Sie sind unsichtbar und doch „sehen“ wir sie, ohne es mitzubekommen. Synchronsprecher – den Umständen nach spreche ich hier selbstverständlich von deutschsprachigen – genießen hierzulande einen zumindest nicht sehr ruhmreichen, wenn nicht sogar verachtenswerten Ruf. Es gilt der allgemeinte Tenor, dass die Synchronisation den Inhalt bzw. Kontext entweder negativ beeinflusst oder diesen gänzlich falsch wiedergibt. Hierbei gilt es natürlich den Übersetzungsapparat zu erwähnen, dessen Aufgabe im Ganzen nicht unwesentlich ist.
Wie oft habe ich schon in meinem Freundes- oder Bekanntenkreis Aussagen zum Thema OV vs. Synchro gehört, bei denen ich schon fast das Gefühl bekomme, es grenze beinahe an Verachtung der Kunst und Verspottung der Kunstschaffenden selbst, wenn man mal eine Serie bzw. einen Film nicht in der originalen Fassung schaut. Doch wie schlimm ist es wirklich? Zur Vertiefung der Thematik möchte ich euch gerne diesen folgenden Clip zeigen …
Beachten wir hierbei die Wirkung durch Kunal Nayyars (Raj) Part im unmittelbaren Vergleich zu Simon Helbergs (Howard), welche zum Teil durch Reaktionen des Publikums direkt widergespiegelt wird. Auffällig und interessant ist für mich vor allem der Abschnitt, wo Howard seinen Freund parodiert: Es steckt wesentlich mehr Pep dahinter.
Worauf ich hinaus will: Gute Synchronisationsarbeit wird auf der gleichen Basis aufgebaut und kann eine ähnliche Wirkung entfalten wie eine theatralische Nachahmung. Sind wir doch ehrlich, wir lieben gute Parodien. Warum also nicht ab und an mal zugeben, dass eine Interpretation besser gelungen ist als das Original? Im Übrigen finde ich die „deutsche Stimme“ von Raj in der Tat viel geiler.
Nur dass mich niemand hier missversteht: Mir ist durchaus bewusst, dass eine OV ohne jeden Zweifel ihren gewissen Zauber hat. Auch der technische Aspekt spielt eine Rolle – beispielsweise, wenn Hintergrundgeräusche durch eine Tonüberlagerung beeinflusst werden und das Ambiente somit nicht vollständig bzw. unverfälscht wiedergegeben werden kann.
Was mir nur absolut nicht in den Sinn will, ist, wenn Leute versuchen einem subtil zu verklickern, wie gut ihre Fremdsprachenkenntnisse doch sind und sie das Geschehen, den Flair in seiner Vollständigkeit aufsaugen wollen, im selben Atemzug aber auch den Gebrauch von Untertiteln erwähnen – wo ich mir denke: Wie wollen die sich da bitte noch auf das Wesentliche konzentrieren? Wenn man wichtige optische Details beim Konsumieren dadurch nicht wahrnehmen kann, weil man zu sehr damit beschäftigt ist, einen Text zu lesen und sein Fokus zur Hälfte der Zeit entweder am oberen oder unteren Bildrand klebt – woher dann die Dreistigkeit nehmen und sich erbosen?
Und noch eine wichtige Frage zum Schluss: Warum nicht mal die Lieblingsserie multilingual genießen und gelegentlich die Arbeit von gewissen Damen und Herren würdigen? So habe ich zum Beispiel Englisch gelernt und praktiziere teilweise heute noch diese Methode – jedenfalls nicht von Lehrkräften, die das Ganze als Oxford verkaufen wollen, gleichzeitig aber nicht einmal in der Lage sind, ordentlich das „th“ auszusprechen. In diesem Sinne: frohes Üben!
Danke für den positiven Bericht! Ich sehe das mit den Leuten, die auf O-Ton pochen und in der Regel über die deutsche Synchro herziehen, genauso. Die Meisten davon sind dabei auch noch auf Englisch als Fremdsprache beschränkt. Sobald es französisch wird oder was weiß ich, müssen diese Leute ganz schnell auf Untertitel oder deutsche Synchro zurückgreifen. Aber das geben Sie ungern zu ;)
Danke für’s Lesen und Kommentieren :)
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