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"115 kg Selbstjustiz", die Margrave auseinandernehmen. (Finley)

Review: Reacher – Staffel 1

Mini-Spoiler
8. Februar 2022, 20:20 Uhr
Mini-Spoiler
Chris
08.02.22

Reacher, Jack Reacher… Na, klingelt es da bei dem einen oder anderen, wenn er diesen Namen hört oder liest? Ich hatte als erstes die Verfilmung mit Tom Cruise in der Hauptrolle im Kopf, als ich las, dass es eine Serie mit diesem ganz speziellen Militärpolizisten geben sollte. Dieser wurde durch den Hollywoodstar bereits 2012 verkörpert und schaffte es dann 2013 in die Kinos, bevor Cruise 2016 noch einmal in die Haut dieser gefährlichen „One-Man-Army“ schlüpfte. Knapp ein Jahrzehnt später darf nun Alan Ritchson die (zumindest körperlich gesehen) eindrucksvollere Performance abliefern. Seit dem 04. Februar können ihn die Fans als „Reacher“ auf Amazon Prime sehen. Rein optisch definitiv die bessere Besetzung – auch deshalb, weil der Autor und „Reacher“-Erfinder Lee Child in seinen Büchern stets von einem Hünen in Menschengestalt spricht, was ja beim 1,70m großen Cruise dann eher nicht so der Fall ist. Im Gegensatz zu Cruise hat Ritchson für diese Rolle also zumindest auf alle Fälle die richtige Physis und wirkt in jeder Kameraeinstellung recht beeindruckend. Ob das aber reicht, werdet ihr dann gleich lesen. Genug des Geplänkels, auf zur Beschreibung der Hauptrollen.

Zunächst wäre da eben der titelgebende Jack Reacher, der nicht nur von seinen Freunden nur „Reacher“ genannt werden will. Ein Brocken von einem Mann, über 1.90m groß, sicherlich rund 115 kg schwer, mit der Statur eines austrainierten Sportlers, eher noch Bodybuilders. Somit ist eins klar: wo Reacher unterwegs ist, fällt er auf. Das ist jetzt allerdings nicht immer von Vorteil. Nur mit wenig Bargeld und der Kleidung, die er am Leib trägt, „bewaffnet“ taucht er nun in der Südstaaten-Kleinstadt Margrave auf. Wer die zahlreichen Romane (mittlerweile 26 an der Zahl) kennt, der weiß, dass Reacher, anders als z.B. der maskierte Held Batman, Bösewichte nicht nur verhaftet oder kampfunfähig macht. Nein, Reacher macht kurzen Prozess und beendet gleich mal das Leben derjenigen, die seinen Pfad kreuzen und auf der falschen Seite des Gesetzes stehen. Dieses Abenteuer beginnt mit dem Hinweis seines Bruders, der ihn auf die Fährte eines verstorbenen Blues-Musikers namens Blind Blake und damit in die Kleinstadt Margrave bringt. Bluesfan Reacher zögert nicht lange und schon ist der, wie seinerzeit Bruce Willis in „Stirb langsam“, zur falschen Zeit am falschen Ort. In Margrave wurde nämlich fast zeitgleich mit seinem Eintreffen eine unbekannte Leiche gefunden, der erste Mord seit 20 Jahren. Und gerade da kommt der riesenhafte Fremde gerade recht. Wer soll denn bitte sonst der Täter gewesen sein? So denkt zumindest die Kleinstadt-Polizei und auch ein Großteil der Einheimischen. Ehe er sich versieht, findet Jack sich auch schon im Knast wieder, zumindest so lange bis geklärt ist, ob er mit dem Mord etwas zu tun hat. Begleitet wird er vom eher unscheinbaren Banker Paul Hubble.

Paul Hubble, Finanzspezialist und Banker, spielt eine wichtige Rolle in diesem Katz- und Maus-Korruptions-Kammerspiel. Wie wichtig, das ist anfangs gar nicht erkennbar. Paul führt ein beschauliches Leben in Margrave, hat es zu deutlich sichtbarem Wohlstand gebracht und lebt mit seiner hübschen Frau und den zwei Töchtern in einem entsprechend riesigen Anwesen. Bevor Paul sich als angeblicher Mörder outete, gab es für die Außenwelt nichts an ihm auszusetzen. Durchschnittliche Größe und Gestalt, harmlos wirkendes Äußeres inklusive Spießer-Brille, dabei aber durchaus gutaussehend: das alles macht es später im Knast nicht einfacher für ihn und er ist von Anfang an das typische Opfer. Wie gut, dass er zusammen mit Reacher eingeliefert wurde, der ihn auch sofort mit vollem Körpereinsatz beschützt. Glücklicherweise gestaltet sich der Knastaufenthalt als Kurztrip und beide werden aufgrund mangelnder Beweise entlassen. Zum Leidwesen seiner Familie verschwindet Paul allerdings daraufhin spurlos. Margraves Polizei hat also alle Hände voll zu tun. Allen voran Finley, der zweite Chef der Mannschaft.

Finley, Chief-Detective der Kleinstadt-Polizei von Margrave, hat ursprünglich in Harvard studiert und in Boston gelebt. Warum er eine wohl glänzende Karriere aufgab und der schillernden Großstadt den Rücken gekehrt hat, erfahren wir im Fortgang der Serie. Stets im zugeknöpften Tweed-Anzug gekleidet wirkt er absolut bieder und wie jemand, der zum Lachen in den Keller geht. Er hat auch eine Marotte: wann immer möglich, nimmt er seinen Ring ab und dreht ihn auf dem Tisch um gedankenverloren zuzusehen wie das blinkende Ding schlussendlich jeden Schwung verliert und fällt. Ja, man könnte Finley für einen Sonderling halten, wenn auch für einen sehr intelligenten – und absolut fehl am Platze für eine Kleinstadt der Südstaaten. Was ihn wiederum mit den Einheimischen verbindet: Reacher mag er nicht, vielleicht auch schon allein aufgrund dessen Optik oder dessen anfänglicher Schweigsamkeit. Allgemein hält er mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg und ist auch für klare Ansagen bekannt, auch wenn es um die Big Player in Margrave geht, allen voran den Großindustriellen Kliner!

„Vielleicht halten sie sich ja für jedermanns Daddy in dieser Stadt. Doch meiner sind sie nicht. Sie haben mir nicht zu sagen, wie ich meine Ermittlungen führen soll. Wenn ich Ihnen also einen gut gemeinten Rat zurück geben dürfte: Sollten Sie weiterhin meine Polizisten beeinflussen oder meine Ermittlungen auf irgendeine Art behindern, dann trete ich Ihnen mit meinem Fuß in Ihren verdammten Arsch, bis Ihr Herz aufhört zu schlagen.“ (Finley zu Kliner)

Kliner, Firmenchef des undurchsichtigen gleichnamigen Imperiums, gibt hier den Bösewicht und ist derjenige, der der Kleinstadt nicht nur seinen Stempel aufgedrückt hat, sondern auch der, dem wohl Margrave komplett „gehört“. Auf welche Art er sein großes Vermögen aufgebaut hat, erscheint anfangs unklar. Zumindest ist er wohl der Hauptarbeitgeber für viele in der Gegend und irgendwie scheint jeder von ihm und seinen Unternehmungen zumindest finanziell abhängig zu sein. Klischeehaft, klar, aber trotzdem vorstellbar. Entsprechend großkotzig gebärden sich somit auch Kliners Sohnemann KJ und Neffe Dawson, eben ganz so, als wäre die Stadt und damit auch jeder Einwohner ihr ganz persönliches Eigentum und ihre Spielwiese. Auch der Bürgermeister der Kleinstadt ist allem Anschein nach großzügig „geschmiert“ durch Kliner Industries. Grover Teale, der sich ziemlich bald zum Polizeichef erklärt, nachdem jener passenderweise durch Unbekannte ermordet wurde, legt das Recht so aus, wie es ihm passt. Er legt fest, wie, wo und mit welchen Mitteln ermittelt wird und auch wer unantastbar ist und abseits jeglicher Kontrolle durch die Polizei sein Handwerk weiterführen darf. Bruce McGill spielt den korrupten, schmierigen Politiker wirklich gut. Man nimmt ihm diese Rolle ab und findet ihn genauso unsympathisch, frauenfeindlich und großkotzig, wie er in seiner Rolle aufgeht. Respekt!

Aber, es gibt natürlich nicht nur Bösewichte in der Kleinstadt, sondern auch rechtschaffene Polizeibeamt*innen wie Roscoe Conklin (Willa Fitzgerald). Die quirlig-lebendige, aufgeweckte junge Frau hat sich wohl bereits beim ersten Zusammentreffen mit Reacher eine ganz eigene Meinung über den Riesen gebildet und beschlossen, dem Fremden die Chance zu geben, sich zu rehabilitieren. Fortan unterstützt sie Reacher bei seiner Suche nach den wahren Mördern und hilft ihm kompetent aus so manch verzwickter Situation heraus. Auch Roscoe ist nicht auf den Mund gefallen, was so manches Mal in witzigen Zitaten mündet wie:

„Oh mein Gott, seine Beine! Das ist ja wie Tetris“

Was hat sie nur gesehen? Reacher hatte möglichst platzsparend versucht, gleich drei Leichen im Kofferraum einer Mittelklasse-Limousine unterzubringen, da muss man eben so manche Gliedmaßen etwas verbiegen oder brechen, dann passt das auch!

Ganz allgemein passt mir auch diese Serie ziemlich gut, besser gesagt: sie trifft meinen Geschmack und deshalb gibt es von mir

Geradlinigkeit, Schwarz-Weiß-Denken, daraus folgend eine strikte Unterteilung der Welt in Gut und Böse vorzunehmen: all das macht Reacher aus und prägt ihn. Reacher, will als einsamer Held den Mord an seinem Bruder rächen und lässt sich dabei von niemandem abbringen, egal ob das Behörden, südamerikanische Schurken, Kleinstadtschläger oder Psychopathen sind. Wie uns Einblenden aus seiner frühen Jugend zeigen, war das schon immer so. Reacher hat sich für die Schwachen eingesetzt und das mit vollem Körpereinsatz. Somit ist für ausreichend Action, die noch dazu glaubwürdig rüber gebracht wird, gesorgt. Seine Drohungen sind keine leeren Worte und jeder, der das Glück hatte, eine Begegnung mit ihm überlebt zu haben, weil er sich kooperativ verhielt, weiß davon ein Lied zu singen.

Allgemein gibt es auch die eine oder andere unschöne Szene zu sehen. Beispielsweise lassen die Morde, verübt durch südamerikanische Söldner unter Führung eines ganz besonders seltsamen Psychopathen, durchaus etwas Ekel verspüren. Diese kreuzigen ihre (Auftrags-)Opfer mit Vorliebe, verwenden dazu ellenlange Stahlnägel, trennen das Geschlechtsteil vom Körper und verfüttern es dem Gekreuzigten. Nicht nur der nette, unbedarfte junge Mann von nebenan, der hier den Leichenbeschauer/Forensiker spielen darf, hat mit dieser Vorgehensweise seine Probleme. Über 20 Jahre kam es in Margrave zu keinem Mord, so erfahren wir von ihm, und jetzt häufen sich die Leichen auf seinen Tischen.

Auch kleine Details erfreuen das Zuschauerherz, so zum Beispiel die authentisch wirkende Location von „Jolene’s Chicken Shop“ samt uriger Besitzerin. Hier würde ich mir auch die eine oder andere Delikatesse schmecken lassen. Auch ein Herz für Tiere im Allgemeinen hat unser Held und speziell für Hunde im Besonderen. Deren Besitzer machen dann auch gleich mal mit seiner Faust Bekanntschaft, wenn eben Wasser ausbleibt oder die Kette den Hals des armen Vierbeiners zuschnürt. Haudrauf-Reacher hat eben sein Herz am rechten Fleck! Das macht ihn (zumindest für mich) noch sympathischer.

Apropos sympathisch: Dies sind auch die Nebendarsteller, ob es nun der Barbershop-Besitzer Mosley ist, der sich natürlich mit Blues auskennt und die von Reacher gesuchte Bluesgröße auch kannte oder Reachers Ex-Kollegin Neagley, die wir Serienfans unter anderem auch aus ihrer Rolle der Liz in „Swampthing“ kennen. Auch so mancher Kosename wie „Frankensteins Monster“ für Reacher, verliehen durch Roscoe, sorgt für Schmunzler und runden das gute Gesamtbild dieser Serie für mich passend ab.

Umso erfreulicher ist die aktuelle Nachricht, dass es sicher eine weitere Staffel von „Reacher“ geben wird, auch mit Alan Ritchson in der Hauptrolle! Das lässt natürlich viel Spielraum für Spekulationen, welches der zahlreichen Abenteuer von Reacher denn dieses Mal filmisch umgesetzt wird. Egal welchem Buch diese Ehre zuteil wird, ich werde auf jeden Fall hier einschalten!

Bilder: Amazon Prime Video

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