Film- und Fernsehstudenten sollten sich die Episoden 14 bis 16 der zweiten Staffel von „The Blacklist“ ganz genau ansehen. Hier können sie nämlich perfekt lernen, wie man’s nicht macht. In den Folgen wird die Handlung um Raymond Reddington und Liz Keen zu großen Teilen nach Dresden verlegt. Offensichtlich war den Produzenten der Trip nach Deutschland wohl zu teuer, weswegen man kurzerhand am Set in den USA weiterdrehte – mit teils abstrusen Folgen für Ausstattung, Setting und Glaubwürdigkeit.
Zunächst kann man natürlich erst einmal – wenn auch zähneknirschend – noch darüber hinweg sehen, dass die Location Deutschland mal wieder nur über das Thema Neonazis transportiert wird. Damit Tom Keen in Dresden nicht weiter auffällt, lässt er sich erstmal SS-Logos und „Deutschland für Die Deutschen“ (sic!) auf den Körper tätowieren und rasiert sich stereotypisch die Haare raspelkurz. Ach, einen Decknamen braucht er ja noch: Christof Mannheim. Ahja.
In Dresden angekommen, landet er in einer mit Klischees gefüllten Bar, wo die kahlrasierten und großgewachsenen, in Lederkutten gekleideten und mit ausreichend Bier ausgestatteten Neonazis zusammenhocken und zu lautem Metal gleich mal auf Krawall aus sind. Toms Idee: Erstmal Respekt verschaffen. Wie geht das nochmal? Achja, erstmal auf eine Schlägerei einlassen und als Sieger hervorgehen. Und im Rausgehen noch beim von schlechten Stadtfesten bekannten Nagel-Wettbewerb den Nagel mit einem Hammer-Schlag (!) versenken – wow!
Was in den Folgen 14 und 15 erstmal „nur“ unangenehm auffällt, wird in Folge 16 dermaßen schlecht fortgesetzt, dass man sich nur wundern kann, wie so etwas ernsthaft produziert und gesendet wird. Auf Reddingtons Recherchetour durch Deutschland heißen die Informanten Kohl und Franz Becker (ein Österreicher!), der deutsche Geheimdienst wird BMI genannt und deckt einen Neonazi-Schmuggel auf – Sturmgewehre natürlich, leider alles in ziemlich schlechter Studio-Optik gedreht. Und es geht weiter: Die Straßen in den Verfolgungsszenen durch Dresden sehen leider gar nicht nach Dresden aus, sondern eben wie Hinterhöfe in amerikanischen Städten mit ihren typischen Fassaden, Feuerwehrtreppen usw. So gar nicht genau haben es die Ausstatter auch mit den Fahrzeugen genommen. Okay, der erste Schmuggler durfte noch einen 7er BMW fahren, bei den späteren Verfolgungsszenen sind’s dann nachher aber ausschließlich die typischen Serien-Fahrzeuge amerikanischer Hersteller, die es hierzulande gar nicht gibt. Zu allem Überfluss hat man sich dann auch noch bei den Autokennzeichen vertan: DD (ok, stimmt!), aber dann 52 C91 – nicht ganz die Anordnung, die wir hier so verwenden.
All das hätte man wahrscheinlich mit ein bisschen mehr Recherche vermeiden können – oder natürlich direkt mit einem Dreh vor Ort, wie es die Produzenten von Homeland zum Beispiel machen. Zuletzt war vor allem die Handlung der zweiten Staffel ziemlich schlapp, jetzt stimmt so langsam das Gesamtpaket nicht mehr. Schade.
17 Kommentare