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Andy in der White Lodge

Review: Twin Peaks S03E14

ACHTUNG: SPOILER !!
19. August 2017, 20:02 Uhr
SPOILER !!
Michael
19.08.17

Für David Lynch sind Träume immer sehr wichtig. Durch sie erklärt er viele Begebenheiten in seinen Filmen und Serien; die Hauptfiguren bekommen so Hinweise, Eingebungen und Vorstellungen, was auf sie zukommt. In Twin Peaks war das bereits in den ersten beiden Staffeln ein wichtiges Element: Agent Cooper hat so Zugang zu Laura Palmer und letztlich auch zur Black Lodge erhalten.

In der aktuellen Folge von Twin Peaks ist David Lynch selbst an der Reihe – in Person von FBI-Agent Gordon Cole. Und dieser Traum hat es in sich: Sein Traum ist in schwarz-weiß gehalten, und er trifft doch in Paris auf die Schauspielerin Monica Bellucci, die einfach mal sich selbst spielt. Sie stellt Cole die Frage, wer denn der Dreamer sei?

„We’re like the dreamer who dreams and lives inside the dream…but who is the dreamer?“

Dann gibt’s noch einen coolen Move für Lynch-Insider: Bellucci gibt Cole einen Hinweis, sich zu erinnern, und er dreht sich um. In der Realität blickt Lynch dabei auf ein Atelier, in dem er diverse Werke geschaffen und ausgestellt hat. In der Serie selbst erinnert sich Cole bei diesem Anblick an eine Episode in seinem Büro in Philadelphia, bei der auch Albert Rosenfield und Dale Cooper zugegen sind. Als Zuschauer kennen wir den Moment schon aus dem Twin Peaks-Film – das heißt natürlich auch, dass David Bowie hier nochmal einen Auftritt hat, als Phillip Jeffries. Der Auftritt ist leider ähnlich kurz wie im Film, obwohl es ja weiteres Schnittmaterial gibt, das es nicht in den Film geschafft hat, sondern nur als „Missing Pieces“ in den Bonusbereich. Hier wäre meines Erachtens die Gelegenheit günstig gewesen, dieses Material noch zu verwenden.

Überraschenderweise ist ein Satz von David Bowie neu eingesprochen worden – nicht von ihm, sondern von einem anderen Schauspieler. Jeffries sagt jetzt nicht mehr: „Was glaubst Du, wer das ist?“, als er auf Cooper zeigt, sondern „Was glaubst Du, was das ist?“ – ein wichtiger Unterschied, der vor allem unter der Berücksichtigung der Ereignisse in dieser Staffel Sinn macht. Es zeigt aber auch, wie akribisch Lynch an Twin Peaks gearbeitet hat. Hier ist alles bis aufs letzte Wort sorgfältig ausgewählt und beabsichtigt.

Auch aus Sicht der Entwicklung der Story rund um diesen mysteriösen Agent Phillip Jeffries ist es natürlich umso bedauerlicher, dass mit David Bowie offensichtlich keine Szenen mehr gedreht worden sind. Hier steckt eine Menge Potenzial in der Figur, dass offensichtlich leider nicht ausgespielt werden kann.

Dafür bekommen wir eine weitere obskure Szene mit Sarah Palmer präsentiert. Sie ist Gast in einer Bar und wird am Tresen von einem Trucker belästigt. Nachdem er nicht auf sie hört, öffnet sie sich ihm, wie es zu Beginn der Staffel ihre Tochter Laura getan hat. Die Fassade des Gesichts dreht sich zur Seite, und dieses Mal kommt eine dunkle Fläche zum Vorschein, aus der ein breites Grinsen in Richtung Trucker lacht – es ist Lauras Lächeln. Dann tötet Sarah den Trucker in wenigen Sekunden, ist danach aber selbst erschrocken über das, was dort passiert ist. War sie selbst nicht Herr ihrer Sinne? Sie ist schon häufiger als Medium in Erscheinung getreten, hat Major Briggs gegenüber in der alten Serie zum Beispiel mit dunkler Stimme verraten, dass Agent Cooper in der Black Lodge festsitzt. Und: Sie konnte BOB im Gegensatz zu den anderen Menschen sehen.

Schließlich kehren wir noch einmal in die White Lodge zurück, in Form von Deputy Andy. Er ist gemeinsam mit Sheriff Truman, Hawk und Bobby an jene Koordinaten gereist, die Bobbys Vater durchgegeben hatte: Und dort öffnet sich der Wirbel am Himmel wieder, dieses mal allerdings nicht wie bei Cole zur Black Lodge, sondern eben zur White Lodge. Dort finden sie auch die Frau, die Agent Cooper vor Verlassen der Black Lodge begegnet ist. Andy verschwindet für einen Moment und sitzt in der White Lodge dem Riesen gegenüber. Er wird in alle Entwicklungen eingewiesen und bekommt vorgeführt, worauf er und seine Kollegen zu achten haben. Ich fand’s kurz erstaunlich, dass ausgerechnet Andy dort landet, und nicht Hawk beispielsweise. Wenn man sich aber erinnert, dass Agent Cooper einmal gesagt hat, dass nur Menschen in die Lodge gelangen, die reinen Herzens sind, dann macht das durchaus Sinn.

Für den Moment sind mir alle Handlungsstränge irgendwie noch zu weit von einem absehbaren Ende entfernt. Uns läuft sozusagen die Zeit davon, und David Lynch unterlässt es weiterhin, uns irgendwelche konkreteren Hinweise auf eine mögliche Auflösung zu geben. Kann er natürlich machen, ich hoffe aber, er lässt uns nach den 18 Folgen nicht ähnlich ratlos zurück wie vor 25 Jahren.

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