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Die Neapolitan Novels von Elena Ferrante als Serie umgesetzt

Review: My Brilliant Friend (Meine geniale Freundin) – Staffel 1

Mini-Spoiler
11. Juni 2020, 09:59 Uhr
Mini-Spoiler
Michael
11.06.20

Angelockt vor allem durch zwei Faktoren bin ich vor einigen Tagen bei der Serie „My Brilliant Friend“ gelandet, oder „Meine geniale Freundin“, wie sie bei uns heißt, seitdem sie Magenta TV exklusiv ins Programm genommen hat. Faktor 1: HBO hat die Romanvorlage lizensiert. Faktor 2: Max Richter ist für den Score verantwortlich. Kann eigentlich nicht viel schief gehen – und wird auch nicht, ums vorweg zu nehmen. Wenn man sich näher mit der Serie beschäftigt – noch ohne sie zu schauen – merkt man, dass auch die literarische Vorlage ihre spannende Geschichte hat. „My Brilliant Friend“ ist der Titel eines Romans, der zu den vierbändigen „Neapolitan Novels“ von Elena Ferrante gehört. „My Brilliant Friend“ ist Band 1 und Namensgeber der Serie. Es geht weiter mit „The Story of a New Name“, „Those Who Leave and Those Who Stay“ und „The Story of the Lost Child“. Spannend wiederum ist auch die Autorin selbst, denn bei Elena Ferrante handelt es sich um das Pseudonym einer Schriftstellerin, die bis heute anonym geblieben ist. Bekannt ist nur, dass sie aus Neapel stammt, 1943 geboren wurde – und damit einige Parallelen zur Hauptfigur der „Neapolitan Novels“ aufweist, Elena Greco. Die Geschichte beginnt tatsächlich auch in Neapel in den 1950er Jahren und entfaltet sich dann über Band 1 hinweg über mehrere Jahre, auch verschiedene Orte kommen hinzu. An dieser Geschichte hat sich wie gesagt HBO die Rechte gesichert, die Umsetzung aber in die Hände des italienischen Senders RAI 1 gegeben. Fun Fact für Fans von Originalfassungen: Hier wird’s besonders herausfordernd, da nicht nur italienisch gesprochen wird, sondern sogar neapolitanisch. Ich bin dann doch lieber auf die deutsche Synchro gegangen.

My Brilliant Friend – Staffel 1 – Kurzinhalt

Los geht’s etwa in der Jetzt-Zeit, als der Sohn eines alten Freundes die Hauptfigur Elena anruft. Elenas Kindheitsfreundin Lila soll verschwunden sein, und ihr Sohn sucht sie. Elena erkennt dieses Verhalten wieder und beginnt, alles über Lila zu Papier zu bringen, beginnend in den 1950er Jahren in Neapel. Lila ist also Elena geniale Freundin.

Elena und Lila wachsen in einem Armenviertel vor den Toren Neapels auf. Gewalt und Einschüchterungen sind an der Tagesordnung, verschiedene Familien rivalisieren miteinander. Die beiden Mädchen gehen zur Grundschule, und niemand erwartet im Prinzip, dass sie danach noch weiter lernen werden. Elena ist allerdings fleißig und zieht die Aufmerksamkeit der Grundschullehrerin Maestra Oliviero auf sich. Auch Lila hinterlässt Eindruck, weil sie so schlau ist, dass sie sich zum Beispiel das Lesen und Schreiben beigebracht hat. Sie erreicht schnell die höchsten Noten in der Klasse, scheinbar ohne Anstrengung. Die Wege der beiden Mädchen gehen zunächst auseinander, als Lilas Eltern sich weigern, nach der Grundschule für die weitere Ausbildung zu bezahlen. Elenas Vater hingegen unterstützt seine Tochter. Während Elena lernt, beschäftigt sich Lila mit dem Schuhgeschäft ihres Vaters. Sehr zu seiner Verärgerung träumt sie davon, gemeinsam mit ihrem Bruder neue Schuhe zu entwerfen, edler und anspruchsvoller als das, was ihr Vater fabriziert hat.

Lilas Charakter zieht die jungen Männer des Vorortes an, darunter Marcello Solara. Obwohl Lila von ihrer Familie unter Druck gesetzt wird, Marcello zu heiraten, betrachtet sie die Solaras als grundlegend böse. Um Marcello zu entkommen, akzeptiert sie Stefano Caraccis Heiratsantrag, den Besitzer des örtlichen Lebensmittels, der Lilas Schuhprojekt finanziert. Auf der Hochzeit kommt es zum Eklat, als die Solaras auftauchen, in den Schuhen, die Lila entworfen hat.

My Brilliant Friend – Spoilerarmes Review zu Staffel 1

Man merkt schon, die Geschichte ist nicht so schnell erzählt, und tatsächlich passiert in den nur acht Folgen (immerhin jeweils eine Stunde lang) auch eine ganze Menge. Geordnet wird alles von der Erzählerin Elena, die ja zu Serienbeginn mit den Notizen über Lila beginnt und die Geschichte aus dem Off immer weiter sortiert und begleitet. Dennoch muss man sich schon konzentrieren, den Überblick zu behalten, wer jetzt zu welcher Familie gehört, und wer von wem abhängig ist. Das wird nach zwei Folgen noch einmal anstrengender, wenn wir offensichtlich einen kleinen Zeitsprung machen und die Hauptfiguren alle eine Spur älter daher kommen, was unter anderem auch bedeutet, dass die Kinder und Jugendlichen durch neue Darsteller besetzt werden.

Das ist eigentlich schade, weil gerade Elisa Del Genio als Elena und Ludovica Nasti als Lila ihre Sache großartig machen. Da hat die Serie auch gleich schon ihre ersten großen Momente: Wenn sich die kleine Lila vor den großen Jungs des Viertels aufbaut, wenn Elena eingeschüchtert im Abseits steht. Zumindest bei Lila ist auch die Folgebesetzung direkt gelungen, wenn Gaia Girace übernimmt. Bei Elena, die dann von Margherita Mazzucco gespielt wird, bleibt die Leistung zunächst recht blass und blüht erst mit dem gleichzeitigen Aufblühen des Charakters auf Ischia auf.

Auch der Rest ist gut besetzt. Mir gefallen Giovanni Amura als Stefano Carracci und Gennaro De Stefano als Lilas Bruder sehr gut, auch Elvis Esposito als Marcello ist gut besetzt. Auch die Inszenierung passt – man wird irgendwie mitgezogen in die Handlung, die Folgen profitieren davon, dass Regisseur Saverio Costanzo immer ganz nah dran ist an den handelnden Figuren. Das sorgt für eine dichte Atmosphäre. Er spielt auch viel mit Farben, kontrastiert gerne den trüben, grauen Vorort gegen das bunte, lebendige Neapel oder das noch losgelöstere, leichte Ischia. Und dann Max Richters Musik: Sie fängt einen natürlich wie in den mittlerweile vielen anderen Serien unter seiner Beteiligung („The Leftovers“) ein, die Melodiemuster bleiben im Kopf, die Variationen, die er immer wieder setzt, sortieren neben der Erzählerin noch einmal die Handlung auf einer weiteren Ebene. Das ist natürlich ei absoluter Gewinn für die Serie, die auch sonst nicht viel verkehrt macht. Was einem das Zuschauen ein kleines bisschen vermiest, sind die wirklich eher lieblosen Kulissen und vor allem die stumpf in die Kulisse geschickten Statisten, die für eine recht sterile Atmosphäre sorgen. Sie stehen an den Straßen wie bestellt und nicht abgeholt, alles fährt und bewegt sich scheinbar passend durchs Bild – das nervt irgendwann tatsächlich.

Aber ich kann darüber hinweg sehen, weil der Rest einfach überzeugt. Eine gute Entscheidung von HBO, die „Neapolitan Novels“ serientechnisch umzusetzen – und diese Umsetzung tatsächlich vor Ort produzieren zu lassen. So taucht man für acht Stunden ab in diese triste Vorstadt- und Nachkriegswelt und wird Teil der Grecos,der Carraccis, der Pelusos, der Solaras und der Sarratores. Und das Gute ist: Auch Staffel 2 haben HBO und RAI 1 schon umgesetzt. Dann kann’s ja gleich weitergehen.

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