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Zauberhafter Auftakt

Review: The Witcher S01E01 – The End’s Beginning

ACHTUNG: SPOILER !!
20. Dezember 2019, 15:28 Uhr
SPOILER !!
Maik
20.12.19

Das lange Warten hat endlich ein Ende. Heute beginnt Weihnachten – mit den ersten Geschenken für uns Serienliebhabenden. Und Roman- sowie Videospiel-Liebhabenden. Denn „The Witcher“ bespielt gleich alle popkulturellen Medienzielgruppen gleichzeitig. Wahnsinn. Nach Trailern, Charakter-Featurettes und sogar der Info, dass eine 2. Staffel bereits bestellt sei, gibt es jetzt die erste Staffel zu sehen. Ab heute auf Netflix. Acht kleine Geschenke – ich habe gerade das erste angeschaut und biete euch einen kleinen Ersteinblick in die neue Serie.

Keine Zeit verlieren

Ein natürlich aussehendes Reh im Sumpfmoor. Mit der ersten Einstellung hat „The Witcher“ bereits tierische Überlegenheit gegenüber „The Walking Dead“ demonstriert. Verona Pooth hat dem eigentlich still-liegenden, grau-grünlichen Gewässer in Manier ihrer besten Feldbusch-Zeiten noch etwas „Blubb“ hinzugefügt, ehe er seinen großen Auftritt hat: Geralt of Rivia. Nach nicht mal einer Minute im Kampf auf Leben und Tod mit einer mutierten Riesenspinne. Okay – you have my attention! Die Animation schaut soweit ganz okay aus, besitzt aber dennoch einen Restfetzen Künstlichkeit. Wobei, wer von uns weiß schon so genau, wie eine „Kakamora“ natürlich auszusehen hat…?

„Today isn‘t your day, is it?“ (Geralt)

Der Kampf geht gewonnen (Überraschung, sonst wäre die Serie auch seeeehr kurz geraten…) und Geralt will seine Kohle für den Monster-Kill sehen. Bei seiner Suche nach der Vervollständigung seines Quests trifft er im Streifzug durch das Örtchen Blaviken jedoch auf wenig Gegenliebe für Witcher. So muss es sich wohl für Minderheiten in Sachsen anfühlen…

„Go! On your own or at the end of a rope – your choice.“ (Barmann)

Unterstützung erhält er lediglich von Renfri, einer trinkfesten Ex-Prinzession mit Talent zur Verführung und Fluch im Repertoire. Ach ja, Zauberer, da war doch was! Geralts erster offensichtlich vollzogener Zauber führt ihn (wortwörtlich) durch eine Tür in einen Eden-artigen Binnengarten, in dem Frauen Minuten dafür benötigen, einen einzelnen Apfel zu pflücken, weil sie in Gedanken schwelgend überlegen müssen, wo sie nur ihre Klamotten wieder verlegt haben. Das Mittelalterleben war kein leichtes, sondern ein leichtzügiges, wie es scheint… (*ba-dum-tss!*)

„You want me to kill your monster. […] What kind?“ – „The worst kind. A human kind.“ (Geralt & Zauberer Stregobor)

Geralt wird von Henry Cavill auf sehr dunkle und mysteriöse Art und Weise verkörpert, was mir sehr gefällt. Er wirkt dauer-mürrisch, ist um seine sparsamen Worte stets bedacht und wählt sie weise mit bestimmendem Ton. Das liegt vor allem daran, dass er als Witcher keine Emotionen fühlt (Raum für utopische Charakter-Entwicklung, ick hör dir trapsen!). Deshalb setzt es viele kurze Imperativ-Sätze, die auch aus Videospiel-Anweisungen stammen könnten, wo zu lange Dialoge eh von SpielerInnen geskipt werden. Aber gerade in dieser vermeintlichen Schroffheit liegt auch Potenzial für trockenen Humor und wenig einfühlsame Sprüche, die dann umso überraschender (ein)treffen. Ein Beispiel?

„Doesn‘t rhyme. All good predictions rhyme.“ (Geralt)

Vorsicht: Wilde Ortswechsel

Anderer Ort, andere Hauptfigur. Die königliche Enkelin Cirila (ja, im Mittelalter waren die Generationssprünge etwas kleiner als bei uns, oder Königinnen haben sich deutlich jünger gehalten…) spielt lieber mit den Niederen auf der einfachen Straße als mit Adligen zu tanzen. Doch das muss sie glücklicherweise nicht mehr oft, dürften die doch so ziemlich alle tot sein. Upps, Spoiler…

Denn es ist eine durchaus stattliche Armee angekommen. Wieso auch stundenlang mit Anspielungen und Einleitungen bis zu einem großen Finale kleckern, wenn man auch direkt eine halbe Stunde in die Serie hinein mit einer gigantischen Schlacht klotzen kann?! Eben.

Der Kampf der Cintra-Armee gegen die Nilfgaardian-Mächte hat schon ziemlich stark ausgesehen. Helle gegen dunkle Rüstungen, dazu das Spiel mit dem morgendlichen Sonnenlicht, das stets subtil anzeigte, in welcher Orientierung man sich auf dem Schlachtfeld befand. Alles schön und gut, aber ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, wer nun wer ist und für wen ich sein sollte. Das ist dann halt der Nachteil, wenn man kaum der agierenden Figuren kennt, und die gerade mal für ein paar Minuten. Und so wirkt ein Tod (immerhin stirbt mal eine der mitten im Geschehen präsentierten Hauptfiguren) eben auch nicht soo krass. Aber das ist auch gar nicht schlimm, in gewisser Weise diente diese Szenerie eh nur der Konterkarierung des langweiligen Warte-Dilemmas der Prinzessin. Und quasi ihre sehr intensiv erzählte Vorgeschichte. Schlacht verloren, Burg belagert. Königinsposten von „Wartezustand“ auf unbestimmte Zeit verschoben. Soll Geralt finden – so will es die weltrettende Bestimmung (Stichwort: Storyline).

„How long will it hold?“ – „As long as I hold.“ (Prinzessin & Magier)

(Spoiler: Das ist nicht so lange und er selbst hält danach irgendwie noch immer…)

Zur Absicherung (Stichwort: Storyline!!!) hat Geralt die wechselwirkende Bestimmung auch nochmal erhalten. So macht es für uns Zuschauende auch direkt so richtig Sinn. So soll es sein – sagen ja auch alle, dann muss es stimmen! Zunächst weiß Geralt das aber noch gar nicht und erzählt seinem Pferd eine kleine süße Anekdote. Danach stellen sich mir ein paar Fragen. Zum einen scheint Geralt doch eine Art Emotion zu spüren, nämlich Lust. Vielleicht geht das aber auch noch als Trieb oder einfach nur gespielte Geselligkeit durch (immerhin hat Dexter Morgan in „DEXTER“ ja auch zunächst Lust gespielt, eher er später welche empfunden hat). Was ich aber eher verwirrend fand, war die Darstellung von Zeit.

Die Synchronität der Ereignisse erschien mir nicht immer konsequent parallel. Cirila sprach zwischendrin mal von zwei Tagen, die sie mit persönlicher Leibwache und Zauberer im Schutzgemach verbracht hatte, war Geralt diese komplette Dauer über mit Renfri im Wald? Wohl eher nicht (passt alleine nicht zum Ein-Tages-Trip von ihr danach). Kann man das vielleicht noch irgendwie mit superlangen Pferde-Schwätzchen totdiskutieren, wirkt es spätestens seltsam, wenn Geralt bei Tageslicht aktiv ist, während der Angriff auf die Burg in tiefschwarzer Nacht stattfindet. Ich habe weder die Romane gelesen, noch die Videospiele der „The Witcher“-Reihe gespielt, aber laut im Internet vorzufindendem Kartenmaterial befindet sich die Hauptstadt Cintra lediglich südlich von Blaviken. Aber vielleicht ist das wieder so etwas Magisches, das ich nicht kenne… Vermutlich wie bei der Tatsache, dass ein Familienvater bei der Auswahl an Gifttränken bewusst nur zwei von dreien wählt, nur um sich kurz darauf mit dem Zimmerbesteck selbst das Leben zu nehmen (What the…?!).

Traumhaft fantasievoll

Wo wir gerade bei „What the fuck?!“-Potenzial sind: Ich meine, ja, Geralt hat eine Hammer-Figur (muss man ja auch als Mann mal sagen dürfen…), besitzt ein geniales Monster-Tötungstalent und bestimmt noch einige andere Kniffe, aber wow – er kann auf Kommando aus seinem eigenen Traum erwachen! Die Fähigkeit hätte ich auch sehr gerne. Am besten in Verbindung mit einem „direkt einschlafen“-Trick. Danke vorab (ist ja bald Weihnachten…)!

Spätestens bei der sehr cool inszenierten Kampfszene am Ende wird klar, weshalb „The Witcher“ aus guten Gründen erst ab 18 ist. Aber der Kopfschlag hier (oben) geht rein physisch doch gar nicht, ohne das Gemäuer zu treffen, oder? Naja, Magie halt…

Geralt gerät letztlich dann doch zwischen etliche Stuhlreihen, nachdem er ungewollt eines der beiden bösen Varianten wählt. Es folgt eine harmlose Mini-Steinigung, eine Bestimmung (da ist sie wieder!) und der Zug gen Süden. Passenderweise läuft ihm die Prinzessin entgegen, die sehr wohl auf sich selbst aufpassen kann. Bei ihr funktioniert dieser Kindertrick mit dem „Ich schreie, bis ich das bekomme, was ich haben möchte!“ nämlich erstaunlich gut. Ich sag ja, die Magie…

Das war schon ein ziemlich guter Auftakt. Ich wäre noch auf 4,5 gegangen, wenn die kleinen inhaltlichen Schwächen nicht gewesen wären. Aber auch so hat mir das gut gefallen. Die Inszenierung gelang sehr atmosphärisch, intensiv und fantasievoll. Etwas mehr Sumpf und Landschafts-Spektakel sowie allgemein (noch) bessere Cinematographie wäre aber noch wünschenswert gewesen, um Höchstzahlen zu erreichen. Es gab aber gute Dialoge zu hören und gut choreografierte Kämpfe zu sehen, die nie langatmig sind, wie allgemein das Tempo – vor allem für eine Einführungsfolge – angenehm hochgehalten wird. Dieses gute Pacing ist vermutlich auch der Tatsache geschuldet, dass die Staffel direkt veröffentlicht worden ist. Und hat mich jedenfalls mehr in die Handlung gezogen, als die erste Folge „Game of Thrones“ damals. Ja, der lästige Vergleich, ich weiß… Aber es wurde halt so hochgehypt, da Status und Ausrichtung der Serie. Aber „The Witcher“ wirkt anders. Magie ist allgegenwärtig und eher Status Quo denn besonderes Mysterium. Das Tempo ist höher, die Action-Rate auch und die Welt gefühlt deutlich kleiner. Noch. Figuren wie Yennefer haben wir ja noch gar nicht erlebt. Aber auf mich wirkt es alles kompakter. Ob das dann die Größe und epischen Windungen einer George R.R. Martin-Erzählung erhalten wird, bleibt unklar. Es kann aber auch einfach beides gut sein, selbst, wenn es anders ist. Immerhin gab es direkt mal einen Tommen-Gedächtnissprung. Viel mehr fühle ich mich zunächst jedoch an „Diablo IV“ erinnert. Das frisch angekündigte Spiel soll sich nämlich auch um die dunkle Dämonen-Göttin Lilith handeln, die hier bereits einige Male Erwähnung gefunden hat. Wieso nicht „The Witcher“ als Vorgeschichte und Einstimmung auf den Daddelspaß in ein paar Jahren sehen?

Insgesamt macht „The Witcher“ jedenfalls Lust auf mehr. Ich werde bestimmt zeitnah weiterschauen, immerhin steht ja eine weihnachtliche Zugfahrt gen Heimat und zurück an. Da sollten sieben Stunden doch zu füllen sein… Die Figur des Geralt bietet viel Potenzial, sowohl was Action aber eben auch Dialoge anbetrifft. Seine Ausstrahlung ist direkt von Szene Eins an spürbar, da dürfte ein weiterer ikonischer Charakter Einzug in die TV-Popkultur halten. Auch viele andere Figuren bieten reizvolle Grundausstattungen. Die Magie-Aspekte dürften für das gewisse Etwas sorgen können, solange sie bewusst und zweckdienlich zum Einsatz kommen. Das könnte was werden.

Bilder: Netflix

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6 Kommentare

  • Für die Produktionskosten hätte man wahrscheinlich auch was besseres machen können. Die Charaktere sind lebloser als die Walker von TWD. Konversationen vorhersehbar, die Sprüche flach, CGI teilweise lächerlich, die Kampfszenen unrealistisch und die Rüstungen für die Damen totaler Krampf.
    Ok, das ganze war so schlecht, dass ich nach ca. 40 min abschalten musste. Passend zum Spiel würde ich sagen. Das hier mit George R.R. Martin zu vergleichen ist eine Beleidigung, wenn auch dort das Ende … na ja war.

    • Letztlich wie so oft halt Geschmackssache. :) Aber da dir das Spiel nicht zugesagt hat, wundert es doch wenig, dass es die Serie auch nicht tut, oder? Und die Spiele lieben etliche Leute, von daher dürfte auch die Serie ihre Fans finden.

      • Alles gut, Xena hat ja auch „Fans“ gefunden. Nur der Hype der um Witcher gemacht wurde/wird ist nicht gerechtfertigt oder offensichtlich für meiner einer nicht nachvollziehbar. Weder beim Spiel noch bei der Serie (beides probiert). Nur fand ich den Vergleich mit Martin nicht wirklich gerechtfertigt. Das hier wirkt technisch und schauspielerisch einfach nur billig im Vergleich zur Qualität von GoT (deshalb der Vergleich mit Xena).

        Ehrlich gesagt, schade, es gibt weit besseres High-Fantasy-Material als ein Computerspiel aus dem man etwas machen könnte. Ok, Lizenzen hin her usw. da kommt der Hype ins Spiel, die Voraussetzungen sind günstig für Vermarktung usw. (Ihr seid ja auch „Irgendwas-mit-Medien“) dementsprechend fließen die Gelder in die Richtung.

        Also, ich denke der Vergleich mit GoT hinkt einfach. dDie Basis aus der Witcher entstanden ist, steht auf wesentlich ärmlicheren Beinchen da, als ein ausgereifter Roman wie GoT (leider nicht abgeschlossen und das Ende der Serie, wie gesagt … na ja). Das Resultat bei Witcher ist eher relativ ernüchternd und weit weniger immersiv, daher der billige Eindruck.

        Man hätte das Geld besser verbraten können (Osten Ard, Farseer, Wheel of Time etc.) wenn man schon in das Genre investieren will. Aber es werden nun mal solche Projekte vorgezogen, weil ja die Kuh gemolken werden will ;-)

        Wie auch immer, ich will hier nicht rumstreiten, da kann jeder seine eigene Meinung haben. In dem Sinne schöne Feiertage usw ;-)

      • Du weißt aber, dass „The Witcher“ (wie hier und in den weiteren Beiträgen zur Serie bei uns im Blog beschrieben) wie die Spielereihe auch auf einem „ausgereiften Roman“ basiert? :) Aber bin ja bei dir, dass der Vergleich kaum gegeben sein kann, schreibe es ja auch so. Der kam auch eher im Vorfeld und bedient glaube ich eher das „Fantasy-Loch“, das sich nach dem Ende ergeben hat. Das wird „The Witcher“ aber aus mehrerlei Hinsicht mMn nicht annähernd füllen können.

      • Ja, die Geralt-Saga oder -Zyklus, aber die hab ich nie in den Fingern gehabt. Mea culpa, vielleicht sollte ich das nachholen. Allerdings schwer, wenn man so voreingenommen ist ;-) Also wahrscheinlich wie meistens, die Bücher besser als die Umsetzung auf andere Medien. Aber wenn man so ein Material so vorgekaut kennen lernt, ist es schwer unvoreingenommen da ran zu gehen. Wahrscheinlich hab ich nur meinen Frust hier rausgehauen lol
        Spannend wird, was aus der Serienumsetzung von HDR wird. Die Messlatte nach der Verfilmung und GoT ist extrem hoch, woran ja auch Witcher gemessen wird.

      • Ach, kein Problem. Ich habe die Vorlage auch nicht gelesen und keines der Spiele gespielt, daher kein Vorwissen. Sehe es wie du, dass man vermutlich immer erst gelesen haben sollte, schon der Fantasie-Anregung wegen, sonst hat man vor dem geistigen Auge nur Schauspieler herumturnen.
        „HdR“ dürfte einem „GoT“-Hype auch in der Art deutlich näher kommen, da bin ich total bei dir!


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