Haus des Geldes. Der Titel sagt nicht viel und doch, wenn man einmal angefangen hat zu gucken, alles. Ich bin auf die Serie gekommen, weil ich auf Facebook einen Kommentar von einem Bekannten gelesen hatte, der diese Serie gefeiert hat. Das muss nichts heißen, denn eben dieser jemand hat auch American Gods gefeiert. Aber da er mich auf Breaking Bad und Dexter gebracht hat, wollte ich es mal versuchen.
Und ich wurde absolut nicht enttäuscht.
Seriensteckbrief
Originaltitel: La casa de papel
Produktionsland: Spanien
Originalsprache: Spanisch
Staffeln: 1 (geteilt in zwei Teile)
Folgen pro Staffel: 15 Folgen (im spanischen Original) / 21 (auf Netflix)
Deutsche Ausstrahlung: Dezember 2017 – April 2018
Verfügbar auf: Netflix
Wie fängt alles an…
Wir lernen Tokio kennen. Doch das ist nicht ihr richtiger Name, sondern wie alle anderen auch, hat sie einen Codenamen. Den richtigen erfahren wir nie. Und ziemlich schnell ist man auch schon im Geschehen. Tokio hat einige falsche Entscheidungen getroffen, die einen Banküberfall zu einem Mord und dem Tod ihrer großen Liebe verwandelte. Und von heute auf morgen war sie eine gesuchte Mörderin. Und dann traf sie den Professor.
Und nein, hier beginnt nicht die Liebesgeschichte. Hier geht es um Geld. Denn der Professor hat seit vielen Jahren an einem Plan gefeilt. Und dafür braucht er natürlich – ganz im Stile der Ocean’s Eleven – eine Crew aus acht weiteren Kriminellen. Jeder mit besonderen Eigenschaften. Und jeder mit besonderen Wünschen. Und natürlich jeder mit einer eigenen Persönlichkeit.
Geld, Geld, Geld
Alle bekommen vom Professor eines versprochen – mehr Geld als jemals zu vor. Mehr Geld als Breaking Bad hatte. Einfach viel, viel mehr. Milliarden. Und wie machen sie das? Sie überfallen die staatliche Banknotendruckerei – und ab hier macht der Titel Sinn! – und drucken sich das Geld einfach selbst. Und dass man dort nicht einfach so reinmarschiert, Geld druckt und wieder mit prallgefüllten Taschen geht, versteht sich von selbst. Sie brauchen einen Plan. Und sie brauchen Vorbereitungszeit. Fünf Monate. Neun Personen. Eine Villa. Und sonst nichts. Keine Ablenkung. Keine Außenwelt. Nur der Plan.
Und ab hier war ich schon überrascht. Denn wir haben alle schon Filme mit tollen Plänen gesehen. Und spektakulären Diebeszügen. Aber diese Serie ist einfach anders. Und einfach besonders. Denn statt mit den Vorbereitungen zu beginnen, springt sie direkt rein. Wir kennen keine der Hauptpersonen und müssen trotzdem direkt mit ihnen einbrechen.
Und damit wird dem Zuschauer das Ausmaß des Plans bewusst. Denn dagegen ist Ocean’s Eleven ein Kinderbuch. Langweilig. Eindimensional gedacht. Der Professor scheint an alles gedacht zu haben. Sie sind bestens vorbereitet. Jedenfalls scheinen sie das.
Der perfekte Plan
Doch wie immer, ist kein Plan perfekt und es ist unheimlich spannend. Das Zusammenspiel zwischen den Kriminellen und der Polizei. Und gerade die beauftragte Polizeichefin Raquel Murillo hat privat noch ganz eigene Dämonen, mit denen sie zu kämpfen hat. Da passt der größte Raubzug der Geschichte Spaniens – oder gar der Welt!- nicht unbedingt rein. Und trotzdem kommt sie ihnen gefährlich nahe.
Aber das war’s. Mehr Inhalt verrate ich nicht, schließlich soll es doch auch spannend bleiben. Meiner Meinung nach ist es eine sehr gelungene Abwechslung zu all den amerikanisch gewohnten Formaten und Serien. Gerade durch die spanische Mentalität und die – für mich – gelungene deutsche Synchronisation. Denn eben diese Mentalität, das feurige Temperament und die Sprache der Spanier geben der Serie eine eigene Note. Auch in der deutschen Fassung. Das macht Spass. Und ist mal erfrischend anders.
Helden gibt es immer
Natürlich gibt es auch Charaktere, die mich zwischendurch sehr genervt haben. Vor allem, wenn wieder jemand den Helden spielen will. Aber das gehört dazu. Wie im wahren Leben gibt es immer Leute, die sich nicht nach unseren Erwartungen verhalten und damit eine Spannung aufbauen, die schwierig ist auszuhalten. Aber das macht es eben spannend. Das macht es lebendig. Dann schaue ich weiter zu – weil ich mich ärgere und sehen will, wie es für diese Person ausgeht. Weil ich verstehen möchte, warum sie das tut.
Fazit: Beste Diebes-Serie
Wie auch immer. Wenn ihr auf der Suche nach einer Diebes-Serie seid, die mit dem perfekten Plan wirbt und mit vielen, unterschiedlichen Charakteren einlädt, ein wenig kriminell zu sein, dann ist Haus des Geldes genau das richtige für Euch.
Ich bin sehr, sehr gespannt, wie es (zum Glück schon) im April weitergeht mit der ersten Staffel! Denn die letzte Folge ließ mich mit offenem Mund und dem Wunsch nach Auflösung zurück.
Also schaut mal rein, fiebert mit und feiert mit mir zusammen in ein paar Wochen die neuen Folgen…
Update 11.04.2018:
Der zweite Teil der ersten Staffel ist raus und war grandios. Also hier geht es gleich weiter zum Review des zweiten Akts. Aber Vorsicht: Absolute Spoilergefahr!
Und für alle Neugierigen – hier nochmal der Trailer:
Dilettantisch, plump, künstlich gehyped, sackschwache Performance von Raquel. Kopiert unverholen Klassiker (inside man)…ich kann dieser Serie wirklich nichts positives abgewinnen, sorry.
Das ist doch mal eine Meinung!
Ich kann dem natürlich nicht zustimmen, denn als ich die Serie geschaut hatte, gab es noch gar kein Hype. Da war sich Netflix nicht darüber bewusst, dass soviele Leute die Serie feiern werden.
Nach meinem Gefühl hat sich diese Serie selbst bewiesen, wie toll sie ist. Denn anfangs erschien sie nicht bei Netflix auf dem Startscreen und jetzt benutzen sie sie sogar als Profilfoto auf Facebook.
Aber wenn es nichts für Dich ist, kann ich das auch verstehen. Schließlich hab ich hier auch oft genug erzählt, welche Klassiker-Serien ich mies finde. Versteht auch nicht jeder. Gut so! :)
ich bin echt üerrascht wie wenige (kaum jemand)darüber schreibt wie krass sexistisch diese Serie ist. Es werden konservative, sexisitsche Rollen verkörpert und mit primitiven, frauenverachtlichen, diskriminierenden Bemerkungen um sich geworfen, und zwar in jeder Episode.
Am Anfang dachte ich das sei Absicht und man behandle das Thema im Laufe der Serie, aber nein es wird nicht besser.
Beispiele der Geheimdienstchef: Kommt mit der Kommissarin und ihren Befehlen nicht klar daher erwähnt er einmal ob sie leicht gerade in „dieser“ Zeit ist (Menstruation) ein anderes Mal meint er ja das kenne er das sind die Hormone einer Frau ab 40. Ein anderes mal als sie sich entschuldigt (fürnichts!) meint er danke, und “ nur damit wir uns verstehen ich bin glücklich verheiratet“ (Sexualisierung der Kommissarin). Außerdem stellt er sie bzgl. der Anzeige vor allen bloß und meint sie sei daher nicht arbeitsfähig. Der Charakter diskriminiert sie sexistisch strukturell.
Charakter Berlin: Verbreitet dauern frauenfeindliche extreme Theorien und niemand spricht dagegen. Es wird einfach so im Raum stehen gelassen.
Darstellung der Frauen: Natürlich werden diese übertrieben sexuell atrativ dargestellt undin diese Positionen gebracht. Beispiel Nairobi hat natürlich beim Geld drucken den Overall halb offen und es blitzt nur der BH darunter heraus.
Homophobie: Lesben und Schwulen Anmerkungen werden im negativen geäußert zb Ep5: Tokio an Prof: „Sind sie etwas Schwul? prof: Gott nein!!“
Die Kommissarin: Ihr Charakter darf sich niemals gegen den Sexismus wehren, sie gibt die starke emotionale zugleich fügsame erfolgreiche Frau .
Das sind nur ein paar Dinge dir mir aufgefallen sind. Die Serie ist eine Katastrophe diesbezüglich, WARUM sollte man all diese Rollen, Beziehungen etc so zeigen ohne Aufzubrechen? Nur wenn man die Situation wie es in Latino Ländern und Spanien leider häufig noch ist so als normal betrachtet und sie einfach einfügt in die Serie. Damit sie dann hunderte junge Männer und Frauen erreicht die meinen das sei ok Verhalten. Das sei normal. Das sind ja coole Charaktere.
Hey Juls,
wow. Du hast so RECHT. Und ich muss sagen, ich habe die Serie gesehen, diese immer wieder kleinen Seitenhiebe mitbekommen, mich angegriffen gefühlt, aber das gemacht, was über Jahre gelernt wurde: es weggeschoben.
Deswegen finde ich es klasse, dass Du dies alles nochmal in diesem Kommentar aufzählst. Denn man (und damit auch ich) ist inzwischen so gewohnt daran, dass man (und auch immernoch ich) es kurz wahrnimmt, aber nicht weiter merkt. Und das ist scheiße. Denn wir wollen die Welt verbessern und das kann man nur, indem man die Fehler aufzeigt, damit sie besser gemacht werden können.
Tatsächlich habe ich die zweite Staffel von Dirk Gently’s Holistischer Detektei gesehen und genau das Gegenteil gedacht (und formuliere das noch in meinem Review): Dort fühlt es sich richtig gut an, denn Frauen spielen mehrere, sehr wichtige Hauptrollen. Sind gleichbedeutend mit den Männern und werden (soweit ich mich erinnere) nicht sexualisiert.
Kennst Du den Bechdel-Test? Der gilt zwar eher für Kinofilme, aber man kann es natürlich auch auf Serien übertragen und das finde ich sehr spannend.
Nichtsdestotrotz hast Du Recht: Man kann eine solche Serie bewerben und gut finden, aber man sollte ganz klar diese sehr krasse Schwäche aufzählen und darauf aufmerksam machen. Denn natürlich kann es auch eine Gesellschaftskritik der Macher sein – dass Autoritäten noch sehr genau zwischen Mann und Frau unterscheiden. Aber das ist jetzt Interpretation…
Ich fand aber die beiden Frauen – Tokio und auch Nairobi sehr stark. Sie hatten auch ihre schwachen Momente, aber es freute mich, dass Frauen nicht nur (und dabei betone ich nicht nur – denn das gab es ja durchaus auch) als Spielzeug des Mannes und nicht als selbstdenkende Person gezeigt wurden. Sie hatten ihre Meinung und haben diese auch stark vertreten. Was man davon halten mag, ist eine andere Sache. Aber sie haben nicht anderen nach dem Mund geredet…
Was denkst Du? War es Gesellschaftskritik? Oder wirklich plumper Sexismus der Serienmacher? Was haben sich die Drehbuchautoren dabei gedacht?
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