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Kunstvoll angerichtet, aber sättigt nicht

Review: „The Bear“ – Staffel 3

28. Juni 2024, 14:32 Uhr
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Gestern ist die komplette dritte Staffel von „The Bear“ auf Hulu bzw. international teilweise über Disney+ veröffentlicht worden. Hier in Deutschland müssen wir uns leider noch bis Mitte August gedulden. Allerdings muss ich nach Ansicht der zehn neuen Folgen sagen, dass ich mehr erwartet hatte. Man verliert sich ein bisschen in der Aufmachung und kommt nicht wirklich an die guten ersten beiden Staffeln heran. In Kürze und ohne konkrete Spoiler möchte ich euch darlegen, weshalb ich so empfinde.

Bereits die erste Folge nimmt sich alle Zeit der Welt, um in einer äußerst langen Mega-Montage den bisherigen Weg Carmys aufzubereiten. Der in Folge Zwei erfolgende ungewöhnlich lange Vorspann entpuppt sich glücklicherweise als einmalige Sache, auch wenn ich die Grundidee, die echte(?) Küchen-Szene Chicagos darzustellen, sehr feiere.

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Allgemein nimmt man sich auffällig viel Zeit für alles mögliche – nur nicht die Geschichte selbst. Die Erzählung wirkt noch kunstvoller denn zuvor und ist auch visuell sehr nah dran an den Figuren, was extreme Close-ups in den Dialogen zeigen. An sich hat mir hier vieles gefallen, aber neben der Tatsache, dass hier und da etwas viel mit der Tiefenschärfe gespielt wurde, ist mir der Fokus zu sehr verloren gegangen.

Genau wie die Comedy-Aspekte. Die sind gefühlt nur noch auf das Blödel-Duo Neil und Ted heruntergeschrumpft worden, die mitunter gemeinsam mit diversen „Gast-Onkeln“ Blödsinn improvisieren. Das funktioniert teilweise, aber wirkt auf mich zu stumpf konstruiert (Aber achtet in einer Szene mal auf Ted, der fast loslachen muss, als einer der Gaststars eine Geschichte erzählt).

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Allgemein gibt es viel Dialog, von dem sich vieles leider auch unnötig anfühlt. Ja, man möchte authentisch und nah sein, aber einiges davon hätte dem Schnitt zum Opfer fallen sollen, wenn es nach mir geht. Allgemein fühlt sich die gesamte Staffel wie ein langes Hadern an. Viele Figuren haben gewisse Motivationen, aber zögern und warten und reden und warten und zögern. Und dann ist die Staffel auch schon vorbei. Was konkret in der Staffel passiert ist, kann man in wenigen Sätzen zusammenfassen.

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Das nervt. Alleine schon zu Beginn, als Carmy im groben Sinne so etwas wie „Sorry, dass ich ein emotional zerrütteter Mann war, der unnatürliche Standards anstrebt – ich entschuldige mich, indem ich emotional zerrüttet neue unnatürliche Standards anstrebe!“ sagt. Non-Negotiables, bei denen eigentlich jeder Laden auseinanderbrechen dürfte. Mal ganz davon abgesehen: Wie lange arbeiten die da täglich?! Acht Stunden vor Öffnung, dann 17:30 bis 23:00 Betrieb, danach dann noch saubermachen?! Puh…

„It‘s hard to keep up with you sometimes.“ – „Yeah, well, I‘ve been doing this longer.“ – „I don’t mean on a skill level.“ (Syd & Carm)

Aber gut, ein bisschen geht es ja auch um die Frage, ob man seine mentale Gesundheit opfern muss, um Exzellenz erreichen zu können? Allerdings kratzt man bei der Beantwortung dieser Frage lediglich an der Oberfläche. Stattdessen gibt es viele „Fuck You!“s, einige Gaststars und viele Komplikationen auf dem Weg zum ersten Stern für das „The Bear“ zu sehen. Aber es war jetzt auch nicht alles schlecht. Die zehn Folgen habe ich binnen anderthalb Tagen geschaut und bis auf wenige Ausnahmen keine wirklichen Längen verspürt. Besonders hat mir zudem Folge Sechs gefallen, die Fokus auf eine Figur legt und endlich mal ein anderes Tempo vorgelegt hat. Außerdem mochte ich, dass Carm und Syd sich gleichermaßen darüber aufregen, dass unzerkleinerte Kartons im Pappmüllcontainer liegen (ich hasse das auch!).

Auf dieses Review hat „The Bear“ nun wirklich nicht gewartet. Nach der guten zweiten Staffel war mir das schlicht zu wenig. Ein bisschen fühlte sich die Staffel an, wie der Besuch im Gourmet-Restaurant. Die Gerichte sind wundervoll angerichtet, aber wirklich satt wird man von den viel zu kleinen Happen nicht. Es gab sie durchaus, die emotionalen und intensiven Momente, aber viele waren es nicht. Stattdessen hat man einige Situationen über einige Episoden lang in die Länge gezogen, sich wage und abstrakt gehalten. Meiner Meinung nach hätte man die Handlung in einer halben Staffel erzählen können. Vielleicht hat es der Serie nicht gut getan, dass man bereits von einer Fortsetzung wusste.

4. Staffel von „The Bear“?

Am Ende der dritten Staffel wird ein „To be continued“ eingeblendet. Spätestens da ist klar, dass es weiter gehen wird. Aber nicht nur das, die Staffeln Drei und Vier wurden bereits direkt in einem Abwasch abgedreht. So dauert es hoffentlich nicht all zu lange, bis wir endlich Abschlüsse für einige in die länge gezogenen Entscheidungen und Entwicklungen zu sehen bekommen. Dass ich nach den zehn Episoden abseits dieses Vervollständigungsdranges nicht wirklich Appetit auf einen direkten Nachschlag habe, ist jedenfalls kein gutes Zeichen. Vielleicht bin ich aber auch einfach kein Gourmet und weiß die Qualität nicht zu schätzen. Jetzt erstmal ’ne Currywurst am Imbiss futtern…

Bilder: FX / Hulu / Disney+

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Freitag, 28. Juni 2024, 14:32 Uhr
DramaReview
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