Disney will ab September 2024 gegen das Account-Sharing bei Disney+ vorgehen – so hat’s Disney-CEO Bob Iger laut The Verge verkündet. Was heißt das für unser Nutzer:innen? Wie bei Netflix wird es dann nicht mehr möglich sein, seine Zugangsdaten mit Personen zu teilen, die nicht Teil des Haushalts sind. Im Juni 2024 hatte ich in einem TV-Aufreger-Beitrag dieses Vorgehen von Disney bereits angekündigt – jetzt wird’s konkret.
Damit Disney+ das überhaupt machen kann, hat es eine Änderung der Nutzungsbedingungen gegeben. In den Änderungen der Nutzungsbedingungen steht drin, dass Account-Sharing explizit verboten werden, dafür aber Zusatzmitgliedschaften ermöglicht werden – auch das kennen wir von Netflix. Dass Sachen wie Account-Sharing-Verbot kommen würden, war uns ja schon klar – nur der Zeitpunkt war noch offen.
Für mich ist dies das richtige Vorgehen von Disney. Klar ist das ärgerlich, wenn man sich den Account bisher mit jemandem geteilt hat, wenn man sich zum Beispiel selbst nur für die Star Wars- oder Marvel-Sachen interessiert hat. Aber klar ist doch auch, dass nicht nur der Betrieb des Streamingdienstes Geld kostet, sondern vor allem auch die Produktion der Inhalte. Wir Zuschauer:innen erwarten immer wieder eine Liste neuer Inhalte (ich persönlich eher weniger, ich komme eh kaum hinterher mit dem Abarbeiten meiner Watchlist, aber nach Veröffentlichen der Monatsvorschauen hier im Blog gibt’s regelmäßig enttäuschte Kommentare von User:innen, dass mal wieder „nichts Interessantes“ dabei ist – um die Kommentare mal freundlich zu übersetzen). Und diese Inhalte lassen sich nur produzieren, wenn man auch über ein entsprechendes Budget verfügt und Fails wie das CGI-Reh aus „The Walking Dead“ vermeiden möchte.
Disney+ als Zusatzmitglied nutzen: Worauf müssen wir uns in Deutschland einstellen?
Disney+ hat die Bedingungen zu den neuen Abo-Optionen, die man erwerben kann, angepasst und bietet außerdem die Möglichkeit, zu einem anderen Abo zu wechseln. Die Umstrukturierung des Nutzungsvertrags sieht neue Regelungen vor, damit ein Abonnent einem „Zusatzmitglied“ den Zugang zu Disney+ ermöglichen kann. Wenn man Inhaber:in eines Kontos des Streamingdienstes ist und es mit einer Person teilen möchte, die nicht zum Haushalt gehört, kann man sie als Zusatzmitglied hinzufügen. Diese Mitgliedschaft ist dann kostenpflichtig, man muss sie als Betreiber:in des Hauptkontos bezahlen; der Preis steht allerdings noch nicht fest – das dürfte in Kürze kommen. In den neuen Bedingungen wird auch klar gestellt: Zusatzmitglieder dürfen ihr Konto nicht mit einer anderen Person teilen.
Und der Streamingdienst wird weiter konkret: In den Nutzungsbedingungen stellt Disney+ klar, in welchem Rahmen es erlaubt ist, das Konto mit anderen Personen zu teilen. Es geht dabei um den „Haushalt“ – für Disney+ ist das „die Gesamtheit der Endgeräte, die für die Nutzung Ihres Kontos an Ihrem privaten Hauptwohnsitz verwendet werden oder wurden und von Personen verwendet werden, die dort wohnen.“ Disney+ erläutert weiter bestimmte Bundle-Angebote, die möglicherweise in Zukunft bereitgestellt werden. Dazu kommt eine Klausel, die klarstellt, dass das Blockieren von Werbung unzulässig ist und Disney+ im Falle einer solchen Aktivität das Abo nach vorheriger Ankündigung unter anderem sperren oder kündigen kann. In den USA geht diese Maßnahme einher mit einer Preiserhöhung der verschiedenen Pakete – wird hatten hier darüber berichtet.
Damit setzt Disney+ auf ein ähnliches Modell wie Netflix – auch der Streamingdienst war gegen Account-Sharing vorgegangen, und war damit wider Erwarten ziemlich erfolgreich.
…und dabei sollte Disney+ ja eigentlich dankbar für jede Zuschauerin sein, die sich deren mittelmäßig unterhaltsamen Kram überhaupt noch freiwillig, geschweige denn kostenpflichtig anschaut.
Disney wird in den nächsten 5 Jahren seinen Streamingdienst bestimmt beenden oder verkaufen und sich dafür auf die, bisher noch erfolgreichen Bereiche der Themenparks und des Merchandise konzentrieren.
Leider war der gesamte Disney-Konzern so dumm, Menschen nicht mehr nur unterhalten zu wollen, sondern sie jetzt auch noch ungefragt erziehen zu wollen. Und das rächt sich nun verdienter weise.
Leider stellst du das Account-Sharing-Verbot bei Netflix als einen erfolgreicheren Schachzug dar, als es professionelle Börsenanalysten und sogar das Unternehmen selber darstellt.
Vergleicht man die Quartalsabschlüsse der letzten Jahre, so war vor dem Verbot ein, sich langsam aber stetig abflachender Kundenzuwachs zu erkennen. Vor 3 Jahren waren es 208 Millionen bezahlte Mitgliedschaften (Q2 2021), vor 2 Jahren 222 Millionen (Q2 2022), letztes Jahre 233 Millionen (Q2 2023) und dieses Jahr wären es ohne die Einführung des Sharing-Verbots vermutlich rund 240 Millionen zahlende Kunden geworden, hätte sich der Trend der Vorjahre fortgesetzt. Mit dem Verbot konnte man zwar etwa 30 Millionen mehr Kunden akquirieren, als ohne Verbot zu erwarten gewesen wären, dafür rechnet man bei Netflix allerdings damit, dass sich die Kundennachfrage bereits im 3. Quartal 2024 wieder deutlich abschwächen wird, (in einigen Online-Artikeln wird spekuliert, dass der Rückgang sogar stärker ausfallen wird, als es sich vor dem Verbot abzeichnete). Und das ist ja auch nachvollziehbar, da man mit dem Verbot nur Menschen dazu brachte, für das Angebot zu zahlen, die Netflix vorher bereits als „Trittbrettfahrer“ geschaut haben. Von echten „Neukunden“ kann man da nicht sprechen, und weil das auch Netflix weiß, haben sie die Erwartungen ihrer Aktionäre jetzt schon gedämpft und werden ab nächstem Jahr gar keine Informationen mehr über die Anzahl der bezahlten Mitgliedschaften veröffentlichen.
Ziemlich sicher, weil sie Angst vor der Reaktion der Anleger haben.
Disney+, die wesentlich schlechter aufgestellt sind, als der Marktführer, wird es vermutlich noch deutlicher spüren, dass man mit Maßnahmen wie dem Account-Sharing-Verbot dem Unternehmen nur einen einmaligen „Boost“ verpassen kann, einen Abwärtstrend damit aber nicht aufhalten kann.
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