Hassell (Translucent in "The Boys“) dürfte man vor allem wegen des breiten Grinsens gecastet haben. Das passt zur Anime-Vorlage, würde ich meinen. Die weißen Haare und sonstige Aufmachung macht - vor allem in kirchlichen Bauten - eher einen "Game of Thrones“-Eindruck. Sein impulsives Gehabe nervt irgendwann nur noch. Zu Beginn hat da noch Elena Satine als Julia geholfen, in die sich vermutlich nicht nur so ziemlich alle Figuren in der Serie, sondern auch so ziemlich alle vor den Bildschirmen verliebt haben dürften. Was für eine Ausstrahlung! Aber auch diese Figur wird am Ende deutlich verwässert, schade.

Action mit Stärken und Schwächen

Die Handlung selbst liefert ein ganz gutes Pacing ab. Eingangs gibt es abwechslungsreiche Geschichten kleineren Ausmaßes, die aber alle in gewisser Weise auf den Haupt-Plot einspielen. Mit der Zeit verdichtet sich die Situation recht harmonisch und man bewegt sich auf ein zugespitztes Finale hin. Insgesamt gibt es da zwar wenig total Überraschendes zu sehen, aber die Erzählweise hat schon insgesamt ganz gut funktioniert, finde ich. Vor allem auch, weil wir die Vorgeschichte einiger Figuren nach und nach aufgerollt bekommen. Ähnlich wie mit der zeitlichen Darstellung verhält es sich auch mit den Inhalten selbst. Es gibt ordentlich Action zu sehen, die aber eher elegant choreografierter Manier angehört, denn Hollywood-Explosionen á la Michael Bay. Hinzu gesellt sich etwas Drama und auch die ein oder andere Prise Humor, die vor allem im Zusammenspiel von Jett und Spike entstehen. Vor allem habe ich aber genossen, dass die Serie nicht ständig auf die Tube drückt, sondern auch die ruhigen und langsamen Momente zu spielen weiß. So entsteht eine ganz besondere Atmosphäre, gepaart mit den tollen Weltraum-Szenerien, den gelungenen Spezialeffekten (okay, das eine Raumschiff nehme ich mal raus...), den starken Soundtrack und der interessanten Figuren. Und doch fehlte da das ganz Große. Wirklich Angst um Figuren hatte man selten bis nie. Einige Stränge haben gefühlt keinen größeren Sinn ergeben, andere haben sich wie kleinere Wiederholungen angefühlt. Die zehn Folgen waren keinesfalls langatmig, eher im Gegenteil, aber da war gefühlt mehr drin, finde ich. Die wirkliche Substanz fehlte ein bisschen, man hatte das Gefühl, die ganze Drumherum-Inszenierung sei der eigentliche Star, nicht die Handlung selbst. Dennoch habe ich mich von "Cowboy Bebop" sehr gut unterhalten gefühlt.
[Rating:4/5]
Wer die Anime-Serie mal gesehen hat, wird "Cowboy Bebop" bestimmt bereits geschaut haben. Falls nicht: Tut es. Und schreibt mir am besten in die Kommentare, weshalb ihr die Realfilm-Variante doof fandet. Ich werde die animierte Fassung jetzt mal nachholen und werde vermutlich den anderen Tod sterben und die als weniger gut erachten, weil alt und eben für mich die zweite Variante. "Cowboy Bebop" hat mir Spaß bereitet und mich vor allem in eine ganz andere Welt entführt. Eine Welt voll cooler Charaktere, schöner Settings und vor allem toller Musik! Das hatte schon zwischenzeitlich etwas von Film Noir, was mich beim Anblick der schönsten Szenen aus der Anime-Vorlage kaum überrascht. Die Tempowechsel und Bildeinstellungen haben mir sehr gefallen, an einigen nicht ganz konsequenten Eckhandlungen hätte man noch genauso feilen müssen, wie an einzelnen Figuren, aber insgesamt war das schon außergewöhnliche Unterhaltung!

"Cowboy Bebop" - 2. Staffel der Netflix-Serie?

Nach all der Euphorie folgt jetzt der Dämpfer: Netflix hat "Cowboy Bebop" nach bereits einer Staffel und nicht einmal vier Wochen abgesetzt. Mir ist das absolut unbegreiflich. Klar, die Produktionskosten dürften enorm sein, aber inhaltlich hat man am Ende sowas von einen Stein ins Rollen gebracht, der eine zweite Staffel charakterlich ermöglicht hätte. Von der Vorlage gibt es ja auch noch genug Stoff. Und ja, es gibt etliche Meckerköpfe, aber das war ein Format mit Klasse und ganz besonderem Flaire. Vielleicht berappeln sich die Leute ja noch. Schickt ihnen am besten diesen Beitrag hier alle zu, damit sie es sich nochmal anders überlegen!

Bilder: GEOFFREY SHORT/NICOLA DOVE/NETFLIX

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