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Charismatisches Whodunnit?

Review: Only Murders in the Building – Staffel 1

Spoilerfrei
26. Oktober 2021, 10:28 Uhr
Spoilerfrei
Maik
26.10.21

Im Sommer wurde ich hellhörig, als Hulu sein Dramedy-Format „Only Murders in the Building“ vorstellte. Nicht nur waren mit Steve Martin, Martin Short und Selena Gomez drei namhafte Darsteller:innen mit dabei, nein, auch das Setting wirkte reizvoll: In einem großen New Yorker Wohngebäude begeht jemand Selbstmord und ein paar Nachbarn erspinnen lauter Mord-Theorien. Das klassische „Whodunnit?“ also, nur mit etwas mehr Raum und ach ja, um Podcasts geht es auch noch. Der Trailer hat zudem gezeigt, dass die Aufmachung State of the Art sein dürfte, also habe ich mir die erste Staffel der Serie angeschaut. Und ich sollte nicht enttäuscht werden! Wer aktuell nach einem charmanten Serientipp Ausschau hält, den man gut wegschauen kann und bei dem man unterhalten wird, kann hier beherzt zugreifen. Hier mein möglichst spoilerfreier Eindruck zur bei uns über Disney+ (bzw. dort im STAR-Angebot) zu sehenden Serie.

True Crime-Comedy

„Only Murders in the Building“ widmet sich wie bereits erwähnt dem klassischen Crime-Sujet. Eine Leiche und die Frage, wer da wie und weshalb gestorben ist, bilden den Ausgangspunkt der Geschichte. Bei der Frage nach dem „Whodunnit?“ wird aber auch der Tote, Tim Kono, mit einbezogen. War es Selbstmord oder richtiger Mord? Dieser Frage gehen der einstige TV-Detektiv Charles-Haden Savage, der einstige Theater-Regisseur Oliver Putnam und Mabel Mora, Nichte einer einstigen Bewohnerin des Arconia nach. So heißt ein geschichtsträchtiges und edles Wohngebäude in New York, das sogar noch einen Portier angestellt hat. Die Mieten muss man sich also erst recht leisten können…

Diese Situation bietet neben der Crime-Affinität bereits einige moderne Anknüpfungspunkte. Die Anonymität der Großstadt wird dabei besonders angegangen. Weder unsere drei Protagonist:innen kannten sich wirklich zuvor, noch kannten die meisten Leute im Gebäude den Verstorbenen. Dabei ist das Haus voll skurriler Charaktere und Persönlichkeiten! Aber wir alle stumpfen im Alltag zwischen all der Hektik und den Reizen ab, widmen uns kaum noch den Menschen, die teilweise lediglich wenige Meter neben, unter oder über einem Leben. Seit Jahrzehnten.

Des Weiteren bezieht „Only Murders in the Building“ den mittlerweile nach dem dritten „Next Big Thing!“-Anlauf tatsächlich im Mainstream angekommenen Podcast-Hype mit ein. Die drei ermitteln nicht einfach „nur“, nein, sie machen einen True-Crime-Podcast dazu.

Das klingt jetzt alles recht fade, muss ich gestehen. Aber nein, „Only Murders in the Building“ ist kein „CSI: Arconia“ oder dergleichen. Die Serie schafft es wunderbar, Drama mit Comedy zu verbinden. Dabei gibt es wenig Slapstick, sondern eher humoristisch veranlagte Interaktionen zwischen den Figuren.

Charmante Charaktere

Steve Martin, Martin Short und Selena Gomez sind definitiv die Stars dieser Produktion. Ein selbstbemitleidender ehemaliger TV-Star, der aus Selbstgeiselung und Angst der Einsamkeit frönt, trifft auf einen exzentrischen Blender, der mal viel zu sagen hatte, jetzt aber nur noch viel redet. Dabei ist Martin Short in seiner Rolle als Oliver Putnam nicht nur energischer Antreiber der Backstory, sondern auch für die besten Momente der Serie zuständig. Seine Figur ist wunderbar belebend und weiß etliche Klischees abgehobener Schnösel-Gruppierungen zu bedienen. Mable ist dagegen erstmal etwas distanziert-schroff unterwegs. Mit ihr konnte ich mich am wenigsten anfreunden, aber das war dann vermutlich das Salz in der Suppe, das immerhin für einige Generations-Gags herhalten konnte – sei es als Absenderin oder Adressatin. Ich mag vor allem, dass die Figuren (fernab ihrer Situation in einem solchen Gebäude leben zu können…) so normal sind. Die haben alle Probleme, Schwächen und Menschlichkeit an sich und werden auch im Verlauf der Staffel nicht zu genialen Superhelden oder sowas.

Die drei haben eine verdammt gute Chemie untereinander und es macht einfach nur Spaß, ihren gemeinsamen Szenen zuzuschauen. Daneben gibt es aber etliche andere scharf skizzierte Figuren, die von guten Darsteller:innen verkörpert worden sind. Sei es die verhasste Gebäude-Managerin Bunny (gespielt von Jayne Houdyshell), der reiche Dip-Verkäufer Teddy Dimas (Nathan Lane) oder auch die Detective Williams (Da’Vine Joy Randolph), um nur ein paar zu nennen. Dabei hat man trotz der gewaltigen Bildschirmzeiten des Haupt-Trios schon das Gefühl, dass etliche Nebenfiguren zumindest über einige Folgen hinweg einen gewissen Stellenwert einnehmen. Das liegt aber auch an der Art der Erzählung.

Smartes Storytelling

Was wäre ein guter Krimi ohne gewisse Wendungen? Wenn sich der Fall „in eine komplett andere Richtung entwickelt“… Damit spielt „Only Murders in the Building“ bewusst und größtenteils gekonnt. Neue Erkenntnisse führen zu neuen Verdächtigen oder der Hinterfragung bestehender Feststellungen. Leider funktioniert das nicht immer zu 100 Prozent stimmig, wie ich finde. Gerade hinten heraus bekommt die Serie so ihre Probleme, die Konsequenz und Glaubwürdigkeit hoch zu halten. Da passieren keine ganz großen Fehler, aber einige aufkommende Aspekte wirken unglaubwürdig (wie, wenn die drei erst ganz am Ende darauf kommen, die direkte Nachbarin von Tim Kono zu befragen…).

Insgesamt schafft man es über den Verlauf der Staffel aber ganz gut, die Geschehnisse nach und nach aufzurollen, so dass wir Zuschauer:innen quasi parallel zum Amateur-Ermittlungs-Trio an der Entwicklung teilhaben können. Auch wird meiner Meinung nach gekonnt und doch bedacht Misstrauen in alle Richtungen gesät. Zwischenzeitlich ist so ziemlich jede:r mal zumindest beiläufig als mögliche:r Täter:in betitelt worden oder man hat sich selbst dabei ertappt, eigene Mutmaßungen anzustellen. Einige Klischee-Wendungen sind da auch bei und ich muss gestehen, recht früh auf einer guten Fährte gewesen zu sein, aber ich will hier natürlich nichts spoilern.

Stimmige Inszenierung

Neben der reizvollen Geschichte und dem guten Cast möchte ich aber auch nochmal auf die Präsentation der Serie hinweisen. „Only Murders in the Building“ ist sehr liebevoll inszeniert. Das beginnt bereits beim fantastischen Vorspann, der Musik und Kunst miteinander verbindet und nie von mir geskippt worden ist. Aber auch die Realbilder sind voll von stimmigen Einstellungen. Ohne jetzt die ganz großen Experimente zu wagen bekommen wir abwechslungsreiche Aufnahmen geboten, die einfach moderner Schule sind. Vor allem möchte ich aber auch mal den Schnitt hervorheben, der oftmals zu kurz kommt. Hier schafft er es nicht nur, das jeweilige Tempo einer Situation zu übermitteln, sondern auch im Zuge der dynamisch erzählten Story für wirksame Erzählebenen zu sorgen und das Timing von Humor-Szenen zu unterstützen.

Insgesamt hat „Only Murders in the Building“ mir sehr gut gefallen. Immer, wenn Leute in den letzten Wochen gefragt haben, was man denn aktuell so gucken könne, habe ich die Serie empfohlen. Das Ensemble ist großartig, die Geschichte interessant und auch dank der lediglich halbstündigen Folgen bleibt es stets frisch und kurzweilig. Die zehn Folgen sind also gut an einem Wochenende durchzubingen! Dabei bleibt es immer abwechslungsreich, was sowohl an der sich stets weiter entwickelnden Story liegt, aber auch an kleinen Finessen der Präsentation. Da wechselt mal die Erzählerstimme, dann bekommen wir eine längere Sequenz zum taubstummen Theo Dimas präsentiert, oder gar etwas animiertes. Man merkt, dass sich viele Leute viele Gedanken zur Produktion gemacht haben, was ja nicht das schlechteste Zeichen ist. Kleine Abzüge gibt es ob der ein oder anderen etwas zu offensichtlich zurechtgebogenen Situation oder auch ein paar Übertreibungen, aber ich ändere jetzt einfach mal meine ursprünglich auf vier Kronen gesetzte Bewertung auf viereinhalb, da mir ehrlich gesagt keine weiteren Argumente dagegen einfallen. Hier hat man wirklich eine kleine Serienperle, die sich ein bisschen von überall bedient und doch ein bisschen anders als der Großteil im Streaming-Katalog ist. Einfach eine gelungene Genre-Mischung, die sowohl klassische Elemente als auch moderne gesellschaftskritische Aspekte vereinen kann, ohne dabei an Substanz zu verlieren!

Etwas seltsam fand ich allerdings, dass die Serie in den USA mit drei Folgen zum Auftakt gestartet war, hierzulande über Disney+ jedoch zunächst erst zwei Folgen zu sehen waren. Ab dann lag die deutsche Ausstrahlung jeweils eine Woche zurück. Vermutlich hat das mal wieder Synchronisations- oder anderweitige Anpassungs-Gründe, aber mich hat das verwirrt, habe ich mich doch hauptsächlich an den US-Daten orientiert gehabt. Aber gut, jetzt ist ja die ganze Staffel zu sehen, interessiert also niemanden mehr wirklich…

2. Staffel von „Only Murders in the Building“?

Vielleicht ist noch ein klitzekleiner Kritikpunkt, dass ich gehofft hatte, „Only Murders in the Building“ sei eine kompakte und in sich abgeschlossene Miniserie. Aber nein, wer die letzte Folge gesehen hat, weiß, dass da noch etwas folgen dürfte. Und wird. Wie von Hulu bereits (einige Wochen vor dem Staffelfinale) offiziell bestätigt worden ist, wird die Serie in eine zweite Staffel gehen:

Bereits 2022 soll Staffel Zwei von „Only Murders in the Building“ erscheinen und einen etwas größeren Aufbau erhalten. Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit den Figuren und bin guter Hoffnung, dass man da noch ein paar bislang verborgene Entwicklungen und Geheimnisse im Köcher hat, um die hohe Qualität aufrecht erhalten zu können. Dennoch ist die zweite Staffel oftmals vor allem für frische neue Formate eine schwer zu nehmende Hürde. Zu weit darf man das Setting meiner Meinung nach nämlich nicht spielen, sonst könnte der aktuell noch schön kompakt wirkende Fokus verloren gehen. Wir wollen doch alle nun wirklich keine Aufführung von „Splash 2“ sehen, oder? Wobei, die beschriebene Inszenierung von Teil Eins hatte schon was Visionäres an sich, vielleicht war das einfach seiner Zeit voraus und man sollte es nochmal versuchen, hm…

Bilder: Hulu / Disney+

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4 Kommentare

  • Ich fand die Serie auch durchweg unterhaltsam, muss aber trotzdem einen Abzug in der B-Note geben. Einfach nur, weil, wie so oft im „Goldenen Zeitalters des Fernsehens (und Streamings)“ mal wieder das Ende der Geschichte gleich in der ersten Szene der ersten Folge gespoilert wurde. Keine Ahnung, warum Serienmacher immer noch glauben, eine Serie (oder auch nur eine Folge) mit einem „X Tage oder Stunden zuvor“ Szenario zu beginnen, wäre eine gute Idee.

    • Ja, darauf wollte ich bewusst jetzt nicht eingehen, um neuen Zuschauer:innen der Serie nicht etwas (im doppelten Sinne) vorwegzunehmen. Ich hatte die Szenen tatsächlich nach all den Wochen bereits vergessen, aber das Lieblingsmädchen meinte direkte „War ja klar, dass die Szene noch kommt…“. Mir auch unbegreiflich, vor allem, wenn es nicht irgendwie irreführend oder irrelevant ist. :/

      • Die erste Szene war doch kein Spoiler, sondern bloß die erste, von vielen falschen Spuren, auf die der Zuschauer gebracht werden sollte…
        Weder die Tat, noch das Opfer und auch nicht die Täterin sind, was sie auf den ersten Blick zu sein scheinen.
        Oder doch?
        (Dieser Beitrag soll ja spoilerfrei bleiben ;))

  • Ich habe die erste Staffel der Serie, die, wie so viele andere Serien, bereits eine halbe Ewigkeit auf meiner „Watchlist“ stand (und ja, 12 Monate ist eine halbe Ewigkeit für eine Watchlist;)) vor 3 Tagen begonnen zu schauen, und bin jetzt schon bei Folge 3…
    der zweiten Staffel!
    Weil ich die Serie schlicht und ergreifend bereits nach der ersten Folge geliebt habe.
    Humor, Nervenkitzel, Emotionen, und eine großartige Besetzung.
    Ich habe wirklich lang keine Serie mehr gesehen, die mir so uneingeschränkt gut gefallen hat!


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