Ab dem morgigen Donnerstag geht es bei arte um Gewaltverbrechen, familiäre Katastrophen und die Mystik der nordischen Sagenwelt. Und das alles in einer Serie: „Jordskott“. Mein ganz persönliches Highlight vom letztjährigen Seriencamp. Wer mein Review zu den beiden Screening-Folgen gelesen haben sollte – und wer hat dies nicht – der wird möglicherweise in Erinnerung behalten haben, dass ich mir vorgenommen hatte, die Original-DVD zu bestellen, da ich unbedingt wissen wollte wie es weiter geht und natürlich auch endet.
Und dem war dann auch so. Da mein schwedisch sehr eindimensional ist – Smørrebrød, Smørrebrød røm, pøm, pøm, pøm – habe ich das ganze natürlich mit englischen Untertiteln angeschaut, daher werde ich mir auch noch mal die deutsche Synchro bei arte geben, da man durch das ständige auf den Untertitel schauen bestimmt das ein oder andere übersehen hat.
Aber vor allem Ihr, werte Seriengemeinde, solltet am Donnerstag arte und der Serie einen Besuch abstatten, denn es lohnt sich tierisch. Die zehn Folgen sind überaus spannend, unterhaltsam, mysteriös und vor allem sehr gut inszeniert und gespielt. Ein klein wenig ärgere ich mich, dass ich diesen Serientipp nicht direkt nach der letzten Folge geschrieben habe, denn meine grds. Begeisterung dürfte nun etwas zu sachlich daher kommen. Mit etwas Abstand ist man einfach nicht mehr im mood aber dennoch erhält die Serie eine klare Empfehlung.
Seriensteckbrief
Genre: Drama, Krimi, Mystery
Laufzeit: 58 Min.
Staffeln (Folgen): 1 (10)
Ausstrahlung: 16.02.2015 – 20.04.2015 (SVT)
Darsteller: Moa Gammel, Göran Ragnerstam, Peter Andersson u.v.m. die man nicht kennt
Soundtrack: Erik Lewander
Handlung
Zunächst einmal möchte ich dem deutschen Verleiher meine Hochachtung aussprechen, denn „Jordskott“ heißt bei uns nicht einfach nur „Jordskott“ sondern erhält noch einen typisch deutschen Zusatz „Die Rache des Waldes“. Ich möchte nicht zu viel spoilern, eigentlich gar nicht, aber dieser Zusatz reicht bei weitem nicht aus, um das ganze Mysterium der Serie einzufangen. Und er führt auch in eine falsche Richtung. Daher hätte man den Zusatz auch weglassen können.
Das Ganze ist viel tiefer, viel sinniger verortet. Wenn man so etwas über eine Mysteryserie sagen kann. Für „Jordskott“ selbst gibt’s übrigens keine richtige Übersetzung, es wird aber am Ende nennen wir es mal angedeutet, erklärt und gezeigt was denn dieses Jordskott sein soll.
Im Mittelpunkt der Geschehnisse von „Jordskott“ findet sich die traumatisierte Kriminalkommissarin Eva Thörnblad in einem persönlichen Albtraum wieder, da sie aufgrund des Begräbnisses ihres Vaters für einen Kurztripp in die Heimat und in die Einsamkeit der schwedischen Wildnis namens Silverhöjd zurückkehrt. Eva hatte den Kontakt zum Vater schon vor Jahren abgebrochen, Auslöser war das Verschwinden ihrer Tochter Josefine. Das Begräbnis ihres Vaters ist aber nur ein Vorwand, um wieder nach Silverhöjd zu fahren, denn es hat sich ein vergleichbarer Fall mit einem kleinen Jungen ereignet, der ihre Aufmerksamkeit im fernen Stockholm erregte.
Evas Familie ist seit Jahrhunderten in der Region verwurzelt – fast so lang wie der Silverhöjd umgebende Wald alt ist – und betreibt ein Sägewerk welches sich gerade im Umbruch befindet, nicht nur ausgelöst durch den Tod des Vaters und Besitzers des Werkes. Aber dies interessiert Eva schon lange nicht mehr genauso wenig wie die Verbundenheit ihrer Familie zum Ort und seinen Einwohnern, ihr Interesse zielt einzig auf das Verschwinden des Jungen und die Ereignisse, die dazu geführt haben könnten. Sie stellt zusammen mit der örtlichen Polizei Ermittlungen an, ist aber auch solo unterwegs, getrieben von der Hoffnung und dem Glauben, so mehr über das Verschwinden ihrer Tochter zu erfahren.
Denn ganz tief in sich fühlt Eva immer noch, dass Josefine irgendwo da draußen sein muss. Im Wald. Doch auf was Eva dann stößt, hätte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen können.
Meinung
Ich bin wahrlich kein Fan von Mysteryserien aber „Jordskott“ hatte mich gleich nach der ersten Folge gefangen und in seinen Bann gezogen. Die gesamte Grundstimmung der Serie ist recht düster aber eher mysteriös als gewalttätig kriminell. Die gesamte Serie wird hierbei insbesondere von Moa Gammel als Eva Thörnblad und Göran Ragnerstam als Göran Wass, dem örtlichen Ermittler, getragen. Schauspielerisch als auch durch ihre zentralen Rollen. Ich fand beide sehr überzeugend, jeder auf ihre Art mit dem Fall verbunden.
Die gesamte Geschichte der Serie, das Mysterium, welches nach und nach immer deutlicher zum Vorschein kommt, ist deutlich größer, als man es anfangs vermuten würde. Dies dürfte auch der Grund sein, warum SVT und die Produktionsfirma weiterhin ernsthaft darüber nachdenken, eine zweite Staffel nachfolgen zu lassen. Denn die Welt, die „Jordskott“ da anschneidet, ist wirklich einen weiteren Blick wert. Und dies ist auch der einzige kleine Schwachpunkt der Serie, wenn man so will, denn auch wenn die Staffel abschließend ist, deutet sie ein umso interessanteres „Universum“ an, welches es sich zu entdecken lohnen könnte.
Die zehn Folgen sind anfangs zwar etwas langatmig inszeniert aber passend zu den Ereignissen nimmt die Serie dann Fahrt auf bis es zu einem spannenden Finale kommt, das nicht für alle Beteiligten mit einem Happy End aufwarten kann. Aber das Ende ist absolut sinnig und passend – lässt einem dann aber doch emotional berührt zurück.
Man kann arte mal wieder nur beglückwünschen, sich eine solche Serienperle ins Programm geholt zu haben. Hoffen wir mal dass auch die Einschaltquoten entsprechend sein werden. Denn auch die deutsche Ausstrahlung wird in die Entscheidung einer Fortsetzung mit einfließen und es wäre doch schade, wenn nach all den internationalen Erfolgen gerade das deutsche Publikum Eva und ihrer Suche nach der verschwundenen Tochter die kalte Schulter zeigen sollte.
Ich kann es mir aber nicht vorstellen, denn Qualität setzt sich am Ende immer durch. Und „Jordskott“ hat so viel davon. Auf so vielen Ebenen.
Bilder: SVT
Wow, genialer Trailer! Danke für den Tipp, das wird geschaut :-)
… dafür sind wir doch da .. .;)
Wow, tolles Teil! Hätte ich sonst total übersehen. Danke dafür :)
Doofe Frage: Wird es das auch in der Arte Mediathek geben? Ich weiß jetzt schon, dass ich den Anfang zeitlich verpassen werde, deswegen würde ich mir alles online anschauen. Allerdings hab ich mit der Arte Mediathek keinerlei Erfahrung, uups!
… ohne jetzt direkt geschaut zu haben, arte hat Sendungen glaube ich für sieben Tage in der arte Mediathek. Von daher sollte das klappen.
Ich bin bereits gefangen, danke für deinen Kommentar. Entspricht ganz und gar meiner Einschätzung.
Ich hoffe, du meist „von der Serie“ gefangen oder sollen wir das sAWE Sondereinsatzkommando in Bewegung setzen? Freut mich, dass dich die Serie überzeugen konnte, das zeugt von gutem Geschmack deinerseits.
;o)
Naja, es kann halt nicht jede Serie auf arte so gut sein, wie Breaking Bad. Ich konnte damit überhaupt nichts anfangen. Alles sehr gewollt, aber nicht gekonnt.
Also wenn dein Maßstab „Breaking Bad“ ist kann ich dir auch nicht helfen .. ;o)
Hab soeben die letzte Folge gesehen. Athmosphärisch eine der besten Serien, die ich gesehen habe, vergleichbar mit True Detective 1. Zumindest die erste Hälfte, die war absolut grandios. Die zweite Hälfte hat mich dann nicht mehr ganz so sehr überzeugt, war aber trotzdem gut. Vielleicht hätten 8 Folgen auch ausgereicht. Alles in allem eine der besten Serien der letzten Zeit! Vielen Dank nochmal für den Tipp (obwohl mein Geschmack ansonsten häufig nicht mit Deinem übereinstimmt, Tobias), hätte ich sonst wahrscheinlich verpasst.
Was denn für ein Geschmack? ☺ Sehr schön, prima, dass sie dir ebenso viel Freude beschert hat. Denn dafür sind sie da.
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